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Das Grauen aus den Bergen

Frank Belknap Long, H.P. Lovecraft
H.P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Band 30
Das Grauen aus den Bergen

Horror, Hardcover, Festa Verlag, Leipzig, Mai 2012, 250 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 9783865521439, aus dem Amerikanischen von Joachim Körber

www.festa-verlag.de

Das Grauen aus den Bergen
Algernon Harris, der unscheinbare Kurator des Manhattan Museum of Fine Arts, ist zunächst entzückt, als er die lebensgroße Statue des heidnischen Götzen Chaugnar Faugn erblickt, die der Forscher Ulman von einer Expedition mitgebracht hat, die ihn körperlich und seelisch entstellt hat. Ulman behaart auf die sofortige Zerstörung der Statue und erzählt Harris von seinen Erlebnissen mit dem Hohepriester des Götzen. Schließlich bricht er tot zusammen. Algernon Harris ist skeptisch und schlägt die Warnungen seines alten Freundes in den Wind. Doch noch am selben Abend wird ein Wachmann des Museums brutal getötet und blutleer aufgefunden. Die Statue ist verschwunden. Verdächtigt wird ein Chinese, der offenbar in der Nacht dort ein Ritual abgehalten hat. Bei Algernon Harris indes klingeln sofort sämtliche Alarmglocken und er sucht Rat bei einem Gelehrten, der bereits Erfahrungen im Kampf gegen Dämonen und Götzenkulte gesammelt hat. Doch selbst er benötigt gegen Chaugnar Faugn Hilfe. Währenddessen hinterlässt der wiederbelebte Götze eine Spur aus Tod und Grauen in New York …

Die Bedrohung aus dem Weltraum
George Campbell findet bei einem Campingausflug in die kanadischen Wälder einen sonderbaren, kristallinen Kubus. Kaum hat Campbell diesen berührt wechselt sein Bewusstsein in den Körper eines außerirdischen Götzen, während sein eigener Leib zum Gefäß eines unaussprechlichen Grauens wird …

Die Hunde des Tindalos
Dem Gelehrten Chalmers ist es gelungen, mithilfe einer alchimistischen Droge und seines mathematischen Wissens in die vierte Dimension vorzudringen und in der Zeit zurückzureisen. Dadurch hat er schreckliche Wesenheiten auf sich aufmerksam gemacht: die Hetzhunde von Tindalos. Doch die Dämonen können nur durch scharfe Winkel in das Diesseits eindringen. Mithilfe eines Freundes rundet er deshalb die Ecken und Kanten seiner Wohnung mit Gips ab und wiegt sich damit in trügerische Sicherheit.

Die Weltraumfresser
H.P. Lovecraft weilt gerade bei seinem Freund Frank Belknap Long zu Besuch und brütet über einer neuen Kurzgeschichte, als ein Nachbar wild an die Haustür klopft. Als Frank dem armen Mann Einlass gewährt, gibt dieser ihm Wahn eine unglaubliche Geschichte preis. Im Wald ist ihm eine sonderbare und schreckliche Kreatur begegnet, die ein Loch in seinen Schädel bohrte, ähnlich dem eines Einschussloches. Schließlich dreht der arme Mann im Wahn vollkommen durch, schreit unverständliches Zeug und rennt hinaus in die Dunkelheit. Nach kurzer Zeit beschließen Lovecraft und Long das Mysterium zu ergründen. Ein schwerer Fehler, wie sich kurz darauf herausstellt …

Ebenfalls im Buch enthalten:

  • H.P. Lovecraft (Gedicht)
  • Nachwort von Joachim Körber
  • Eine deutschsprachige Bibliografie von Frank Belknap Long

Wie in dem ausführlichen und anschaulich geschriebenen Nachwort von Joachim Körber beschrieben, gehörte Frank Belknap Long zu den engsten Freunden von H.P. Lovecraft und zu den emsigsten Autoren des berühmten Magazins Weird Tales. Dennoch hat er nie den Status eines Clark Ashton Smith oder eines Robert E. Howard erreicht. Dabei sind seine Werke keineswegs schlechter, wie die vorliegende Sammlung eindrucksvoll beweist.
Kernstück des Buchs ist die titelgebende Novelle Das Grauen aus den Bergen, in dem es um die Statue eines heidnischen Götzen geht, die in Manhattan zum Leben erwacht und eine blutige Spur durch die amerikanische Metropole zieht. Die urwüchsige Kraft einer archaischen Kreatur gegen die Errungenschaften der modernen Zivilisation. Vielleicht ist deshalb eine komplizierte Apparatur die Rettung, gewissermaßen als Symbol des Sieges der Wissenschaft und des Fortschritts über den Aberglauben und die instinktiven Ängste des Menschen vor dem Unbekannten. Leider büßt die Story am Ende viel von ihrem Tempo ein. Zu viel theoretisches Gerede geht auf Kosten der Handlung, die dessen ungeachtet aber erstaunlich zeitlos ist.
Die zweite Geschichte stammt nicht allein aus der Feder von Frank Belknap Long, sondern ist eine originelle Zusammenarbeit des sogenannten Lovecraft-Zirkels, bestehend aus C.L. Moore, A. Merrit, H.P. Lovecraft, Robert E. Howard und F.B. Long. Diese Autoren haben die Geschichte in chronologischer Reihenfolge fortgeschrieben und eine spannende und einfallsreiche Story verfasst, die aber keinerlei Aktionen oder Dramaturgie aufweist. Anders als Die Hunde von Tindalos, die zwar auch nicht vor Dramatik knistert, dafür aber eine subtile Spannung von immenser Stärke besitzt und nicht umsonst zu den am häufigsten veröffentlichten Storys des Autors in deutscher Sprache gehört.
Die vierte und letzte Erzählung des Buches erlebt in dieser Publikation ihre zweite Auflage und erschien erstmals unter dem Titel Die Raumfresser in der Anthologie Hüter der Pforten. In dieser Erzählung hat sich Long selbst zum Protagonisten und Ich-Erzähler gemacht, der mit seinem Kumpel Lovecraft ein aberwitziges und äußerst atmosphärisches Abenteuer erlebt, das aber leider nicht frei von Längen ist, was vor allen Dingen an den sehr detailliert geschilderten Gedankengängen und Gesprächen der Protagonisten liegt.
Auch Das Grauen aus den Bergen ist bislang nur ein einziges Mal in deutscher Übersetzung erschienen. Die Bedrohung aus dem Weltraum und Die Hunde von Tindalos werden in diesem Buch allerdings bereits zum fünften Mal aufgelegt. Schaut man in die Bibliografie am Ende des Bandes, gibt es jedoch Geschichten, die zuletzt vor über vierzig Jahren (1972) veröffentlicht wurden, und die eine Neuauflage beinahe noch dringender verdient hätten. Allerdings sind in dem vorliegenden Band ausschließlich Longs Beiträge zum Cthulhu-Mythos vereint. Das Buch ist daher vor allem für Fans und Liebhaber von Lovecraft und seine Epigonen von Interesse, die mehr Wert auf Sprache und Atmosphäre legen, als auf plakative Brutalitäten, bei denen das Blut kübelweise über die Seiten spritzt.
Longs Gedicht über seinen Freund Lovecraft, das Nachwort von Joachim Körber, inklusive einiger Schwarz-Weiß-Fotografien, und eine vollständige Bibliografie der deutschen Publikationen des Autors vervollständigen den Band. Leider gibt es aber auch eine kleine Diskrepanz. Denn auf der Innenseite des Schutzumschlags steht zu lesen, dass Frank Belknap Long im Jahr 1903 das Licht der Welt erblickte, während Körber die Geburt auf den 27. April 1901 datiert. Das Lexikon der Horrorliteratur indes gibt dem Schutzumschlag recht, sodass angenommen werden darf, dass Long tatsächlich am 27. April 1901 geboren wurde.

Die Hardcoverausgaben des Festa-Verlags sind jedes Mal eine Augenweide und für jeden bibliophilen Sammler ein wahres Schmuckstück. Das Buch ist in schwarzen Leinen gebunden, mit goldenen Lettern auf dem Buchrücken. Der vielfarbige Schutzumschlag zeigt ein stimmungsvolles Motiv von Ben Baldwin, das aber mit dem Inhalt kaum etwas zu tun hat. Auf Seite 7 findet der Leser eine schaurige Illustration von Virgil Finlay, die einen Reigen schrecklicher Harpyien zeigt.
Wer auf eine hochwertige Aufmachung keinen Wert legt, der kann Das Grauen aus den Bergen auch als günstige E-Book-Ausgabe erstehen.

Fazit:
Einzigartige Sammlung von Novellen und Kurzgeschichten des Schriftstellers Frank Belknap Long zum Cthulhu-Mythos. Ein Nachwort und eine vollständige Bibliografie der deutschen Veröffentlichungen des Autors vervollständigen dieses bibliophile Schmuckstück.

(fh)