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Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reise und Abenteuer … 15

Des Freiherrn von Münchhausen
wunderbare Reise und Abenteuer zu Wasser und zu Lande, wie er dieselbe bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegte
Mit 16 Federzeichnungen von Hosemann
Neue Originalausgabe, Dieterich’schen Buchhandlung Göttingen, Berlin, 1840

Des Freiherrn von Münchhausen Seeabenteuer

Neuntes Seeabenteuer

Eine andere Seereise machte ich von England aus mit dem Kapitän Hamilton. Wir gingen nach Ostindien. Ich hatte einen Hühnerhund bei mir, der, wie ich im eigentlichsten Sinne behaupten konnte, nicht mit Gold aufzuwiegen war, denn er betrog mich nie. Eines Tages, da wir nach den besten Beobachtungen, die wir machen konnten, wenigstens noch dreihundert Meilen vom Land entfernt waren, markierte mein Hund. Ich sah ihn fast eine volle Stunde mit Erstaunen an und sagte den Umstand dem Kapitän und jedem Offizier am Bord und behauptete, wir müssten dem Land nahe sein, denn mein Hund wittere Wild. Dies verursachte ein allgemeines Gelächter, durch das ich mich aber in der guten Meinung von meinem Hund gar nicht irre machen ließ.

Nach vielem Streiten für und wider die Sache erklärte ich endlich dem Kapitän mit der größten Festigkeit, dass ich zu der Nase meines Tray mehr Zutrauen habe als zu den Augen aller Seeleute an Bord und schlug ihm daher kühn eine Wette von hundert Guinees vor – der Summe, die ich für diese Reise akkordiert hatte – wir würden in der ersten halben Stunde Wild finden.

Der Kapitän ein herzensguter Mann – fing wieder zu lachen an und ersuchte Herrn Crawford, unseren Schiffschirurgus, mir den Puls zu fühlen. Er tat es und berichtete, ich wäre vollkommen gesund. Darauf entstand ein Geflüster zwischen beiden, wovon ich indes das meiste deutlich verstand.

»Er ist nicht recht bei Sinnen«, sagte der Kapitän, »ich kann mit Ehre die Wette nicht annehmen.«

»Ich bin ganz der entgegengesetzten Meinung«, erwiderte der Chirurgus. »Es fehlt ihm nicht das Geringste, nur verlässt er sich mehr auf den Geruch seines Hundes als auf den Verstand jedes Offiziers an Bord. Verlieren wird er auf alle Fälle, aber er verdient es auch.«

»Solch eine Wette«, fuhr der Kapitän fort, »kann von meiner Seite niemals so ganz redlich sein. Indessen, es wird desto rühmlicher für mich sein, wenn ich ihm nachher das Geld wieder zurückgebe.«

Während dieser Unterredung blieb Tray immer in derselben Stellung und bestärkte mich noch mehr in meiner Meinung. Ich schlug die Wette zum zweiten Mal vor, und sie wurde angenommen.

Kaum war Topp und Topp auf beiden Seiten gesagt, als einige Matrosen, die in dem langen Boot, das am Heck des Schiffes befestigt war, fischten, einen außerordentlich großen Hay erlegten, den sie auch sogleich an Bord brachten. Sie fingen an den Fisch aufzuschneiden, und siehe, da fanden wir nicht weniger als sechs Paar lebendige Rebhühner im Magen dieses Tieres.

Die armen Geschöpfe waren schon so lange in dieser Lage gewesen, dass eine von den Hennen auf fünf Eiern saß, wovon eins gerade ausgebrütet war, als der Hay geöffnet wurde.

Diesen jungen Vogel zogen wir mit einem Wurf kleiner Katzen auf, die wenige Minuten vorher zur Welt gekommen waren. Die alte Katze hatte ihn so lieb wie eins ihrer vierbeinigen Kinder und tat immer erstaunend übel, wenn das Huhn etwas zu weit wegflog und nicht gleich wieder zurückkommen wollte; unter den übrigen Rebhühnern hatten wir vier Hennen, von denen immer eine oder mehrere saßen, sodass wir während unserer ganzen Reise beständig einen Überfluss an Wildbret auf des Kapitäns Tafel hatten. Dem armen Tray ließ ich zum Dank für die hundert Guinees, die ich durch ihn gewonnen hatte, täglich die Knochen geben und bisweilen auch einen ganzen Vogel.

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