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Adventskalender 2024 – 19. Türchen

Der Teufel und der Riegenmeister

Es war einmal ein Riegenmeister, der saß und goss zinnerne Knöpfe. Da erschien der Teufel und sprach ihn an: »Guten Tag, mein Herr! Was machen Sie hier?« Der Riegenmeister erwiderte den Gruß und antwortete: »Ich gieße Augen.«

Daraufhin fragte der Teufel: »Könnten Sie eventuell auch mir neue Augen gießen?«

Der Riegenmeister erwiderte: »Natürlich, aber dafür benötige ich Augensalbe, und die habe ich momentan nicht.«

Der Teufel fragte weiter: »Könnten Sie es ein anderes Mal tun?«

Der Riegenmeister bejahte dies. »Wann soll ich wiederkommen?« »Wann immer es Ihnen recht ist.«

Am nächsten Tag kam der Teufel erneut zum Riegenmeister, um die Augen gießen zu lassen.

Der Riegenmeister fragte: »Möchten Sie große oder kleine Augen?«

»Nur recht große!«, antwortete der Teufel.

Der Riegenmeister brachte ein ordentliches Stück Zinn zum Schmelzen und sagte zum Teufel: »Sie müssen aber gebunden werden, sonst kann ich nicht gießen.« Er forderte ihn auf, sich rücklings auf eine Bank zu legen, ergriff ein langes und kräftiges Seil und band ihn fest.

Der Teufel, nunmehr gut verwahrt, fragte den Riegenmeister nach seinem Namen. »Selber ist mein Name«, antwortete der Riegenmeister.

Der Teufel sagte: »Gut, dass ich es nun weiß.«

Als das Zinn flüssig geworden war, sprach der Meister zum Teufel: »Halten Sie nun still, die Salbe ist fertig.«

Der Teufel hielt still und öffnete die Augen weit, damit die neuen Augen recht schön würden.

Der Riegenmeister goss das glühende Zinn in die Augen des Teufels. Vor Schmerz sprang der Teufel auf und rannte ins Freie, die Bank fest am Rücken.

Auf dem Feld arbeiteten Knechte, die, als sie des Teufels Missgeschick sahen, fragten: »Wer hat Ihnen das angetan?«

»Selber, Selber«, schrie der Teufel.

Die Knechte lachten und sagten: »Wenn Sie es selbst getan haben, wer kann da helfen?«

Der Teufel musste mit seinen neuen Augen kläglich verenden und seither gibt es keinen Teufel mehr.

Der Riegenmeister befahl dem Hund, das Begräbnis des Teufels auszurichten, doch er vermochte es nicht allein und holte den Fuchs als Unterstützung, ohne Erfolg. Daraufhin wurde die Ratte gerufen, doch auch sie war keine Hilfe. Der Hund erwürgte schließlich Fuchs und Ratte. Der Wolf wurde herbeigerufen und sie begruben den Teufel unter dem Mist einer weißen Mähre. Beim Leichenschmaus kamen Fuchs und Ratte als Braten auf den Tisch. Der Hund musizierte ungeschickt, während der Wolf dazu tanzte. So wurde das Begräbnis des Teufels ausgerichtet.

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