Secret Service Band 1 – Kapitel 17
Francis Worcester Doughty
Secret Service No. 1
Old and Young King Brady Detectives
Black Band
Oder: Die zwei King Bradys gegen eine unnachgiebige Bande
Eine interessante Detektivgeschichte aus dem Jahr 1899, niedergeschrieben von einem New Yorker Detektive
Kapitel 17
Young King Brady ist zur Stelle
»Das Beste, was wir tun können, ist, das Mädchen an Bord der Gretchen zu bringen, sobald Partland mit dem Rest der Bande zurückkehrt«, erklärte Jayne.
»Ich stimme dir zu«, sagte Mansur. »Sie sollten jetzt ziemlich schnell hier sein.«
Old King Brady erlebte einen Schauer. Er durchschaute nun das ganze Spiel.
Die Abwesenheit von Ike Partland war erklärt. Er war dem Rest der Bande gefolgt. Sie hatten vor, für eine Weile unterzutauchen, denn die beiden Bradys hatten sie auf eine heiße Spur gebracht.
Das überzeugte den alten Detektiv, dass er schnell handeln musste. Sein kühner Plan stand bereits fest.
Er muss ausgeführt werden, bevor die Bande auftaucht. Andernfalls wäre er besiegt, zumindest für den Moment.
Der Plan des alten Detektivs war äußerst kühn. Sein Ziel war es, die drei Gauner, die vor ihm standen, möglichst im Alleingang zu fassen.
Der Deutsche würde ein Kinderspiel sein. Aber von Jayne und Mansur wusste er, dass sie heftigen Widerstand leisten würden. Aber Old King Brady war nicht derjenige, der aus einem solchen Grund zurückschreckte.
Er hörte Jayne aufmerksam zu, wie er die Pläne im Detail erläuterte. Dann lächelte er finster. Im nächsten Moment trat er aus seinem Versteck hervor.
In jeder Hand hielt er einen Revolver.
Sein plötzliches Erscheinen elektrisierte die drei Gauner. Grindleman starrte den Detektiv dümmlich an. Aber Jayne und Mansur sprangen mit der Miene verzweifelter und gejagter Männer auf.
»Hände hoch oder ihr seid tote Männer!«
»Old King Brady!«, keuchte Mansur.
»Das Spiel ist aus!«, zischte Jayne.
Sie waren gezwungen, die Hände hochzuwerfen. Das finstere Lächeln auf dem Gesicht des alten Detektivs schien sie zu paralysieren.
Old King Brady bedrohte sie einen Moment lang behutsam mit dem Revolver, dann warf er ein Paar Handschellen auf den Boden.
»Grindleman«, sagte er streng, » legen Sie jedem dieser Schurken diese Handschellen an, oder Sie werden sterben!«
»Ach, mein Gott!«, jammerte der Deutsche. »Ich bin ein ehrlicher Mann. Verschonen Sie mich!«
»Tun Sie, was ich Ihnen sage!«
Der Deutsche gehorchte bereitwillig. Der berühmte alte Detektiv wusste, dass er sein Ziel erreicht hatte, aber gerade als er sich zu diesem Ergebnis beglückwünschen wollte, ertönten draußen Schritte, und die Tür zur Straße wurde aufgestoßen.
Ike Partland stürmte herein, die anderen Mitglieder der Schwarzen Bande im Schlepptau. Verblüfft blieben sie vor der Szenerie stehen, die sich ihnen bot.
»Gerettet!«, rief Jayne im Triumph. »Ike! Männer! Springt auf ihn! Erschießt ihn! Tötet ihn! Wenn ihr es nicht tut, sind wir verloren!«
Ein großes, heiseres Gebrüll erhob sich aus der Schar der Raufbolde. Sie warfen dem alten Detektiv finstere Blicke und Drohgebärden zu. Old King Brady sah, dass sein Leben auf dem Spiel stand.
Aber halt!
Was war das?
An das geschulte Ohr des alten Detektivs drang ein seltsamer Pfiff. Man hörte ihn auf der Straße dahinter. Es wurde vom Garten und vom Fluss unten beantwortet. Old King Brady verspürte einen Schauer höchster Freude, denn er wusste, dass das Spiel gewonnen war.
Vergessen war der Befehl von Jayne, sich auf den Detektiv zu stürzen. Die Gesetzlosen hatten die Signale der Polizei ebenfalls gehört und waren in einen regelrechten Ansturm verfallen. Aber sie konnten nicht entkommen.
Von allen Seiten kamen die Blauröcke. Die Black Band saß wie die Ratten in der Falle. Einer nach dem anderen gab auf und wurde in Handschellen abgeführt.
Der Spieß wurde gewaltig umgedreht. Die Existenz der Black Band war für immer beendet.
Durch die Menge hindurch sah man die athletische Gestalt des Young King Brady, und im nächsten Moment war er an der Seite des Old King Brady. Die beiden Detektive begrüßten sich freudig.
Die Geschichte des Young King Brady war kurz.
Er hatte seine Männer leicht aufgespürt und beschattete sie, als Partlands Befehl kam, sich bei Grindlemans zu vereinigen. Sofort rief der junge Detektiv eine Schar von Polizisten aus dem Hauptquartier und plante den großen Coup, der dann folgte.
Alle Mitglieder der Bande wurden gefangen genommen. Kurze Zeit später saßen sie im Gefängnis. Der große Fall war zu Ende.
Die beiden King Bradys waren zu Ruhm und Ehre gelangt. Sie konnten die härteste Gangsterbande, die New York und Umgebung je gesehen hatte, aufstöbern und vernichten.
So schnell wie möglich kehrte Old King Brady in die Apotheke zurück, wo er Janet Pell zurückgelassen hatte. Die junge Frau hatte sich von der Droge erholt und konnte in der Obhut von zwei Ärzten nach Hause fahren. Am nächsten Tag wusste ganz New York von der Rettung des entführten Mädchens.
Am meisten freute sich James Whittridge, der Bankier, über die Zerschlagung der Bande. Er schickte den Bradys einen ansehnlichen Scheck als Anerkennung für ihr großes Können.
Die Rädelsführer der Bande wurden zu langen Haftstrafen verurteilt. Melburne Jayne wurde für zwanzig Jahre nach Sing Sing geschickt, aber sein Selbstmord beendete sein Leben schon nach einem Jahr.
Die Gräueltaten der Black Band sind in Gotham bis heute unvergessen. Der Ruhm der Bradys wurde durch ihre Verhaftung erheblich gesteigert. Der Chef des Geheimdienstes rieb sich die Hände und sagte mit großer Herzlichkeit:
»Sie können die beiden King Bradys nicht toppen. Sie sind die besten Detektive in Amerika.«
Und ohne diese Aussage anzufechten, wollen wir uns zumindest vorerst von den beiden King Bradys verabschieden und diese Geschichte von eifriger Detektivarbeit zu Ende bringen.
Ende