Heftroman der

Woche

Download-Tipp

Der Welt-Detektiv Band 6

Neueste Kommentare
Archive
Folgt uns auch auf

Jim Buffalo – 16. Abenteuer – Kapitel 4

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922
Der Shylock von San Francico
Das 16. Abenteuer Jim Buffalos
4. Kapitel

Gerettet

Die unglückliche Editta wurde von Jim Buffalo in die Zeitmaschine gehoben. Dann kurbelte er an und fuhr mit ihr im strömenden Regen davon.

Er brachte sie in jenes Haus, in welchem die Zeitmaschine untergestellt worden war.

Der Alte war wieder zur Stelle, als Jim Buffalo ihn rief.

»Bring mir die Maschine an Ort und Stelle unter und sorge dafür, dass deine Frau in wenigen Minuten hier ist«, befahl Jim Buffalo.

»Jawohl, Herr, es wird alles prompt erledigt.«

Der Alte hob die Laterne, als Jim Buffalo die unglückliche Editta ins Haus trug. Er erschrak.

»Kennst du dieses Mädchen?«, fragte Jim Buffalo ihn.

Der Alte nickte düster.

»Wer sollte sie nicht kennen und ihr Geschick? Ist sie nicht das schönste Mädchen von ganz Frisco und hat nicht der reiche Vater sie grausam verstoßen?«

Jim Buffalo erwiderte nichts. Er trug das Mädchen, welches wie leblos in seinen Armen lag, in ein einfaches Zimmer, wo ein Bett stand. Eine alte Frau trat gleichzeitig herein.

Sie machte eine demütige Verbeugung vor Jim Buffalo und schlug dann, als sie die schöne Editta erblickte, die Hände über dem Kopf zusammen.

»Ihr kennt sie, Alte«, fragte Jim Buffalo.

»Wer sollte sie nicht kennen, Meister?«

»Gut, so nehmt Euch ihrer an und bringt sie auf die Beine. Es darf ihr an nichts fehlen. Vor allen Dingen darf sie nicht an ihr grausames Geschick erinnert werden. Es hat sie tief getroffen, dass der eigene Vater sie verstoßen hat.«

Jim Buffalo ging hinaus. In einem anderen Zimmer saß der Alte und wartete auf ihn.

»Erzähle«, forderte Jim Buffalo auf. »Aber halte dich nicht mit Umschweifen auf, denn ich habe wenig Zeit. Im Übrigen bin ich auch im Großen und Ganzen über das Leben des Shylock von Frisco informiert.«

Der Alte seufzte. »Samuel Nathan war einst der arme Trödler im Ghetto von San Francisco. Er ernährte sich recht und schlecht durch Handel, wie so viele seiner Glaubensgenossen.

Aber sein Streben ging höher hinaus. Er wollte ungeheure Reichtümer erwerben und der Stadt seinen Willen diktieren. Es schwebte ihm das Vorbild des großen Bankiers in Europa vor Augen. Er wollte ein Geldfürst werden.

Er vergaß aber, dass die Mittel und Wege, um zu diesem Ziele zu gelangen, nicht auf krummer Linie zu finden waren. Er schlug ein Verfahren ein, welches ihn gar bald den Hass seiner Glaubensgenossen spüren ließ. Er wurde reich, aber Gott strafte ihn und nahm ihn seine Frau.

Es gibt viele Leute in Ghetto, die er unglücklich gemacht hat.

Einer von diesen Menschen, der jeden Halt verlor, ist der Isac Orloff, der mit dem Lumpensack herumläuft und dem kein Mensch Tür und Tor mehr öffnet, weil er die Gepflogenheiten der kultivierten Menschen abgelegt hat.

An seinem Unglück ist Samuel Nathan, der Shylock, allein schuld.

Inzwischen entwickelte sich sein Töchterchen Editta zur schönsten Mädchenknospe. Der Shylock hatte große Dinge mit ihr vor. Sie sollte ihm die Möglichkeit eröffnen, in die besseren Familien auch gesellschaftlich aufgenommen zu werden, denn bisher hatte man ihn nur um seines Geldes wegen aufgesucht.

Aber das Schicksal strafte ihn, es macht ihm einen dicken Strich durch die Rechnung.

Editta verliebtes sich in einen schönen, jungen Christen. Er war ein einfacher sonniger Maler und fragte nicht nach dem Glauben. Die jungen Leute sahen sich und verliebten sich ineinander.

Der Shylock warf den Freier hinaus, als er kam, um die Hand Edittas zu erbitten.

Aber der junge Mann ließ sich nicht von seiner Liebe abbringen. Er nahm sich das, was ihm vom Vater verweigert worden war, mit dem Recht der Jugend.

Er kannte nur ein Gesetz, es war das Gesetz der Liebe.

Die schöne Editta verließ das Haus des Vaters und er verfluchte sie. Der Shylock kümmerte sich nicht mehr um sein Kind. Er wurde immer grausamer und forderte unwiderruflich sein Geld, wenn jemand am Fälligkeitstag nicht mehr zu zahlen vermochte.

Er wurde einer der Härtesten und Grausamsten, und die Tränen, die unglückliche Menschen um seinetwillen vergossen haben, werden Bäche füllen.

Editta lebte glücklich und zufrieden, bis das Verhängnis hereinbrach. Der Mann starb. Sie hatte keine Mittel mehr, um das Leben zu fristen. Eines Tages war sie verschwunden.

Jetzt sehe ich sie wieder in der furchtbarsten Verfassung.«

Der Alte schloss seinen Bericht. Er konnte nichts weiter sagen. Stumm und dumpf blickte er vor sich hin.

Jim Buffalo erhob sich.

»Deine Erzählung hat mich sehr interessiert, Alter«, sagt er. »Behalte dieses Mädchen bei dir. Ich werde dir genügende Mittel zur Verfügung stellen. In einigen Wochen bin ich wieder bei dir. Pflegt sie gut und tröstet sie.«

Er grüßte flüchtig und verschwand aus dem Haus.