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Dredd

Von Boston bis Washington DC erstreckt sich ein Betonmoloch mit 800 Millionen Einwohnern, genannt Mega-City One. Für Ordnung sorgen hier die rüstungsbewehrten Männer und Frauen des Justizpalastes, die Judges, Geschworene, Richter und Vollstrecker in einer Person. Mit Cassandra Anderson (Olivia Thirlby) erhält der erfahrene Judge Dredd (Karl Urban) eine neue, unerfahrene Partnerin. Anderson hat formal die Prüfungen der Akademie nicht bestanden, verfügt jedoch über telepathische Fähigkeiten und wird aufgrund dessen probehalber in den Dienst eines Judges übernommen. Der erste Einsatz – drei Leichen, die als Exempel hingerichtet wurden – führt das Team in den Hochhauskomplex »Peach Trees«, der von der schwerkriminellen Bandenchefin Ma-Ma (Lena Headey) beherrscht wird. In »Peach Trees« wird auch die neue Straßendroge »Slo-Mo« hergestellt, die die Wahrnehmung extrem verzögert. Als Ma-Ma die Judges in ihrem Hoheitsgebiet entdeckt, lässt sie »Peach Trees« abriegeln und fordert die Bewohner auf, die Gesetzeshüter zu töten.

Verfilmungen von Comicgeschichten, die nicht auf die A-Liga-Helden der Comicgiganten DC und MARVEL zurückreichen, haben erfahrungsgemäß einen schlechten Stand an der Kinokasse. Bis auf einzelne Ausnahmen, wie z. B. Sin City, waren keine comicbasierten Geschichten als Motion Picture besonders erfolgreich, siehe The Losers, Spirit, Constantin, Dylan Dog, usw. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen.

Umso überraschender, dass das Thema »Judge Dredd« nach dem wässrigen Sylvester-Stallone-Vehikel von 1995 noch einmal aufgenommen wurde. Denn Judge Dredd ist ein menschenverachtender Antiheld britischer Herkunft, der seine Geburtsstunde zwar bereits Ende der 1970er, seine Prägung jedoch in den zynischen 1980er Jahren in der legendären Comicanthologie 2000 A.D. erlebte.

Man könnte den Machern nun vorwerfen, dass es sich bei Dredd – trotz deutlicher Annäherung an die Comic-Stimmung – um einen Spar-Dredd handelt, der eine Backgroundstory nahezu ausspart und auch sonst eine äußert überschaubare Geschichte erzählt. Zumal da diese frappierend an den kurz zuvor gelaufenen indonesischen The Raid erinnert. So bietet Dredd eher die filmische Aufbereitung einer Comicepisode als eine heillos überfrachtete Origin-Story, wie so manch andere Comicverfilmung. Hier in jeder Hinsicht die bessere Wahl. Ob man dafür nun unbedingt Alex Garland (The Beach, 28 Days Later) als Drehbuchautor gebraucht hätte, sein einmal dahingestellt. Auf jeden Fall trägt der begrenzte Schauplatz auch dazu bei, das Budget überschaubar zu halten. Actionfans können dennoch bedenkenlos zugreifen, denn was hier geboten wird, ist toll gefilmte Action, bei der sich der geneigte Zuschauer entspannt zurücklehnen kann. Darüber hinaus wurde die grundsätzlich simple Story mit einigen bestechenden Ideen aufgewertet, die den Film über gebräuchliche Massen-B-Ware hinausheben. Zum einen ist Cassandra Andersons Gabe, die aus den Comics übernommen wurde, nicht nur vorgeschoben, um keinen Helm tragen zu müssen. In einer sehr gelungenen Szene wird der Zuschauer Zeuge eines mentalen Kräftemessens zwischen Anderson und einem von Ma-Mas Bandenmitgliedern (The Cell lässt grüßen). Zum anderen sind da die Slo-Mo-Szenen – Extrem-Zeitlupenszenen (die Droge heißt nicht umsonst Slo-Mo) – denen trotz aller Brutalität eine faszinierende Schönheit nicht abgeht.

Für die Regie von Dredd war zunächst David-Bowie-Sprössling Duncan Jones (Moon, Source Code) vorgesehen, der jedoch ablehnte. Mit Pete Travis (8 Blickwinkel) wurde ein Regisseur gefunden, der zwar kein Visionär, aber im besten Sinne ein geschickter Handwerker ist. Die Highlights des Films sind jedoch im Wesentlichen der Verdienst der Special Effects Crew. Angeblich hat Travis das Projekt wegen Differenzen kurz nach Drehschluss verlassen, sodass Autor und Produzent Garland die Nachproduktion leitete. Dem fertigen Film ist die Uneinigkeit glücklicherweise nicht anzumerken.

Judge Dredd-Darsteller Karl Urban (Der Herr der Ringe, Star Trek) ist sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger Stallone nicht zu schade, den Richterhelm durchgehend aufzubehalten, wie es die Comicvorlage vorgibt. Olivia Thirlby zu verstecken wäre dann doch zu schade gewesen. Die relativ unbekannte Schauspielerin verleiht ihrer Cassandra Anderson anfangs eine unsichere Zerbrechlichkeit, entwickelt sich dann jedoch zu einer entschlossenen Kämpferin auf Dredds Augenhöhe. Großen Anteil der Faszination dieser Figur hat die ausgesprochen gut gewählte deutsche Synchronsprecherin Maja Maneiro. Mit Dredd dürfte Thirlby aus dem Stand in die erste Liga der Actionheldinnen aufgestiegen sein. Lana Headey (300, Terminator: The Sarah Connor Chronicles, Game Of Thrones) beweist als Ma-Ma Mut zur Hässlichkeit.

Fazit:
Alles in Allem ist Dredd bestimmt nicht für das große Publikum geeignet, bietet aber mehr, als man auf den ersten Blick annehmen sollte. Außer Frage ein Fest für Actionfans, dem gerne ein Sequel folgen darf.

Copyright © 2013 by Elmar Huber

 

Dredd
Originaltitel: Dredd
Großbritannien 2012
Nach Charakteren von
John Wagner und
Carlos Ezquerra
Universumfilm
Home Entertainment
München, April 2013
1 DVD im Amaray-Case
Science-Fiction, Action, Thriller
EAN: 0887654171795
Laufzeit: ca. 92 Minuten
13,99 Euro
FSK: 18
Regie: Pete Travis
Drehbuch: Alex Garland
Darsteller: Karl Urban,
Olivia Thirlby, Lena Headey,
Wood Harris, Domhnall Gleeson
Musik: Paul Leonard-Morgan

www.universumfilm.de
www.dredd-film.de