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Oberhessisches Sagenbuch Teil 101

Oberhessisches Sagenbuch
Aus dem Volksmund gesammelt von Theodor Bindewald
Verlag von Heyder und Zimmer, Frankfurt a. M., 1873

Das Schloss Lißberg

In einem unterirdischen Gang des Lißberger Schlosses sind viele Kostbarkeiten aufbewahrt. Dieser Gang soll zu der Grimmelsbach führen und in einem Brunnen enden, der dort noch zu sehen ist. Vergeblich hat man schon oft versucht, dieser versunkenen Schätze sich zu bemächtigen. Einmal wäre es beinahe geglückt. Ein Maurer sollte in einem Keller etwas ausbessern und stieß auf den verschlossenen Eingang. Mutig steckte er sich seine Laterne an und tappte durch den schmalen Pfad vorwärts. Bald aber flog ihm eine Menge unheimlichen Getiers entgegen, dass ihn großer Schrecken überkam. Sein Licht wurde ihm ausgelöscht. Er fiel hin wie tot. Als er aufwachte, rieb er sich die Augen und würde das Ganze für einen Traum gehalten haben, wenn ihm nicht seine Laterne gefehlt hätte. Umsonst strebte er danach, die Tür wieder zu finden, aber auch bis heute ist dies noch niemand geglückt. Der Teufel hält noch immer seinen Schwanz darüber.

Das Geldfeuerchen

Geht man den Fußpfad von Busenborn nach Breun­geshain durch den Wald hinauf, der die Spitz heißt, so kommt man durch die unteren Breungeshainer Gartenbeete. In den Kriegszeiten haben hier die Leute Geld und Geldeswert vergraben. Ebenso hat ein berüchtigter Räuber im Vogelsberg, den man den Zahnarzt nannte, an einem Ort seine Schätze unter die Erde in Sicherheit gebracht. Als er in Siebenbürgen gedällert (gerädert) wurde, hat er auf dem Hochgericht gesagt: »Wüsste ich nur einen Mann von Breungeshain, den könnte ich reich machen für immer!«

Alle sieben Jahre soll man in den Gartenbeeten ein blaues Flämmchen sehen. Macht man sich still herzu, so sieht man es auf der Erde liegen wie glühende Kohlen. So begegnete es einmal dem Mädchen des Breungeshainer obersten Müllers, dass es dieses Geldfeuerchen leuchten sah. Es wusste von all dem nichts. Als es die Kohlen betrachtet hatte und gewahr wurde, dass sie gar nicht brannten, nahm sie ein Hölzchen und raffte einen Teil davon in seine Schürze. Gerne hätte es sie alle mitgenommen, allein ein Kopf und ein Paar Hundepfoten kamen aus dem Boden herauf, davor erschrak es. Seine Schürze verbrannte ihm nicht, und als es nun heim kam und seinen Eltern alles zeigen und erzählen wollte, fielen lauter funkelnagelneue Goldstücke auf den Tisch. »O«, sagten seine Eltern zu ihm, »was bist du doch für ein dummes Mädchen. Hättest du alles aufgerafft, so könnten wir jetzt vierspännig fahren.«

Da lief es schnell wieder an den Platz, wo das Feuerchen gebrannt hatte, und suchte und suchte. Es hat nichts wieder gefunden.

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