Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Die Legende der Bellhexe

Die Legende um die Bellhexe beruht unter anderem auf einem Ereignis, welches sich in den 1800er Jahren zugetragen haben soll.
Eine Gruppe Jungen erforschte die Höhle, von dessen Zugang man einen bemerkenswerten Blick auf den Red River im Norden von Tennessee hat. Während der Regenmonate fließt Wasser als Wasserfall aus dem Höhleneingang und macht die Höhle unzugänglich. In den trockenen Monaten kann man in die schlammige Höhle kriechen, wenn man mutig oder tollkühn genug ist, um sich durch die zahlreichen Ecken und Ritzen zu quetschen.
Ein Junge der Gruppe kroch zu weit und blieb in einem kleinen Raum stecken. Er zündete eine kleine Kerze an, die ihm ein wenig Licht spendete. Als der Docht der Kerze langsam abbrannte und sich Dunkelheit in der Höhle ausbreitete, schrie der Junge um Hilfe. In der Finsternis hörte er plötzlich eine helle weibliche Stimme, die zu ihm sagte: »Ich werde dich hier herausholen!« Er fühlte, wie er an den Beinen und durch den dicken Schlamm zum Höhleneingang gezogen wurde. Die Jugendlichen fanden nie heraus, wer oder was den Jungen gerettet hatte. Die Ortsansässigen glaubten, dass es nur ein Wesen sein konnte – die Bellhexe. Diese durchstreife die Hügel, welche die einst wohlhabende Stadt Adams und das alte Bellanwesen umgeben. Mysteriöse Geräusche sind in den alten Gebäuden der Stadt gehört worden. Plötzlich auftretende Ereignisse wie Brände oder Unfälle sind denjenigen widerfahren, die behaupteten, dass die Bellhexe der reinste Aberglaube sei.
Doch warum half sie den Jungen aus seiner misslichen Lage? Dazu müssen wir zu den Anfängen der Ereignisse, in welchen die Farmerfamilie Bell eine gewichtige Rolle spielte.

Die Bellhexe ist einer der berüchtigtsten Geister in der amerikanischen Geschichte. Generationen von Menschen wurden durch sie in der kleinen Stadt Adams in Tennessee sowohl erschreckt als auch verwirrt. Bis zum heutigen Tag meinen einige der Bewohner, dass dieser böse Poltergeist von einer kleinen Höhle am Red River aus durch die umliegenden Hügel streift und sein Unwesen treibt. Viele glauben, dass von der Hexe das Böse ausgeht, doch die offiziellen Stellen bezweifeln ihre Existenz.
Die Geschichte begann in den frühen Tagen von Amerika, als weiße Siedler in die fruchtbaren Regionen des nördlichen Tennessee zogen. Eine dieser Farmerfamilien waren die Bells aus dem Halifax County, North Carolina.
Der 54-jährige John Bell Senior zog 1804 mit seiner Frau Lucy Williams Bell und den sechs Kinder in den Norden Tennessees. Sie ließen sich auf einem 1. 000 Morgen großen Grundstück am Red River nieder, der damals eine der wichtigsten Wasserstraßen zu den Häfen am Mississippi war. John Bell baute ein doppelstöckiges Bockhaus für seine Familie, Unterkünfte für ihre Sklaven und verschiedene Nebengebäude.
Der Hausherr war ein starker, strenger und fleißiger Mann. In 13 Jahren anstrengender Arbeit baute er seine Farm zu einem erfolgreichen Betrieb auf. Er war in den umliegenden Ortschaften als ein ausgezeichneter Landwirt, religiöser Mann, Mustergatte und Vater hoch angesehen. Man sagte aber auch über ihn, dass er ein abgebrühter Geschäftsmann war, wenn es um die Vergrößerung seines Reichtums ging. John zeugte in den ersten Jahren in Tennessee drei weitere Kinder, sodass vier starke Söhne zur Familie zählten, die sich um die Farm kümmern konnten, wenn er selbst zu alt und zu schwach für der Erledigung der anfallenden Arbeiten sein würde.

Im Jahre 1817 suchten mysteriöse Wesen die Farm der Bells auf. Als eines Tages John Bell durch ein Getreidefeld spazieren ging, entdeckte er in der Ferne ein fremdes hundeartiges Wesen, welches beim Näherkommen schnell verschwand. Zur selben Zeit sah Drewry Bell, einer der Söhne von John, dass sich ein großer hässlicher Vogel auf einem Zaun niederließ, welchen er nie zuvor gesehen hatte. Eines Abend gingen Drewry und seine Schwester Betsy durch den Obstgarten spazieren, als sie eine alte Frau bemerkten, die neben ihnen lief. Als Betsy versuchte, sie anzusprechen, verschwand die unbekannte Frau.
Zwischen 1810 und 1820 wurde das letzte Gebäude auf der Bellfarm fertiggestellt. Plötzlich waren um und im Haus fremde und unerklärliche Geräusche zu hören. Sie ähnelten dem Klopfen an Türen und Fenster, dem Klatschen von Flügeln gegen das Dach, Tierkämpfen und Kratzen.
Da die Geräusche an Intensität zunahmen, versuchte die Familie verzweifelt, die Quelle ausfindig zu machen, aber fand nichts. Wie zum Hohn ob der vergeblichen Suche wurden den Familienmitgliedern während des Schlafes die Bettdecken weggezogen. Die Abende und Nächte wurden zu einem wahren Albtraum.

Nach einem Jahr dieser mysteriösen Geräusche machte sich bei John Bell Sr. eine die Zungen- und Kiefermuskeln betreffende Nervenkrankheit bemerkbar. Das Kauen und Schlucken bereitete ihm große Schwierigkeiten und Schmerzen. Obwohl John ein bodenständiger Mann war, glaubte er, dass sein Leiden durch eine übernatürliche Kraft verursacht wurde und bat seinen Freund James Johnson um Hilfe. Johnson, ein mutiger und streng religiöser Mann, versprach seinem Freund, eine Nacht im Wohnhaus zu verbringen und dem Geist gegenüberzutreten. Während er die Nacht im Anwesen der Bells verbrachte, verstärkten sich die Geräusche, und die Bettdecke wurde wiederholt weggezogen, während James Johnson schlief. Als er versuchte, sie zurückzuziehen, bemerkte er, dass die Kraft des Wesens unglaublich stark war. James betete und bat den Geist, sich zu erkennen zu geben. Doch der erfolg blieb aus.
Am nächsten Morgen teilte Johnson den Bells mit, dass eine gottlose Kraft von ihrem Haus Besitz ergriffen hat und dass sie bei den Einwohnern von Adams Hilfe suchen sollte. Eine solche Enthüllung war für die streng religiösen schottisch-irischen Leute keine Überraschung, da sie zu gut den Teufel und seine Günstlinge sowie deren zerstörerisches Treiben auf Erden kannten. Tatsächlich traf sich ein kleiner Kreis von Bürgern der Stadt jede Nacht auf dem Anwesen der Familie Bell, um den Geist zu vertreiben.
Eines Nachts fing der Geist zu sprechen an. Nach einem hysterischen Gelächter gab er ein Gebet wieder, welches James Johnson während seines Aufenthaltes im Wohnhaus der Bells gesprochen hatte – mit der Stimme von Johnson. Auf die Frage, wie sein Name lautete, antwortete der Geist: »Ich heiße Kate.« Von diesem Moment an hielt Kate selten ihren Mund, diskutierte mit den Anwesenden über theologische Sachverhalte, machte Spaß, verbreitete Klatsch und Tratsch und sang laut. Der Geist schien alles über jeden zu wissen und wurde mit der Zeit zu einer regelrechten Plage – ein Plagegeist mit unvorstellbarer Kraft und Macht.
Schließlich wurde Kate gefragt, warum sie die Bells quälte. Sie gab mehrere Antworten und erzählte etwas über indianische Begräbnisstätten und Schatzgräber, doch die anwesenden Einwohner kauften ihr dies nicht ab. Sie wollten den wirklichen Grund erfahren. Der Poltergeist offenbarte, dass sie eine Hexe sei, die von der exzentrischen Kate Batts und deren behinderten Ehemann beschworen worden war und beide rächen solle. Gemäß historischen Aufzeichnungen wurde John Bell Sr. wegen Wucher in einem Sklavengeschäft mit Mr. Batts durch den Staat Tennessee verurteilt. Der Geist Kate drückte gegenüber den anwesenden Einwohnern immer wieder ihren Hass auf John Bell Sr. aus, beleidigte ihn und drohte ihn zu töten.
Zu den anderen Mitgliedern der Familie hegte Kate keine Hass und Groll. So mochte sie Lucy Williams Bell sehr und respektierte John Bell Jr., da sie bei ihm keine Angst spürte, wenn sie sich gegenüberstanden. Doch den größten Teil seiner Aufmerksamkeit schenkte der Poltergeist Betsy Bell und suchte ihre Nähe, besonders dann, wenn Freunde sie besuchten. Kate mochte es nicht, dass Joshua Gardner Betsy den Hof machte. Sie warnte die junge Frau, ihn nicht zu heiraten, nannte aber keine Gründe. Bei Rendezvous der jung Verliebten quälte der Geist Betsy und brachte sie mehrmals in Verlegenheit. Die Eifersucht gipfelte darin, dass Betsy Bell gezwungen wurde, die Beziehung zu Joshua Gardner zu beenden. Stattdessen heiratete sie später ihren alten Lehrer Richard Powell.

Da die Nachricht über die Bellhexe schnell die Runde machte, kamen Massen von Menschen zur Farm, um den Geist zu hören. John Bell Sr. zeigte sich großzügig und wies keinen Besucher ab. Doch diese Großzügigkeit zollte ihren Tribut. Mit ihren Wagen und Pferden hinterließen die Massen einige Schäden, deren Reparatur der Familie viel Geld kostete.
Unter den vielen Besuchern war auch Präsident Andrew Jackson, welcher von John Bell Jr. über die mysteriöse Erscheinung erfuhr. Bell Jr. diente unter Jackson während der Schlacht um New Orleans 1815. Als Jackson sich mit seinem Wagen der Farm näherte, hinderte ihn eine unsichtbare Kraft am Weiterfahren, nachdem einer seiner Männer die Existenz von Kate infrage stellte. Später wurde ein anderen aus dem Gefolge des Präsidenten durch den Geist verprügelt, sodass Jackson am nächsten Morgen abreiste und lieber gegen die komplette britische Armee kämpfen würde, als sich mit einem Geist herumzuschlagen.
Um 1820 wurde John Bell Sr. zusehends schwächer. Mehrere Wochen verbrachte er im Bett und sein Gesundheitszustand verschlechterte sich. Eines Morgens wachte er nicht mehr auf. Sein Sohn John Jr. suchte im Medizinschrank verzweifelt nach dem vom Arzt verschriebenen Medikament, konnte jedoch nur ein ihm unbekanntes Fläschchen mit einer undefinierbaren brauen Flüssigkeit finden. Als der Arzt das Haus betrat, begann Kate laut zu lachen und die Familie zu verhöhnen. Sie behauptete, die Medizin in Gift verwandelt zu haben. Der Arzt verabreichte einer Katze die Flüssigkeit, worauf das Tier kurze Zeit später verendete.
Selbst im Tode fand John Bell Sr. keinen Frieden vor Kate. Bei seiner Beerdigung, zu welcher Hunderte von Freunden und wissbegierigen Besuchern anwesend waren, lachte Kate und verspottete die Trauergemeinde.
Kate blieb für ein weiteres Jahr auf der Bellfarm und verschwand danach. Ihre Rache gegenüber John Bell Sr. war vollzogen worden. Nach sieben Jahren kehrte der Geist Kate auf die Farm zurück und blieb dort nur für zwei Wochen. Von der Bellfamilie war keinen mehr anwesend. Sie waren entweder gestorben oder verzogen.
Es ist überliefert, dass John Sr. und seine Frau Lucy die einzigen Familienmitglieder sind, die auf dem Anwesen begraben wurden. Doch keiner kennt die genaue Stelle. Die alten Gebäude existieren nicht mehr, die ursprünglichen Grabsteine sind von Vandalen gestohlen worden. Nur ein kleines Denkmal erinnert an John Bell Sr. und Lucy Williams Bell.
Vielleicht wandert gerade in diesem Moment, in welchem diese Zeilen gelesen werden, der ruhelose Geist von John Bell Sr. über das ehemalige Anwesen der Familie, nur eine Meile südlich von Adams, Tennessee gelegen.

Text- und Bildquellen:

  • www.bellwitch.org
  • Tennessee State Library and Archives
  • Bild 1: The Bell House as it looked in 1820, 1894, An Authenticated History of the Famous Bell Witch: The Wonder of the 19th Century, and Unexplained Phenomenon of the Christian Era by M. V. Ingram
  • Bild 2: Elizabeth Betsy Bell, 1894, An Authenticated History of the Famous Bell Witch: The Wonder of the 19th Century, and Unexplained Phenomenon of the Christian Era by M. V. Ingram
  • Bild 3: The Death of John Bell, 1894, An Authenticated History of the Famous Bell Witch: The Wonder of the 19th Century, and Unexplained Phenomenon of the Christian Era by M. V. Ingram

Copyright © 2012 by Wolfgang Brandt