Die wunderbare und merkwürdige Geschichte vom Zauberer Virgilius … Teil 10
Oskar Ludwig Bernhard Wolff
Die wunderbare und merkwürdige Geschichte vom Zauberer Virgilius,
seinem Leben, seinen Taten und seinem Ende
Volksbücher Nr.46, Verlag Otto Wigand, Leipzig
Wie Virgilius einen Obstgarten mit einer schönen und herrlichen Quelle anlegte
Große Wunder verrichtete Virgilius zu seiner Zeit, denn nachdem er den Palast erbaut hatte, legte er einen herrlichen Obstgarten mit allen Arten von Fruchtbäumen und prächtigen Blumen an. Täglich sah man dort neue reife Früchte an den Bäumen hängen und neue schöne Blumen blühen. In der Mitte aber sprudelte eine schöne Quelle, die reinste und schönste, welche Menschenaugen je gesehen hatten. Auch sangen dort die verschiedenartigsten Vögel, denn alle Vögel konnten wohl hinein, aber keiner wieder heraus, denn die Lüfte hielten sie wie in einem Netz gefangen. Ferner gab es in diesem Obstgarten alle Arten zahmer Tiere, so dem Menschen von Nutzen sind. Aus der Quelle floss ein Bächlein unter den Bäumen hin, in welchem alle Arten von Fischen, die man sich nur denken konnte, spielten. Es war ein so schönes, heiteres und luftiges Leben in dem Garten, aber Virgilius machte noch herrlichere Dinge. Er legte in diesem Garten durch seine Kunst ein prachtvolles Gewölbe an, in welchem er seine unermesslichen Reichtümer und Schätze aufbewahrte und stellte zwei Männer aus Erz davor als Wächter hin. Diese hatten jeder einen Hammer in der Hand und mussten mit demselben fortwährend einer um den anderen auf einen Amboss schlagen, sodass jeder, der sich in den Garten stehlen wollte, vor Schrecken niederfiel, wenn er es hörte.