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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl – 9. Kapitel

Heinrich Döring
Die wundersamen Märlein vom Berggeist Rübezahl
Verlag C. F. Schmidt, Leipzig, ca. 1840

Neuntes Kapitel

Wie Peter für seine Redlichkeit belohnt wurde

Als Peter so sprach und sich gar nicht darüber zufriedengeben wollte, dass der Berggeist nicht erschienen war, da erschallte plötzlich der Wind durch das dürre Laub, und wie er die Blätter vor sich hertrieb, da wollte es dem Knaben, der vorhin den Geist erblickt hatte, bedünken, als flattere unter dem Laub ein weißes Papier. Schnell sprang Hänschen danach und brachte es dem Vater. Dem traten aber die hellen Tränen in die Augen, als er einen Blick auf das Blatt geworfen hatte. Es war der von ihm ausgestellte Schuldschein. Der war aber mitten durchgerissen, und am Rand standen die Worte: Zu Dank bezahlt.

Da küsste Peter in seiner Freude Frau und Kinder, eins ums andere, und rief: »Du großmütiger, edler Geist. Habe Dank!« Und zurück von der Felsenwand hallte das Echo: »Dank – Dank!«

Es geschah aber, dass Peter, ehe noch ein Jahr verging, durch Fleiß und Sparsamkeit zu einem wohlhabenden Mann geworden war, der sich einen Knecht halten konnte und Wagen und Pferde dazu. Nun, meinte er, könne er den reichen Vettern, die ihn so schnöde abgewiesen hatten, wohl unter die Augen treten. Als er aber mit den seinen zu dem Dorf fuhr, da fand er ihre Häuser von fremden Leuten bewohnt und hörte aus ihrem Mund, wie die reichen Vettern längst verarmt und nun umherschweiften in der weiten Welt. Obwohl das sicherlich eine gerechte Strafe ihres Hochmuts und ihrer Lieblosigkeit war, so tat es dem guten Peter doch herzlich leid. Er sprach noch viel darüber mit dem alten Hirten Niklas, der sich seiner in der großen Not so freundlich angenommen hatte. Den nahm er aber aus Dankbarkeit mit sich in sein Haus und pflegte ihn bis an sein Ende, denn Niklas war erblindet und nährte sich kümmerlich von dem kärglichen Gnadenbrot, das er der Dorfgemeinde verdankte. Als nun aber Peter längst das Zeitliche gesegnet und seine Anna auch dahingegangen war, da wussten noch viele Leute in Warmbrunn viel von ihm zu erzählen, und besonders, wie und auf welche Weise er zu seinem Wohlstand gekommen war, nachdem er lange in Jammer und Elend gelebt hatte.