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Jim Buffalo – 25. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Das 25. Abenteuer Jim Buffalos
Die Bankräuber auf dem Pepin-See
4. Kapitel

Die verteufelte Teufelsmaschine

Kapitän Richardson rannte wie ein Wahnsinniger am Strand hin und her, immer mit seinem Revolver feuernd, obwohl die Kugeln kaum die Mitte des Sees erreichten und klatschend ins Wasser schlugen.

»So ein verdammter Hundsfott, so ein Galgenstrick und Erzgauner! Dass uns gerade der fetteste Bissen entwischen musste! Und nicht genug des schönen Geldes, läuft er uns auch noch mit dem Auto davon. Nun können wir die lange Strecke zu Fuß laufen.«

So schimpfte und wetterte der zornige Mississippimann. Was aber tat Jim Buffalo, den der Raub des Autos ja am härtesten berühren musste?

Er saß, an einem Baum gelehnt, lachte in einem fort und hielt sich den Leib. Kapitän Richardson starrte den Lachenden entsetzt an.

»Herrgott, nun ist der auch noch verrückt geworden! Hell and devil, Mister Buffalo, rappelt es denn bei Ihnen?«

»Warum?«, gab dieser noch immer lachend zurück.

»Menschenskind, und das tragen Sie noch?«, stieß der Kapitän in heller Verzweiflung hervor. »Das Geld futsch, mein Fahrgeld futsch, das Auto zum Teufel, alles futsch! Und Sie lachen noch? Damned, wenn Sie nicht fürs Irrenhaus reif sind, dann bestreite ich die Existenzfähigkeit aller Verrücktenhäuser der Welt!«

»Aber wer sagt Ihnen denn, Kapitän, dass alles futsch sein soll? Der Mann fährt nur ein wenig spazieren und wird sich schon wieder einfinden, wenn wir fertig gefrühstückt haben.«

»Dann müsste er ein Narr oder die Maschine verhext sein?«

»Well, dann glauben Sie nur ruhig das Letztere, Kapitän«, antwortete Jim Buffalo und lachte auf. »Glauben Sie denn, dass meine Teufelsmaschine einen anderen Herrn anerkennt als mich? Würde Ihr famoser Blitz eine so glänzende Leistung vollbracht haben, wenn Sie ihn nicht gesteuert hätten?«

»Well, das ist was ganz anderes!«, brummte der Kapitän. »Und doch dasselbe! Mein Auto ist wie ein Pferd, das keinen anderen Reiter im Sattel duldet. Aber ich sehe schon, Sie platzen noch vor Neugierde und der Mörder eines so braven Mannes möchte ich doch nicht werden.«

»Machen Sie mich nicht auch noch konfus«, brummte der Alte, nach dem Auto ausschauend, vom dem schon längst nichts mehr zu sehen war.

»Futsch, durch die Lappen gegangen!«

»Auf einer Rundreise um den Pepin-See, nicht weiter! Und nun hören Sie mal, Kapitän: Meine Maschine hat wirklich den Teufel im Leib und fährt nur dahin, wohin ich es wünsche. Oder meinen Sie, ich hätte nicht in Betracht gezogen, dass die Bankräuber versuchen könnten, sich des Autos zu bedienen? Well, da habe ich eben ein kleines, geheimnisvolles Hebelchen angestellt, und jetzt fährt mein Auto rings im Kreis herum. Wenn Sie Ihr Roastbeef verspeist haben, schwimmen wir gemütlich hinüber und nehmen den Burschen in Empfang!«

»Hallo, also so sieht das Teufelsauto aus?«, fragte nun auch der Kapitän und lachte aus vollem Hals. »Damned, ich habe schon manches davon gehört, wollte es aber immer nicht glauben, weil ich es für Mumpitz hielt. Jetzt fange ich an, noch an Märchen und Wunder zu glauben.«

»Ihren braven Blitz nicht zu vergessen, Kapitän!«

»Danke, von Ihnen nehme ich das Lob gern an«, schmunzelte der Kapitän.

»Doch nun los, werter Mister! Jetzt platze ich vor Neugierde!«

Die beiden Männer warfen sich wieder in die klaren Fluten des Sees und schwammen gemächlich zum Ufer hinüber.

Für Kapitän Richardsons Erregung währte es aber noch eine ganze Ewigkeit, ehe sich das Knattern des Motors wieder hören ließ.

Endlich tauchte das Auto in der Ferne auf, rasch näherkommend und keinen Fußbreit von der Bahn abweichend, die ihm sein Herr und Meister vorgeschrieben hatte.

Der Bankräuber saß am Steuer und mühte sich vergeblich ab, das heimtückische Gefährt auf einen anderen Kurs zu steuern, aber umsonst waren seine Anstrengungen. Wie er auch noch so sehr an dem Steuerhebel riss und zerrte, das Auto beschrieb einen wundervollen Kreis, der das helle Entzücken des Kapitäns auslöste.

»Hahaha«, lachte er, sich mit den breiten Fäusten auf die Knie schlagend.

»Sitzt der dumme Teufel da im Teufelsauto und weiß nichts damit anzufangen! Na, warte nur, Bürschchen, wenn ich dich erst zwischen meinen beiden Rundhölzern habe.«

Damit meinte er seine derben Schifferfäuste, die er nun drohend gegen den immer Näherkommenden schüttelte.

Der Bankräuber hatte seine Bemühungen aufgegeben und saß nun, wachsbleich im Gesicht und starr vor Schrecken, wie eine Marmorstatue.

Jim Buffalo hatte sich dicht an den Weg gestellt, den das Auto auf seiner eingestellten Kreisbahn beschreiben musste.

Nun kam es herangebraust und schien schon wieder vorüber zu sein.

Und Jim Buffalo hatte nur den rechten Arm ausgestreckt, etwas anderes hatte der Kapitän wenigstens nicht bemerken können.

Und das Wunder geschah.

Eine Sekunde später hielt das Teufelsauto mitten im rasenden Tempo still. Das ganze Obergestell zitterte noch von den Erschütterungen der großartigen Rundfahrt.

Kapitän Richardson stieß einen lauten Jauchzer aus, der einem Indianer alle Ehre gemacht hätte.

Im gleichen Augenblick aber hatte er sich schon auf den Bankräuber geworfen und zog ihn von dem Auto herunter.

»Well, Verehrtester, jetzt hat die Rundreise ein Ende!«, spottete er. »Eigentlich ist für dich Schuft ein solches Vergnügen viel zu schade, aber du kannst es ja nachher in Sing-Sing erzählen, was es heißt, mit dem Teufelsauto anbinden zu wollen.«

Wenige Minuten später war der völlig apathisch gewordene Verbrecher gefesselt.

Die Untersuchung seiner Tasche ergab, dass er weit größere Summen bei sich führte, als er sie selbst bei der Staatsbank entliehen hatte.

Die Erlöse mochten die Arbeit des Verbrechertrios sein, von denen zwei bereits vor einem höheren Richter standen.

Der Überlebende wurde mit dem Blitz nach Sankt-Louis gebracht, wo er zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt wurde.

Jim Buffalo, dessen tollkühnes Wagnis alle Zeitungen brachten, erhielt eine sehr hohe Belohnung, die er redlich mit seinem braven Lebensretter, dem Kapitän Richardson, teilte.

»Well, Mister Buffalo«, meinte der alte Wasserbär schmunzelnd. »Ich habe es mir zwar zugeschworen, keinen Schluck Whisky mehr zu trinken, aber der alte Herr da oben wird es mir nicht nachtragen, wenn ich den Schwur breche! Denn es wäre ja eine Sünde und Schande, wenn ich das Teufelsauto und seinen Herrn nicht hochleben ließe, dass sie es bis nach New Orleans hinunter hören sollen. Das Teufelsauto lebe hoch und sein Herr, Jim Buffalo, dazu! Und wer es nicht glaubt, mit dem fahre ich wie der Blitz zum Mond hinauf, dass ihm die Fixsterne an den Rockschößen hängen bleiben!«

Und gern und freudig stimmten die anderen Gäste in das Lob mit ein.

Jim Buffalos 26. Abenteuer:

Ein gestörtes Hochzeitsfest