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Der Welt-Detektiv Band 6

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Human Capital

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Eine Krimi-Kurzgeschichte von Peter Mair

I

»Wie kriege ich Walter Ott aus dem Knast?«, fragte sich Arthur Kluge.
Der zwei Meter große Privatdetektiv rutschte unruhig auf der Parkbank im Hofgarten hin und her. Er wartete auf seinen Partner Chaplin. Aber weit und breit war kein Mensch zu sehen. Nicht mal ein Spaziergänger.
Lag wahrscheinlich daran, dass über Nacht die Temperatur um zehn Grad gefallen war. Steingraue Wolken bedeckten nun den Himmel. Bestimmt würde es bald Regen geben.
Es war nicht Chaplins Art, ihn zwei Stunden warten zu lassen. Und nicht ans Telefon zu gehen.
War ihm etwas passiert? Nein. Chaplin war vorsichtig. Der konnte auf sich aufpassen.
Warum kam er dann nicht?
Arthur hatte keine Antwort darauf. Er wusste nur eines: Er konnte Walter Ott nicht helfen, solange er nicht wusste, warum die Polizei Otts Architekturbüro stürmte und ihn verhaftete. Ohne Angabe von Gründen. Ohne Haftbefehl.
Um diesen Punkt kümmerte sich Chaplin.
Die Leute nannten ihn so wegen seinem Oberlippenbärtchen. Arthur hasste den Schnurbart. Denn die meisten Klienten erinnerten die paar Härchen nicht an Charlie Chaplin, sondern an jemand anderen.
Chaplin war das egal.
Arthurs Handy klingelte. Schriller als sonst. Als wäre etwas Schreckliches geschehen. Er drückte auf Empfang. Hörte zu.
Dann lächelte er erleichtert. Kein Problem. Hat ihm nichts ausgemacht zu warten. Er würde dann am Abend rüber kommen, wenn Chaplin am Telefon nicht mehr sagen konnte.

II

Zellweg 20. Chaplins Adresse.
Nicht unbedingt eine Villa im Grünen. Aber auch kein Rattenloch. Sondern ein siebenstöckiges Mietshaus am östlichen Ende von Innsbruck. Bürgerliche Gegend. Um Mitternacht herrschte hier vollkommene Ruhe. Nur das sanfte Trommeln der Regentropfen auf die Dächer war zu hören.
Im Treppenhaus roch es nach Schmierseife.
Arthur stieg die abgenutzten Steinstiegen hinauf. In den Fenstern spiegelte sich sein Gesicht. Das kastanienbraune Haar war wieder ein Stück aus seiner Stirn gerückt. Eisengraue Stoppeln schimmerten in seinem Dreitagebart.
Einzig die ozeanblauen Augen erinnerten an den aufgeweckten Jungen, der er vor einem halben Jahrhundert war.
Wenn er sein Spiegelbild betrachtete, wusste er nicht, warum die jungen Dinger auf ihn standen. Er versuchte. Julia, seiner vierundzwanzigjährigen Freundin, einer angehenden Kindergärtnerin, treu zu sein. Aber je älter er wurde, desto weniger gelang ihm das. Die Versuchung war einfach zu groß. Und Julia schien das Ganz irgendwie anzutörnen. Sie hatte eine perverse Ader.
Arthur wollte jetzt nicht daran denken, das schadete der Durchblutung seines Gehirns.
Lieber ließ er sich Chaplins Telefonat von vorhin noch einmal durch den Kopf gehen. Sie würden Walter Ott im Handumdrehen aus dem Gefängnis holen und dabei mehr Geld machen, als sie tragen konnten.
Das klang genau nach den Neuigkeiten, die Arthur hören wollte.
Er war nicht besonders gerne Detektiv. Die Arbeit langweilte ihn. Selbst bei den aufregenden Fällen wünschte er sich die meiste Zeit zurück an seinen Schreibtisch, um einen neuen Entwurf von dem Strandhaus zu zeichnen, das er niemals haben würde.
Aber wenn sie jetzt richtig Geld machen würden, brauchte er nicht länger ein Detektiv zu sein. Er würde sich dieses Strandhaus in Huntington Beach an der kalifornischen Küste bauen. Und danach würde er so viele junge Frauen lieben, wie er verkraftete.
Arthur stoppte im dritten Stock. Wie immer stand Chaplins Wohnungstür selbst um diese Zeit sperrangelweit offen. Der Geruch von Kaffee und Apfelstrudel strömte auf den Gang.


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