Al Capone – Band 11
Al Capone
Band 11
Ein Kampf im Weinkeller
1. Kapitel
Überlistet
Ed Weller lenkte seine Schritte in den Keller Colosimos. Dieser hatte ihm gesagt, dass der Eingang zu den Kellerräumen sich auf demselben Gang befinde, der zu den Küchen führte.
Ed fand bald diese Tür, durch die er zu einer ziemlich krummen Treppe kam, die von Abschnitt zu Abschnitt von schwachen elektrischen Lampen erleuchtet war.
Als er die Stufen hinunterschritt, lag auf seinem Gesicht ein trauriges Lächeln.
Warum nahm er nicht an der allgemeinen Freude teil? War es ihm vielleicht unangenehm, dass Capone noch lebte? Hatte er seinen Tod gewünscht?
Nein – im Gegenteil! Er freute sich aufrichtig darüber, dass der Tod des Schmugglerkönigs nichts weiter war als ein fabelhafter Bluff.
Aber – um sich so freuen zu können wie die Gangster der Bande, hätte Ed Weller erst wissen müssen, was aus Eveline Ahrens geworden war, damit er ihr, wenn es nötig wäre, zu Hilfe eilen konnte.
Er konnte die betörend schönen Augen des jungen Mädchens nicht vergessen. Manchmal schien es ihm, als ob sie ihn mit flehender Gebärde anschauten.
Befand sich Eveline etwa in einer furchtbaren Gefahr? War sie am Ende gar tot?
Bei diesem schrecklichen Gedanken krampfte sich ihm das Herz zusammen, das vor keiner Gefahr erschrak, wenn sie nur ihm allein galt.
Als Ed Weller die Stufen zum Keller hinunterging, ahnte er nicht, dass er nun zu der Stelle käme, an die er selbst, ohne es zu wissen, die schöne Tochter des Bankiers in einem großen Fass gebracht hatte.
War Eveline Ahrens noch in dem Keller Colosimos und der Gewalt des Buckligen auf Gnade und Ungnade ausgeliefert? Lebte das Mädchen noch, oder fand es den Tod, als sie ihre Ehre, die ihr ein gemeiner Mensch rauben wollte, verzweifelt verteidigte? Oder hatte sie am Ende gar vorgezogen, sich selbst das Leben zu nehmen, ehe sie dem Drängen des Elenden unterlag?
Es war niemand da, der darauf eine Antwort geben konnte.
Wenn auch Ed Weller immer in der Erinnerung das Bild Evelines bewahrte, so wusste er doch nicht, wie nahe er dem Ziel seiner Sehnsucht war.
Ein Kellner begleitete ihn zum Keller, öffnete ihm den Eingang und folgte ihm.
Zuerst betraten sie ein ziemlich geräumiges Gewölbe, an dessen Wänden bis an die Decke reichende Regale standen.
Die Bretter dieser Gestelle waren angefüllt mit Flaschen. Und deren Inhalt? Man sah gleich auf den ersten Blick, dass in diesem Raum die vom Trockenheitsgesetz so streng verbotenen alkoholischen Getränke nicht untergebracht waren.
Nichts davon war zu sehen! Auf den Etiketten aller dieser Flaschen war wirklich der richtige Inhalt angegeben. Es waren harmlose Fruchtsäfte, denen nicht der geringste Prozentsatz Alkohol beigemischt war.
In diesem Keller waren in der Tat nur ganz harmlose Fruchtsäfte zur Bereitung von Limonaden und anderen Erfrischungen. Bei Anzeigen, welche die Feinde Colosimos bei der Polizei erstatteten, hatte diese bereits die Harmlosigkeit dieser Flaschen festgestellt, und die Denunzianten mussten mit einer Verwarnung wieder abziehen. Man konnte Colosimo nichts am Zeug flicken, dazu war er viel zu schlau.
Die Alkoholschmuggler bedienten sich jeder List, um ihr verbotenes Geschäft zu verdecken.
Wenn die Beamten in den Keller eindrangen, begnügten sie sich mit der Feststellung, dass in den Regalen des Restaurants Colosimo wirklich nur harmlose Limonaden lagerten.
Colosimo sagte diesen Beamten natürlich nicht, dass sein Keller eine doppelte Mauer hatte. Er hütete sich wohlweislich, auch nur einen Ton davon verlauten zu lassen, und nur seine nächsten Vertrauten wussten darüber Bescheid. Diese hielten den Mund, denn sie wurden von dem Neapolitaner sehr anständig bezahlt und hatten allen Grund, den Mund zu halten. Und selbst wenn die Beamten je einmal etwas bemerkt hätten, dass die Sache doch nicht echt sein könnte, so genügten ein paar tausend Dollar Trinkgeld … und auch sie waren stumm und wussten nichts.
An der Wand dieses Kellers, den jedermann betreten konnte, stand ein großes Fass, aus dessen Spundloch nach Öffnung des Hahnes eine geschmacklose Flüssigkeit herausströmte, eine Art Limonade, die in den Vereinigten Staaten seit Einführung des Tockenheitsgesetzes das Bier ersetzen soll.
Dieses in der Wand eingemauerte Fass war lediglich zur Täuschung da. Man konnte es öffnen, wie man ein Buch aufklappt. Tat man das, hing auf der einen Seite das halbe Fass, das einen Boden aus Zinkblech hatte, herab, die andere Hälfte dieses merkwürdigen Fasses existierte überhaupt nicht. Stattdessen fand man eine verkleidete Tür, die Zutritt zu den Kellern gewährte, die nicht für das Auge des Gesetzes bestimmt waren. In diesem verkleideten Keller fand man die erlesensten Weine, die teuersten Liköre, die dickbauchigsten Biertonnen.
Vor dem erstaunten Weller öffnete der Kellner das Fass, wie man eine Tür aufmachte.
Tatsächlich befand sich dahinter eine große Öffnung, das heißt ein Durchgang, der durch eine eiserne Tür geschützt war.
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