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Der Detektiv – Band 23 – Die Rose von Rondebosch – Teil 2

Walter Kabel
Der Detektiv
Band 23
Kriminalerzählungen, Verlag moderner Lektüre GmbH, Berlin, 1920
Die Rose von Rondebosch

Teil 2

Als wir im Salon nun allein waren, setzte sich Harst an den Flügel und begann zu phantasieren.

Mitten in der Tannhäuserouvertüre brach er plötzlich ab, zog mich hinaus auf den breiten Balkon und flüsterte: »Ich kann mich irren. Aber ich glaube es nicht: Fitzgerald hat den Stein selbst gestohlen. Du hast wohl gemerkt, dass ich das Stubenmädchen so hinten herum nach der Vermögenslage Fitzgeralds aushorchte, genauer, dass ich weiteres Material sammeln wollte, ähnlich dem, wie es die verkauften Pferde und das verkaufte Auto darstellen. Das Mädchen ahnte nicht, dass sie mir tatsächlich neue Anhaltspunkte dafür gab, dass es mit Fitzgeralds Geschäft schlecht stehen muss, dass er dies aber zu verheimlichen versucht. Wenn wir alles berücksichtigen, was uns bisher hier aufgestoßen ist, können wir Folgendes mutmaßen: Frau Fitzgerald, die um viele Jahre jünger als ihr Gatte und offenbar sehr eitel ist, hat etwas toll gewirtschaftet und ihren Mann in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, die vor einem halben Jahr sich fühlbar zu machen begannen. Fitzgerald schränkte daraufhin die Kosten für den Haushalt ein. Seiner Frau mag dies nicht gepasst haben. Es gab ein Zerwürfnis zwischen den Ehegatten und die Frau reiste nach London zu ihren Eltern. Um dieser Trennung vor der Welt ein harmloses Mäntelchen umzuhängen, erfand Fitzgerald das Augenleiden, von dem ja auch das Stubenmädchen so merkwürdig wenig wusste. Jetzt steckt Fitzgerald bereits so böse in Zahlungsschwierigkeiten, dass er den Edelstein heimlich veräußern will. Er möchte jedoch auf keinen Fall etwas von seinen Sorgen in die Öffentlichkeit dringen lassen und stiehlt daher selbst den Stein, den er als alter Diamantensucher zerschneiden und die Stücke umschleifen kann. Dann darf er diese Stücke getrost verkaufen.«

»Hm, mir gefällt diese Theorie nicht sonderlich«, sagte ich kopfschüttelnd. »Bedenke: Wird Fitzgerald gerade dich hinzuziehen, um diesen …«

»Gerade mich!«, meinte Harst. »Gerade mich, lieber Alter, denn das schützt ihn gegen den Verdacht, selbst der Dieb zu sein, seiner Ansicht nach am besten. Wer Harst um Beistand ersucht, muss doch wohl ein reines Gewissen haben; so soll die Welt denken! Seine schlecht verhehlte Angst wäre auf diese Art ebenfalls genügend erklärt: Er fürchtet, ich könnte ihn durchschauen. Andererseits hofft er aber, mein Name sichert ihn gegen jedes Misstrauen vonseiten der öffentlichen Meinung.«

Harst hatte mit diesen Ausführungen nicht so unrecht, wie ich sehr wohl einsah. Als ich dies gerade aussprechen wollte, hörten wir im Salon Schritte. Wir lernten nun Edward Pook kennen, einen vielleicht 28-jährigen, bartlosen Herrn von sehr gemessenem Wesen, so recht einer jener Engländer, die uns Deutschen als die verkörperte Temperamentlosigkeit und Unnahbarkeit erscheinen.

»Mein Onkel hat mich hergeschickt, um den Herren Gesellschaft zu leisten«, sagte er. »Es ist mir eine Ehre, mit Ihnen bekannt zu werden, Herr Harst. Ich hätte nur gewünscht, dass nicht gerade diese unangenehme Veranlassung Sie in das Haus Onkel Jones geführt hätte.«

Wir nahmen wieder im Salon Platz. Pook begann über den Diebstahl eine schleppende Unterhaltung. Ihn schien das Verschwenden des wertvollen Steines kalt zu lassen. Harst war ebenfalls sehr zugeknöpft und wurde erst lebhafter, als Pook erwähnte, sein Onkel hätte den Diebstahl nun doch der Polizei gemeldet.

»Das ist nur richtig«, meinte Harst. »Die Behörde darf nicht übergangen werden, schon um Missdeutungen vorzubeugen.«

Dabei sah er Pook so scharf an, dass selbst dieser Automat unruhig wurde, errötete und fragte: »Missdeutungen? Ich verstehe Sie nicht ganz, Master Harst.« Er sprach Englisch, obwohl er vermutlich auch das Deutsche beherrschte. Aber er war eben ein waschechter Brite, der sich etwas zu vergeben glaubte, wenn er eine fremde Sprache gebrauchte.

»Gewiss, Missdeutungen insofern, als die Polizei sich verletzt fühlen könnte, wenn sie nicht hinzugezogen wird«, erwiderte Harst.

Pooks Benehmen blieb leicht verlegen. Ich merkte, dass Harst ihn absichtlich durch prüfende Blicke verwirren wollte. Sehr bald erschien dann ein Detektivinspektor namens Garner aus Kapstadt mit einem Beamten. Garner war uns gegenüber von einer eisigen Höflichkeit. Da Fitzgerald Harst den Türschlüssel zum Museum übergeben hatte, bat Pook nun um diesen Schlüssel und begleitete die Beamten nach oben. Wir blieben im Salon. Harst setzte sich neben mich auf das Sofa.

»Sehr ungemütlich hier für uns!«, meinte er. »Dieser Pook verdient ein Fragezeichen. Der Bursche gefällt mir nicht. Und dieser Inspektor Garner noch weniger.«

Gut zwanzig Minuten vergingen. Dann kam Garner allein zurück. Sein Gesicht drückte schlecht verhehlten Triumph aus. Sehr im Gegensatz zu seinem Benehmen vorhin zeigte er nun Harst gegenüber eine wortreiche Liebenswürdigkeit.

»Sie haben das Zimmer oben doch auch durchsucht, Herr Harst«, sagte er nach einigen vorbereitenden Sätzen. »Ist Ihnen dieser Knopf entgangen, der hinter dem Glaskasten auf dem kleinen Tischchen lag?« Er holten einen braunen Knopf aus der Westentasche hervor, an dem noch ein paar Zwirnsfäden hingen, und reichte ihn Harst mit einem Lächeln, das etwa sagen sollte: »Siehst du, wir hier in Kapstadt haben doch bessere Augen als du!«

Harst besah den Knopf, erwiderte aber nichts. Garner fügte daher hinzu: »In Edward Pooks Zimmer fand ich die Hausjoppe, an deren rechtem Ärmelaufschlag dieser Knopf fehlt. Ich bitte Sie beide aber, hierüber zu schweigen.«

»Das ist selbstverständlich«, erklärte Harst. »Der Fund ist fraglos belastend.«

Hätte Warner Harst so gekannt, wie ich meinen Harald kenne, würde er wohl die Ironie aus diesem letzten Satz herausgemerkt haben. So aber sagte er vertraulich: »Pook ist Spieler und wettet gern. In der Stadt ist er wenig beliebt. Sein Vater war General in der indischen Kolonialarmee, und er ist genauso eingebildet auf seinen Namen wie Frau Lizzie Fitzgerald auf den ihres Vaters.«

»Haben Sie Pook verhaftet?«, fragte Harst schnell.

»Nein. Noch nicht. Ich habe ihn gebeten, auf sein Zimmer zu gehen und mich dort zu erwarten. Ich tat so, als hätte ich etwas Vertrauliches mit ihm zu besprechen. Was meinen Sie, Master Harst, genügt der Knopf nicht vollständig zu einer Verhaftung?«

»Oh, darüber möchte ich mir kein Urteil erlauben. Hat Pook sehr viel Schulden?«

»Ob er Schulden hat, weiß ich nicht. Aber alle Spieler sind höchst zweifelhafte Charaktere.«

Harst nickte. Garner stand vor ihm und überlegte. »Hm, Fitzgerald ist einer der angesehensten Bürger der Stadt«, meinte er. »Bei Pook als seinem Neffen muss man vorsichtig sein. Ein polizeilicher Missgriff könnte mir einen bösen Wischer von oben einbringen. Ich werde mit der Verhaftung doch noch warten. Wie denken Sie über diesen Diebstahl, Herr Harst?«

Aha! Nun wollte Garner den berühmten deutschen Konkurrenten also doch ausnutzen.

Harst schlug in seinem Sessel nachlässig ein Bein über das andere, zuckte die Achseln und erwiderte zu meiner großen Überraschung: »Der Knopf ist belastend, aber nicht für Pook! Ich habe den Knopf vorhin, als ich oben im Museum war, ruhig hinter dem Glaskasten liegen lassen. Ich als Fremder durfte nichts berühren, da ja vielleicht die Polizei noch den Tatort in Augenschein nehmen konnte. Knöpfe sind mir im Übrigen als Beweisstücke bei Verbrechen wenig interessant. Sie bilden das ständige Handwerkzeug von Schriftstellern, die Kriminalgeschichten verfassen. Wie sollte wohl der Dieb, der mit einem Schlüssel den Glaskasten, dessen Scheibe nach der Seite hochzuklappen ist, geöffnet hat, den Knopf vom Ärmel gerade so verlieren, dass dieser Knopf hinter den Kasten zu liegen kommt? Das ist unnatürlich. Den Knopf hat jemand dorthin gelegt, um den Verdacht auf Pook zu lenken. Insofern war mir der Knopf also doch wertvoll. Pooks Hausjoppe sah ich gleichfalls in seinem Schlafzimmer hängen, als wir die Villa besichtigten. Im Übrigen, Master Garner, ist der Knopf vom Ärmel dieser Joppe gewaltsam abgedreht worden, wie mir die zusammengerollten Fadenreste am Stoff bewiesen. Wenn Sie den Mann finden, der den Knopf hinter den Glaskasten tat, haben Sie auch den Dieb.«

Garner lächelte zweifelnd. »Ich kann Ihnen in alledem nicht beipflichten, Master Harst. In das Museum kann selbst am Tage niemand hinein. Wenn die Mädchen dort putzen, bleibt Fitzgerald sogar dabei. Der Dieb kann nur jemand sein, der sich für kurze Zeit die richtigen Schlüssel zu verschaffen wusste. Dazu hat Pook die beste Gelegenheit – nur er! So, nun werde ich zu Pook nach oben gehen und zum Schein mich mit ihm eine Weile unterhalten. Ich kann nicht anders: Ich bleibe bei meinem Verdacht, werde jedoch noch mehr Belastungsmaterial sammeln. Auf Wiedersehen, Master Harst. Es sollte mich freuen, wenn Sie die Beweise herbeischafften, dass Pook unschuldig ist.«

Er verbeugte sich und schritt sehr selbstbewusst hinaus.

»Weshalb sagtest du mir nichts von dem Knopf und der Joppe!«, rief ich sofort leise und etwas ärgerlich. »Du hast dir die Villa doch nur deshalb angesehen, weil du nach dem Kleidungsstück dich umschauen wolltest, zu dem der Knopf gehörte!«

Harald schaute mich mit einem sonderbaren Blick an und erklärte. »Pook muss einen Feind haben, besser, es gibt einen Menschen, der Pook hasst. Ob es Jones Fitzgerald ist? Dieser Fall hier, mein Alter, ist recht verzwickt. Wenn wir an unserer vorhin aufgestellten Theorie, dass Fitzgerald den Stein verkaufen will, festhalten, dann ist dieser Fitzgerald ein Lump, der seinen Neffen, den Neffen seiner Frau, in Ungelegenheiten bringen möchte. Danach sieht der Mann aber nicht aus. Ich besitze genug Menschenkenntnis, um Spreu vom Weizen trennen zu können. Einem verschuldeten Kaufmann von Jones Fitzgeralds ganzem Auftreten und Wesen darf man wohl die Vortäuschung eines Diebstahls zutrauen, bei dem niemand geschädigt wird, nicht aber eine solche Schurkerei, durch einen Knopf einen Unschuldigen in Verdacht bringen zu wollen. Wenn ich dir vorhin diese erste Theorie aus dem gegebenen Material entwickelte, so geschah es nur, damit du, sobald dieser Knopf eine Rolle zu spielen begann, sofort erkennen solltest, wie sehr wir hier noch im Dunkeln tappen und …«

In diesem Moment flog die Salontür auf. Garner stürmte herein, rief in einer Erregung, die bereits genug eine neue Wendung in dieser Untersuchungssache andeutete: »Master Harst, Pook liegt oben in seinem Wohnzimmer tot auf dem Teppich! Ich wette, er hat sich vergiftet! Er muss gemerkt haben, dass ich gegen ihn Verdacht geschöpft hatte. Deshalb hat er seinem Leben ein Ende gemacht! Bitte kommen Sie! Überzeugen Sie sich selbst!«

Wir eilten in den zweiten Stock hinauf, wo Pooks Zimmer lagen.

Pook war tot. Harst nickte nur, als Garner nun angesichts der Leiche seine Behauptung wiederholte, Pook hätte sich der irdischen Gerechtigkeit entzogen. Dann ging der Inspektor nach unten, um den Polizeiarzt telefonisch herbeizurufen.

Wir waren allein. Harsts Eifer, mit dem er nun den Toten untersuchte, fiel mir auf. Als er die rechte, tadellos gepflegte Hand besichtigte, hörte ich, wie er ein leises Ah – also das ist es! ausstieß.

Er richtete sich wieder auf und begann nun hastig, sich im Zimmer umzusehen. Er tat es in einer Weise, die deutlich zeigte, dass er etwas Bestimmtes suchte. Dann öffnete er die Tür zum Schlafzimmer und trat ein. Auf dem Bett lag ein grauer Bogen Packpapier, der noch halbwegs die Form des Gegenstandes beibehalten hatte, der darin eingeschlagen gewesen war. Die Tür hatte Harst offen gelassen und ich konnte daher beobachten, wie er nun vom Nachttischchen einen jener aus Ton gebrannten und scheußlich bemalten Negergötzen aufhob, von allen Seiten besichtigte und dann damit an eins der Fenster trat. Er hielt nun den Götzen, der etwa 50 Zentimeter hoch war, an das rechte Ohr, stellte ihn auf das Fensterbrett, klappte sein Taschenmesser auf und hantierte mit der großen Klinge an der Tonstatue herum. Nach einer Weile brachte er den Götzen wieder an seinen Platz und kam in das Wohnzimmer zurück, drückte die Tür hinter sich zu und flüsterte mit jenem mir so wohlbekannten Ausdruck drohender Entschlossenheit: »Alles hängt davon ab, wie Fitzgerald sich jetzt benimmt. Man kann dieses jähe Ende Pooks sehr leicht als Beweis gegen Jones Fitzgerald auslegen.«

Wir vernahmen im Flur Schritte und Stimmen. Als Erster trat Fitzgerald ein. Hinter ihm tauchte Garner auf. Fitzgerald war bleich und sah völlig verstört aus. Er beachtete uns nicht, starrte nur auf den Toten, und seine Lippen bewegten sich dabei zuckend, ohne deutliche Worte zu formen. Dann bemerkte ich, wie seine Augen feucht wurden. Er kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an, sagte nun leise und halb schluchzend: »Armer – armer Edward! Armer Junge! Ein solcher Unsinn, dich zu verdächtigen, gerade dich!«

Dann wandte er den Kopf zu Garner hin.

»Ich habe mir vorhin nicht Zeit gelassen, Ihnen etwas auf Ihre Worte zu erwidern. Mein Neffe ist niemals der Dieb – niemals! Ich kann Ihnen beweisen, dass Edward stets mit Glück gespielt und gewettet hat. Er hat auf der Bank ein Guthaben von 18.000 Pfund. Ich bitte Sie dringend, Garner, nichts von diesem völlig unberechtigten Verdacht in die Öffentlichkeit gelangen zu lassen – sehr dringend! Die Obduktion der Leiche wird Ihre Annahme eines Selbstmordes sofort wiederlegen. Edward hat sich niemals vergiftet. Es kann sich nur um einen Herzschlag handeln. Vor drei Jahren hatte er sich beim Rudertraining einen Herzfehler zugezogen. Zuweilen klagte er noch jetzt über Beschwerden. Er war ein tadelloser Charakter, der gute Junge. Sein Andenken darf durch Sie nicht herabgesetzt werden, Garner! Der Ärmelknopf, den Sie gefunden haben, beweist nichts – nichts!«

Er hatte sich in eine gewisse Wärme hineingeredet. Man fühlte, dass alles, was er sagte, ehrlich gemeint war. Nun blickte er auf Harst.

»Lieber Herr Harst«, fuhr er fort und sprach Deutsch in Rücksicht auf uns als seine Gäste, »ich habe zu Ihnen allein genügendes Vertrauen. Sie werden diesen Diebstahl aufklären. Ich weiß genug von Ihnen: Sie dulden nicht, dass dieser Verdacht auf einem Toten sitzen bleibt!«

Harst reichte ihm die Hand. »Ich werde den Dieb finden, Herr Fitzgerald«, sagte er einfach.

Garner lehnte an der Tür und hatte schon wieder sein überlegenes, halbes Lächeln bereit, als er nun erklärte: »Ich habe nichts dagegen, dass Master Harst hier Pooks Ehrenrettung versucht. Warten wir das Ergebnis der Obduktion ab.« Er öffnete die Tür und rief seinen Beamten herein. Sie begannen nun die beiden Zimmer zu durchstöbern, durchwühlten jedes Schubfach, klopfen die Wände ab und die Dielen, gingen auch ins Schlafzimmer und hofften offenbar, irgendwo noch einen Rest des Giftes zu finden, mit dem Pook sich getötet haben sollte. Den Götzen auf dem Nachttisch würdigten sie kaum eines Blickes.

Nun trat Fitzgerald in die offene Tür und bemerkte die Tonstatue, stutzte leicht, eilte hin und betrachtete sie, nahm auch das Packpapier auf, kam dann mit dem Götzen in der Hand in das Wohnzimmer und sagte zu Harst mit bewegter Stimme: »Da, Herr Harst, dieser Basuto-Götze sollte zweifellos ein Geburtstagsgeschenk für mich sein. Edward wusste, dass ich gerade auf eine solche Statue längst fahndete. Sie sind sehr selten. Ein Händler hier in Kapstadt bot mir letztens genau dieselbe Statue an. Sie war mir aber zu teuer. Der gute Junge wollte mich übermorgen damit sicherlich überraschen. Ich werde 51 Jahre. Und nun – nun wird mich dieser Basuto-Götze nur immer an diesen furchtbaren Tag erinnern.«

Er drehte die Tonstatue um. »Sie ist beschädigt. Man hat sie gekittet. Und hier dies kleine Loch auf dem Rücken habe ich noch bei keiner einzigen dieser Raritäten bemerkt.«

Harst griff nach der Statue. Die Bewegung war seltsam hastig. »Darf ich sie mir mal ansehen?«, meinte er.

Wir wurden dann durch den Eintritt des Polizeiarztes abgelenkt. Dieser erklärte nach kurzer Untersuchung der Leiche, dass äußere Verletzungen nicht vorhanden seien. Eine Vergiftung sei möglich.

Fitzgerald, Harst und ich standen beieinander am Fenster. Ich hörte, wie Harst Fitzgerald zuraunte: »Untersagen Sie eine Obduktion, selbst auf die Gefahr hin, dass Garner daraus für Pook ungünstige Schlüsse zieht. Weigern Sie sich auf jeden Fall. Der Tote darf nicht aus dem Haus.«

Fitzgerald verharrte einen Moment regungslos. Inzwischen hatte der Polizeiarzt sehr bestimmt gesagt: »Eine Obduktion ist unbedingt nötig. Inspektor Garner hält hier einen …«

Da rief Fitzgerald schon: »Ich verbiete eine Leichenöffnung. Mein Neffe ist meiner Überzeugung nach kein Dieb. Das genügt mir.«

Garner kam schnell aus dem Schlafzimmer herbei.

»Ich verlange eine Obduktion«, erklärte er beinahe grob. »Willigen Sie nicht ein, Master Fitzgerald, so weiß ich Bescheid. Ich denke aber, es liegt Ihnen daran, meinen Verdacht zu zerstreuen.«

»Das wird Herr Harst tun!«, erwiderte Fitzgerald scharfen Tones. »Es bleibt dabei: Edwards Leiche wird so beerdigt, wie sie ist.«

»Ich protestiere!«, fuhr Garner auf. »Das Gesetz …« Er stockte.

Und Fitzgerald beendete schnell den begonnenen Satz: »… entzieht den Angehörigen eine Leiche nur, wenn Mord- oder Totschlagverdacht vorliegt. Hiervon ist bei Pook wohl keine Rede. Jedenfalls würde ich sofort Beschwerde beim Gouverneur einlegen, falls Sie die Herausgabe der Leiche erzwingen wollten, Garner.«

Der Inspektor drehte sich achselzuckend um und ging ins Schlafzimmer zurück.

Zehn Minuten später hatte die Polizei die Villa verlassen.