Meisterklasse

Katarina Bischop hatte gedacht, sie könnte ihre Vergangenheit hinter sich lassen. Könnte sich in ein Internat flüchten, ein Leben führen wie eine ganz normale Jugendliche. Doch ihre Familie holt sie wieder ein. Nur, dass Kats Familie keine normale Familie ist. Ihre Eltern, ihre Cousins und Cousinen und allen voran ihr Großonkel Eddy sind Diebe und Berufsverbrecher. Als ihr Vater bezichtigt wird, einem anderen reichen Schwerverbrecher eine Reihe von Gemälden gestohlen zu haben, kommt Katarina wieder ins Spiel. Denn es gibt nur eine Möglichkeit ihren Vater vor den drohenden Konsequenzen des angeblich begangenen Raubes zu bewahren, die Bilder zurückzugeben. Dumm nur, dass Katarinas Vater die Bilder gar nicht gestohlen hat. Um sie also ihren Eigentümer zurückgeben zu können, muss Katarina sie nun demjenigen stehlen, der sie tatsächlich entwendet hat. Hilfe kann sie dabei nur von einigen Gleichaltrigen Freunden und Verwandten erwarten. Zu sechst machen sie sich auf die Suche nach den Gemälden. Als Katarina, mehr zufällig, feststellt, dass der Dieb sich als Versteck für seine Beute einen der wohl bestbewachten Plätze der Welt ausgesucht hat, wird aus dem schwierigen Job ein nahezu unmöglicher.

Ally Carter hat als Heldin für ihren vorliegenden Roman eine junge Diebin auserkoren, die ihr Talent nun einsetzt, um ihren Vater zu retten. Dabei gibt es eine Reihe von Konflikten zwischen Katarina und ihren Freunden, hervorgerufen durch den Umstand, dass sie die Familie verlassen hatte. Das Verhältnis zwischen Katarina und ihrem Freund Hale, der offenkundig gern mehr wäre als nur ein einfacher Freund, wird dadurch erschwert, dass Katarina sich zwar zu dem Jungen hingezogen fühlt, offenbar selbst aber bislang weder seine Gefühle für sie bemerkt noch sich selbst ihre Gefühle für ihn eingestanden hat. Eine Geschichte, die zum großen Teil von dem flüssigen Schreibstil der Autorin und der interessanten Gestaltung der Charaktere lebt, denn gerade dieses Konfliktpotenzial ist es, dass die ganze Sache extrem interessant gestaltet. Die Geschichte selbst ist altbekannt: Ein Mitglied einer Familie Krimineller gerät mehr oder weniger unschuldig in eine lebensbedrohliche Situation. Ein anderes Familienmitglied, das längst aus dem Geschäft ausgestiegen ist, hat die Fähigkeiten und die Kontakte, um zu helfen. Und natürlich tut es das auch, wenn auch nur widerwillig. Derartige Handlungen findet man auch in anderen Büchern und Filmen. Aber die vorliegende Verarbeitung des Stoffes hat doch etwas Einzigartiges. Und das ist es letztlich, was Ally Carter selbst zu einer Künstlerin macht.

Das Buch hat 368 Seiten und ist als Hardcoverausgabe auf jeden Fall seinen Preis von 17,95 € wert. Das Cover zeigt ein junges Mädchen in Diebesmontur vor einem Gemälde, umgeben von einem Gitter von Lichtschranken. Das verschmitzte Lächeln im Gesicht des Mädchens scheint den Leser direkt anzusprechen. Auf jeden Fall ein passendes Cover für die Geschichte des Buches.

Fazit:
Ein sehr gutes Jugendbuch, das auf jeden Fall für eine Menge Lesespaß sorgt. Die Charaktere überzeugen dabei ebenso wie die Story selbst. Überraschend ist, dass trotz der Wahl des Hintergrunds der Heldin letztlich vor allem eines im Vordergrund steht: die in dieser Geschichte vermittelten Werte wie Freundschaft, Loyalität und ein Stück weit auch Gerechtigkeit.

Copyright © 2011 by John Poulsen

Ally Carter
Meisterklasse
Jugendbuch (Krimi & Thriller)
Hardcover mit Schutzumschlag
Fischer FjB, Frankfurt am Main
April 2011
368 Seiten, 17,95 €
ISBN: 9783841421234
Aus dem Amerikanischen
von Alice Jakubeit