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Nick Carter – Band 13 – Der geheimnisvolle Nachbar des Detektivs – Kapitel 7

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Der geheimnisvolle Nachbar des Detektivs
Ein Detektivroman

Eine vergebliche Jagd

Nachdem Patsy den Saloon verlassen hatte, wo er so bedroht worden war, lief er der Bowery zu und ging dann in die Richtung nach der 4th Street.

Als er sich der Ecke näherte, erschien es ihm, als wäre eine Änderung seines Äußeren, wenn er Gelegenheit hätte, den alten Mann zu verfolgen, von Nutzen.

Ein zweiter Gedanke war der, wenn er den alten Mann nicht hier antreffen würde, da er doch in der Rivington Street so lange aufgehalten worden war, sei eine Verkleidung nicht nötig. Er musste nun erst ermitteln, ob der alte Mann noch dort war.

So eilte er zu dem Saloon und sah durch die Tür den alten Mann mit Jake eifrig sprechen. Der Letztere hatte die Verkleidung, die er im Rivington-Street-Saloon getragen hatte, abgelegt.

Patsy ging und suchte nach einem geeigneten Torweg, wo er eine sorgfältige Veränderung seines Aussehens vornahm.

Er stellte sich nun unter der Markise eines Ladens auf, um die Tür des Saloons aufmerksam zu beobachten und geduldig auf des alten Mannes Erscheinen zu lauern.

Während er wartete, kam der junge Mann, welcher Mugsy benachrichtigt hatte, dass Smith ihn zu sprechen wünsche, und verschwand im Saloon.

Patsy lachte.

»Er will dem alten Mann sagen, dass einer von Nick Carters Leuten ihm auf der Spur ist«, sagte er dann zu sich selbst.

Kaum eine Minute war vergangen, als Jake herauskam, in größter Eile die 4th Street hinunterrannte und bald darauf außer Sicht war.

Patsy lachte laut.

»Das bringt die Kerle ja ganz außer Fassung.«

Nach kurzer Zeit kam auch der junge Mann heraus, sah sich scheu um und ging in der Richtung zur Bowery hastig davon. An der Ecke blieb er stehen, und Patsy konnte sehen, wie er sich nach allen Richtungen umschaute.

Bald darauf erschien ein Mann mit schwarzem Haar und schwarzem Bart, ganz in einen Mantel gehüllt, und ging ebenfalls die Straße hinunter.

Patsy, der ihn beobachtete, fand, dass der Gentleman eigentlich nicht zu dieser Umgebung passte.

Er sah ihn bis zur Ecke gehen, wo er von dem jungen Mann, der vorhin fortgegangen war, angeredet wurde.

Patsy ging über die Straße und trat in den Saloon ein. Der alte Mann war verschwunden.

Als er wieder auf der Straße stand, sagte er zu sich selbst: »Patsy, du bist ein richtiger Esel. Der schwarze Bursche, der vorhin herauskam, war auf jeden Fall der Alte.«

Nun ging er so schnell zu der Ecke, wie er nur konnte, ohne Aufsehen zu erregen, hielt sich aber vorsichtig an der anderen Seite der Straße, wo der junge Mann anscheinend auf jemanden wartete.

Der junge Bursche steht auf Wache, sagte sich der junge Detektiv. Wozu? Wahrscheinlich, um mir aufzulauern.

Er ging in ein Haus zurück, entschlossen, dem Mann zu folgen, wenn er seinen Posten verlassen würde.

Er musste lange warten, denn der Gegenstand seiner Beobachtung hielt treu auf seinem Posten aus.

Zuletzt ging dieser aber doch und eilte nun, die Avenue kreuzend, die Bowery hinauf und bog in die 3rd Avenue ein.

Patsy stahl sich hinter ihm her und nutzte jede Gelegenheit, sich zu decken.

Der Weg führte den jungen Mann in einen Saloon in der Nähe der 8th Street. Patsy würde ihm gefolgt sein, wenn er nicht gesehen hätte, ehe sich die Tür hinter demselben geschlossen hatte, wie er mit seinem Hut eine ganz eigentümliche Bewegung gemacht hatte.

Patsy kam zu dem Schluss, dass dies ein Zeichen für irgendjemanden war, dass die Luft rein wäre und dass die Person, die daraufhin kommen würde, zu verfolgen war. Ganz in der Nähe stand ein Mietwagen, und der Kutscher saß in der offenen Tür derselben.

Indem Patsy hinter den Wagen trat, beobachtete er alle, die den Saloon verließen.

In demselben Moment sah er einen Mann mit grauem, beinahe weißem Haar herauskommen.

Patsy würde den Mann nicht weiter beachtet haben, wenn er nicht bemerkt hätte, dass dieser sich wieder zurückwandte, um mit jemandem im Saloon zu sprechen. Patsy konnte sehen, dass dieser Jemand der junge Mann war.

»Zwei gute und schnelle Verwandlungen«, sagte er zu sich selbst. »Dieser kleine alte Mann muss ein Meister in der Kunst des Verkleidens sein.«

Der Alte entfernte sich, kehrte aber zurück und redete den Kutscher an.

Es war schwer für Patsy, unbemerkt hinter dem Wagen hervorzukommen.

Als jedoch der Graubart den Wagen bestieg und der Kutscher auf den Bock kletterte, gelang es dem jungen Detektiv, unbemerkt das Trottoir zu erreichen, und er verbarg sich hinter dem Wagen eines Grünwarenhändlers, der glücklicherweise gerade vorgefahren war. Die Pferde wurden angetrieben, und der Mietwagen fuhr der unteren Stadt zu. Zur gleichen Zeit hörte Patsy einen schrillen, langgezogenen Pfiff.

Das war ein Signal, dachte er. Es benachrichtigt den Verwandlungskünstler, dass er verfolgt wird.

Der Kutscher schien nun sofort Befehl zu erhalten, schneller zu fahren, denn die Pferde setzten sich in Trab, sodass Patsy fürchtete, er würde den Wagen aus den Augen verlieren.

Die Kutsche war bis jetzt die 4th Avenue in raschestem Tempo hinaufgefahren, aber als das Häuserviertel zwischen der 13th und 14th Street erreicht war, hob ein Policeman seinen Polizeiknüppel in die Höhe, zum Zeichen, dass der Kutscher anhalten solle, da er schneller als erlaubt gefahren war.

Patsy erfasste sofort die Gelegenheit.

Glücklicherweise war ein anderer Wagen in der Nähe, und der junge Detektiv gab dem Lenker desselben eine Fünf-Dollar-Note und wies ihn an, den Wagen nicht aus den Augen zu lassen.

Patsy war kaum eingestiegen, als der vordere weiterfuhr, diesmal aber in langsamerem Tempo.

Er kreuzte die 14th Street, fuhr langsamer bis zur 16th Street, als er sich nach rechts wandte und langsam zum Irving Place zustrebte.

Hier wurden die Pferde wieder schärfer angetrieben, und an der 15th Street wendete sich das Gefährt wieder nach rechts und umkreiste den Gramercy Park.

Der aufmerksam beobachtende Patsy sah, wie der Kutscher seinen Kopf neigte und nach dem Inneren des Wagens horchte. Der Fahrgast sprach mit ihm durch das vordere Fenster.

Nachdem der Gramercy Park passiert war, begann das Gefährt eine äußerst seltsame Fahrweise anzunehmen.

An den Häuserreihen fuhr es langsam entlang, aber um die Ecke mit der größten Schnelligkeit. Jede Ecke wurde genommen, ganz gleich, wohin sie führte, und der Wagen verschwand dann jedes Mal für einige Augenblicke aus dem Gesichtskreise des anderen.

In einem solchen Moment hörte Patsy die Tür des ersten Cabs zuschlagen.

Im Nu war er aus seinem Wagen herausgesprungen und lief um die nächste Ecke.

Er sah nun einen Mann ohne graues Haar oder Bart die Straße überschreiten und dann in voller Hast an den Häusern entlanglaufen.

Der junge Detektiv blieb dem Mann dicht auf der Spur, denn obwohl dieser den Bart entfernt hatte, wusste Patsy, dass es derjenige war, den er zu verfolgen hatte.

Aber die Jagd dauerte nicht lange, denn als die Hintertür eines Saloons erreicht war, eilte der Mann darauf zu und verschwand.

Patsy war jedoch nur wenige Schritte hinter ihm. Ein auf der anderen Straßenseite stehender Policeman sah das und kam über die Straße, als Patsy gerade die Tür erreichte.

»Beobachten Sie den vorderen Eingang«, raunte er ihm zu, und ehe dieser den Mund zu einer Frage öffnen konnte, war der junge Detektiv in dem Saloon verschwunden. Er befand sich in einem kleinen Vorraum, und gegenüber bemerkte er eine Tür, die noch zitterte, als sei sie eben erst in Bewegung gewesen.

Als er durch diese Tür eintrat, sah er sich in einem gefüllten Schankzimmer.

Es dauerte nicht lange, bis Patsy sah, dass er Mann nicht anwesend war, und er glaubte daher, dass jener dann durch die andere Tür wieder hinausgegangen sein müsse.

Er wendete sich hastig derselben zu.

Die überraschten und neugierigen Gesichter der Leute, die hier umherstanden und bald auf die vordere Tür, bald auf Patsy sahen, bewiesen ihm, dass er richtig vermutet hatte.

Wenn der Policeman getan hatte, was er ihm aufgetragen hatte, so musste er den Mann auch gesehen haben.

Als er die Tür öffnete, machte ihm ein Blick klar, dass der Verfolgte wirklich diesen Weg genommen hatte.

Der Hüter des Gesetzes bemühte sich gerade, sich mühsam vom Pflaster zu erheben, auf das er hingeworfen worden war.

Er befand sich so außer Atem, dass er auf Patsys Fragen, wo der Mann hin sei, nur in Richtung der Hochbahnstation zeigen konnte. Ein Zug kam gerade an und hielt auf der Station.

Patsy sprang die Treppen hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend, als die Lokomotive sich schon in Bewegung setzte.

Der Mann am Eingang zum Bahnsteig dachte, jener wolle ohne Billet fahren, nahm ihn an der Schulter und rief: »Wo ist Ihr Billet, junger Mann?«

»Lassen Sie mich – Detektiv – Spitzbube im Zug«, stieß er hervor, da er wusste, wie kostbar für ihn jeder Augenblick war.

Er wusste auch, mit was für einem hartnäckigen Menschen er hier zu tun hatte, und versetzte ihm einen gutgezielten Schlag.

Derselbe veranlasste den Beamten, Patsys Jackett loszulassen.

Mit einem schnellen Sprung war er auf dem Bahnsteig. Da sah er gerade noch den letzten Wagen vorüberfahren.

Als er dem Wagen nachsah, erschien in der Türöffnung desselben der Mann, den er verfolgt hatte. Er trug ein sarkastisches Lächeln zur Schau, und Patsy biss sich auf die Lippen vor Ärger, als er sich zum Gehen anschickte.

Als der Bahnsteigbeamte gehört hatte, was Patsy gewollt hatte, tat seine Handlungsweise ihm leid, aber es war nun zu spät.

Dieser war so wütend, dass er nicht umhinkonnte, dem Mann gehörig seine Meinung zu sagen.

Als er sich dann einigermaßen beruhigt hatte, ging er zu der Wohnung Nicks, um diesem Bericht zu erstatten.