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Der Welt-Detektiv Band 6

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Sagen der mittleren Werra 72

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Venediger bestrafen Neckerei

Die Venediger krochen auch einmal wieder in unseren Bergen herum. Da wurden sie von etlichen neckischen Burschen aus Steinbach in einer Höhle bemerkt, von der vorher und nachher niemals etwas gesehen worden war. Wahrscheinlich suchten die Welschen wieder einmal Goldsand, denn ihre Reisesäcke und allerlei Werkzeug lag noch vor dem Loch.

Das alles nahmen nun die Jungen, versteckten es im Gebüsch und legten sich dann in der Nähe unter einen Baum. Als sie darauf, ohne es zu wollen, fest einschliefen und später einer um den anderen wieder erwachte, da guckten sie sich groß an und fragten sich, wo sie nur wären, denn alles, was sie sahen und hörten, war anders als daheim. Und so fragten sie den Erstbesten, der vorüberging, wo sie sich befänden.

Der aber schüttelte den Kopf, denn er verstand kein Wort, und mit anderen ging es ihnen nicht besser.

Da die Steinbacher weder Brot noch Geld bei sich hatten, so mussten sie eine Zeit lang große Not in dem fremden Land leiden, bis sie endlich einen fanden, der ihre Sprache verstand. Dem erzählten sie die ganze Geschichte und baten ihn um Hilfe, die er ihnen dann mit der Warnung, nie wieder einen Venediger in ihrer Heimat zu necken, auch zusagte. Da der Fremde vorgab, noch etwas besorgen zu müssen und die Jungen ersuchte, ihren Platz nicht wieder zu verlassen, so ließen sie sich nieder und schliefen bald darauf auch richtig wieder ein.

Wie groß aber war ihre Freude, als sie erwachten und sich wieder in ihren Bergen unter dem Baum befanden, unter dem sie vor Wochen eingeschlafen waren. Keiner aber wusste seinen Leuten zu sagen, wo sie sich so lange herumgetrieben hatten.

Von dem goldenen Hirsch am Löhche bei Steinbach

Die Steinbacher erzählen, dass ihre Vorfahren viel von einem goldenen Hirsch, der sich dann und wann am Löhche gezeigt, gesprochen hätten und behaupten, die Erscheinung desselben deute auf eine starke Goldader an jener Stelle. So soll er auch einst einem der Herrn Trier zu Glücksbrunn, der damals den Bergbau eifrig betrieben hatte, mehrere Nächte hintereinander im Traum an jener Stelle erschienen sein, worauf dieser allda, um zu der Goldader zu gelangen, eine Grube aufmachen ließ. Während dieser Arbeit soll sich nun der goldene Hirsch, oder wie andere sagen, ein Hirsch mit prächtigem, goldenen Geweih, häufig wieder gezeigt und dabei sehr ängstlich getan haben.

Da aber dem erwähnten Herrn das Graben zu lange dauerte, so stellte er die Arbeit, ohne auf die Goldader gestoßen zu sein, wieder ein und die Steinbacher warfen, als später eine große Viehseuche in den Ort kam, das gefallene Vieh in die Grube. Seit jener Zeit war nichts wieder von dem goldenen Hirsch gesehen worden.