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Jim Buffalo – 7. Abenteuer – Kapitel 1

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der geheimnisvolle Felsen
Das 7. Abenteuer Jim Buffalos

1. Kapitel

Das Geheimnis eines Millionärs

Wieder einmal weilte Jim Buffalo in Nordland.

Nachdem er in New York einen gefährlichen Bankdefraudanten verhaftet und daselbst eine teuflische Erbschleicherin unschädlich gemacht, überdies noch in Ägypten den Mordplan eines Verbrechers durchkreuzt und so dem weltberühmten Baronet Duncan das Leben gerettet hatte, zog es ihn wieder einmal auf kurze Zeit in seine Heimat.

Sein Empfang in Nordland glich einem Triumphzug. Als er mit seiner Teufelsmaschine in die Riesenstadt einfuhr, hatten sich die obersten Behörden eingefunden und ihn im Namen der ganzen Republik begrüßt.

Doch lächelnd hatte Jim Buffalo abgewehrt. Seine Bescheidenheit ließ es nicht zu, sich wie einen Helden feiern zu lassen.

Am dritten Tag seines Aufenthalts in seiner Vaterstadt erhielt er Besuch. Sir Robert Flemming war es, der Polizeigewaltige von Nordland, der unserem tollkühnen Freund seine Aufwartung machte.

»Nun, was führt Sie zu mir?«, sprach Jim Buffalo, als er dem Bekannten herzlich die Hand schüttelte. »Hoffentlich nichts, was mit Ihrem finsteren Beruf zusammenhängt!«

»Leider doch«, erwiderte Sir Flemming. »Es ist einmal und bleibt ewig eine feststehende Tatsache, dass die Polizei das staatliche Unternehmen ist, das immer am meisten zu tun hat und nie mit der Arbeit fertig wird.«

»Das ist richtig«, bestätigte Jim Buffalo. »Es wird, solange die Welt besteht, Verbrecher geben, wie ja auch das Altertum nicht vor solchem Gesindel gefeit war. Solange es Menschen gibt und geben wird, wird auch das Verbrechertum blühen und gedeihen.«

»Leider ist es so. Was mich heute zu Ihnen führt, ist ein Fall, der für einen gewöhnlichen Sterblichen nicht aufklärbar ist.«

»Das klingt geheimnisvoll genug, um mich neugierig zu machen!«

»So hören Sie denn: Vor 120 Jahren …«

»Ei, das fängt ja gut an!«

»Erschrecken Sie nicht, die Geschichte ist kurz. Vor 120 Jahren machte ein gewisser Carribook ein Testament, in welchem er seinen Sohn, der ein leichtsinniger Vogel war, enterbte und an seiner Stelle die Stadt Nordland zum Nachfolger seines Besitzes bestimmte. Dieses Testament wurde durch einen Advokaten aufgesetzt. Zwei Tage nach der Aufsetzung des letzten Willens wurde der alte Carribook ermordet aufgefunden. Als es sich herausstellte, dass das Testament verschwunden war, wurde der Sohn verhaftet, jedoch wieder freigelassen, da man ihm nichts nachweisen konnte. Da kein Testament mehr vorhanden war, wurde der Sohn zum alleinigen Erben bestimmt, und dieser Sohn hat das Erbe auch angetreten.

Dieser Sohn starb im Jahre 1830. Der Besitz ging automatisch in den Besitz seines Kindes über. Dieser Erbe, also der Enkel des alten Carribook, starb 1880 und hinterließ wiederum einen Sohn, der ebenfalls das Erbe automatisch antrat. Dieser Erbe lebt noch heute – es ist William Carribook, der bekannte Millionär.«

»Der das Felsenterrain in seinem Besitz hat? Und jetzt auf seinem Gebiet die Petroleumquelle entdeckt hat?«

»Derselbe! William Carribook ist also der Urenkel des ermordeten alten Carribook.«

»Ich verstehe, doch ich bin mir immer noch nicht bewusst, um was es sich eigentlich handelt.«

»Sie sollen es sofort erfahren: Laut Gesetz ist in der Republik Nordland nur der Staat dazu berechtigt, Petroleumquellen auszunutzen, ebenso wie er sich im Besitz des Monopols für Spiritusfabrikation befindet. Mit anderen Worten: Nur der Staat darf Petroleum und Spiritus erzeugen. Als es nun bekannt wurde, dass William Carribook auf seinem Terrain Petroleumquellen entdeckt hatte, trat der Staat an den Millionär mit der Absicht heran, ihm die Quellen abzukaufen. Damit wäre dem Besitzer wie auch dem Staat gedient gewesen, denn Carribook kann mit den Quellen laut Gesetz nichts anfangen, während der Staat durch den Erwerb der Quellen in die Möglichkeit gesetzt worden wäre, die Quellen zu erschließen. Durch die enorme Einnahme, den ganz kolossalen Gewinn, den der Staat durch die Petroleumerzeugung hätte, wäre augenblicklich die Steuerlast ermäßigt worden; denn es ist ganz klar, wenn der Staat eine so glänzende Nebeneinnahme hat, ist er nicht darauf angewiesen, die kleinen Leute, zumal die ärmere Bevölkerung, mit hohen Abgaben zu belegen.«

»Das leuchtet mir ein. Doch noch immer weiß ich nicht …?«

»Ich bin gleich soweit. Statt auf den Vorschlag des Staates einzugehen, hat Carribook erklärt, die Quellen blieben nicht ausgenutzt liegen, wenn man ihm nicht das Recht einräumen würde, selbst die Quellen auszubeuten!«

»Aha – der Gewinn soll also nicht durch den Staat der Allgemeinheit dienen, sondern nur dem Millionär zugutekommen!«

»Richtig. Um den Millionär aber doch zu einem Verkauf der Quellen zu bewegen, bot ihm der Staat die Summe von 60 Millionen!«

»Und …?«

»Carribook hat gedankt! 60 Millionen seien ihm zu wenig. Wenn er die Quellen wirklich verkaufe, so tue er dies nicht unter 180 Millionen, äußerte er, also genau das Dreifache!«

»Unerhört!«, rief Jim Buffalo. »Leben wir denn noch immer im Zeitalter des Wuchertums?«

Sir Flemming zuckte die Achseln.

»Oder hat der Staat nicht das Recht, das Petroleumgebiet unter diesen Verhältnissen einfach zu beschlagnahmen oder aber den Millionär mit den angebotenen 60 Millionen abzufinden?«

»Leider nein«, erwiderte der Polizeichef. »Wenn der Staat nicht 180 Millionen bezahlt, bleiben die Petroleumschätze  nicht verwertet im Boden! Nun komme ich aber zu dem eigentlichen Grund meines Besuches: Der Staat hat auf Umwegen von dem verschwundenen Testament erfahren und zwei Millionen für dessen Auffindung ausgesetzt. Diese zwei Millionen sollen Sie sich verdienen!«

»Ich?«, rief Jim Buffalo verwundert. »Wie kommen Sie darauf?«

»Sie sind im Besitz der Teufelsmaschine.«

»Allerdings.«

»Diese Teufelsmaschine soll neben anderen glänzenden Eigenschaften auch die Fähigkeit in sich bergen, in Zukunft und Vergangenheit reisen zu können.«

»Ah – ich verstehe – man verlangt von mir, dass ich in das Jahr 1802 reisen soll, um zu erfahren, wo das Testament geblieben ist?«

»Der Staat bittet Sie darum. Wenn es Ihnen gelingt, das Testament des alten Carribook aufzufinden, in dem dieser den Staat zu seinem Erben einsetzt, ist nämlich der Millionär von dem Augenblick an nicht mehr der Besitzer der Quellenfelder!«

»Sondern der Staat!«

»Richtig. Sie können also drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Erstens sich selbst zwei Millionen verdienen, zweitens dem Staat zu seinem Eigentum verhelfen und drittens dem wuchernden Millionär einen unvergesslichen Denkzettel erteilen.«

»All right!«, schmunzelte Jim Buffalo. »Ich werde sehen, was sich tun lässt.«

Nachdem Sir Flemming noch genau den Tag des Mordes und die Stelle, an der er geschehen war, beschrieben hatte, verließ er unseren Helden.