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Der Welt-Detektiv Band 6

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Abenteuer des Captains Bonneville 46

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Fünfundvierzigstes Kapitel

Ausrüstung eines Biberfängers – Gefahren denen er unterworfen ist – Genossenschaft der Biberfänger – Feindschaft der Indianer – Ferner Rauch – Ein Landbrand – Der Flintenbach – Das Grand-Rond – Schöne Weideplätze – Verlegenheit in einer rauchenden Gegend – Waldbrände

Indem Captain Bonneville an dem Snake River hinabzog, war es seine Absicht gewesen, seine Biberfänger an die kleineren Ströme zu verteilen. Auf diese Weise wird eine Gegend durch kleine, von der Hauptbrigade abgesonderte Abteilungen ausgefangen. Die Ausrüstung eines Biberfängers besteht gewöhnlich in einer Büchse, einem Pfund Pulver, vier Pfund Blei mit einer Kugelform, sieben Fallen, einer Axt, einem Beil, einem Messer und einer Ahle, einem Feldkessel, zwei wollenen Decken und wenn an Vorräten Überfluss ist, sieben Pfund Mehl. Er hat gewöhnlich zwei oder drei Pferde, um sich, sein Gepäck und seine Felle fortzubringen. Zwei Trapper gehen gewöhnlich miteinander, um sich gegenseitig helfen und unterstützen zu können; eine größere Partie könnte den Augen der Indianer nicht entgehen.

Das Biberfangen ist ein gefahrvoller Dienst, und nun mehr als sonst, denn die Indianer haben, seitdem sie gewohnt worden sind, mit den Pelzhändlern zu handeln, den Wert der Biber kennen gelernt. Sie sehen die Biberfänger daher für Wilddiebe an, die ihnen den Reichtum ihrer Ströme stehlen und sich in ihren Markt mischen. Sie nehmen daher keinen Anstand, den einzelnen Biberfänger umzubringen, so einen Mitbewerber zu vernichten und sich seines Raubes zu bemächtigen. Mit Bedauern fügen wir überdies hinzu, dass diese Feindseligkeiten in vielen Fällen durch die Aufreizung von Pelzhändlern herbeigeführt wurden, die ihre Nebenbuhler benachteiligen wollten, die aber öfters selbst die Früchte des angestifteten Unheils ernteten.

Wenn zwei Trapper an einem ansehnlichen Fluss auf Biberfang ausgehen wollen, so ist ihre Verfahrungsweise diese, dass sie ihre Pferde in einem abgelegenen Tal unterbringen, wo sie unbemerkt grasen können. Dann bauen sie sich eine kleine Hütte, höhlen sich einen kleinen Kahn aus dem Stamm eines Baumwollholzbaumes aus. In diesem fahren sie abends, ganz in der Stille, tappend am Ufer hin und legen ihre Fallen. Diese suchen sie auf dieselbe stille Weise morgens vor Tagesanbruch wieder auf. Wenn sie einen Biber fangen, dann nehmen sie ihn mit nach Hause, ziehen ihn ab, spannen das Fell auf Stäbe und essen sein Fleisch. Vor dem Feuer aufgehängt, dreht er sich durch sein eigenes Gewicht und brät sich ganz vorzüglich. Sein Schwanz ist der Leckerbissen des Biberfängers, er wird abgeschnitten, auf die Spitze eines Stockes gesteckt und gebraten. Man hält ihn selbst für einen größeren Leckerbissen als Büffelzungen und Markknochen.

Bei all ihrer Stille und Vorsicht können die armen Biberfänger nicht immer dem Falkenblick ihrer Feinde entgehen. Ihre Spur ist vielleicht Meilen weit entdeckt und verfolgt worden, man hat den Rauch ihrer Feuer aus ihrem heimlichen Tal vielleicht aufsteigen sehen oder die Wilden, deren Geruch beinahe ebenso scharf wie ihr Blick ist, haben ihn gerochen. Bisweilen werden sie überfallen, wenn sie ihre Fallen legen wollen, zu anderen Zeiten werden sie durch das schreckliche Kriegsgeschrei aus dem Schlaf geweckt oder es zischt ihnen vielleicht mitten in einem Biberbankett eine Kugel oder ein Pfeil um das Ohr. Auf diese Weise werden sie bisweilen hingerafft, und man erfährt nichts mehr von ihnen, bis man vielleicht zufällig ihre Gebeine auffindet, die in irgendeiner Schlucht bleichen oder an den Ufern eines namenlosen Flusses, der von dieser Zeit an ihren Namen erhält. Viele der kleinen Ströme jenseits des Gebirges verewigen auf diese Weise die Namen der unglücklichen Biberfänger, die an ihren Ufern ermordet worden sind.

Das Bekanntwerden mit diesen Gefahren schreckte den Captain diesmal ab, kleine Trapperpartien abzuschicken, wie er früher die Absicht gehabt hatte, denn seine Kundschafter brachten ihm die Nachricht, dass furchtbare Banden von Bannock am Boise und Payette in nicht großer Entfernung lagerten, sodass es in ihrer Gewalt lag, vereinzelte Umherstreicher zu entdecken und umzubringen. Es lag überdies in seinem Vorteil, seine Partie zusammen zu halten, um Angriffe auf seine Hauptbrigade abzuwehren. Er setzte daher seinen Weg weiter fort, ohne seine Kräfte zu teilen. Ein Glück war es, dass er dieses tat, denn bald darauf traf er auf eine der Erscheinungen der westlichen Wildnisse, die seine zerstreuten Leute wirklich verhindert haben würden, sich einander wiederzufinden. Es war mit einem Wort die Zeit, in welcher die Prärien angesteckt werden. Wie er weiter kam, fing er an, große Rauchwolken zu bemerken, die in der Entfernung aufstiegen und sich über das ganze Land verbreiteten.

Die Atmosphäre wurde trocken und mit einem düsteren Qualm geschwängert, der die Haut trocknete und den Augen weh tat. Wenn sie zwischen Bergen reisten, konnten sie die Gegenstände kaum auf wenige Schritte erkennen, jede Anstrengung des Gesichts wurde ihnen peinlich. Man konnte deutlich erkennen, dass ein großer Brand in der Gegend sei, auf welche sie zureisten. Er war aber noch in einer großen Entfernung. Während des Tages konnten sie nur den Rauch in größeren und dichteren Säulen aufsteigen und in einem ungeheuren Baldachin fortrollen sehen. Bei Nacht glühte der Himmel vom Widerschein der unsichtbaren Feuer, der in einer ungeheuren graugelben Lichtmasse hoch über dem Horizont hing.

Nachdem er den Shotgun Creek erreicht hatte, ein wichtiger Fluss der von der Linken kam, drehte sich Captain Bonneville nach dem Gebirge zu, um dieses zu übersteigen und die große Krümmungen des Snake River abzuschneiden. Da er sich nun außerhalb des Bereiches der Bannock befand, so schickte er seine Leute nach allen Richtungen aus, um für die Bedürfnisse des Augenblicks Antilopen zu jagen, indem er sein getrocknetes Fleisch für Gegenden aufzusparen wünschte, wo das Wild selten sein könnte.

Vier Tage hindurch, dass die Partie am Shotgun Creek hinaufzog, vermehrte sich der Rauch so schnell, dass es unmöglich wurde, die Gegend zu übersehen und Grenzscheiden zu erkennen. Glücklicherweise kamen die Reisenden auf eine Fährte von Indianern, die sie zu den Quellen des fourche de glace oder Ice River führte, bisweilen das Grand-Rond genannt. Hier fanden sie alle Ebenen und Täler in vollem Brand, der sich in Flammenwogen über das lange Gras hin verbreitete, alle Büsche und Bäume niederbrannte, sich in Säulen über die Wälder erhob und Rauchwolken emporschickte, welche die Atmosphäre verdunkelten. Um diesem Feuermeer zu entgehen, mussten die Reisenden ihren Weg am Fuß der Gebirge hin nehmen, allein der Rauch fuhr fort, ihnen sehr beschwerlich zu werden.

Das Land um die oberen Gewässer des Grand-Rond breitet sich in weiten und ebenen Prärien aus, die außerordentlich fruchtbar sind und von vielen Gebirgsquellen und Rinnsalen bewässert werden. Auf diese Prärien begaben sich kleine Gruppen der Sknyses, um ihre Pferde zu weiden und sich an den Salmen gütlich zu tun, die in den nahen Gewässern im Überfluss vorhanden sind. Sie fangen diese Fische in großer Menge und ohne die geringste Schwierigkeit, denn sie brauchen sie nur mit den Händen aus dem Wasser zu holen, wenn sie in zahlreichen, langen Geschwadern plätschernd und sich herumschlagend, den Hauptstrom hinaufziehen. Zu der Zeit, dass die Reisenden über die Prärien kamen, waren einige der kleineren, sie durchschneidenden Flüsse gestopft voller Salmen, die sie in großer Anzahl fingen. Wölfe und Bären besuchen diese Flüsse in jener Jahreszeit, um sich dieser großen Fischereien zu bedienen.

Die Reisenden hatten viele Tage hindurch die größten Beschwerlichkeiten und Unannehmlichkeiten von diesem großen Brand zu bestehen, der die ganze Wildnis zu umfassen schien. Die Sonne war meist vom Rauch verdunkelt und die höchsten Gebirge waren vor dem Blick verborgen. Auf das Ungewisse in diesen Regionen der Nebel umherziehend, waren sie häufig genötigt, lange Umwege zu nehmen, um Hindernisse zu umgehen, die sie nicht eher sehen konnten, bis sie auf selbige stießen. Die Fährten der Indianer waren ihre sichersten Wegweiser, denn wenn es auch bisweilen das Ansehen hatte, als ob solche sie von ihrem direkten Weg ablenkten, so führten sie solche doch immer zu den Gebirgspässen.

Am 26. August erreichten sie die Quelle des Waylee-way River. Hier fanden sie in einem Tal des Gebirges, durch welches dieser Fluss seinen Lauf nimmt, eine Gruppe der Skynses, die außerordentlich gesellig waren und gut gesinnt zu sein schienen. Da sie die Sprache der Nez Percés sprachen, so wurde leicht Umgang mit denselben gepflegt.

In den Wiesengründen an dem Ufer des erwähnten Flusses schlug Captain Bonneville für einige Zeit sein Lager auf, damit sich seine Pferde wieder erholen konnten. Er schickte nun Kundschafter aus, um die Umgegend zu durchspähen und einen bequemen Pass durch das Gebirge zum Wallamut oder Multnomah aufzusuchen.

Nach einer Abwesenheit von zwanzig Tagen kehrten sie mutlos und ermüdet zurück. Sie hatten sich in Felsschluchten des Gebirges, wo Klippen ihnen beständig den Weg versperrten, verirrt und abgemattet. Oft waren sie genötigt, am Rand furchtbarer Abgründe hinzuziehen, wo ihnen ein falscher Schritt Verderben brachte.

In einem dieser Pässe stürzte ein Pferd über den Saum des Abgrundes und würde in Stücke zerschmettert worden sein, wäre es nicht in den Zweigen eines Baumes hängen geblieben, von wo man es nur mit großer Schwierigkeit wieder heraufholen konnte.

Dies waren jedoch nicht die größten Schwierigkeiten und Gefahren. Der große Landbrand, der der Hauptbrigade auf ihrem Marsch so beschwerlich gewesen war, wurde immer fürchterlicher, je weiter diese Kundschafter kamen. Die Flammen, welche rasch über die dünnere Vegetation der Prärien fortschritten, nahmen in den holzreichen Tälern und tiefen Schluchten der Gebirge einen ernsteren Charakter an. Einige dieser tiefen Schluchten und Engpässe schickten Flammen und graugelben Rauch, Funken und Asche empor, sodass sie bei Nacht wie Krater von Vulkanen aussahen. Haine und Wälder, welche die Felsspitzen der Gebirge krönten, schickten ihre lodernden Feuersäulen empor und vermehrten die Glut der Gebirge. Zu diesem erstaunenden Anblick gesellten sich die tosenden Windstöße, welche die Verdünnung der Luft veranlasste, durch die engen Täler brausten und heulten und ungestüm die Rauch- und Feuersäulen vor sich hertrieben. Dann und wann hörte man das Krachen fallender Bäume, die bisweilen mit einem furchtbaren Getöse von Klippen über Abgründe hinabstürzten.

Bei Tag waren die Berge in einen so dichten und erblindenden Rauch gehüllt, dass die Kundschafter, wenn sie sich zufällig trennten, sich einander nur durch Rufen wieder finden konnten. Sie mussten ebenfalls oft durch die noch brennenden Wälder tappen, in beständiger Gefahr von den Baumästen und Stämmen erschlagen zu werden, die sehr oft auf ihren Weg fielen.

Endlich gaben sie den Versuch, einen Pass zu finden, als unter den gegenwärtigen Umständen hoffnungslos auf und nahmen ihren Weg wieder zum Lager zurück, um über das Fehlschlagen ihres Versuchs Bericht zu erstatten.

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