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Jim Buffalo – 6. Abenteuer – Kapitel 2

Jim Buffalo,
der Mann mit der Teufelsmaschine
Veröffentlichungen aus den Geheimakten des größten Abenteurers aller Zeiten
Moderner Volksbücher-Verlag, Leipzig, 1922

Der Läufer von Marathon
Jim Buffalos 6. Abenteuer

2. Kapitel

Jim Buffalos Verzweiflungskampf

»Potztausendsakramentnochmal!«, fluchte Dufferin, New Yorks berühmtester Polizeiinspektor, und wenn er so fluchte, dann wusste man in seiner Umgebung, dass ihm irgendetwas gegen den Strich ging.

»Ja«, Jim Buffalo zuckte die Achseln, »das hilft nun nichts, Inspektor. Ich habe einmal A gesagt, nun muss ich auch B sagen!«

Dufferin stampfte in seinem Büro hin und her.

»Menschenskind«, knurrte er grimmig. »Sie können doch wirklich mir zuliebe noch einen Tag warten!«

»Es geht beim besten Willen nicht! Morgen früh fährt die Bishop von Hoboken ab. Es ist der einzige Schnelldampfer, der in dieser Woche direkt …«

»Quatsch!«

»… nach Ägypten geht. Außerdem habe ich meine Teufelsmaschine schon an Bord bringen lassen!«

»Pfui!«

»Warum haben Sie mir nicht eher gesagt, dass Sie mitwollen?«

»Weil ich an mehr zu denken habe als an Ihre vermaledeite Teufelsdroschke!«

Jim Buffalo lachte vergnügt auf. Er war mit dem Inspektor zu gut Freund geworden, als dass er ihm diese Worte verübelt hätte. Selten war Jim Buffalo in seinem Leben einem so aufrichtigen, tüchtigen und unerschrockenen Menschen begegnet, wie es Dufferin war. Der Inspektor hatte es so in seiner Art, gerne zu poltern, und Buffalo hatte des Freundes schwache Seite bald herausgefunden.

Des Inspektors augenblicklicher Grimm war darin zu suchen, dass er zu gern Buffalo auf seiner Fahrt in die Wüste begleitet hätte, um mit ihm zusammen in der Vergangenheit die Stadt Fitri zu suchen. Sein Urlaub begann aber erst in zwei Tagen, und Buffalo verließ schon einen Tag früher New York.

»Ich wüsste eine Lösung«, meinte Jim Buffalo nach einer Pause. »Lassen Sie sich einen Tag früher Urlaub geben!«

»Und Hupican?«

»Wer ist Hupican?«

Dufferin schlug mit der Faust auf den Tisch.

»Sie kennen Ihren Namensvetter nicht?«

»Ich bedaure unendlich!«

»Jim heißt der Halunke mit Vornamen – wie Sie!«

»Ich fühlte mich ganz außerordentlich geschmeichelt!«

»Dieser Schuft wird in den Kaschemmen der ›Verbrecherkönig‹ genannt. Das ist Jim Hupican!«

»Und was ist mit ihm?«

»Den will ich hinter Schloss und Riegel bringen!«

»Und warum tun Sie es nicht?«

»Weil der Lump ein verteufelt schlauer Fuchs ist. Aber ich weiß, wo er sich abends herumdrückt. Noch heute rücke ich ihm auf den Leib!«

Jim Buffalos Augen blitzten kampfesfroh auf.

»Da mache ich mit, Inspektor! Und wenn Sie ihn heute kriegen, kommen Sie morgen mit!«

»All Right«, schmunzelte Dufferin, und ein kräftiger Händedruck besiegelte das Übereinkommen.

 

  1. *

 

Damit unsere Leser einen genauen Überblick über den Verlauf der Ereignisse besitzen, müssen wir sie bitten, uns für kurze Zeit zu einem anderen Mann zu begeben – zu Baronet Duncan1, der unseren Freunden sicherlich kein Unbekannter mehr sein wird.

Baronet Duncan hatte seine 13. Aufgabe2 bekommen, die folgenden Wortlaut hat:

Die Britische Sportvereinigung von Ägypten hat einen Wettbewerb erlassen und die besten Läufer der Welt zu einem Kampf aufgefordert. Es handelt sich darum, die Strecke von zehn Kilometern, die zwischen den Pyramiden von Fus-Ra und Gar el Hama liegt, in 60 Minuten zu durchlaufen. Der Sieger erhält den Ehrenpreis: ein goldenes Standbild, das den historischen Läufer von Marathon darstellt. Baronet Duncan möge diesen Preis erringen.

Wie stets, so war der tollkühne Baronet auch diesmal fest entschlossen, die Aufgabe, die ihm Sir Hannibal Ferry gestellt hatte, zu lösen. Da er jedoch wusste, mit welchen Mitteln dieser Mann gegen ihn arbeitete, um ihn bei der Lösung der Aufgaben zugrunde zu richten, beschloss er noch vor seiner Abreise nach Ägypten, den verbrecherischen Helfer des Sirs, Jim Hupican, zu vernichten, wollte er verhindern, dass ihm dieser Schurke im Auftrag Sir Ferrys nicht wieder schier unüberwindliche Hindernisse in den Weg legte.

Er hatte erfahren, dass der Verbrecherkönig unter den Namen Jim Race in einer wüsten Kaschemme verkehrte, die den Namen Blaues Kaninchen führte.

Als Rowdy verkleidet begab sich Baronet Duncan in die Verbrecherkneipe. Und wenn Blut fließen sollte – heute war es gleich! Hupican musste ein Ende finden!

Da! Er hätte aufgeschrien vor innerlichem Triumph!

Dort saß der furchtbare Feind, der gefürchtetste Verbrecher New Yorks, an einem Tisch im Kreise wilder Gestalten. Zwar trug er zu Zwecken der Unkenntlichmachung eine schwarze Binde über einem Auge, doch Duncan hatte schon zu oft dem Schurken von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden. Er selbst brauchte nicht so leicht eine Entdeckung zu fürchten, da er falschen Bart und falsche Perücke trug.

Da geschah plötzlich etwas, das die Situation mit einem Schlag änderte!

Ein Mann kam mit verzerrtem Gesicht die Treppe heruntergepoltert.

»Polizei!«, gellte es von seinen Lippen. Es war einer der Schmierleute, die der vorsichtige Wirt des Blauen Kaninchen allabendlich aufstellte.

Die Wirkung des einen Wortes war unbeschreiblich.

Flüche, Schreie, Gläserklirren, stürzende Tische, polternde Stühle – das waren die Geräusche und Laute, die in den nächsten Minuten hörbar wurden.

Duncan war ebenfalls aufgesprungen, aber er gehörte nicht zu denen, die planlos in die Hinterzimmer flüchteten, sondern er stand lauernd hinter einem Pfeiler und hatte nur Augen für Jim Hupican. Auch dieser war nicht mit den anderen davongestürzt. Sein lauernder Blick fuhr ringsum. Als er keinen seiner Genossen mehr gewahrte, sprang er auf einen Schrank zu, riss die Tür auf und verschwand in ihr.

Mit riesigen Sätzen durchmaß der Baronet den Raum. In dem Augenblick, in dem er ebenfalls in den Schrank schlüpfte, tauchten oben auf der Treppe ein paar Männer auf, die mit vorgehaltenem Revolver hereinkamen.

Duncan erlebte eine Überraschung! Der Schrank hatte keine Rückwand! Er verbarg eine regelrechte Tür, die in eine kleine Geheimkammer führte. Wie Duncan erst später erfuhr, hatte sich Hupican dieses Versteck für eventuelle Fälle reserviert.

Der Verbrecherkönig stieß einen Fluch aus, als er noch einen Fremden hereinstürzen sah. Ohne Zweifel hielt er ihn jedoch für einen Genossen, denn er ergriff keine feindlichen Maßnahmen. Nun war für Baronet Duncan der Augenblick des Handelns gekommen! Im Nu zog er den Browning aus der Tasche und legte ihn auf den Verhassten an.

»Hände hoch, Jim Hupican!«, schrie er. »Eine Bewegung und ich schieße Sie nieder!«

»Hände hoch, Ihr Lumpengesindel!«, schrie ein anderer Mann herein.

Duncan sah einen Moment zur Tür, dann lächelte er vergnügt: »Kommen Sie nur herein, Mister Dufferin! Ich wette, Sie suchen Hupican! Nicht wahr? Bitte bedienen Sie sich. Hier liegt er!«

»Himmeldampf und Wolkenbruch!«, fluchte Dufferin, dann aber reichte er Duncan die Hand, der sich schnell seiner Maske entledigt hatte. »Sie sind ein ganz gerissener Bruder, Baronet! Was fällt Ihnen ein, der Polizei Konkurrenz zu machen?«

»Zum Vergnügen tu ich es nicht«, meinte er, während ein paar stämmige Policemen dem Verbrecher Fesseln anlegten. »Nur zu meiner persönlichen Sicherheit bin ich diesem Schurken zu Leibe gegangen. Jetzt kann ich morgen beruhigt nach Ägypten fahren!«

»Ägypten fahren! Haha! Beruhigt nach Ägypten fahren! Menschenskind, da sind wir ja Genossen! Hupican ist bald hinter Schloss und Riegel – dann kann ich morgen auch beruhigt nach Ägypten fahren!«

»Sie wollen auch hinüber? Weshalb, wenn ich fragen darf?«

»Wegen diesem Gentleman hier«, strahlte der Inspektor und wies auf Buffalo, der schweigend die ganze Sache beobachtet hatte. »Kennen sich die Herren noch nicht? Dann darf ich wohl bekannt machen: Mister Jim Buffalo, der Mann mit der Teufelsmaschine – Baronet Duncan, der Mann mit den 218 Sensationsaufgaben!«

So lernten sich zwei Helfer kennen, die noch manchen Kampf gegen Menschen in Hyänengestalt gemeinsam bestehen sollten!

Show 2 footnotes

  1. Der Vater des Baronets hatte in jungen Jahren eine Schuld begangen, von der ein gewisser Sir Hannibal Ferry Kenntnis erhielt und daraufhin den Vater zwang, ihm einen Wunsch zu erfüllen, anderenfalls er ihn den Gerichten ausliefern würde. Unter diesem Zwang setzte des Baronets Vater ein Testament auf, nach welchem der junge Baronet erst nach Lösung von 218 Aufgaben in den Besitz des Erbteils in der Höhe von 218 Millionen kam. Die Aufgaben zu stellen, war laut Sir Ferry Sache, der nun alles daran setzte, ein Misslingen der Lösungen herbeizuführen, da er es dann war, der Erbe des Vermögens wurde.
  2. Baronet Duncans 13. Aufgabe: Der Mädchenhändler von Kairo