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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl – 20. Kapitel

Heinrich Döring
Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl
Verlag C. F. Schmidt, Leipzig, ca. 1840

Zwanzigstes Kapitel

Die Vergeltung

In einem rings von Wald umkränzten Tal,
wo der bekannte Berggeist Rübezahl
oftmals dem Wanderer pflegt zu erscheinen,
lag, ächzend unter namenloser Qual,
ein junger Bursche mit gebrochenen Beinen.
Von einem hohen Tannenast,
zu morsch und schwach für seine Last,
war Robert hart hinabgeschmettert,
als er, nach Elstern suchend, ihn erklettert.

Fußtritte, die er im Gebüsch vernahm,
erweckten ihn aus seinem tiefen Gram.
Es war ein Greis, der auf zwei Krücken,
gebeugt von Alter, mühsam schlich;
doch ihm zur Seite wies sich Roberts Blicken
ein junger Mann, der einem Jäger glich.

Die beiden Fremden waren kaum erschienen,
da öffnete sich schnell des Armen Mund,
und unter lautem Jammer tat er ihnen,
von Tränen fast erstickt, sein Schicksal kund,
doch starr und lautlos schienen beide
fast gänzlich ungerührt von seinem Leide.

Der junge Waidmann aber warf
auf ihn den ernsten Blick und sagte scharf:
»Beklagenswert ist Eure Lage,
allein dem ungeachtet noch die Frage,
ob man Euch Mitleid schenken darf.
Seht her! Erkennt Ihr diesen Armen?
Ihr hattet, aufgelegt zu böser Tat,
mit ihm, so flehend er auch bat,
in Eurem Übermut kein Erbarmen.
Vor wenig Tagen war es, da ruht’ er oben
dort an der Riesenkoppe steilem Rand;
sein Auge fesselte des Schlummers Band.
Ihr kamt daher, berauscht, mit wildem Toben
entreißt ihr schadenfroh der schwachen Hand
des sorglos Schlummernden die Krücken.
Wie er auch flehend sich zu Euch gewandt,
Ihr, ungerührt von seinen Jammerblicken,
warft sie mit Spott in jene Schlucht hinab.
Gerührt von jenes Greises Flehen,
war ich es, Rübezahl, der, ungesehen,
ihm die geraubten Krücken wiedergab.
Was ihr ihm damals frech entrissen,
das könnt Ihr bald nun selbst nicht missen.«

Wer Unglück zu verhöhnen sich erkühnt,
der leidet, wenn auch hart, nicht unverdient.