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Varney, der Vampir – Kapitel 33

Thomas Preskett Prest
Varney, der Vampir
oder: Das Blutfest

Ursprünglich als penny dreadful von 1845 bis 1847 veröffentlicht, als es zum ersten Mal in Buchform erschien, ist Varney, der Vampir ein Vorläufer von Vampirgeschichten wie Dracula, die es stark beeinflusst hat.

Kapitel 33

Das seltsame Gespräch – Die Verfolgung durch Bannerworth Hall

Mit dem melancholischsten Gesichtsausdruck, den ein Mensch nur ertragen kann, machte Sir Francis Varney seinen einsamen Spaziergang, obgleich wir vielleicht einen Vergleich anstellen, den uns die Umstände kaum gestatten; denn wer will sagen, dass dieser seltsame Mann, um den eine Atmosphäre des Geheimnisvollen ständig zu wachsen schien, ein Mensch war?

So sehr wir auch zögern, an das Übernatürliche zu glauben oder gar der Menschheit übernatürliche Kräfte zuzuschreiben, die merkwürdigen Tatsachen und Umstände, die das Dasein und die Handlungen dieses Mannes umgeben, lassen uns doch mit einer Art schaudernder Überzeugung glauben, dass, wenn er wirklich sterblich ist, er doch Kräfte besitzen muss, die über die gewöhnliche Sterblichkeit hinausgehen, und dass er zu irgendwelchen unheiligen Zwecken auf Erden wandelt, die sich gewöhnliche Menschen mit gewöhnlichen Eigenschaften der menschlichen Natur kaum vorstellen können.

Schweigend und allein ging er seinen Weg durch die wunderschöne Landschaft mit ihren malerischen Hügeln und Tälern, die zwischen seinem Haus und Bannerworth Hall lag. Offensichtlich hatte er die Absicht, Bannerworth Hall auf dem kürzesten Weg zu erreichen. In der Dunkelheit dieser Nacht – der Mond war noch nicht aufgegangen – zeigte er nicht die geringste Vertrautheit mit den Eigenheiten dieses Ortes, um überhaupt in der Lage zu sein, einen so unbeirrbaren Weg zu gehen, wie er es tat.

Oft murmelte er leise, undeutliche Worte vor sich hin. Sie schienen sich vor allem auf das merkwürdige Gespräch zu beziehen, das er vor kurzem mit jemandem geführt hatte, der ihn durch eine kaum vorstellbare Verkettung von Umständen offenbar mächtig unter Kontrolle hatte und in der Lage war, eine Forderung an ihn zu stellen, die in ihrem Umfang erschreckend war.

Und doch schien er nicht im Zorn über dieses Gespräch nachzudenken, sondern es schien, als habe es ihn an Umstände schmerzlicher und erniedrigender Art erinnert, die die Zeit nicht ganz aus seinem Gedächtnis zu löschen vermochte.

»Ja, ja«, sagte er, als er am Rande des Waldes stehen blieb, an dessen Grenzen er, oder was er zu sein schien, einst von Marchdale und den Bannerworths gejagt worden war, »ja, der bloße Anblick dieses Mannes erinnert mich an das ganze schreckliche Schauspiel einer furchtbaren Tragödie, die ich nie vergessen kann. Niemals kann sie sich meinem Gedächtnis entziehen, als eine schreckliche, schreckliche Tatsache; aber es ist der Anblick dieses Mannes allein, der mir all die schrecklichen Einzelheiten wieder ins Gedächtnis ruft und meiner Fantasie in den lebhaftesten Farben jedes noch so kleine Detail ausmalt, das mit dieser Zeit der Qual verbunden ist. Diese regelmäßigen Besuche machen mir sehr zu schaffen. Seit Monaten fürchte ich sie, und seit Monaten erhole ich mich nur langsam von den Schlägen, die sie mir versetzen. Aber nur noch einmal«, sagte er, »nur noch einmal, und dann werden wir uns nicht mehr wiedersehen. Nun, vielleicht kann ich, bevor es so weit ist, über Mittel verfügen, die es mir ermöglichen, seinem Besuch zuvorzukommen und mich so wenigstens von dem Schmerz zu befreien, auf ihn warten zu müssen.«

Er blieb am Waldrand stehen und blickte in Richtung Bannerworth Hall. Im schwachen Licht, das noch vom klaren Himmel kam, konnte er die alten Giebel und die turmartigen Fenster erkennen. Er sah die gepflegten Gärten und die mächtigen Tannen, die sie vor den Nordwinden schützten, und während er so vor sich hinstarrte, schien ihn eine starke Erregung zu überkommen, von der niemand geglaubt hätte, dass sie für einen Augenblick das Gemüt eines Mannes befallen konnte, der von allen menschlichen Gefühlen so weit entfernt schien.

»Ich kenne diesen Ort sehr gut«, sagte er, »und mein Erscheinen hier zu jener bewegten Zeit, als die Furcht vor meiner Annäherung ein Verbrechen auslöste, das nur einem Mord gleichkam, geschah in einer Nacht wie dieser, in der alles so still und ruhig war und in der derjenige, der beim leisesten Schatten meiner Anwesenheit lieber in den Tod stürzte, als sicher zu sein, dass ich es war. Verflucht seien die Umstände, die mich so im Stich ließen! Ich hätte sehr reich sein müssen. Ich hätte die Mittel haben müssen, um die Bewunderung derer zu erlangen, die mich jetzt nur für billig halten: Aber die Zeit kann noch kommen. Ich habe noch Hoffnung, und die Größe, nach der ich mich immer gesehnt habe, die zauberhafte Macht über die Meinen, die nur der Besitz reicher Mittel verleihen kann, kann mir noch zuteilwerden.«

Er wickelte seinen Mantel enger um sich und ging mit dem langen, lautlosen Schritt voran, der ihm eigen war. Mechanisch schien er den Hindernissen aus Hecken und Gräben auszuweichen, die ihm den Weg versperrten. Sicher war er diesen Weg schon oft gegangen, sonst hätte er ihn nicht so leichtgenommen. Und nun stand er am Rande einer Bepflanzung, die in gewisser Weise die privateren Gärten des Hauses vor Eindringlingen schützte, und hielt inne, als ob ihn ein Gefühl der Unentschlossenheit überkommen hätte, oder als ob er, wie sein weiteres Verhalten vermuten ließ, ohne feste Absicht gekommen war, oder, falls er eine feste Absicht hatte, ohne festen Plan, sie in die Tat umzusetzen.

Träumte er wieder davon, in eines der Zimmer dieses Hauses einzudringen, mit dem schrecklichen Anblick dieser schrecklichen Schöpfung, mit der er sich in den Augen ihrer Bewohner nur allzu sehr zu identifizieren schien? Er war bleich, abgemagert und zitterte. Konnte es sein, dass es so schnell notwendig geworden war, den Lebenssaft in seinen Adern zu erneuern, auf die schreckliche Weise, wie die Vampirbrut gezwungen ist, ihr elendes Dasein zu verlängern?

Vielleicht war es so, und er überlegte gerade, wie er das Feuer des Wahnsinns im Gehirn des schönen Mädchens, das er so unwiederbringlich unglücklich gemacht hatte, noch einmal entfachen könnte.

Er lehnte sich an einen alten Baum. Seine seltsam funkelnden Augen schienen jeden umherschweifenden Lichtschimmer aufzufangen und mit übernatürlicher Intensität zu leuchten.

»Ich muss, ich will«, sagte er, »Herr von Bannerworth Hall werden. Es muss so sein. Ich habe mir vorgenommen, es zu besitzen, und ich werde es bekommen; und dann, wenn ich es mit meinen eigenen Händen Stein für Stein abgetragen habe, werde ich jenes verborgene Geheimnis entdecken, von dem jetzt niemand außer mir träumt. Ob mit Gewalt oder Betrug, mit Liebe oder Verzweiflung, das ist mir gleich; der Zweck heiligt alle Mittel. Ja, und wenn ich durch Blut waten muss, um mein Ziel zu erreichen, ich sage, es wird geschehen.«

In dieser Nacht herrschte eine heilige, stille Ruhe, die in krassem Gegensatz zu dem Sturm wilder Leidenschaft stand, der sich augenblicklich in der Brust dieses furchterregenden Mannes zu sammeln schien. Nicht das geringste Geräusch drang aus Bannerworth Hall, und nur gelegentlich hörte man in der Ferne das Bellen eines Wachhundes oder das leise Muhen entfernter Rinder. Alles andere war stumm, es sei denn, die tiefen, dunklen Laute dieses Mannes, wenn er denn ein Mann war, erfüllten die sanfte Luft um ihn herum mit Leben. Mit einer schlendernden Bewegung, als wäre es ihm gleichgültig, ob er in diese Richtung ging oder nicht, ging er weiter auf das Haus zu. Jetzt stand er vor jenem Sommerhäuschen, das einst ein so süßes und liebliches Refugium gewesen war, in dem die herzkranke Flora mit dem, den sie liebte, ihre Zwiesprache gehalten hatte, mit einer Hingabe, wie sie gemeinere Gemüter nicht kennen.

Von diesem Ort aus konnte man das Haus kaum sehen, denn es war so sehr von immergrünen und blühenden Blumen umgeben, dass es wie eine Wildnis der Natur aussah, auf die sie mit großzügiger Hand ihre wildesten Blumenschönheiten in wilder Üppigkeit herabgelassen hatte.

In und um diesen Ort war die Nachtluft mit Düften geschwängert. Der gemischte Duft der vielen Blumen ließ diesen Ort wie ein Paradies erscheinen. Aber wie sehr stand er, der sich inmitten solcher Schönheit befand, im Widerspruch zu dieser Schönheit und Zufriedenheit der Natur! Wie unfähig war er, ihre Zartheit zu würdigen, aus ihrer Pracht auch nur die geringste Moral zu schöpfen.

»Warum bin ich hier?«, fragte er. »Hier, ohne festen Plan, ohne feste Absicht, wie ein Geizhals, der seine Schätze so tief in der Erde vergraben hat, dass er nicht hoffen kann, sie je wieder ans Tageslicht zu bringen. Ich schwebe um diesen Ort herum, von dem ich fühle, von dem ich weiß, dass er meinen Schatz enthält, obwohl ich ihn nicht in die Hand nehmen und mich nicht an seiner funkelnden Schönheit erfreuen kann.«

Noch während er sprach, krümmte er sich wie ein schuldiges Wesen, denn er hörte einen hellen Schritt auf dem Gartenweg. Der Schritt war so leicht, so zerbrechlich, dass bei Tageslicht selbst das Summen der sommerlichen Insekten ihn übertönt hätte; aber er hörte ihn, diesen Mann des Verbrechens, der unheiligen und schrecklichen Triebe. Er hörte es und duckte sich zwischen den Büschen und Blumen, bis er inmitten einer Welt duftender Essenzen völlig unbemerkt blieb.

War es jemand, der sich heimlich an diesem Ort aufhielt, so wie er war, unwillkommen und unbekannt, oder war es jemand, der ihn beobachtet hatte, wie er in die Intimität dieses unglücklichen Ortes eingedrungen war, und der nun kam, um ihm den Tod zu bringen, den er, so sehr er auch ein Vampir sein mochte, durch sterbliche Hände noch erleiden konnte?

Die Schritte kamen näher, und er bückte sich, bis sein Herz vor Angst gegen die Erde selbst schlug. Er wusste, dass er unbewaffnet war, ein Umstand, der bei ihm selten vorkam und nur durch die Unruhe zu erklären war, die der Besuch dieses Fremden in seinem Haus hervorgerufen hatte, dessen Anwesenheit so viele widerstreitende Gefühle weckte.

Näher und näher kam der leise Schritt, und seine tief sitzende Angst ließ ihn nicht erkennen, dass es nicht der Schritt der Vorsicht oder des Verrats war, sondern dass er seine Leichtigkeit der natürlichen Anmut und Bewegungsfreiheit seines Besitzers verdankte.

Der Mond musste aufgegangen sein, auch wenn er von Wolken verdeckt war, durch die er nur einen schwachen Schein warf, denn die Nacht war sicher heller geworden, so dass, obwohl keine starken Schatten geworfen wurden, eine diffusere Helligkeit über allen Dingen lag und ihre Umrisse nicht so tanzend erschienen, das eine mit dem anderen verwechselnd.

Er blickte angestrengt in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, und in diesem Moment verschwand seine Angst um seine persönliche Sicherheit, denn er sah, dass es eine weibliche Gestalt war, die sich langsam auf ihn zu bewegte.

Sein erster Impuls war, aufzustehen, denn aus dem flüchtigen Blick, den er von ihr erhaschte, wusste er, dass es sich um Flora Bannerworth handeln musste; aber ein zweiter Gedanke, wahrscheinlich der einer heftigen Neugierde, was sie zu einer solchen Stunde an einen solchen Ort geführt haben mochte, hielt ihn zurück, und er blieb ruhig. Aber wenn Sir Francis Varneys Überraschung groß war, Flora Bannerworth zu einer solchen Stunde an einem solchen Ort zu sehen, so haben wir keinen Zweifel, dass mit dem Wissen, das unsere Leserinnen und Leser über sie haben, ihr Erstaunen dem seinen mehr als ebenbürtig sein würde; und wenn wir bedenken, dass sie seit jener ereignisreichen Zeit, in der die Heiligkeit ihres Zimmers von jenem furchterregenden mitternächtlichen Besucher so verletzt worden war, den Mut gehabt haben muss, zu einer solchen Stunde allein hinauszugehen.

Hatte sie keine Angst, diesem unheimlichen Wesen zu begegnen? War sie sich nicht mit schauderndem Bewusstsein der Möglichkeit bewusst, dass sie in seinen unbarmherzigen Griff geraten könnte? Wusste sie nicht, dass jeder Schritt, den sie tat, sie immer weiter von denen entfernte, die ihr in jeder Extremsituation beistehen würden? Anscheinend nicht, denn sie ging weiter, ohne auf die mögliche oder wahrscheinliche Anwesenheit dieses Fluches ihres Daseins zu achten, scheinbar ohne darüber nachzudenken.

Aber schauen wir sie noch einmal an. Wie seltsam und gespenstisch sie sich bewegt; es scheint keine Spekulation in ihrem Gesicht zu sein, aber mit einem seltsamen und gleitenden Schritt geht sie wie ein dunkler Schatten der Vergangenheit in diesem alten Garten. Sie ist sehr blass, und auf ihrer Stirn steht das Zeichen des Leidens; ihr Kleid ist ein Morgenmantel, den sie leicht um sich geschlungen hält, und so geht sie auf das Sommerhaus zu, das ihr vielleicht dadurch heilig geworden ist, dass sie Zeuge jener Schwüre reiner Zuneigung geworden ist, die von den Lippen Charles Hollands kamen, über dessen Schicksal nun ein so großes Geheimnis liegt.

Hat der Wahnsinn das Gehirn dieses schönen Mädchens befallen? Ist ihr starker Intellekt unter der Unterdrückung, der sie ausgesetzt war, zusammengebrochen? Wandelt sie nun mit verwirrtem Geist umher, die Königin eines fantastischen Reiches, und betrachtet die materielle Welt mit Augen, die nicht von der Erde sind; meidet sie vielleicht das, was sie hätte suchen sollen, und sucht sie vielleicht in ihrer Raserei das, was sie in einem glücklicheren Geisteszustand gemieden hätte?

So könnte der Eindruck bei jedem gewesen sein, der sie auch nur einen Augenblick angesehen hat und die verhängnisvollen Szenen kannte, die sie soeben erlebt hatte; aber wir können unseren Lesern die Qual einer solchen Annahme ersparen. Wir haben ihre Liebe zu Flora Bannerworth beschworen, und wir sind sicher, dass sie sie hat; deshalb wollen wir sie, wenn auch nur für kurze Augenblicke, vor dem Gedanken bewahren, dass das grausame Schicksal sein Schlimmstes getan hat und dass der feine und schöne Geist, den wir so sehr gerühmt haben, seine Fähigkeit zur rationalen Reflexion verloren hat. Nein, Gott sei Dank, das ist nicht der Fall. Flora Bannerworth ist nicht verrückt, sondern steht unter dem starken Einfluss eines exzentrischen Traums, der ihr Bilder vor Augen geführt hat, die nur in den luftigen Gefilden der Fantasie zu Hause sind. Sie verließ ihr Gemach und begab sich an den heiligen Ort, wo sie dem Geliebten begegnete und die edelste Erklärung von Wahrheit und Beständigkeit vernahm, die je aus Menschenmund geflossen ist.

Ja, sie schlief; aber mit einer Genauigkeit, die dem Schlafwandler so seltsam eigen ist, schritt sie langsam, aber sicher auf den bekannten Pfaden zu jener Sommerlaube, in der, wie ihre Träume ihr nicht verraten hatten, das schrecklichste Gespenst ihrer Fantasie, Sir Francis Varney, lauerte. Er, der zwischen ihr und der größten Freude ihres Herzens stand; er, der alle Hoffnung auf Glück zerstört hatte und der ihre liebste Zuneigung in so viele Ursachen größerer Unruhe verwandelt hatte als in den Segen, den er ihr hätte sein sollen. Hätte sie sich nur einen Augenblick vorstellen können, dass er da sei, mit welchem Eifer des Entsetzens wäre sie in den Schutz dieser Mauern zurückgeflogen, wo sie wenigstens einen gewissen Schutz vor der schrecklichen Umarmung des Vampirs gefunden hätte und wo sie in der Nähe gütiger Herzen gewesen wäre, die sich mutig zwischen sie und jeden Gedanken an Unheil gestellt hätten.

Aber sie wusste es nicht und ging weiter, bis der Saum ihres Kleides das Gesicht von Sir Francis Varney berührte.

Und er war entsetzt – er wagte sich nicht zu rühren – er wagte nicht zu sprechen! Der Gedanke, dass sie tot sei und dass dies ihr Geist sei, der gekommen sei, um schreckliche Rache an ihm zu nehmen, beherrschte ihn eine Zeitlang, und er war so gelähmt vor Angst, dass er sich weder bewegen noch sprechen konnte.

Es wäre gut gewesen, wenn Flora in dieser Trance der Unentschlossenheit, in die ihn sein feiges Herz versetzt hatte, den Ort verlassen und sich nach Hause begeben hätte; aber leider überkam sie kein solcher Impuls; sie setzte sich auf den rustikalen Stuhl, auf dem sie gelegen hatte, als Charles sie an sein Herz gedrückt hatte, und durch ihren Traum hindurch überkam sie die Erinnerung an jene reine Zuneigung, und in den zärtlichsten und melodischsten Tönen sagte sie: »Charles! Charles! Liebst du mich noch? Nein, du hast mich nicht verlassen. Rette mich, rette mich vor dem Vampir!«

Sie schauderte, und Sir Francis Varney hörte ihr Weinen.

»Ich bin ein Narr«, murmelte er, »dass ich mich so erschreckt habe. Sie schläft. Das ist eine der Phasen, die eine gestörte Fantasie oft einnimmt. Sie schläft, und vielleicht ist das eine Gelegenheit, ihre Angst vor meinem Besuch zu vergrößern, der Bannerworth Hall zu einem viel zu schrecklichen Ort für sie machen wird; und ich weiß genau, dass, wenn sie geht, alle gehen werden. Es wird ein verlassenes Haus sein, und das ist es, was ich will. Ein Haus mit einem so schlechten Ruf, dass niemand außer mir, der ich diesen Ruf geschaffen habe, es wagen wird, seine Mauern zu betreten, ein Haus, das der Aberglaube als Wohnstätte von Geistern bezeichnen wird, ein Haus, das nach allgemeiner Meinung dem Vampir überlassen wurde. Ja, es soll mir gehören, es soll für eine Weile mein Zuhause sein. Ich habe geschworen, dass es mir gehören soll, und ich werde meinen Schwur halten, so wenig ich mit Schwüren zu tun habe.«

Er erhob sich und ging langsam auf den Eingang der Laube zu, eine Bewegung, die er ausführen konnte, ohne Flora zu stören, denn der rustikale Stuhl, auf dem sie saß, befand sich am Ende der Laube. Und dort stand er, der obere Teil seiner hageren und scheußlichen Gestalt zeichnete sich deutlich gegen den nun viel helleren Himmel ab, so dass Flora Bannerworth, wäre sie nicht in der Trance des Schlafes gewesen, in der sie sich wirklich befand, bei einem Blick nach oben den scheußlichen Gefährten gesehen hätte, den sie an diesem einst so geliebten Ort hatte, einem Ort, der bisher den besten und edelsten Gefühlen heilig gewesen war, der nun aber dazu verdammt war, für immer mit diesem schrecklichen Gespenst der Verzweiflung verbunden zu sein.

Aber sie war nicht imstande, diesen schrecklichen Anblick zu ertragen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte weiter.

»Natürlich liebt er mich«, flüsterte sie, »er hat gesagt, dass er mich liebt, und er spricht nicht umsonst. Er liebt mich immer noch, und ich werde wieder in sein Gesicht sehen, ein Himmel für mich! Charles! Charles! Wirst du zurückkommen? Gewiss, sie versündigen sich gegen die Göttlichkeit der Liebe, die mir sagen wollen, du liebst mich nicht!«

»Ha!« murmelte Varney, »diese Leidenschaft ist ihre erste und ergreift ihr junges Herz – sie liebt ihn – aber was sind menschliche Zuneigungen für mich? Ich habe kein Recht, mich in die große Aufzählung der Menschheit einzureihen. Ich sehe nicht aus wie ein Erdenmensch, und doch bin ich auf ihr. Ich liebe niemanden, ich erwarte von niemandem Liebe, aber ich will mir die Menschheit zum Sklaven machen; und das Lippenbekenntnis derer, die mich in ihrem Herzen hassen, soll für mein Ohr so liebliche Musik sein, als ob es ganz aufrichtig wäre! Ich werde mit diesem Mädchen sprechen; sie ist nicht verrückt – vielleicht ist sie es.«

Ein teuflischer Ausdruck geballten Hasses lag auf Varneys Gesicht, als er nun zwei Schritte auf die schöne Flora zuging.