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Der Welt-Detektiv Band 6

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Casparino – 1. Kapitel

Casparino
genannt der Bluthund, der furchtbare Räuberhauptmann, und seine verruchten Mordgesellen, der Schrecken zwischen Rom und Neapel
Ein Schauerblick in das italienische Banditenleben
Verlag von J. Lutzenberger in Burghausen

I.

Casparino ist der Name eines gefürchteten Banditenhäuptling, der einst mit seiner zahlreichen Schar wilder, verdorbener und mordlustiger Gesellen die Gegend von Rom bis Neapel höchst unsicher machte und in steten Schrecken versetzte.

Seine Gestalt war athletisch. Er trug einen feuerroten Bart, der ihm ein erschreckendes Ansehen gab, war gewöhnlich in einen roten Mantel gehüllt; auf dem Kopfe trug er eine rote Mütze mit einem schwarzen Haarbusch; in seinem Gürtel barg er Pistolen und Dolche. Wo er erschien, bezeichnete er seine Anwesenheit durch grausame Mordtaten und Räubereien.

Seinen Aufenthalt hatte er mit der Bande, die manchmal über hundert Köpfe zählte, und der sich auch mehrere feile Dirnen angeschlossen hatten, in einer grausigen Gebirgsschlucht bei St. Marino genommen, die ringsum von hohen Felsen umgeben war, in deren großartigen Höhlen die Mitglieder der Bande sichere Zuflucht und Unterkunft fanden. In der Mitte desselben breitete sich ein kleines Tal aus, auf dessen anmutigen Matten die Räuber sich zu lagern und von den Mühen ihres schändlichen Gewerbes auszuruhen pflegten.

In einem solchen Musestündchen erzählte einst Casparino seinen Mordgesellen auf deren wiederholtes Andringen seine Jugendgeschichte, mit der auch wir die Lebensbeschreibung dieses verruchten Bösewichtes beginnen wollen.

»Ich bin von Geburt ein Italiener«, erzählte Casparino, »und zu Rom geboren, wo mein Vater als Lehrer in einem Institut angestellt war. Aus meinen ersten Jugendjahren weiß ich nichts; auch ist das Wenige, dessen ich mich vielleicht entsinnen würde, der Mühe des Erzählens nicht wert. Von meinem achtzehnten Jahr an musste ich die Rechtswissenschaft studieren. Ich sage, ich musste, denn ich hatte gegen alles, was Anstrengung und Aufmerksamkeit erforderte, einen wahren Ekel. Ich machte daher bald meinem Vater Wind vor, las nur zum Schein mitunter in den Büchern. Übrigens bereitete ich mir gute Tage, wobei Schulden auf Schulden gemacht wurden. Ich hatte zuletzt wahrhaftig meine Not, dass ich die fatalen Gläubiger davon abhielt, dass sie mich nicht bei meinem Vater verklagten, der gewiss kein gutes Gesicht dazu gemacht haben würde. Einst aber kam mir doch ein verdammter Kaufmann so weit auf den Hals, dass ich ihn nicht, ohne dass mein Vater es bemerkte, loswerden konnte. Zum Glück hörte mein Vater zu manchen Zeiten etwas schwer und an diesem Tag war dieses zum Glück gerade der Fall. Ich besann mich daher schnell auf eine List und sagte zu dem Kaufmann: ›Ich werde sogleich meinen Vater um die Auszahlung ersuchen.‹ Diese Worte hatte ich ihm zum Schein leise zugeflüstert. Schon wollte mein Vater fra­gen, was der Mann bringe, als ich ihm auf lateinisch sagte: ›Der Kaufmann hat einen Prozess mit einem katholischen Priester, und in dieser Sache soll ich ihm helfen. Nicht wahr?‹, fragte ich nun den Krämer.

›Jawohl!‹, entgegnete dieser schmunzelnd und glaubte schon, dass alle Hindernisse beseitigt wären.

Mein Vater äußerte, worüber dieser Streit handle. Ich war schlau genug, zu sagen, dass der Krämer unsere Religion auf eine schandhafte Weise angetastet habe.

›Und du willst einem solchen Gotteslästerer helfen?‹, rief mein Vater. Als ein guter Katholik fiel er so heftig auf den erschrockenen Israeliten ein, dass dieser eilig die Flucht ergriff. Durch diesen Spaß wurden mehrere Gläubiger abgehalten, und so blieb ich fortan von denselben ziemlich befreit. Mein Vater, der ein mäßiges Gehalt bezog, starb nach einem halben Jahr und hinterließ nichts als Kinder und Bücher. Nun aber war für mich guter Rat teuer. Das angefangene herrliche Leben war mir zu einladend, als dass ich es so mir nichts dir nichts hätte aufgeben können. An Kredit war nun nicht mehr zu den­ken, denn man war bei der Anpreisung dieses Artikels ebenso misstrauisch wie bei der Versicherung so mancher Schönen, dass sie noch unschuldig sei. Genug, ich war durch die Hätschelei meiner Mutter und deshalb, dass mein Vater eine Null im Haus war, ein ganz fideles Bürschchen geworden, das immer nach neuen Genüssen schnappte und nur auf die Gegenwart, nie aber auf die Zukunft sah.

Donner und Wetter! Unter solchen Umständen war es mir denn freilich nicht gelegen, dass mein Alter die Beine in die Luft schlug, und was am tollsten war, mich ohne Erbschaft zurückließ. Meine Mutter starb kurze Zeit nach meines Vaters Tod, und nun war ich mit meinen zwei jüngeren Geschwistern allein, um die sich allerdings besser gesinnte Menschen, als ich einer bin, bekümmerten. Im ersten Taumel mei­ner Desparation trug ich die Amtskleidung meines Vaters auf den Trödelmarkt und erhielt dafür so viel, wie ich brauchte, um ein paar Tage vergnügt zu leben. Doch diese vergingen, und nach Verlauf derselben hatte ich wieder nichts und war dann so hungrig wie das Pferd eines Aschenhändlers. Aber sapperment! So konnte es nicht bleiben! Das fühlte ich und überlegte nun klüglich, wie dem abzuhelfen sei. Ein ernstes Nachgrübeln gab mir endlich folgenden Gedanken ins Hirn, der, so halsbrechend er auch schien, dennoch meinen vollen Beifall erhielt und ausgeführt wurde.

Ein sehr reicher Kaufmann wohnte in meiner Nähe, der Geld und Gut in Fülle und nebstbei auch noch eine reizende Tochter hatte. Der Letzteren wegen kam ich oft in das Haus des Kaufmannes und war Zeuge, welche große Summen derselbe einstrich. Mit einem Mal stiegen unheimliche Raub- und Mordgedanken in meinem Inneren auf. Ich entblödete mich nicht, denselben mit Vergnügen nachzuhängen und ihre Vollführung zu bewerkstelligen. An einem Abend schlich ich mich in das Haus des Kaufmanns und war so glücklich, unbemerkt in das Schlaf­gemach des Alten zu kommen, wo ich mich, mit einem Dolch bewaffnet, unter dessen Bett verbarg. Nach zehn Uhr wurde der Laden geschlossen und nach Verlauf einer halben Stunde war alles im Haus ruhig und der Kaufmann trippelte mit dem Licht in der Hand herein.

Donner! Da kribbelte es mir in den Fingern und ich musste mich mit Mühe zurückhalten, dass ich nicht augenblicklich hervorstürzte, um ihm die Gurgel entzweizuschneiden. Er setzte das Licht auf den Tisch, öffnete einen Schrank, aus welchem er einige Rollen Geld hervornahm, sie überzählte und dann noch eine Summe mitgebrachten Geldes dazu legte. Da aber war es nun aus mit meiner Ruhe. Meine Geldgier entflammte aufs Heftigste, leise verließ ich mein Versteck und wollte mich an ihn heranschleiche . Da rutschte mir ein Fuß, der Kaufmann wendete sich um, erblickte mich mit gezücktem Dolch und erblasste. Er wollte um sein Leben flehen, aber daran war nicht zu denken. Von mehr als zehn Stichen durchbohrt, lag der Lump zu meinen Füßen. Teufel! Da ging es ans Einstecken und Zusammenkratzen, dass es mir keiner so leicht nachgemacht hätte. Als ich des Geldes genug hatte, fiel mir das Mädchen ein. Ich ging dann mit einem Licht in die oberen Etage, wo das Schlafgemach desselben war. Ha, Kameraden! Ich war glücklich, denn in wenig Minuten stand ich vor dem Bett der süß schlafenden Dirne. Sapperment, Kerle! Wie wurde mir da warm ums Herz, als ich die holde Gestalt erblickte. Ich beugte mich über sie und berührte mit meinen Lippen die ihren. Da erwachte sie und wollte rufen, doch mein bereiter Dolch machte sie verstummen. Sie sank ohn­mächtig zurück. Nun folgte eine Szene, die ich nicht weiter berühren will. Endlich kehrten ihre Lebensgeister zurück, doch ehe sie noch zum vollen Bewusstsein kam, wühlte erneut mein Dolch in ihrem vollen Busen, der kurz vorher meine Sinne bezaubert hatte. Zwei Ringe an ihrer zarten Hand schienen mir von hohem Wert, doch da sie etwas fest saßen, schnitt ich beide Finger ab und steckte Erstere zu mir. Als ich aus dem Zimmer heraustreten wollte, kam mir die Mutter, welche durch den Schein meines Lichtes im Nebenzimmer erwacht war, entgegen und empfing von mir sogleich einen tödlichen Stoß in die Brust, der sie zu Boden streckte. Nun erst dachte ich darauf, wieder ins Freie zu kommen, welches mir ohne besondere Mühe gelang. Ich kam glücklich zu meiner Wohnung und schlummerte von Wonne berauscht bis an den hellen Morgen. Noch war ich nicht aus meinem Bett, als ich schon den Lärm auf der Straße hörte, der durch die nun bekannt gewordene Mordtat entstanden war. Später wunderte ich mich ganz na­türlich gewaltig darüber und verwünschte den Mörder. Wer hätte da wohl den Täter in mir geahnt? Gegen neun Uhr wanderte ich vor das Tor der Stadt und zechte in einem entlegenen Wirtshaus bis zum Abend. In der Betrunkenheit warf ich mit dem Geld mutwillig herum und hielt alles frei, was nur Fressen und Saufen wollte. Spät am Abend stolperte ich nach Hause und warf einigen meiner Feinde auf dem Heimweg die Fenster ein. Die Nacht verging, und der nächste Morgen traf mich schon wieder in einem anderen Gasthaus, denn ich lebte wie der Sultan in Konstantinopel. Aber lange dauerte der Tanz nicht, darum spitzte ich bald Maul und Ohren. Hört wie es mir erging.

Nach ein paar Stunden, die ich froh durchlebt hatte, traten einige bewaffnete Männer herein, welche ein barbarisches Ansehen sich zu geben bemühten. Ihre Blicke fielen sogleich auf mich, woraus ich nichts Gutes vermutete und entwischen wollte. Doch die Kerle mochten meine Absicht merken und fielen wie hungrige Wölfe über mich her, um mich festzunehmen. Ich fluchte gewaltig, protestierte gegen ihre Anfälle, die nichts weniger als fein waren, und nannte sie wohl fünfzigmal alles, nur keine ehrlichen Kerle. Genug, die Halunken rissen mich mit sich fort und brachten mich in einen wohlverwahrten Kerker, wo man mir sogar Fesseln anlegte. Das war mir ein verfluchter Streich, der mir jetzt noch ins Hirn fährt und mich im Magen kneift, so oft ich daran denke. Im Kerker fing ich nun an zu rasen und zu toben und schickte durch das Luftloch desselben ein Dutzend Donnerwetter ins Freie hinaus. Es half aber all mein Lärmen nicht. Gegen Abend ungefähr öffnete sich die Tür meines Kerkers und ein verdammter Haltefest brachte mir eine Mahlzeit, die eher meinen Ekel als meinen Appetit erweckte. Vor Ermattung war ich endlich eingeschlummert. Als ich wieder erwachte, kamen bewaff­nete Männer und führten mich zum Verhör ab. Dass ich aber nichts eingestand, versteht sich von selbst, und so wurde ich wieder zu meinem verdammten Behälter gebracht, ohne dass ich mich mit einem Wort oder Miene verraten hätte.

Hol‘s der Teufel, Kerle! Ich war in einer fatalen Lage und all meine schönen Hoffnungen waren mit einem Mal dahin. Pfui, wenn ich noch an das Leben denke, welche fatale Kost mir der Hunger einzwang. Tag und Nacht strengte ich meinen Gehirnkasten an, mich aus der verteufelten Falle herauszuwickeln, und siehe, der Zufall kam mir endlich selbst zu Hilfe. Nach einigen Tagen wurde ich abermals zu einem Verhör geführt. Das Gemach, wo dieses stattfand, war im untersten Stock. Durch zwei nicht vergitterte Fenster, die auf den freien Markt führten, fiel mir das Treiben des Publikums lockend in die Augen. Vor mir zwischen dem einen Fenster stand ein Tisch, an welchem der Richter und sein Schreiber rechts und links Platz genommen hatten. Schon ehe das Verhör begonnen hatte und als mir die Fesseln abgenommen wurden, war mein Entschluss reif, nun oder nimmer einen Versuch zu meiner Rettung zu wagen. Während einer Pause, wo der Richter eine Prise nahm und der Schreiber seine Feder spitzte, nahm ich den Moment wahr, sprang mit einem Satz auf den Tisch. Dem Richter eine Ohrfeige geben, das Fenster einschlagen und hinausspringen, war das Werk eines Augenblicks. Über den Markt stürzte ich in so blinder Hast, dass mehrere alte Weiber, welche Früchte feil hielten, mit samt ihrer Ware in den Rinnstein purzelten. Am Tor noch rannte ich den rotbärtigen Daniel, der euch wohl bekannt ist, um, so zwar, dass ich sein Schelten noch hörte, als ich schon ziemlich weit von ihm entfernt und aus dem Tor war.

Wie ich dann in diese Berge flüchtete und zuerst einige von euch um mich versammelte, um das Räuberhandwerk zu beginnen, ist euch zur Genüge bekannt; ebenso, mit welch einem günstigen Erfolg wir dasselbe bis zur Stunde betrieben und ausgebeutet haben, und wie es uns mit größter Lust gelungen ist, so manche der Opfer auf die kürzeste Art in die andere Welt zu schicken und ihre Leichname zu verscharren, dass es niemanden leicht möglich werden dürfte, dieselben je wieder ans Tageslicht zu fördern.«

Damit endete Casparino seine Erzählung und seine Raubgenossen beteuerten ihm, dass seine Befreiung ein Hauptstreich von ihm war, wozu eine gute Portion Entschlossenheit gehöre und der wohl nicht einem jeden in solcher Weise gelingen dürfte.

Nach dieser Unterhaltung verfügten sich die Räuber zur Höhle, die sich tief im Dunkel des wilden Tales unter einem Felsvorsprung befand, und deren Eingang mit Felsplatten künstlich belegt war, was jedes fremde Auge täuschte. Eine große Anzahl unregelmäßiger Stufen führte hinab zum Schlund, in welchem mehrere Gemächer abgeteilt waren, die durch immerwährenden Lampenschein erhellt wurden. Die Frauen lagen schon auf der faulen Haut und schnarchten bereits so laut, dass Casparino seine Peitsche einige Male durch sie hindurch summen ließ. Die Banditen warfen sich nun ebenfalls zur Ruhe nieder; nur ein Wachposten blieb in der Entfernung vor dem Eingang ausgestellt und erwartete die Rückkehr eines Kameraden, den der Hauptmann in wichtigen Angelegenheiten nach Rom gesendet hatte.

Der Bandit saß, seine Pfeife schmauchend, auf einem Baumsturz und blickte zu der Anhöhe, über welche der Erwartete kommen musst . Mit einem Mal bewegte sich eine weiße Gestalt auf dem Feldrücken, worauf der Bandit aufsprang und mit rauer Stimme ihr die Losung entgegenrief. Aber statt einer Antwort erhob die Gestalt drohend ihre Rechte, worauf der Räuber sein Pistol auf die ihm verdächtige Erscheinung abbrannte, dass der Donner des Gewehres laut krachend an den Felsen widerhallte. Doch mit einem lauten Hohngelächter entschwand nun die unerklärliche Gestalt hinter den Felsstücken. Den sonst beherzten Banditen überlief aber ein eiskalter Schauer. Ängstlich setzte er sich auf seinen Baumsturz, dabei seine Blicke stets forschend zur Höhe des Felsens gerichtet. Kurz darauf erschien auch der nach Rom entsandte Bote und beide traten nun in die wohlverwahrte Höhle, dem Hauptmann Rapport zu erstatten.

Die Sonne war schon hoch am Firmament, da verließen die Banditen ihr Lager. Nachdem Casparino die von Rom empfangenen Briefe gelesen und die nötigen Befehle für seine Abwesenheit erteilt hatte, schickte er sich nach eingenommenem Mittagsmahl an, mit den Verwegensten seiner Bande, dem wilden Juras, Jonas und Abelli nach Rom aufzubrechen, wo er von einem reichen Nobile zu geheimen Aufträgen in Dienst genommen war, denn sein unmenschliches Herz lechzte beständig nur nach solchen Taten, die seine Blutgier reizten und seine Sucht, Gold zu erlangen, befriedigten.

Casparino und seine Begleiter nahmen verschiedene Masken an und trennten sich auf der Landstraße, um sich in Rom in einem bestimmten Haus wiederzufinden. Der Hauptmann trug die Kleidung eines Pilgers, doch unter seinem Gewand bargen sich Dolche und gut geladene Terzerole. Eine Meile vor Rom rastete er in einem Wirtshaus und labte sich. Währenddessen schweiften seine Blicke durch das Fenster in den angrenzenden schönen Garten des Hauses. Plötzlich sah er eine junge Dame, welche am Arm eines jungen Herrn hinter einem blühenden Rosengebüsch verschwand. Ihre Gestalt schien ihm bekannt. Casparino bezahlte und entfernte sich. Er bog um das Haus herum. Von grünen Holunderbäumen gedeckt, stieg er über die nicht allzu hohe Mauer in den Garten. Vorsichtig schlich er der verborgenen Laube näher, von wo ihm wechselnde Küsse und die zärtlichsten Liebesbeteuerungen verlautbar wurden.

Nun war er dem Paar nahe und blickte durch die Zweige hindurch. Aber welch ein Anblick! Es war die von ihn in Rom einst angebetete Franziska, welche vor seinen Augen sich den stürmischen Gefüh­len eines anderen hingab. Schnell riss Casparino einen Dolch hervor und wie ein Blitz fuhr der tötende Stahl in den Rücken des von Liebe berauschten jungen Mannes. Hoch auf schoss das Blut und überströmte die vor Schreck erstarrte Jungfrau.

Einige Augenblicke weidete sich der Mörder an der Verzweiflung des zitternden Mädchens; dann sprach er leise mit einem bitteren Hohngelächter: »Buhlerin! Also um dieses Elenden willen verschmähtest du meine Liebe? Auf! Folge deinem Buhlen!« Und mit der größten Kaltblütigkeit stieß er nun auch ihr den noch vom Blut des Geliebten tropfenden Dolch ins Herz und eilte über die Mauer davon.