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Nick Carter – Zur Strecke gebracht – Kapitel 4

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Zur Strecke gebracht
Ein Detektivroman

Nick Carters Doppelgänger

Ein elegant gekleideter, schwarzbärtiger Mann hatte die Tür geöffnet. Nick Carter konnte sich nicht entsinnen, dessen Gesicht schon jemals zuvor gesehen zu haben, doch sagte ihm sein untrüglicher Instinkt, dass der Öffnende trotz seiner gewählten Gesellschaftskleidung durchaus nicht der Gentleman war, für welchen er sich ausgab.

»Well, Sir?«, fragte der Mann höflich, indem er den Detektiv mit einem gleichgültigen Blick maß und unter der Tür stehen blieb, diese dadurch mit seinem Körper sperrend.

»Weiber, Würfel und Wein!«, versetzte Nick Carter, sich des ihm unfreiwillig von dem Kanadier verratenen Passwortes bedienend.

Das Wort schien wie eine Zauberformel zu wirken.

»Frau Gräfin wird sie empfangen«, entgegnete der Öffnende, indem er mit höflicher Verneigung den Eingang freigab und dann dem Detektiv beim Ablegen von Hut und Überrock behilflich war.

Das war nun nicht ganz nach Nicks Sinn, doch er konnte nicht gut ausweichen, wollte er nicht sofort Verdacht erregen, ehe er in die eigentliche Wohnung gedrungen war und deren verbrecherische Bewohner zu Gesicht bekommen hatte.

Auf den Korridor drang durch eine angelehnte Tür scherzendes Flüstern und Lachen, dazwischen Gläserklingen und das Klirren von Goldstücken – lauter Geräusche, welche man in Spielklubs zu begegnen gewohnt ist.

Der Schwarzbärtige geleitete ihn in einen elegant eingerichteten Salon.

»Komtesse Chapska«, sagte er mit feierlicher Verneigung.

Erstaunt blickte Nick Carter die jugendlich schöne, elegant gekleidete Lady an, welche ihn, den völlig Fremden, mit herzlich ausgestreckter Hand empfing. Im Salon, wie überall in der Wohnung, waren schon die Fenstergardinen zugezogen und in verschwenderischem Glanz leuchteten die elektrischen Birnen.

Fast verlegen erwiderte Nick Carter den Händedruck der ihm völlig unbekannten jungen Gräfin, die nun mit einer einladenden Handbewegung an die weit offenstehende Flügeltür zum Nebenraum trat.

»Bitte gefälligst, mein Herr!«, sagte sie mit einem bezaubernden Lächeln.

Der Detektiv schaute in einen Ecksalon, dessen Mitte von einem großen runden Tisch mit einer kostbaren roten Samtdecke darauf eingenommen wurde. Um diesen Tisch saßen sieben Herren in Gesellschaftskleidung und waren augenscheinlich beim Spiel begriffen. Darüber vernachlässigten sie indessen auch das Trinken nicht, denn eben wieder stellte der Schwarzbärtige in den goldgetriebenen Sektkühler inmitten des Tisches zwei Flaschen Sekt.

Gerade der zunächst an der Tür befindliche Platz des Tisches war noch unbesetzt. Mit einladender Handbewegung wies die Dame des Hauses auf den Stuhl.

Wohl oder übel musste Nick Carter Platz nehmen. Sein blitzschnell über die anwesenden Herren gleitender Blick, die von seinem Erscheinen kaum Notiz nahmen, sondern es bei der unter Freunden üblichen kurzen Verneigung bewenden ließen, traf lauter unbekannte Gesichter. Und doch waren es sämtlich gekennzeichnete Verbrecherphysiognomien, ausschließlich dem Süden entstammend.

Im selben Moment, da Nick Carter sich auf den Stuhl niederließ, immer noch im Unklaren darüber, ob seine Vermutungen zutreffend waren oder ihn irregeführt hatten, kam ihm ein erlösender Gedanke. Man hatte einen frechen, dreisten Betrug in Szene gesetzt. Die ihm als Gräfin Chapska Gegenübergetretene hatte ihm am Mittag noch als Zofe zweimal die Korridortür geöffnet.

»Machen wir unser Spiel, meine Herren!«, schnarrte gerade der Nick gegenübersitzende Bankhalter, indem er mit dem Mischen der Karten innehielt. »Verzeihung«, wendete er sich in gebrochenem Englisch direkt an den Detektiv. »Werden der Gentleman mitspielen? Ganz einfaches Dreiblatt … Einsatz fünf Dollar …«

Mit höflichem Gebaren hatte gerade eben der Schwarzbart, der ihm zuvor geöffnet hatte, einen Champagnerkelch vor Nick gesetzt. Es war diesem, als sei nicht der Diener allein hinter seinen Stuhl getreten, sondern als habe er noch andere, katzenartig heranschleichende Tritte gehört – und zugleich fiel ihm auch ein gewisser unruhiger, erwartungsvoller Ausdruck in den Zügen der um den Tisch sitzenden Männer auf.

Er machte eine Bewegung, wie um aufzustehen und zugleich hinter sich zu blicken. »Entschuldigen Sie bitte für einen Augenblick, ich ließ meine Banknotentasche im Überrock«, versetzte er.

Im selben Moment aber schlossen sich seine Lippen auch schon, und dem Detektiv war es nicht anders, als stürze das Haus zusammen und begrübe ihn unter der erdrückenden Last seiner Trümmer. Feuersonnen stiegen vor den brechenden Augen des Unglücklichen auf, ein wirres, dröhnendes Geräusch erfüllte seine Ohren, und sein Kopf schmerzte ihn zum Zerspringen.

Er wollte aufspringen, vermochte es jedoch nicht mehr, denn mit Zentnerlast zog es ihn zum Boden nieder. Die Sinne vergingen ihm, und der letzte Eindruck, welchen sein Blick noch festzuhalten vermochte, war das Auftauchen einer schönen, jungen Frau, das mit einem spöttischen Lächeln um die üppigen Lippen von einer Nebentür aus ins Zimmer blickte.

Er hatte es nicht wahrnehmen können, wie der Schwarzbärtige, welcher ihm den Sektkelch offerierte, in der anderen Hand ein Paar Drahtfesseln verborgen gehalten hatte – und wie sich zugleich mit ihm eine zweite Mannesgestalt mit geschwungenem Totschläger hinter den Stuhl des in eben derselben Sekunde erst zum Niedersetzen gekommenen Detektivs herangeschlichen hatte.

Mit schrecklicher Wucht war der aus massivem Gummi bestehende Knüppel auf den unbewehrten Kopf Nick Carters heraufgesaust und hatte ihn augenblicklich bewusstlos niedergestreckt.

»Auf Wiedersehen, Freunde – vergesst nicht, Loge 17 – im schwarzen Domino mit der gelben Rose an der linken Brust …«

Eine weiche Frauenstimme sprach diese Worte … sie waren das Letzte, was der unglückliche Detektiv noch vernahm. Er hörte nicht mehr, wie sich die um den Tisch versammelten Halunken erhoben, ohne von dem verbrecherischen Überfall auch nur die geringste Notiz zu nehmen. Sie zogen sich in den angrenzenden Salon zurück, standen dort flüsternd, die Uhren in der Hand, in einer Gruppe nebeneinander, um in kurzen Zwischenräumen, gleichsam auf Verabredung, die Wohnung auf demselben Wege, auf welchem sie diese betreten hatten, wieder zu verlassen.

In dem Spielsaal waren nur drei Personen zurückgeblieben: der herkulisch gebaute Mann, welcher den heimtückischen Schlag auf das ungeschützte Haupt des Detektivs geführt hatte, die bildschöne, junge Frau, welche gerade in demselben Moment aus einer Nebentür aufgetaucht war, als der so schmählich Überfallene bewusstlos zusammengebrochen war, und Nick Carter selbst, der inzwischen vermittelst Drahtschlingen von Kopf bis Fuß derart an die Lehne und die Beine des Stuhles gefesselt worden war, dass er auch im Vollbesitz seines Bewusstseins nicht ein Glied zu rühren vermocht hätte.

Als der Detektiv die Augen wieder öffnete, da geschah es rein mechanisch, und sein sonst so reger Geist war schwerfällig und benommen.

»Chick, was ist … geschehen … komm her!«, stammelte er. »Sind … Ten Itchi und Patsy … noch nicht da und … die Detektive vom Hauptquartier … ich sah … Inez Navarro und …«

Er brach wieder ab und schloss die Augen von Neuem. Das grelle Licht im Zimmer tat ihm zu weh. Dazu schmerzte ihm der Schädel zum Zerspringen.

Ein spöttisches Kichern drang zu seinem Ohr.

»Nun wissen wir ja, woran wir uns zu halten haben, Morris«, rief sorglos eine Frauenstimme. »Nick Carter ist nur von seinem Vetter Chick begleitet, dem Mann, der schon seit dem frühen Nachmittag unten in der Halle aufpasst … seine anderen Gehilfen sind aber bereits unterwegs und sie bringen noch weitere Verstärkung von der Zentrale. Wir müssen uns beeilen.«

»Selbstredend, Inez«, erwiderte eine tiefe Mannesstimme, deren Klang dem noch immer mit drohenden Ohnmachtsanwandlungen kämpfenden Detektiv ein zorniges Aufstöhnen entlockte. »Es liegt in meinem Interesse, mich zu beeilen … doch Nick Carters Maske ist nicht so leicht kopiert … und wollen wir aus der Falle entwischen, so bleibt mir nichts anderes übrig … ich muss dem Gimpel von Chick gegenüber als Nick Carter auftreten …«

»Aber wird das nicht gewagt sein?«, wendete die Frauenstimme wieder ein.

»In unserer Lage ist schließlich alles gewagt, und wir werden nicht ruhig aufatmen können, bevor dieser Nick Carter zu leben aufgehört hat … was ja in kurzer Zeit der Fall sein wird … Doch ich glaube nicht, dass dieser Chick mich erkennen wird. Meine Maske wird über Erwarten gut, auch meine Kleidung stimmt – sogar bis auf den roten Schlips … Dazu ist es draußen schon dunkel … Ich werde gleich beim Verlassen des Fahrstuhls diesem Chick zuwinken, einen Wagen zu besorgen … Und ich werde dich derart in den Vordergrund schieben, dass er gar nicht erst dazu kommt, mich darauf anzusehen, ob ich wirklich Nick Carter bin oder nicht. Er wird Mund und Nase aufsperren, sieht er dich als die Gefangene seines vermeintlichen Meisters.«

Noch immer arbeitete das Gehirn des betäubten Detektivs schwerfällig und unvollkommen. Immerhin aber begriff er, dass in seiner Gegenwart sich das von ihm gesuchte Verbrecherpaar befand – mehr noch, da sie in seiner Anwesenheit sich ungescheut über ihre nächsten Absichten unterhielten – zumindest ein sicheres Anzeichen dafür, dass sie ihn nicht mehr fürchten zu müssen glaubten.

Dieser Gedanke flößte dem Detektiv wilde Energie ein. Er zwang sich dazu, die Augen wieder zu öffnen und die Gestalten der beiden im Zimmer sprechenden Personen zu suchen.

Er sah dieselbe Frau, deren Auftauchen von ihm vorhin wahrgenommen worden war. Dort hatte sie ein rotsamtenes Hauskleid getragen. Nun dagegen befand sie sich im Straßenkostüm, hatte einen eleganten Pelz an, und ihre Hände waren auf dem Rücken mit stählernen Spangen gefesselt.

Eben trat ein hochgewachsener, breitschultriger Mann auf sie zu und küsste sie zärtlich auf die Lippen. Bei dem Anblick dieses Mannes fühlte der Detektiv sich wieder zu der Annahme versucht, er träume nur. Der sich dort eben nach ihm umwendete, war er selbst – war sein täuschend ähnlicher Doppelgänger!

Dass es kein Traum, sondern fürchterliche Wirklichkeit war, erkannte der wehrlos gefesselte in dem Moment, als sein Doppelgänger, der eben im Begriff stand, Nicks eigenen Überrock anzuziehen und dessen Hut aufzusetzen, sich nach ihm umwandte und es wahrnahm, dass der Detektiv aus seiner tiefen Bewusstlosigkeit wieder erwachte.

»Schöne Seelen finden sich zu Wasser und zu Land!«, meinte der in seiner äußeren Erscheinung so verblüffend dem großen Detektiv Gleichende. Er stieß ein raues Hohnlachen aus und beugte sich dicht über den Gefangenen. »Wie befinden wir uns, mein teurer Nick Carter? … Wohl etwas Kopfschmerzen, eh? … Das nenne ich in die Falle gegangen, was?«

Der Detektiv hatte Mühe, einen Ausruf der Überraschung zu unterdrücken. Soviel er beurteilen konnte, ahmte soeben der Doppelgänger seine eigene Stimme in vorzüglicher, täuschender Weise nach. Die Maske des Doppelgängers war verblüffend echt … abgesehen davon, dass Carruthers etwas größer war, hätte auch Nick Carter darauf geschworen, sein Spiegelbild vor sich zu erblicken.

»Morris Carruthers«, entrang es sich seinen Lippen.

Der Erkannte schien nicht überrascht. »Aufzuwarten, mein Herr Detektiv mit dem unfehlbaren Scharfblick«, meinte er spöttisch. »Ja, ich bin Morris Carruthers – recht erfreulich, was?«

Der Detektiv antwortete nicht gleich. Das Denken fiel ihm äußerst schwer und seine gesamte Aufmerksamkeit wurde noch von der jungen, schönen Frau, deren Hände auf den Rücken gefesselt waren, in Anspruch genommen.

»Inez Navarro!«, flüsterte er, auf die neben den Verbrecher Getretene starrend.

»Ja, mein Freund«, fuhr der Doppelgänger mit beißendem Hohn fort, »es ist wirklich Inez Navarro, die recht gern noch eine Weile als Gräfin Chapska gegolten hätte, würde nicht Nick Carter sehr zu seinem eigenen Verderben wiederum seine Schnüffelnase in unsere kleinen Privatangelegenheiten gesteckt haben.«

Die junge Frau stampfte eben ungebärdig mit dem Fuß auf, während ihr Blick sich voll tödlichen Hasses auf den Detektiv richtete.

»Töte ihn, Morris!«, stieß sie wütend hervor. »Ich werde mich erst sicher fühlen, weiß ich, dass Nick Carter den letzten Atemzug getan hat.«

Morris Carruthers lachte schrecklich auf. »Selbstverständlich, meine Teure«, pflichtete er bei, während es tückisch in seinen Augen aufleuchtete. »Nick Carter muss sterben, das sind wir unserer Gesundheit schuldig …«

»So nimm ein Messer und stoße es ihm ins Herz!«, drängte der schöne Dämon erbarmungslos.

Doch ihr verbrecherischer Gefährte behielt sein spöttisches Lachen bei. »Dass ich ein Narr wäre!«, rief er rau. »Niemals würde ich mich dazu verstehen können, Nick Carter auf solch eine rasche und schmerzlose Weise aus der Welt zu schaffen – nein, o nein!«, setzte er mit einem teuflischen Lachen hinzu. »Hat dieser Mann uns nicht all die Zeit über in tausend Ängsten schweben lassen? Mit deiner freundlichen Erlaubnis, meine schöne Inez – wollen wir ihm das Sterben nicht allzu leicht machen. Er soll am eigenen Leibe erfahren, was es heißt, alle Qualen der Todesangst bis zu Neige auskosten zu müssen.«

Damit zog er aus der Tasche einen kleinen, runden Gegenstand, in welchem der kundige Blick des Gefesselten sofort eine jener schrecklichen Dynamitbomben erkannte, deren Ladung stark genug ist, um ein ganzes Haus zu demolieren.

»Ein artiges Spielzeug, Freund Carter?«, setzte Morris Carruthers in nämlich höhnendem Ton fort. »Ich werde nun diese Bombe an das eine Stuhlbein festbinden, gerade unter dem Sitz des großen Detektivs … dieser Leuchte von Mulberrystreet … So, das wäre bereits geschehen«, fuhr er fort, indem er seine Worte sofort zur Tat werden ließ.

Dann brachte er einen Leuchter mit einer brennenden Kerze darin herbei, die er neben der Bombe auf den Teppich stellte. »Sieh, meine teure Inez, ich wickle die Zündschnur um die Kerze … in etwa einer Stunde wird sie so weit niedergebrannt sein, um die Bombe zur Explosion zu bringen … Und was dann von dem berühmten Nick Carter noch übrig bleiben wird, dürfte ausgesprochen wenig sein …«

»Töte ihn sofort – ich beschwöre dich, Morris!«, hauchte der schöne Dämon. »Lasse ihn lieber schmerzlos, aber sofort sterben … Das Leben dieses Mannes ist gefeit … Er möchte doch im letzten Augenblick gerettet werden, und dann …«

Doch Morris Carruthers lachte überlegen aus. »Unbesorgt, meine schöne Inez!«, rief er. »Diesmal sind alle Vorbereitungen derart getroffen, dass unser Freund Nick Carter wirklich sterben muss … Siehst du diesen elektrischen Leitungsdraht? Sein eines Ende ist mit der Bombe verbunden … und das andere verbinde ich mit der Tür, die auf den Korridor führt … Sie bildet den einzigen Zugang zur Wohnung. Durch diese müssen die Freunde des großen Detektivs eintreten, wollen sie in die Wohnung dringen. Verstehst du nun? Natürlich verbinde ich den Draht mit unserer elektrischen Batterie … Und ist die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, so kann sie nur geöffnet werden, um den tödlichen Funken durch den Leitungsdraht zu jagen … einerlei, ob durch Nachschlüssel oder gewaltsam … Und wird die Tür auch nur um Haaresbreite geöffnet, genügt es, um die Bombe zur Explosion zu bringen … So oder so, es gibt kein Entrinnen mehr für Nick Carter!«, schloss er mit einem teuflischen Auflachen.

»Löse meine Fesseln nur einen Augenblick!«, stöhnte Inez mit verzerrtem Gesicht. »Willst du ihn nicht töten … Es soll mir Wollust bereiten, ihm das Messer ins Herz zu stoßen, Morris. Unsere Lage ist zu verzweifelt, wir dürfen dem Zufall kein Bestimmungsrecht einräumen …«

Doch Morris Carruthers schüttelte entschlossen mit dem Kopf. »Nein, Kind, du kennst die entsetzliche Qual nicht, welche die Erwartung des sicheren Todes bereitet!«, versetzte er. »Und gälte es mein Leben – das Bewusstsein, Nick Carter diese schaurige Stunde durchleiden zu lassen, opfere ich um keinen Preis …«

Mit einem kalten, grausamen Lächeln wendete er sich an den Gefesselten. »Lassen Sie sich die Zeit nicht lang werden, mein teurer Nick!«, meinte er hämisch. »Mag Ihnen das Bewusstsein Trost verleihen, dass wir nun mit Ihrem teuren Chick gemeinschaftlich in einem Wagen wegfahren werden … und dass es mir keine Schwierigkeiten bereiten wird, mit dem guten Jungen fertig zu werden, nachdem es mir gelang, seinen Meister in die Falle zu locken. Das wird Ihrem durchdringenden Verstand wohl ohne Weiteres einleuchten … Und nun auf Nimmerwiedersehen, Nick Carter. Der dem elektrischen Stuhl verfallene Morris Carruthers geht mit seinem Feinsliebchen in die weite Welt, in die Freiheit, Nick Carter aber stirbt …!«

»Wir sehen uns wieder, Morris Carruthers … Noch bin ich nicht tot!«, entrang es sich den Lippen des Gefesselten.

Doch Morris Carruthers war viel zu sehr von seinem Triumph durchdrungen, als dass er sich um die ohnmächtige Drohung des Unglücklichen geschert hätte.

»Kommen Sie, Inez Navarro!«, sagte er befehlend, wieder die Sprechweise des Detektivs nachahmend. »Wir gehen.«

Verfolgt von den Blicken des an seinen Stuhl Gefesselten verließ das Verbrecherpaar den Raum. Kaum eine Minute später schlug draußen die Korridortür vernehmlich ins Schloss, und der dem sicheren Tod Geweihte blieb allein in der Wohnung zurück.

Sekundenlang blieb Nick Carter wie vernichtet. Nur das Zittern seiner Lippen und seine ratlos wandernden Blicke verkündeten, dass noch Leben in seiner unbeweglichen Gestalt war. Dann aber lachte er plötzlich kurz und verächtlich auf. »Nein, noch bin ich nicht tot«, stieß er hervor. »Du hast eine verhängnisvolle Dummheit begangen, Morris Carruthers … du hättest mir den Mund knebeln müssen … Du hast mich nicht stumm gemacht … und was gilt es, das wird meine Rettung sein!«

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