Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)
Reise zum Mittelpunkt der Erde (1959)
Im Jahre 1864, einer Ära, in der Tapferkeit und Mut die Charakteristik der Männer prägten und selbst die Aussprache komplexer isländischer Vulkannamen wie Snæfellsjökull als Beweis ihrer Unerschrockenheit diente, konzipierte der renommierte Science-Fiction-Autor Jules Verne eine faszinierende Expedition zu einem geheimnisvollen Land im Erdinneren. Zu jener Zeit hielt man diese Vorstellung für real. Obwohl zahlreiche Wissenschaftler seiner Zeit Vernes Theorie ablehnten und der Autor selbst mit Zweifeln und einem Hauch von Humor auf seine Ideen blickte, blieb der Glaube an ein solches Abenteuer so stark, dass ein halbes Jahrhundert später Pläne geschmiedet wurden, um dieses sagenumwobene Land zu entdecken. Der Film, der 1959 unter der Regie von Henry Levin das Licht der Welt erblickte, behandelt dieses Thema als reine Fantasie, bleibt jedoch fest verankert in den ehrgeizigen Visionen des 19. Jahrhunderts und einem Abenteuergeist, der bis in die Gegenwart widerhallt.
James Mason brilliert in der Rolle des Professors Lindenbrook, eines angesehenen Akademikers aus Edinburgh, der unerwartet einen Hinweis erhält, der seiner Meinung nach belegt, dass ein früherer Entdecker tatsächlich das verborgene Land betreten hat. Gemeinsam mit seinem leidenschaftlichen Schüler Alec, verkörpert von Pat Boone, begibt er sich auf eine Entdeckungsreise nach Island, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Die Expedition gestaltet sich allerdings nicht reibungslos, da Lindenbrook mit Graf Saknussemm, dargestellt von Thayer David, einen rücksichtslosen Rivalen hat, der alles daran setzt, ihm den Ruhm zu stehlen. Unterstützt von dem kräftigen Hans, gespielt von Peter Ronson, muss Lindenbrook darüber hinaus erkennen, dass auch Hans’ geliebte Ente Gertrude zu ihren Begleitern zählt. Noch herausfordernder wird die Situation für Lindenbrook, als er widerwillig die Gesellschaft von Carla, gespielt von Arlene Dahl, akzeptieren muss. Er befürchtet, dass sie die Expedition stören könnte, und ihre Überlegenheit in bestimmten Momenten steigert nur seine Demütigung.
Mason liefert in einer seiner komplexesten Rollen eine herausragende Leistung ab, indem er sowohl die weniger sympathischen Facetten seines Charakters als auch den humorvollen Dialog gekonnt meistert. Er haucht der Figur eine Tiefe ein, die leicht oberflächlich hätte erscheinen können, wie es in späteren Neuverfilmungen zu sehen ist. Die Chemie zwischen ihm und Dahl ist bemerkenswert, da sie sich nicht leicht in seine Wortgefechte verwickeln lässt. Beide, damals 55 und 39 Jahre alt, verkörpern überzeugend Personen mit reichhaltiger Lebenserfahrung, was ihrer Interaktion eine Tiefe verleiht, die vielen anderen Hollywood-Paaren fehlt.
Interessanterweise wird das Zentrum der Erde weniger spektakulär dargestellt als in Vernes literarischem Werk. Es gibt zwar weniger monströse Kreaturen (obwohl die Begegnung mit einem Dimetrodon dennoch hervorsticht), doch sind die Nebenhandlungen deutlich ausgearbeiteter, was der Erzählung eine klarere Struktur verleiht. Der Film besticht durch ein kreatives Set-Design, das für die damalige Zeit beeindruckend ist und auch heute noch überzeugt. Neben den Actionszenen erstrahlen die Laboratorien und Hotels in liebevollen Details, und die Kostüme sind exzellent, selbst wenn Boone und Ronson bald die meisten davon verlieren. Auch Gertrude zahlt ihren Tribut.
Ein spannendes Abenteuer, das die Zeiten überdauert hat und auch in der Gegenwart noch begeistert. Mit einer Mischung aus klassischen Abenteuer-Elementen wie Vulkanen, Strudeln und dem verlorenen Atlantis dürfte der Film die Liebhaber des Genres zweifelsohne fesseln, wobei die bemerkenswerte Chemie zwischen Mason und Dahl das Gesamtbild perfekt abrundet.