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Jimmy Spider – Folge 32

Jimmy Spider und die Geister-Karawane

Wenn ich eine Sache wirklich hasste, dann war es der Umstand, in voller Montur (sprich Anzug und Einsatzkoffer) bei sengender Hitze unter einer unerbittlich den Boden verbrennenden Sonne zu stehen und dabei mit jeder Faser zu spüren, wie der eigene Körper langsam aber stetig zu einer undefinierbaren salzig-wässrigen Flüssigkeit zerfließt.

Genau damit hatte ich im Moment nämlich zu kämpfen, während ich einsam und verlassen auf einem entlegenen Felsplateau irgendwo mitten in der Wüste Gobi zwischen braungrauen Gesteinsformationen umherspazierte.

Mein geschätzter Kollege Steven McLaughington hatte mir vor meiner Abreise aus Manchester den unbezahlbaren Tipp gegeben, dass es in diesem Erdteil gerade wie in England Frühling wurde und die Temperaturen daher eher gemäßigter Natur waren. Nun, vielleicht hätte ich mich in dieser Angelegenheit besser auf einen lokalen Wetterbericht verlassen sollen, denn von milden Frühlingstemperaturen war nun wirklich nichts zu spüren. Im Vergleich zu meinem Australien-Abenteuer vor nicht allzu langer Zeit konnte man sich die Frage stellen, was nun besser war: Nachzufragen und eine falsche Antwort zu bekommen oder gar nicht zu fragen, um selbst eine falsche Entscheidung zu treffen.

Aber nun war das Kind leider bereits in den Brunnen gefallen (Oder anders ausgedrückt: Mir klebte die Kleidung förmlich an der Haut) und ich musste mit der gegebenen Situation zurechtkommen. Immerhin hatte ich mich unterbewusst für einen weißen Anzug entschieden, wodurch ich die glühenden Strahlen der Sonne etwas weniger stark zu spüren bekam. Das half mir in diesem Fall aber auch nur unwesentlich weiter.

Ganz allein befand ich mich aber dann doch nicht auf diesem Felsplateau, denn man hatte mir einen lokalen Hubschrauberpiloten zur Verfügung gestellt, der mich mit seinem Fluggerät, das man wohlwollend noch als »Klapperkiste« hätte umschreiben können, zu diesem Ort gebracht hatte. Aus Furcht vor dem, was hier angeblich vor sich ging, hatte er es allerdings vorgezogen, in seinem Hubschrauber zu warten.

Nun stand ich hier, einsam und verlassen zwischen meterhohen Felsen und wartete darauf, dass etwas passierte. Weit entfernt am Horizont sah ich einige kaum wahrnehmbare Umrisse einer Stadt mit dem schönen Namen Kumul, wie ich mir von meinem Reiseführer hatte sagen lassen.

Prinzipiell ging es bei meiner unfreiwilligen Reise in einen der östlichsten Zipfel Asiens um eine Reihe von Geistererscheinungen, die die lokalen Behörden bislang missmutig toleriert hatten. Offenbar waren Gespensterjäger in diesem Erdteil eher rar gesät. Jedenfalls war es während eines Urlaubsaufenthalts von Albert Scarfe, dem Ex-Partner meines Vaters, auf diesem Felsplateau zu einigen mysteriösen Todesfällen gekommen.

Nun, ich konnte mir schönere Urlaubsdestinationen vorstellen (selbst in meinem Kühlschrank herrschte eine üppigere Vegetation), aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten. Oder auch nicht.

Nach seiner Rückkehr nach Manchester hatte er mich damit betraut, dieses mysteriöse Mysterium zu entmystifizieren und den Mythos der Geistererscheinungen aus der Welt zu schaffen. Wie ich das anstellen sollte, hatte er mir leider nicht verraten. Ebenso wenig wie die Bedeutung des eine nicht weniger mysteriöse Ziffernfolge enthaltenden blauen Umschlags, den er mir vor einiger Zeit (nach dem Kampf mit der schwarzen Box) überreicht hatte.

Die Einheimischen hatten Scarfe berichtet, dass es sich bei den Erscheinungen um die Geister einer vor vielen Hundert Jahren in der Wüste verschwundenen Karawane handeln sollte, deren Mitglieder sich kurz vor ihrem sandigen Tod mit irgendwelchen finsteren Dämonen verbündet hatten und nun für alle Ewigkeit ziellos durch die Wüste irrten. Die übliche 08/15-Geistergeschichte eben, nur dass sich diesmal niemand an jemandem rächen wollte.

Die Toten, es waren bisher insgesamt drei, hatten bei ihrem Auffinden keinerlei äußere Verletzungen aufgewiesen. Lediglich ihre in der Todesstarre eingefrorenen, vor Schrecken verzerrten Gesichter hatten auf ein unnatürliches Ableben hingedeutet. Dementsprechend hatte man sich auf Herzschlag als Todesursache »geeinigt«.

Ich schritt zwischen den riesigen Felsformationen hindurch, strich hin und wieder über ihre Oberfläche hinweg und versuchte, mich auf irgendwelche unnatürlichen Geräusche zu konzentrieren.

Bisher tat sich nichts.


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