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Jürgen Seibold – Weißes Teufelskraut

Jürgen Seibold – Weißes Teufelskraut

Maja Ursinus ist angestellte und promovierte Apothekerin in München. Ihr Vater hätte sie gerne als spätere Inhaberin seiner eigenen, alteingesessenen Apotheke in Füssen gesehen, aber Maja will dort nicht arbeiten.

Sie hat einen Bruder namens Michael, der Pharmazeut ist, im Studium geglänzt hat, dann aber selbst Betäubungsmittel herstellte, verkaufte und selber konsumierte. Die Sucht hat ihn danach um fast jede Möglichkeit gebracht, seinen Job auszuüben. Dann aber bekam er eine Chance, in der Apotheke einer Fastenklinik zu arbeiten, wenn er den Entzug schaffte.

Diese Fastenklinik ist eine private Einrichtung, die vor etwa 15 Jahren zu einer bekannten Stätte für Heilfasten wurde, etwas ungewöhnlich arbeitet und von einem Promi namens Doktor Birkner geleitet wird, der lange im Fernsehen mit einer von ihm entwickelten Fastenkur präsent war, bis er medienwirksam die Klinik gründete und mit ihr großen Erfolg hatte.

Doktor Birkner hat es sich zur Aufgabe gemacht, Leute, die im Leben gestrauchelt sind, einzustellen und ihnen so beruflich eine neue Chance zu eröffnen. Nun aber soll er den wohlhabenden Geschäftsmann Joachim Hirsch mit einem tödlichen Schierlingscocktail vergiftet haben, wobei noch nicht ganz sicher zu sein scheint, ob Hirsch an diesen Cocktail oder an einem Tritt von Birkners Chauffeur gegen seinen Kopf starb.

Hans Birkner jedenfalls sitzt jetzt mitsamt seinem Fahrer in Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Mannheim.

Dies alles erfährt Maja durch ein Telefonat mit dem Anwalt Birkners namens Rappsteyn, der Maja bittet, ein Gegengutachten zum Gutachten der Staatsanwaltschaft in diesem Prozess zu verfassen. Das erste Gutachten jedoch hat eine Koryphäe geschrieben, der Heidelberger Professor und Lehrbuchautor Fogl, der zudem mit Majas Vater befreundet ist.

Maja, die zuerst gedacht hatte, Rappsteyn rufe sie an, weil ihr Bruder Probleme habe, will das Gegengutachten zu Fogl verfassen, denn sie hat über pflanzliche Wirkstoffe promoviert und will außerdem ihrem Bruder helfen, seinen Arbeitsplatz zu erhalten, indem sie Birkner freibekommt. Michael ist nämlich, wie auch viele seiner Kollegen, sehr in Sorge, dass die Klinik schließen muss, wenn Birkner verurteilt wird, und dass er dann nie wieder einen Job bekommt.

Allerdings gibt es noch ein Problem, das Maja daran hindern könnte, gutachterlich für Rappsteyn tätig zu werden. Sie hat nämlich am nächsten Tag einen Termin an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sie möchte gerne die Leitung einer dortigen Forschungsgruppe übernehmen, die die Uni ausgeschrieben hat. Sie hatte schon früher in der Forschung gearbeitet und möchte diese Tätigkeit gerne wieder aufnehmen.

Ihr Vater Manfred jedoch sorgte mithilfe seiner Freunde, die in diesem Forschungsbereich einigen Einfluss haben, in der Vergangenheit erfolgreich dafür, dass sie nicht dauerhaft in der Forschung unterkam, weil er wollte, dass sie in der Familienapotheke arbeitete. Auch diesmal entscheidet einer seiner Freunde, dass sie die Stelle nicht bekommt.

Also reist sie zu ihrem Bruder und beginnt dort sowohl mit den Nachforschungen im Fall der Tötung des Unternehmers als auch dem Gutachten für Anwalt Rappsteyn.

 

Jürgen Seibold bedankt sich am Ende seines Buches bei vielen anderen für ihre Hilfe auf den Gebieten der Pharmazie, Jura, Kriminaltechnik und so weiter. Dass er diesen Helfern sehr gelehrig zugehört und ihre Tipps dann kompetent umgesetzt hat, kann man deutlich an seinem Buch sehen, das dabei zu einem gediegenen Kriminalroman geworden ist.

Besonders die pharmazeutischen Inhalte bringt der Autor auch dem in diesem Thema weniger bewanderten Leser nahe, so dass dieser die Geschichte trotz mangelnder eigener Kenntnisse gut verstehen kann.

Der Spannungsbogen der Story ist sehr professionell gezeichnet und der Verfasser versteht es sehr gut, den Leser bis zum Ende gut zu unterhalten und am Schluss regelrecht zu fesseln.

Die Charaktere des Romans sind mehrheitlich etwas extravagant, es gelingt dem Autor jedoch gut, ihre Psyche glaubhaft zu schildern und ihre Kommunikation ebenso glaubhaft zu beschreiben.

Das Ende des Romans ist dann doch offen, nicht alle Dinge sind geklärt, aber man darf vermuten, wie es noch kommen wird, sodass man als Leser nicht so ganz in der Luft hängt und das Buch doch recht befriedigt aus der Hand legt.

Fazit:

Jürgen Seibold legt mit Weißes Teufelskraut einen gediegenen Kriminalroman vor, der trotz einiger inhaltlicher Anforderungen für jeden Leser verständlich ist.

Psychologie des Autors und Spannung des Buches lassen nichts zu wünschen übrig, sodass ich die Story jedem Krimileser empfehlen kann, der einfach nur gut unterhalten werden will.

Der Autor:

Jürgen Seibold wurde im März 1960 in Stuttgart geboren. Er begann seine Laufbahn als Journalist, war für die regionale Tageszeitung Winnender Zeitung tätig und schrieb ab 1983 als freier Journalist, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, die Berliner Morgenpost und die Neue Presse Hannover. Außerdem arbeitete er für die Rundfunksender SDR und SR. Zudem war er lange freier Mitarbeiter beim Stern und schrieb für Penthouse, die Bunte und Computerbild.

Seit 1989 veröffentlichte er eine Reihe von Musikerbiografien, u.a. von Brian Adams, U2, Phil Collins, den Rolling Stones und den Toten Hosen.

Von 2007 an publizierte er auch Kriminalromane, Komödien, Ausflugsführer, Theaterstücke, Psychothriller, Historienromane etc. in zum Teil recht bekannten Publikumsverlagen. Seine bisherigen Krimis um die Apothekerin Maja Ursinus erschienen in den Jahren 2019 bis 2021 im Piper Verlag.

Quellen:

Bilder:

  • Cover des Romans. Mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.
  • Foto des Autors. Copyright: Stefanie de Buhr. Ebenfalls mit freundlicher Genehmigung der Piper Verlag GmbH.

(ww)