Al Capone – Band 29
Al Capone
Band 29
Sam Ahrens als Schießscheibe
1. Kapitel
Eine seltsame Schießbudenfigur
Im vorigen Heft haben wir erzählt, wie der Bankier Sam Ahrens im Roten Haus von den Banditen der North Side-Bande in eine Puppe gesteckt wurde. So war er ihren Schändlichkeiten hilflos ausgesetzt. Nur mühsam konnte er durch zwei kleine Einschnitte unterhalb der Nasenlöcher atmen.
Außerdem gestattete ihm dieser entsetzliche Panzer, in den er gehüllt war, keine Bewegung.
Wenn ein Mensch erst einmal mit sämtlichen Teilen dieser Instrumente bekleidet war, dann war er genauso hilflos, als ob man ihn in eine eiserne Röhre oder, besser gesagt, in eine hohle Bronze- oder Eisenstatue gesteckt hätte, wie man sie häufig in öffentlichen Anlagen sieht. Oder als ob man ihn in eine jener alten Rüstungen gesteckt hätte, die wie Museumsstücke an den Gelenken nicht beweglich sind.
Nun machten sich die beiden Verbrecher daran, ihrem Opfer die alten Kleidungsstücke anzuziehen, von denen wir auch schon im vorigen Heft gesprochen haben. Nachdem dies geschehen war, packten Drucci und Moran Sam Ahrens und hoben ihn hoch, da er, seiner körperlichen Bewegungsfreiheit beraubt, von selbst nicht hätte aufstehen können.
Nachdem sie ihn aufgerichtet hatten, stellten sie ihn auf das mit Rädern versehene Gestell, auf dem er endgültig bleiben sollte.
Als er auf dem Gestell stand, banden sie ihn mit Stricken an der Eisenstange fest, die hinter seinem Rücken hochragte.
Wie mochte Sam Ahrens wohl zumute sein, als er die um das Gewicht der Rüstung vermehrte Last seines Körpers auf seinen wunden Füßen spürte?
Ob ihn der bohrende, unerträgliche Schmerz die Besinnung verlieren ließ?
Das war schwer an äußeren Zeichen festzustellen, denn der Panzer aus Kautschuk und Stahl hielt seinen Körper steif und aufrecht.
Die eng anliegende Maske aus dickem Gummi ließ die Züge des Bankiers nicht erkennen.
Man konnte einzig und allein seine Augen sehen, die nun glasig und starr wie die eines Leichnams aussahen.
Sein Mund war durch den eng anliegenden Gummi zum Schweigen verurteilt, der so fest saß, dass es ihm unmöglich war, die Lippen auseinanderzubringen.
Nachdem der Bankier nun aus diesem Gestell stand, mit dem Rücken mithilfe der Stricke, die ihn vorhin gefesselt hatten, an der aufrecht stehenden Stange festgebunden war, sodass er nicht umfallen konnte, besahen sich die beiden Gangster ihr Opfer aufmerksam und stellten zu ihrer Befriedigung fest, dass er vollkommen aufgehört hatte, wie ein Mensch auszusehen. Er sah nun aus wie eine Schaufensterpuppe oder eine gewöhnliche Puppe, der jemand schlecht und recht ein menschliches Äußeres zu geben versucht hatte.
Nur die durch die entsetzlichen Verbrennungen entstellten, halb verkohlt und blutenden Füße verrieten, dass unter dem Panzer ein Wesen aus Fleisch und Blut stecken musste.
Moran, dem keine Einzelheit entging, hatte das natürlich gleich herausgefunden.
Aber das machte ihm weiter keine Sorgen. Er nahm noch ein Stück dunkles Tuch aus der Kiste und wickelte es um die wunden Füße des Bankiers, sodass man von ihnen nichts sah.
Auch Drucci war nicht müßig geblieben. Über die Gummimaske, die das Gesicht von Sam Ahrens bedeckte, stülpte er eine Perücke aus grauen Haaren und über diese einen alten, verbeulten Zylinder.
»Mit der Zeit ist sie ein bisschen dunkel geworden«, meinte Drucci spöttisch und spielte damit auf die dunkle Farbe der Maske an, die nun das Gesicht des Vaters von Eveline Ahrens bedeckte. »Aber dank dem Gehrock und der Angströhre wird Mister Sam Ahrens doch wieder so würdig aussehen, wie es sich für den Vorsitzenden der Chicago Commission of Crime gehört.«
Bei diesen Worten brach der Verbrecher in schallendes Gelächter aus, dem der andere Kerl sich sofort anschloss, die grausame Ironie dieser Worte sofort begreifend.
Unten wartete Little Hymie Weiß schon mit ziemlicher Ungeduld auf ihr Wiedererscheinen.
Das Gestell hatte an den Seiten eiserne Griffe. Als sie die Treppe hinuntergingen, nahmen die beiden Gangster es daran hoch. Da sie äußerst kräftig waren, fiel es ihnen nicht schwer, die große Last hinunterzuschaffen.
Auf diese Weise brachten sie Sam Ahrens also in den sogenannten Sitzungssaal neben dem Büro, in dem wir unsere Helden schon vorher gesehen hatten. Dort hielten die Bootlegger der North Side-Bande für gewöhnlich ihre Versammlungen ab.
Der Sitzungssaal war ein ziemlich geräumiges, aber wenig möbliertes Zimmer. Es standen eine ganze Menge Stühle verschiedener Stilarten herum, die alle alt, zerkratzt und beschädigt waren. Außerdem gab es einen ganz gewöhnlich aussehenden Tisch und an dessen Kopfende einen großen Sessel, in den sich der berüchtigte Irländer Dion O’Banion zu setzen pflegte, wenn er seine Leute zu wichtigen Beschlüssen zusammenrief.
Eine kleine Tür stellte die Verbindung vom Sitzungssaal zum kleinen Büro her.
George Bugs Moran öffnete diese Tür.
Die vollständige Story steht als PDF, EPUB, MOBI und AZW3 zur Verfügung.
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