Fantômas-Trailer

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Nick Carter – Band 16 – Haken-Max – Kapitel 6

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Haken-Max
Ein Detektivroman

Der Doppelgänger

Der so prompt aus Peteys Biertunnel Beförderte eilte schnell über die Straße, doch verringerte er sein Tempo in dem Augenblick, als er sich davon überzeugt hatte, dass er nicht verfolgt wurde.

Dann schlenderte er langsam weiter, bis er endlich eine dunkle, enge Sackgasse erreicht hatte. In diese schlüpfte er und machte sich daran, sein Äußeres durchgreifend zu verändern.

»Na, das ging ja noch glücklich«, brummte er vor sich hin, als er im Handumdrehen zu einem grundverschiedenen Mann geworden war, welcher dem braven Sam Bulger zum Verwechseln ähnlich sah. »Ich denke, es schadet nichts, halten mich die Burschen für ihren Kameraden, den sie in irgendwelchem Auftrag fortgeschickt haben – auf jeden Fall habe ich schon einen ziemlich guten Fischzug getan – ist dies nicht der Fall, so will ich nicht länger Chick Carter heißen!«

Natürlich war es Chick, doch Plug und Joe würden ihn, als er nun die dunkle Sackgasse wieder verließ, ganz sicherlich für ihren Freund Sam gehalten haben.

Der junge Detektiv begab sich wieder zu Peteys Biertunnel zurück, aber er betrat diesen wohlweislich vorläufig nicht, sondern hielt sich in einem benachbarten Torweg, von welchem aus er den Lokaleingang genau übersehen konnte, versteckt.

»Well«, brummte er vor sich hin, »nun wollen wir einmal abwarten, aus welchem Grund die Kunden mich aus der Wirtschaft spedieren ließen. Ich folgte ihnen schon seit Stunden, warum eigentlich, weiß ich selbst nicht – es sei denn, dass es mich wunderte, dass Eirisch Plug es übers Herz gebracht hat, seinem vielgeliebten New York den Rücken zu kehren und hier in Chicago herumzuspuken. Ich glaube nicht, dass er mich in meiner Verkleidung erkannte, es muss aber doch so sein, denn wie ich an ihren Tisch herantrat, wo der schwarze Kerl gerade die dicke Banknotenrolle hervorgezogen hatte, da gefiel mir das Mienenspiel dieses Plug nicht. Meiner Treu, beinahe möchte ich annehmen, er gibt hier in Chicago eine Gastrolle und steckt hinter dem Straßenraub, wo die Geldbeutel flöten gingen. Wissen möchte ich, ob er den dritten Mann‹ dem ich jetzt ziemlich ähnlich sehen dürfte, hier in Chicago aufgegabelt hat. Merkwürdiger Zufall, unter dem Namen Schleich-Eddy, just in derselben Maske, welche die wirkliche Physiognomie dieses dritten Kumpans zu sein schien, verkehrte ich an der Bowery häufig mit Plug McCann und holte aus ihm die intimsten Berufsgeheimnisse, ohne dass er es gewahr wurde, heraus. Well, jedenfalls sehe ich zu, ob ich mich an die Kerle nicht heranmachen kann. Halten sie mich für Schleich-Eddy oder noch besser für ihren aus irgendeinem Gang unterwegs befindlichen Genossen, so kann ich Erbauliches zu hören bekommen – und das wäre Wasser auf meine Mühlen!«

In diesem Augenblick wurde die Ausgangstür des Petey’schen Kellerlokals geöffnet, und Arm in Arm mit Joe schritt Plug McCann die zur Höhe des Bürgersteiges führenden Stufen hinauf.

Auf dem Trottoir angelangt, blieben die beiden noch einen Augenblick stehen; sie schienen sich nicht umzuschauen, doch der junge Detektiv hätte darauf geschworen, dass sie insgeheim umso schärfer auf dem Lugaus waren.

»Well, wir treffen uns morgen wieder!«, sagte dann Joe laut.

»Gewiss – einstweilen gute Nacht!«, antwortete Plug.

Damit wendeten sich die beiden kurzerhand und entfernten sich in entgegengesetzter Richtung.

Gar zu gern hätte Chick sich seinem New Yorker Freund Plug angeschlossen und sich für den dritten Mann ausgegeben, hätte er nur gewusst, in welchem Auftrag dieser die Penne vorzeitig verlassen gehabt hatte. Vielleicht sollte er Erkundigungen einziehen; es mochte sich auch um eine zeitraubende Verrichtung handeln – kurzum, es schien dem jungen Detektiv nicht geraten, nun schon einen Schritt zu wagen, der volles Gelingen verbürgte, gelang er – der aber alles verdarb, schlug er, was viel wahrscheinlicher war, fehl.

Aus diesem Grund beschloss Chick, dem Mann mit der dicken Geldrolle, der von seinen beiden Kumpanen mit Joe angesprochen worden war, zu folgen.

Der Mann schlug eine Richtung ein, als gelte es, sich immer in der Nähe von Peteys Keller zu halten; es wurde Chick sofort klar, dass Joe diesen Rundgang nur unternahm, um sich davon zu überzeugen, ob er verfolgt wurde oder nicht. Ganz unvermittelt blieb der Mann stehen, wandte sich blitzschnell um und spähte dann nach allen Richtungen. Zuweilen sprang er auch einige Schritte zurück oder zur Seite, um in dunkle Torwege oder die in Chicago so häufigen Sackgässchen zu blicken.

Chick befand sich indessen auf der anderen Straßenseite; er war ein viel zu erfahrener Detektiv, als dass er nicht mit der äußersten Vorsicht zu Werke gegangen wäre. So glaubte er denn auch, allen Winkelzügen des Verfolgten ungeachtet seine Gegenwart vor diesem verborgen zu halten. Natürlich bezweifelte er nicht im Geringsten, dass inzwischen auch Plug McCann in ähnlicher Weise verfuhr; es war ihm sogar völlig klar, dass beide nach einem vorher verabredeten Plan handelten und sich schließlich irgendwo wiedertreffen würden. Sie wollten einfach feststellen, ob sie wirklich beobachtet wurden oder nicht; war der auf ihre Veranlassung von Petey aus dem Lokal Gewiesene ein Detektiv, so lag er auf der Lauer – und diesen dabei zu ertappen, hätte augenscheinlich den beiden Biedermännern große Freude bereitet. Doch Chick war entschlossen, ihnen ein solches Vergnügen nicht zu verschaffen, sondern nahm sich in Acht, um sich immer wieder rechtzeitig vor Joes spähenden Blicken verbergen zu können.

Zuletzt schien es ihm, als beabsichtige Joe, ihn in irgendeine Falle zu locken, denn jener passierte immer einsamere und abgelegenere Straßen und näherte sich augenscheinlich dem allerdunkelsten Chicago mit seinen an der Wasserfront befindlichen Kaschemmen.

Gerade ging es durch eine ungewöhnlich finstere Straße, als der von dem Detektiv Verfolgte plötzlich wie vom Erdboden verschluckt verschwand. Wohin jener geraten war, vermochte sich Chick nicht zu erklären, doch ebenso wenig wagte er sich weiter durch die Dunkelheit, denn er war sich der Gefahr wohl bewusst, die hinter jeden Torweg auf ihn lauern mochte. Ein Messerstich oder ein Hieb mit dem todbringenden Sandsack aus sicherem Hinterhalt genügte – und gegen solche Tücke richteten auch Mut und Entschlossenheit nichts aus. Es war eine jener seltenen Gelegenheiten, wo des wackeren Falstaff Behauptung, dass Vorsicht der Tapferkeit besserer Teil sei, wirklich buchstäblich zutraf.

Chick hatte sich in einen dunklen Torweg aufgestellt und beschloss, in diesem selbst auf die Gefahr hin zu verharren, dass er dadurch die Spur des von ihm Verfolgten verlor. Seine Vorsicht wurde alsbald belohnt, denn nachdem er volle fünf Minuten gewartet hatte, gewahrte er eine dunkle Gestalt, welche auf der anderen Straßenseite vorsichtig herangeschlichen kam.

Zweifellos handelte es sich um Joe. Dieser musste in eine enge Sackgasse oder einen Torweg geschlüpft sein und sich dort verborgen gehalten haben, um seinen Verfolger zu erwarten. Nun des weiteren Harrens überdrüssig geworden, vielleicht auch davon überzeugt, dass er sich geirrt hatte und gar nicht verfolgt wurde, kehrte er des Weges zurück. Damit hatte Chick auch gerechnet, und nun stand er auf dem Sprung, um seinem Mann wiederum nachzufolgen, ohne dass dieser es gewahr wurde.

Er rührte sich nicht, bis sich Joe in einiger Entfernung befand. Dann nahm er wahr, wie dieser über den Damm auf seine Straßenseite herüberkam.

»Aha!«, schoss es dem jungen Detektiv durch den Kopf. »Er klappert nun diese Häuserreihe ab, um zu schauen, ob er mich dabei nicht abfasst!«

Doch diesen Anschein hatte es nicht, denn nachdem der Beobachtete einen Augenblick innegehalten hatte, eilte er mit großer Behändigkeit von dannen.

Dann setzte sich Chick in Bewegung. Eben war er dabei, den Straßendamm zu kreuzen. Doch da verkündete ihm auch schon ein leichter Schritt hinter ihm, dass Gefahr im Anzuge war.

Ein schwirrendes Geräusch durchschnitt die Luft, und im Nu warf sich Chick platt auf das Gesicht. Unmittelbar darauf vernahm er, wie ein schwerer Gegenstand wuchtig gegen ein Haustor auf der anderen Straßenseite schlug.

Zu gleicher Zeit hörte Chick aber auch, wie von zwei entgegengesetzten Richtungen her Tritte in großer Eile näherkamen.

Sofort begriff Chick, dass Joe zurückkam, während ein flüchtiger Blick ihn belehrte, dass von der anderen Seite her Plug McCann aufgetaucht war.

Sogleich durchschaute Chick auch schon den ganzen Zusammenhang. Er hatte die beiden Verbrecher nicht zu täuschen vermocht. Von Anfang an mussten sie vielmehr gewusst haben, dass er Joe verfolgte, und wahrscheinlich war er selbst wiederum von Plug beschattet worden.

Augenscheinlich hatte Joe den Detektiv absichtlich bis nach dieser menschenleeren Straße gelockt und ihn dann durch sein geschicktes Verhalten zu verleiten gesucht, den Straßendamm zu kreuzen, um auf solche Weise Plug bessere Gelegenheit zu geben, sein gefährliches Wurfgeschoss an den Mann zu bringen.

Insoweit war der Plan der beiden Strolche ausgezeichnet erdacht, und sie jubelten schon in der Hoffnung, nunmehr ihren Verfolger packen zu können. Doch sehr zu ihrem Leidwesen hatten sie die Rechnung ohne Chicks Behändigkeit gemacht.

Er schnellte in demselben Moment empor, als Plug herangekeucht kam, sprang mit der Geschmeidigkeit eines Tigers an den Burschen heran und versetzte ihm blitzschnell einen Faustschlag, der den Strolch hinterrücks niederstürzen ließ.

»Goddamn!«, schrie Plug völlig verblüfft. »Sam, wo kommst du her, du Lump?«

Doch der so vorzüglich verkleidete Detektiv nahm sich nicht die Zeit, seinem alten Freunde Plug eine ausführliche Erklärung zuteilwerden zu lassen. Blitzschnell hatte er sich Joe entgegengeworfen und gab diesem nun einen Stoß vor den Magen, welcher den Verbrecher gleichfalls zu Fall brachte. Geschwind nutzte der Detektiv nun den von ihm dadurch gewonnenen Vorsprung aus und stürmte mit der Schnelligkeit eines abgeschossenen Pfeiles davon.

Vielleicht hätte er viel klüger daran getan, sich schon nach dem Erreichen der nächsten Straßenecke wieder in einen Hinterhalt zu legen, denn auf solche Weise wäre es ihm vielleicht klarer geworden, was und wie die beiden Kumpane wirklich über den Zwischenfall dachten. So aber suchte er erst ein gutes Stück weiter oberhalb ein geeignetes Versteck.

Es dauerte nicht lange, so kehrten die beiden Strolche Arm in Arm von der Stätte ihres missglückten Anschlages schimpfend und fluchend zurück. Sie waren miteinander uneinig.

»Wenn ich es dir sage, Joe, es war Sam!«

»Unsinn«, hörte der Detektiv den anderen sprechen. »Er kann noch vor einer Stunde nicht zurück sein. Es war nicht Sam! Ich weiß nicht, was du überhaupt willst. Sam war niemals in New York, wie du immer behauptest!«

»Well, dann weißt du es eben besser«, höhnte sein Kumpan. »Ich kann nur wiederholen, dass ich mit deinem Sam in New York in der Bowery hundertmal zusammen war. Nur nennt er sich dort nicht Sam, sondern Schleich-Eddy …«

»Blödsinn!«, verlachte ihn Joe. »Dich mag eine Ähnlichkeit irreführen, das sagte ich dir schon vor einer Woche, als du Sam Bulger auf den Kopf zusagtest, er sei Schleich-Eddy. Er denkt nicht daran, sage ich dir – ich kenne ihn doch schon seit Jahren!«

»Dann muss er ein Doppelleben führen – weißt du, was ich glaube? Er ist kein anderer als der verd… Geheime aus New York.«

»Du bist verrückt, Plug. Nick Carter war doch der junge Mensch, der den Trick mit meinem Zwanzig-Dollar-Schein bei Peteys gemacht hat. Und da saß Sam doch mit am Tisch. Es wundert mich, dass du Sam Bulger nicht besser kennst – du bist doch auch ein alter Chicagoer Junge.«

»Ganz egal – die Geschichte gefällt mir nicht. Als ich vor vier Jahren die Stadt verließ, war Sam jedenfalls noch nicht im Geschäft!«

Weiter vermochte Chick nichts zu hören, da die beiden Kumpane sich inzwischen zu weit von seinem Versteckort entfernt hatten.

Er blickte ihnen, von den widersprüchlichsten Gedanken erfüllt, vorsichtig nach und sah sie wieder in einiger Entfernung im Petey’schen Keller verschwinden.

»Das ist die verzwickteste Geschichte, die mir jemals vorgekommen ist«, brummte der ruhig in seinem Versteck verharrende Detektiv vor sich hin. »Was nun tun und was lassen? Soll ich die Rolle des braven Sam weiterspielen und mich an die Kerle direkt heranmachen? Doch nein!«, setzte er nach kurzem Besinnen hinzu. »Das wäre zu gefährlich, denn sie haben ohnehin Verdacht geschöpft – und fühlen sie mir nun auf den Zahn, so könnte ich bei Peteys die schönsten Prügel oder noch Schlimmeres besehen!«

Während der junge Detektiv noch unschlüssig harrte und nicht recht wusste, was er eigentlich unternehmen sollte, gewahrte er einen Mann, der unter der nächsten Laterne stehengeblieben war und sich eben damit beschäftigte, eine kurze Pfeife in Brand zu setzen. Im selben Augenblick erkannte Chick in ihm auch schon Sam Bulger, seinen unfreiwilligen Doppelgänger. Es war der wirkliche Sam Bulger, der da, kaum zehn Schritte von ihm entfernt, aufgetaucht war. Augenscheinlich stand der Ehrenmann im Begriff, sich nach Peteys Biertunnel weiterzugeben, als er von einem halbwüchsigen Jungen angesprochen wurde.

Chick besaß, wie sein berühmter Chef, die Gabe, nach verschiedenen Richtungen zugleich sehen und ausspähen zu können. So hatte er auch wahrgenommen, dass der Bursche in großer Eile aus dem Biertunnel aufgetaucht und hastig die Straße heraufgelaufen gekommen war.

»So, ich dachte, ich meinte«, keuchte der Bursche, vor Sam Bulger innehaltend und ihm ins Gesicht starrend, »Sie wären dort in der Nische!«

Damit deutete er auf den Torweg, in dessen Dunkel der junge Detektiv sich verborgen hielt. Überrascht drückte sich Chick noch tiefer in die Ecke, um ja nicht entdeckt werden zu können.

»Dummes Zeug!«, knurrte der wirkliche Sam. »Ich stehe nicht in der Nische dort, sondern hier und stecke mir meine Pfeife an. Hast du etwa dagegen etwas einzuwenden, was?«

»Nicht doch, aber Sie sind doch Schleich-Eddy – nicht wahr?«

Diese Frage schien indessen den würdigen Mann gewaltig aufzubringen, denn er langte zum Schlag aus und hätte dem halbwüchsigen Burschen sicherlich einen derben Hieb versetzt, wäre Ersterer ihm nicht behände ausgewichen.

»Verd… Junge – willst mich wohl auch zum Narren halten?«, knurrte Sam wütend. »Wer soll ich denn noch alles sein? Ich denke, du kennst mich, Schlingel – lungerst du nicht immer bei Petey herum, eh?«

»Natürlich, ich bin doch der Stift.«

»Nun also, dann musst du auch wissen, wie ich heiße – oder nicht?«

»Sam heißen Sie – aber Ihr Freund Plug hat gesagt, ich sollte Sie nur fragen, ob Sie nicht Schleich-Eddy wären – das sei nämlich ein Spaß.«

»Schöner Spaß!«, knurrte der Rowdy. »Was willst du denn von mir, eh?«

»Ihr Freund Sam schickt mich«, berichtete der Junge. »Sie sollen in einer Stunde unten an der Clark Street sein – unten bei der letzten Ecke, wo das Wasser ist.«

»Nun wird es Tag! Darum schickt dich Plug – das hätte er mir doch im Lokal sagen können! Wo sind denn die beiden – der Plug und der Joe?«

»Sie hatten es eilig und kamen gerade nur an die Bar, um mir den Auftrag zu geben, dann gingen sie durch die Hintertür. Sie wissen ja, ich denke, sie wollten nicht gesehen werden.«

»Unsicher, was?«, knurrte Sam. »Doch woher konnte Plug denn wissen, dass ich hier bin …«

»Da müssen Sie ihn selbst fragen. Sie sollen nur hübsch pünktlich sein. Und hier wäre auch noch etwas, das machte Plug Ihnen zum Geschenk – hahaha!«

Damit drückte der Bursche dem Überraschten ein kleines, in Zeitungspapier eingewickeltes Päckchen in die Hand, lachte frech und eilte spornstreichs des Weges zurück.

»Willst du dableiben, du Kröte!«, schrie Sam erbost, der augenscheinlich gar nicht begriff, was das alles heißen sollte.

Doch der Junge hörte nicht auf ihn, sondern streckte ihm nur aus einiger Entfernung die Zunge heraus, um dann mit Windeseile seinen Rückzug zu bewerkstelligen. In der Minute darauf war er in dem Petey’schen Biertunnel auch schon wieder verschwunden.

Sam Bulger erleichterte sein Gemüt durch einen laut gemurmelten Fluch. Er war unter der Laterne stehen geblieben, betrachtete das ihm unter solch eigentümlichen Umständen übergebene Paket und öffnete es schließlich kopfschüttelnd.

Natürlich verfehlte Chick nicht, voll gespannter Aufmerksamkeit das Tun und Treiben seines unfreiwilligen Doppelgängers zu beobachten. Zu seiner Überraschung gewahrte er, wie Sam gleich darauf einen kleinen, weichen Gegenstand, etwa ein Taschentuch, eine Schürze oder dergleichen, aus den Hüllen schälte, ihn betrachtete und dann mit einer wilden Verwünschung von sich schleuderte – gerade in die Tornische hinein, in welcher Chick sich verbarg, und dem Letzteren dicht vor die Füße.

Zugleich aber setzte sich Sam in Bewegung und eilte, offenbar in hellem Zorn, zu dem Petey’schen Biertunnel zu, in welchem er bald darauf verschwand.

Nun erst kam Chick dazu, den von dem Rowdy fortgeschleuderten Gegenstand anzuschauen. Als er ihn aufhob, hatte er das Gefühl, als berühre er etwas Leinenes – einen Sack vielleicht. Schnell trat er eine Sekunde lang aus der Nische und ließ den Laternenschein auf den Gegenstand in seiner Hand fallen.

Doch da vermochte er auch schon einen Ausruf größter Überraschung kaum zu unterdrücken, denn was er in der Hand hielt, war ein Leinenbeutel, wie er zum Transport von Geldern wohl gebraucht wird – und Chick las in diesem Moment auch schon den Aufdruck der Midland-National-Bank of Chicago, III.

Kein Zweifel, er hatte einen der geraubten drei Geldbeutel in der Hand. Er war auf der richtigen Fährte – Joe, Plug und Sam waren die Straßenräuber, oder sie gehörten wenigstens zu ihnen!