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Anne Spitzner – Verratene Freundschaft

Die junge Frau Julia Andert, Tochter eines erfolgreichen Rechtsanwalts, wird erdrosselt am Gießener Schwanenteich gefunden. Die beiden Kommissarinnen Sandra Altholz und Jana Bremer gehen sehr bald von einer Beziehungstat aus und ermitteln im familiären Umfeld und im – man muss wohl sagen »früheren« – Freundeskreis der Toten.

Sehr bald stellt sich heraus, dass die Tote zu Lebzeiten allen Freundinnen aus ihrer ehemaligen Clique die Freunde ausgespannt hat und ihre junge Stiefmutter sogar damit erpresste, dass sie ihren Vater betrogen hatte. Einzig eine lesbische junge Frau blieb ihre Freundin, weil sie sie heimlich liebte, obwohl Julia sie immer mit ihrem Anderssein aufzog.

Auch die verflossenen männlichen Freunde der Toten sind nicht sehr gut auf diese zu sprechen, und ihre ehemaligen Freundinnen hassten sie.

Da offensichtlich alle Beteiligten – mit Ausnahme des Vaters und der Oma der Toten – ein Motiv gehabt haben könnten, Julia Andert zu erdrosseln, ist die Aufgabe für die als sympathisch dargestellten, ungleichen Ermittlerinnen Jana und Sandra, die zusammenwohnen und bestens harmonieren, nicht einfach zu lösen. Ihre Ermittlungen ziehen sich hin, und all ihre Menschenkenntnis und psychologischen Kniffe bringen sie nicht wirklich weiter.

Erst als nahezu alle Geheimnisse der jungen Frauen und Männer auf dem Tisch liegen, gelingt den Kommissarinnen am Ende die Lösung des Rätsels. …

Der Roman der Studentin Anne Spitzner zeigt in seiner frischen und unbekümmerten Art eine fundierte Kenntnis der Psychologie und des Umgangs in jugendlichen Cliquen oder Freundeskreisen auf. Die Geschehnisse, welche die Autorin hier schildert, könnten sehr gut von ihr selbst in ihrem schulischen oder späteren studentischen Umfeld erlebt worden sein, und die Wohngemeinschaft der beiden Kommissarinnen erinnert mich sehr an Studentinnen-WGs.

Die jungen Frauen und Männer aus dem Umfeld der Toten, ihre psychischen und körperlichen Eigenschaften, ihre Kommunikation und ihre Liebesbeziehungen beschreibt die junge Autorin ausgesprochen authentisch.

Dennoch geht es nicht um heitere Liebeleien, Partys und Lebenslust pur, sondern um ernste Dinge wie Mord, Missbrauch, Partnerbetrug, Hass und Wut. Diese Dinge und das Leben junger Leute schriftstellerisch zu vereinen ist sicherlich nicht ganz einfach, gelingt der Autorin aber in beachtlicher Weise.

Das Ende der Geschichte allerdings überzeugt nicht ganz und greift ein wenig in die Klischeekiste, ist jedoch durchaus eine der vielen möglichen Auflösungen des Falles. Vielleicht hätte ich mir einen anderen Mörder gewünscht, was dem Verlauf der Geschichte durchaus ebenfalls hätte entsprechen können, aber das ist sicher Geschmackssache.

Alles in allem liefert Anne Spitzner mit Verratene Freundschaft aber einen lesenswerten Krimi ab, der einigen Esprit aufweist. Man darf auf weitere Kriminalgeschichten der Autorin gespannt sein und muss ihr wünschen, dass sich ihre Bücher so gut verkaufen, dass die Verlage weiter an Veröffentlichungen aus ihrer Feder interessiert sind.


 Die Autorin

Anne Spitzner wurde 1988 in Gießen geboren. Nach ihrem Abitur an der dortigen Gesamtschule Ost im Jahr 2007 begann sie ein Biologiestudium. Sie veröffentlichte einen Fantasy-Roman, Lyrik und verschiedene Jugendbücher. Vor dem Kriminalroman Verratene Freundschaft erschien 2009 im selben Verlag ihr Krimi Verlorene Kinder mit den denselben Ermittlerinnen, Jana Bremer und Sandra Altholz. Wie dieser spielt auch ihr neuer Krimi in der Universitätsstadt Gießen.

Quellen:

  • Anne Spitzner, Verratene Freundschaft, Schardt- Verlag, Oldenburg, 1. Aufl., 2012.
  • www.wikipedia.de
  • Tatort Alter Friedhof: Anne Spitzner lässt Krimi in Gießen spielen, Artikel von Stephan Scholz in der Gießener Allgemeinen Zeitung vom 13.08.2010.

Bilder:

  • Cover des Romans, mit freundlicher Genehmigung des Schardt-Verlags.
  • Foto von Anne Spitzner, ebenfalls mit freundlicher Genehmigung des Schardt-Verlags.

Copyright © 2012 by Wolfgang Wiekert