T. Kingfisher – Wie man einen Prinzen tötet
T. Kingfisher – Wie man einen Prinzen tötet
Ein kleines Königreich ist umgeben von zwei großen Königreichen. Das kleine Königreich hat – im Gegensatz zu den großen – einen tiefen Schiffshafen, den die beiden anderen Königreiche gerne hätten. Deshalb hat das kleine Königreich zu befürchten, dass eines der beiden anderen es angreifen und einnehmen wird, um den Hafen zu bekommen.
In dem kleinen Königreich gab es ein Königspaar und drei Prinzessinnen. Die älteste Prinzessin heiratete den Prinzen aus dem großen nördlichen Königreich, und das kleine Königreich schmiedete so einen Bund, der es vor dem Untergang bewahrte.
Prinz Vorling, so hieß der Königssohn aus dem Norden, erwartete von Prinzessin Damia allerdings, dass sie ihm einen männlichen Thronerben gebar. Dieser würde auf dem Thron des Nordreiches sitzen. Der zweite Sohn aus dieser Verbindung würde das Hafenreich regieren.
Obwohl der König des Hafenstaates sich über die Verbindung freute, weil sein Staat nun Sicherheit hatte, und seine Frau ihm beipflichtete, weinte die jüngste Prinzessin, gerade zwölf Jahre alt, um ihre Schwester und wollte sie nicht ins Nordreich ziehen lassen.
Marra, so hieß die jüngste Prinzessin, sollte recht behalten. Fünf Monate nach ihrer Reise ins Nordreich starb Damia, angeblich an den Folgen eines Sturzes. Marra glaubte zunächst nicht, dass die Welt so aus den Fugen geraten könne, dass sie Damia sterben ließ. Nach mehreren Wochen glaubte sie es dann doch.
Kaum eine Jahreszeit nach Damias Beerdigung erhielt die Königsfamilie des kleinen Hafenlandes die Nachricht, dass Prinz Vorling Kania heiraten wolle, Marras zweitälteste Schwester.
Wieder war Marra nicht einverstanden. Sie vermutete, dass auch Kania im Nordreich den Tod fände. Deshalb mahnte sie Kania zur Vorsicht. Kania allerdings sagte zu ihr, dass nichts schiefgehen werde. Damia hätte einen Unfall gehabt, dies passiere ihr nicht.
Ein Jahr später ging Kania in den Norden. Dort fand die Hochzeit statt. Acht Monate später ging Marra in den Konvent, weil Prinz Vorling das so wollte. Kania hatte nämlich bisher noch kein Kind bekommen, und wenn Marra heiraten würde und vor Kania einen Sohn gebar, hätte sein Erbe einen Konkurrenten um den Thron des Hafenkönigreiches. Eigentlich hatte der Prinz dies nicht zu entscheiden, aber seine Macht war so groß, dass die herrschende Familie im Hafenreich nicht anders konnte, als ihm seinen Willen zu tun.
Als Marra zwanzig Jahre alt war, wurde sie ins Nordreich gerufen. Kania würde nun ein Kind zur Welt bringen. Sie schenkte einer Tochter das Leben, die Jahre später am Fieber starb. Marra fuhr zur Beerdigung. Kania war wieder schwanger. Marra erfuhr, dass Vorling ihre Schwester schlug und misshandelte, und dass sie es vorzog, immer wieder schwanger zu werden, obwohl sie die Kinder verlor, nur damit er sie nicht malträtierte.
Marra beschloss, etwas zu unternehmen und den Prinzen zu töten.
Wer denkt, er habe es bei T. Kingfishers Geschichte mit einer reinen Story um Königtum, Intrigen, Traumhochzeiten und Fehden zu tun, der irrt sich. Sowohl die Charaktere des Romans als auch die Reiche, mit denen man es hier zu tun hat, könnten außergewöhnlicher nicht sein. Sehr viel Zauber und Magie tun ein Übriges, sodass wir hier nicht ein Märchen im üblichen Sinne lesen, sondern eine in all ihren Teilen recht ungewöhnliche Geschichte.
Die Erzählerin brennt hier tatsächlich ein Feuerwerk der Fantasie ab, bei dem selbst die anspruchsvollsten Leser solcher Romane auf ihre Kosten kommen. Die Story strotzt nur so von magischen Aspekten und neuen Ideen und die Verfasserin zeigt sich als eine Fantasy-Autorin von hohem Rang.
Und auch in puncto Spannung lässt der Roman nichts zu wünschen übrig. Denkt man am Ende, es könne nun nichts Neues mehr kommen, so hat T. Kingfisher noch eine weitere Idee parat. Dass es zu einem Happy End kommen muss, haben solche Geschichten so an sich, aber so, wie die Autorin dieses gestaltet, ist es wieder einmal ungewöhnlich.
Fazit:
T Kingfisher schreibt mit Wie man einen Prinzen tötet eine außergewöhnliche Fantasy-Story, die nicht im Geringsten an ein Märchen erinnert und dem Leser sehr viel Fantasie und Ideenreichtum bietet. Zudem ist die Geschichte spannend bis zum Schluss und hat ein ungewöhnliches Happy End.
Ich kann diesen Roman dem Leser empfehlen, der gerne eine einfallsreiche Fantasy-Geschichte konsumiert, die ihm außergewöhnliche Ideen und ein Happy End der besonderen Art bietet.
T. Kingfisher ist das Pseudonym von Ursula Vernon, unter welchem sie für Erwachsene schreibt. Sie wurde im Mai 1977 geboren und ist eine bekannte US-amerikanische Autorin.
Aufgewachsen ist sie in Oregon und Arizona und studierte Anthropologie in Minnesota.
Neben Fantasy-Romanen schreibt sie Kinderbücher und Graphic Novels. Sie hat diverse Preise gewonnen.
Quellen:
• T. Kingfisher, Wie man einen Prinzen tötet, Taschenbuchausgabe, Bastei-Lübbe AG, Köln, 2024.
Bilder:
• Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Bastei-Lübbe AG
• Foto der Autorin. Copyright: J. R. Blackwell. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Bastei-Lübbe AG
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