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Der Welt-Detektiv Band 6

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Blackhawk, der Bandit – Kapitel 3

Percy Bolingbroke Saint John
Blackhawk, der Bandit
Kapitel III

Pietro, der Späher

Etwa drei Meilen westlich des Kehlsteinhauses befindet sich ein Ort, der sich in seinen Merkmalen sehr von dem soeben beschriebenen unterscheidet. Die Hügel und der Wald liegen hier eng beieinander, und Ersterer schmiegt sich sogar in einer überhängenden, etwa fünfzig Fuß hohen Klippe an Letzteren. Daneben erheben sich die Tanne, der Bergahorn, die Zeder und die Eiche, deren hohe Köpfe über den Gipfel des Abgrunds winken.

Zwischen dem Rand des Waldes und dem unteren Teil der felsigen Anhöhe war ein kleiner Raum, der für alle Zwecke des Versteckens günstig und vor dem nassen Wetter geschützt war und der oft als Rückzugsort für Reisende diente.

An dem Morgen, von dem wir bereits sprachen, war er von einem Zelt eingenommen, das aus einigen an den Felsen gelehnten Stangen bestand und über das ein großes Tuch geworfen worden war. Davor befand sich ein Feuer, um das herum mehrere Pakete als bequeme Sitzgelegenheiten dienten. Auf ihnen saßen drei Männer, von denen einer offensichtlich ein Mann von höherem Rang war, während die drei anderen ganz offensichtlich seine Diener waren.

Er war etwa sechzig Jahre alt, hatte eine dunkle Hautfarbe, schwarze Haare, große, stechende und feurige Augen und war wie ein mexikanischer Caballero ersten Ranges gekleidet. Sein hoher Kirchturmhut aus weißem Filz war mit vielen Goldbarren verziert; seine Jacke war bunt gestreift, seine Hosen waren mit Stickereien bedeckt und über allem lag ein prächtiger Poncho – eine mexikanische Decke.

»Ich wünschte, Pietro käme zurück«, sagte der Meister in jenem spanisch-indianischen Mischdialekt, der in der heutigen Zeit als mexikanische Sprache bezeichnet wird,» denn wenn er recht hat mit seiner Vermutung, dass sich Männer mit böser Gesinnung im Wald aufhalten, dann ist es besser, wenn wir uns schnellstens in Sicherheit bringen.«

»Pietro ist ein kluger Bursche, Don Juan«, erwiderte der ältere der beiden Hausangestellten, »und ich versichere Ihnen, dass er sich nicht geirrt hat.«

»Und doch könnte ein entfernter Dampf für Rauch gehalten worden sein«, bemerkte Don Juan de Chagres.

»Pietro ist zu sehr an die Wälder gewöhnt«, sagte der alte Diener kopfschüttelnd, »er war schon als Kind unter diesen wilden Texanern.«

»Das ist wahr«, sagte ihr Herr, »und deshalb ist es umso wichtiger, dass wir eine Mahlzeit einnehmen. Hier kommt die Signora, und wir werden frühstücken.«

Die Krawattenmädchen erhoben sich, während ihr Herr leise eine Zigarette hervorzog und sie anzündete, als hielte er sie für eine notwendige Vorbereitung auf die kommende Mahlzeit.

Während er sprach, öffnete sich die Tür, und heraus kam eine junge Frau in ihrer ganzen Schönheit, die durch die frische Luft, die durch die Bäume rauschte, noch gesteigert wurde.

Sie war etwa zweiundzwanzig Jahre alt, brünett, mit großen, sprechenden Augen, einem zarten, kleinen, rosigen Mund, glänzendem Haar, das wie ein Rabenflügel glänzte, und hatte die ganze Fülle und runde Anmut einer Frau, mit dem leichten, luftigen Schritt eines Mädchens. Der Hauptmangel, vielleicht der einzige in ihren schönen Zügen, war die niedrige Stirnpartie.

Ihr Kostüm war das übliche anmutige Gehkleid der mexikanischen Damen, die, obwohl ihre Dunkelheit wie die Färbung von Früchten ist, die den Reichtum im Inneren verrät, doch nicht die reizende Haut und den rosigen Teint unserer schönen Landfrauen haben. Das Hauptmerkmal ihres Kostüms war die Reboso oder Mantille, die anmutig über die linke Schulter gelegt wurde und bis zum Mund reichte, sodass nur die Augen sichtbar waren. Dies ist umso notwendiger, als die mexikanische Frauentracht ohne sie nur wenig ist; neben dem Unterrock wird nur ein einziges Kleidungsstück getragen, das mit einer Schärpe um die Taille gebunden ist.

Die junge Frau nahm gegenüber dem alten Mann auf einem Packen Platz und signalisierte damit ihre Bereitschaft, an der Mahlzeit teilzunehmen, die vorbereitet worden war und die trotz der Unhöflichkeit des Ortes von keinem Reisenden in irgendeinem Teil der Welt verachtet worden wäre.

»Wo ist Pietro?«, wandte sich die Dame an die ältere Hausangestellte, während sie an ihrer Schokolade nippte.

»Pietro ist im Wald, Signora«, antwortete der Diener, »der Junge glaubt, im Dunkel des Waldes Feinde gesehen zu haben.«

»Santa Maria!«, rief die Signora mit einem Schreck aus, »warum sitzen wir dann so ruhig hier?«

»Es wäre unklug, sich zu bewegen, bis wir sicher sind, in welcher Richtung unsere Feinde liegen. Es könnte sein, dass wir ihnen direkt in den Rachen fallen.«

»Das kommt von diesen wilden Reisen«, erwiderte die Signora spöttisch, »wären wir ruhig zu Hause in Santa Fé, gäbe es solche Befürchtungen nicht.«

»Es gäbe Schlimmeres«, fuhr Don Juan de Chagres fort, »eure eigenen Landsleute sind, wenn sie Feinde sind, gefährlicher als selbst die Texaner.«

»Santa Maria, madre de Dios!«, rief die junge Frau, als ein Rascheln im Gebüsch zu hören war, »was ist das für ein Geräusch?«

»Pietro!«

Während die ältere Hausangestellte sprach, trat ein junger Mann, halb Indianer, halb Mexikaner, in der bunten Tracht des letzteren Landes und bewaffnet mit einem schweren Kurzgewehr, großen Pistolen und einer kleinen Axt, aus dem Schutz des Waldes hervor.

»Was gibt es Neues, Pietro?«, rief die Signora.

»Blackhawk ist in den Wäldern«, antwortete der junge Mann mit einem leichten Schaudern.

Zu der Zeit, von der hier die Rede ist, hatte sich die von Blackhawk befehligte Bande von Plünderern durch eine Reihe von Gräueltaten schrecklichster Art einen weitreichenden Ruf erworben. Die Bande, die mal die Siedlungen an der texanischen, mal die an der mexikanischen Grenze überfiel, trotzte der Vergeltung durch die Schnelligkeit ihrer Bewegungen. Indianer, Mexikaner und Texaner waren gleichermaßen auf ihre Vernichtung aus, da sie sich aus Ausgestoßenen der drei Nationen zusammensetzte, die alle, denen sie begegneten, als Feinde behandelten.

سBringt die Maultiere her«, rief der Meister, »wir werden auf unseren Spuren zurückkehren.«

»Es wäre besser, weiterzugehen, Signor Don Juan«, sagte Pietro, der seinen Hunger stillte, »keine drei Meilen vor uns liegt eine weiße Siedlung.« Er beschrieb mit wenigen Worten die Lage des Kehlsteinhauses.

»Zweifellos der Posten dieser Diebe«, sagte die erschrockene Signora.

»Keineswegs«, rief der Signore, »ich kenne den Besitzer. Es ist Signor Filipo Stephano, ein tapferer Engländer.«

»Dann«, sagte die Signora und erhob sich, »lasst uns gehen.«

Die Maultiere, acht an der Zahl, mit fünf Pferden, wurden nun herangeführt und eilig beladen. In weniger als einer Viertelstunde war die ganze Gruppe, mit Ausnahme von Pietro, auf dem Weg. Nachdem er den anderen ausführliche Anweisungen gegeben hatte, blieb er zurück, um sich noch einmal in Sichtweite der schrecklichen Bande zu schleichen, deren Anführer ihr einen so wenig beneidenswerten Ruf einbrachte.

Pietro stand am Rande des Waldes und beobachtete das Verschwinden seiner Gefährten. Er wollte sich gerade umdrehen, um den Schutz des Waldes zu suchen, als ihn ein plötzlicher und unerwarteter Impuls dazu veranlasste, unter den Schutz des Felsens zu gleiten. Indem er regungslos vor dessen geschwärzter und rissiger Oberfläche stand, schien sein Körper mit seinem Schatten zu verschmelzen.

Im nächsten Moment zeigte sich das Gesicht eines Indianers durch die Bäume in Richtung der sich zurückziehenden Gruppe, deren Gestalten in der Ferne noch nicht ganz verborgen waren, und dann, nach einem flüchtigen Überblick über das späte Lager, trat er zu viert auf den offenen Platz.

Ungefähr sechs Fuß hoch, so hässlich wie Farbe und Hässlichkeit ihn machen konnten, nackt, außer in der Mitte, und mit Muskete, Säbel und Messer bewaffnet, erkannte Pietro ihn sofort als einen Apachen, einen Stamm, zu dem er, wie die meisten seiner Landsleute, den tödlichsten und unauslöschlichsten Hass hegte.

»Howgh!«, sagte der Indianer mit großer Genugtuung und schlug mit der Faust in die Richtung, in der die Flüchtigen soeben verschwunden waren; und mit diesem einen Wort rückte er in die Mitte des offenen Raumes vor und schritt auf den Felsen zu, wo er neben der sterbenden Glut des Feuers stand.

Er war jetzt nur noch acht Fuß von Pietro entfernt, der sich hinter einem Felsvorsprung zur Linken des Indianers versteckt hielt. Der junge Mexikaner, Boweyer, war ein zu erfahrener Waldarbeiter, um nicht zu wissen, dass es in diesem Fall aussichtslos war, sich weiter zu verstecken, und so entschloss er sich, den Vorteil einer Überraschung zu nutzen, bevor der Indianer sich einen Schritt zurückziehen konnte, stürmte vor und nahm eine Position neben dem Feind ein.

Pietro hatte sein Gewehr in der Hand, der Indianer seine Muskete, und in der Eile, die er an den Tag legte, um den anderen in die Zange zu nehmen, trafen sich ihre Waffen, kreuzten sich und verschmolzen zu einer einzigen, wobei jeder seine eigene und die des Feindes mit ungeheurer Kraft umklammerte.

Der Indianer stieß sein unablässiges Ugh aus, und dann hielten die beiden Kämpfer inne, Auge in Auge, und sahen sich aufmerksam an.

Pietro war kleiner als sein Feind, aber er war muskulös und voller Kraft, und wenn der andere nicht vom Alkohol benebelt gewesen wäre, hätte es kaum Zweifel an der Überlegenheit des Mannes aus dem Wald gegeben.

Keiner von beiden sprach, jeder bemühte sich, die mörderische Waffe aus dem Griff des anderen zu reißen.

Sie krümmten sich, sie zuckten, sie schienen sich die Arme aus den Gelenken zu reißen; nun warf Pietro den Indianer halb zu Boden, und jetzt wollte der Apache den Mexikaner von den Füßen stoßen.

Wieder kämpften sie, ihre Hände vergruben sich scheinbar in den eisernen Läufen, bis sie schließlich zusammenrutschten und kopfüber zu Boden stürzten, wobei beide Gewehre im selben Moment losgingen.

Der Indianer sprang auf, schwang sein schweres Entermesser und stürzte sich auf den Mexikaner, doch Pietro spannte kühl seine schwere Reiterpistole und schoss ihm ins Herz, worauf dieser mit einem Schrei, der das sterbende Echo des Waldes und der Felsen erweckte, tot umfiel.

Der junge und siegreiche Mexikaner ergriff seine eigenen Waffen und die seines Feindes und stürzte sich sofort auf die Spur seines Herrn und seiner Herrin, die er schnell einholte.

Pietro, der durch den Kampf und die anschließende Verfolgung seiner Freunde sehr ermüdet, ja völlig erschöpft war, bestieg sein Pferd und berichtete, nachdem er wieder zu Atem gekommen war, von den schlimmen Ereignissen.

»Diese Berichte werden die ganze Gruppe zum Lager bringen«, rief Don Juan, »und unsere Spur wird das nächste Ziel der Verfolgung sein.«

»Wir sind den Raufbolden weit voraus«, sagte Pietro, »und werden hoffentlich den Unterschlupf erreichen, bevor sie uns einholen können. Seht, dort ist das Nest.«