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Deutsche Märchen und Sagen 172

Johannes Wilhelm Wolf
Deutsche Märchen und Sagen
Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845

227. Kind im Keller

Am 11. Juli des Jahres 1646 fiel ein dreijähriges Kind zu Freiburg durch ein Kellerloch in den Keller des Stadtgefängnisses. Mit sehr großer Betrübnis suchten die Eltern drei Tage lang, doch nirgends war das Kind zu finden; kein Mensch hatte es gesehen. Am 15. endlich wurde ein Soldat, der sich gegen die Hauptwache zur Wehr gesetzt und dabei einen Offizier verwundet hatte, zum Gefängnis gebracht. Die, welche ihn bewachten, hörten des Nachts die Stimme eines Kindes, nicht weinen oder klagen, sondern nur »Vater!« rufen und um etwas zu trinken bitten. Zur Stunde öffnete man den Keller, aus dem die Stimme drang und der seit langer Zeit zugemauert war. Man fand das Kind und holte es heraus, fragte es, wie es solange sein Leben habe erhalten können. Darauf antwortete es, dass es immer wohl und ruhig geschlafen und ein schöner, fremder Mann habe ihm Essen gebracht. Obwohl das arme Würmchen sehr tief gefallen war, hat man doch nicht die geringste Verletzung an ihm spüren können.