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Jan Seghers – Die Akte Rosenherz

Im ersten Teil des Romans beschreibt der Autor den Fall der Karin Niebergall, Frankfurter Edelprostituierte, die den Geburtsnamen Rosenherz trug, nach dem die Frankfurter Polizei die Akte um ihre Ermordung benannt hat. Der Mord fand 1966 in ihrer Wohnung statt. Sie wurde gewürgt, was nicht todesursächlich war und mit 16 Stichen in Nacken und Hals getötet. Anschließend verwüstete der Täter die Wohnung. Staatsanwalt »Terry« Köhler, ein scharfer Hund, übernahm 1966 den Fall, der aber zunächst nicht gelöst werden konnte.
In den 70er Jahren unternimmt die Polizei einen erneuten Anlauf, Licht in das Dunkel um diesen brutalen Mord zu bringen, was aber auch diesmal nicht gelingt.
Etwa 40 Jahre nach dem Mord – Kommissar Marthaler observiert gerade einen Verdächtigen, der die Polizei zu dem versteckten Lösegeld einer früheren Entführung führen soll – küsst die schwangere Freundin Marthalers namens Tereza einen anderen Mann auf der Straße auf den Mund. Sie kann Marthaler nicht sehen, der in seinem Auto am Straßenrand versteckt ist und zuschaut. Marthaler ist eifersüchtig und vermeidet es, Tereza an diesem Abend noch zu treffen.
Am nächsten Tag muss sie, die im Städel beschäftigt ist, mit einem berühmten Kunstwerk nach Budapest fliegen, eine Leihgabe, die dort ausgestellt werden soll. Als sie aber mit dem Panzerwagen zum Flughafen unterwegs ist, wird dieser von zwei bewaffneten Motorradfahrern überfallen. Einer der Begleiter Terezas wird dabei getötet und Tereza wird schwer verletzt.
Marthaler wird von seiner Vorgesetzten und von seinen Mitarbeitern klar gemacht, dass er hier nicht ermitteln darf, nimmt sich aber vor, dies trotzdem zu tun. Die Aussage eines Gauners namens »der kleine Bruno«, der oft mit Kunstdiebstählen und Hehlerei zu tun gehabt hatte, führt Marthaler zur Akte Rosenherz. Bruno hat gesagt, die beiden Fälle hingen zusammen.
Im dritten Teil des Romans tritt nun die junge, angehende Hamburger Reporterin Anna Buchwald auf. Sie hat die einzig noch existenten Akten zum Fall Rosenherz unterschlagen und bereits einen Artikel zur Aktenlage geschrieben, mit dem sie an der Henri-Nannen-Schule, einer berühmten Journalistenschule, angenommen wurde. Sie ermittelt in den folgenden Kapiteln zusammen mit Hauptkommissar Marthaler, der seine Kollegen natürlich in diesem Fall nicht um Hilfe bitten kann.

Jan Seghers schildert spannend und kurzweilig den Fall um die Frankfurter Prostituierte Karin Rosenherz und seine Beziehungen zur heutigen Zeit. Bis hin zu den letzten Seiten des Romans gibt es immer neue Aspekte und Wendungen und man ist am Ende doch ein wenig überrascht, wer nun tatsächlich die Täter einer ganzen Reihe von Verbrechen sind, die mit dem Fall von 1966 zusammenhängen. Die Taten sind oft recht blutig beschrieben, was hier aber gut passt, da es sich eben um nichts anderes als einen Thriller handelt. Wer solches nicht mag, sollte gewarnt sein.
Ausgesprochen lebendig und psychologisch fundiert werden die verschiedenen Akteure der Geschichte, ihre Handlungen und ihr Miteinander dargestellt, insbesondere das Leben und die Marotten des Hauptkommissars Marthaler und seiner Mitstreiterin, Anna Buchwald. Hier ist jede Zeile authentisch, fast wie selbst erlebt, eine Tatsache, die dem Betrachter die Erzählkunst des Autors deutlich macht.
Zudem ist offensichtlich, dass Jan Seghers die Stadt Frankfurt sehr gut kennt und sich auch über die anderen Spielorte seines Romans kundig gemacht hat, zum Beispiel über die Rhön. Er weiß genau, worüber er hier berichtet.

Fazit:
Marthalers vierter Fall basiert offenbar auf dem »echten« Fall des Mordes an der Frankfurter Prostituierten Helga Matura im Jahr 1966. Die Ermittlungsakten zu diesem Fall sind nach Aussage des Verfassers der Ausgangspunkt für den Roman Die Akte Rosenherz. Der Autor betont allerdings ebenso, dass alle Figuren und Ereignisse des Romans frei erfunden sind. Dafür gebührt ihm ein hohes Lob, denn er liefert hier einen Krimi der Extraklasse ab, der psychologisch stimmig ist und dem Leser Spannung bis zum Ende bietet.

Der Autor
Jan Seghers ist das Pseudonym von Matthias Altenburg, der 1958 in Fulda geboren wurde. Er ist ein deutscher Schriftsteller, Kritiker und Essayist und lebt in Frankfurt am Main.
Nach dem Abitur in Kassel studierte er Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Göttingen. Unter seinem Pseudonym begann er 2004, Kriminalromane nach dem Vorbild von Henning Mankell und Sjöwall/Wahlöö zu veröffentlichen.
Ebenfalls unter Jan Seghers schreibt er seit 2006 auf der Website www.janseghers.de regelmäßig sein Internettagebuch Geisterbahn:Tagebuch mit Toten, das auch in Buchform erschienen ist.
Sein Pseudonym ist eine Hommage an die berühmte Autorin Anna Seghers und einen ehemals bekannten Radrennfahrer. (Der Autor selbst fährt leidenschaftlich Rad.)
Altenburg erhielt neben einem Stipendium des Deutschen Literaturfonds den Marburger Literaturpreis, den Offenbacher Literaturpreis und die Schweizer Auszeichnung Burgdorfer Krimipreis.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Buches, mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags.
  • Foto des Autors, Copyright Susanne Schleyer, ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlags.

(ww)