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Marshal Crown – Band 45

Jim Crowns Todesschwur

Jesse Gibson richtete sein Fernrohr auf die Farm, während die silberne Sichel des Mondes immer höher gen Himmel stieg und das Land allmählich mit seinem kalten Licht überzog.

Yard um Yard studierte er das Anwesen, bis er schließlich zufrieden nickte.

Dann blickte er über die Schulter zurück und wartete, bis seine Männer herangekommen waren und ihre Pferde zügelten.

»Und?«, fragte Ricardo Perez, der vorderste der Reiter.

Der hagere Mexikaner mit dem sorgfältig gestutzten Oberlippenbärtchen ritt nicht nur seit mehr als vier Jahren an Gibsons Seite, sondern war inzwischen auch so etwas wie dessen Segundo.

»Unser Auftraggeber hatte recht, die Farm ist wirklich ein richtiges Schmuckstück. Das hätte ich dem Indianer gar nicht zugetraut.«

Perez verzog das Gesicht.

»Und was glaubst wohl, was das unsere Männer juckt? Was die interessiert, sind Geld, Schnaps und Weiber.«

Gibson zuckte die Achseln.

»Na ja, ich weiß zwar nicht, wie viele Bucks die Rothaut da unten im Sparstrumpf hat oder wie viele Whiskeyflaschen in seiner Vorratskammer stehen, aber ich weiß, dass unser Auftraggeber ein hübsches Sümmchen springen lässt, wenn wir ihn erledigen. Und was das letztere angeht, so wie ich gehört habe, soll seine Frau ein richtiges Prachtweib sein.«

Andy Stone, der Mann, der neben Perez sein Pferd zum Stehen gebracht hatte, lachte leise.

»Was gibt’s denn da zum Lachen?«

Stone, der trotz seiner achtundzwanzig Jahre immer noch wie ein Halbwüchsiger aussah, grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er Gibson antwortete: »Ich stell mir gerade eben das Gesicht dieser Comanchen Squaw vor, wenn wir ihr unsere Aufwartung machen. Sieben weibstolle Kerle und nur eine Frau, ich schätze, da wird sie jede Menge zu tun bekommen.«

 

*

 

Jim Crown verließ die Berge, kurz bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte.

Zielsicher lenkte er sein Pferd in der Mittagshitze durch die Ausläufer der zerklüfteten Felslandschaft, während seine Linke immer wieder nach dem großen Leinenbeutel tastete, den er sorgfältig am Sattelhorn festgebunden hatte.

Der Inhalt hatte ihn schließlich ein kleines Vermögen gekostet.

In dem Beutel befand sich ein Packen mit feinstem Durhamtabak für seinen alten Freund Eagleman sowie ein nagelneues Bowie Knife mit einer rasiermesserscharfen, fast 14 Inch langen Klinge. Dazu noch ein fein gestickter Seidenschal, ein Taschenspiegel und ein Kamm aus Elfenbein, die er für Topsana, Eaglemans junge Frau, gekauft hatte.

Er hatte die Sachen in Austin in Hamiltons Merchantile Store erworben und sich dabei ganz auf die Meinung von Mary Ann verlassen.

Als ein Mann des Sattels hatte Jim mit derartigen Dingen zwar wenig am Hut, dennoch verspürte er nicht die geringste Lust, sich bereits bei seinem ersten Besuch im neuen Zuhause seines Freundes zu blamieren.

Nach etwa einer Stunde erreichte er jenen schmalen Karrenweg, der, wie er durch Eagelmans Beschreibung wusste, direkt auf die kleine Farm seines Freundes zuführte.

Jim freute sich auf das Wiedersehen ungemein.

Seit er den Job als US-Marshal angenommen und mit Mary Ann nach Austin gezogen war, sahen sie sich immer seltener. Deshalb war er umso überraschter, als ihn ein ausführlicher Brief seines Freundes erreichte, an dessen Ende er ihn und Mary Ann einlud, ihn in seinem neuen Zuhause zu besuchen. So sehr er sich darüber freute, Mary Ann hatte lachend abgewunken. Sie behauptete, genau zu wissen, wie solche Treffen endeten, wenn zwei alte Freunde nach so langer Zeit zusammen ihr Wiedersehen feierten.

Woher sie das wohl wusste?

Jim musste unwillkürlich grinsen, als er dabei an die Bourbon Flasche dachte, die wohlverstaut in seiner Satteltasche darauf wartete, noch am Abend seines Eintreffens geöffnet zu werden.

Inzwischen war die Hitze unerträglich geworden.

Die Sonne stand einer weißglühenden Scheibe gleich fast senkrecht am wolkenlosen Himmel und der heiße Wind, der von Süden her über das Land strich, brachte die Luft fast zum Kochen. Jim zügelte seinen Buckskin, trank einen Schluck aus der Feldflasche und träufelte sich, bevor er den Deckel wieder aufschraubte, noch etwas von dem Wasser auf sein Halstuch, um sich damit über den Nacken und das Gesicht zu wischen.

Dabei fiel sein Blick wie zufällig auf den staubigen Karrenweg. Er wusste um die Einsamkeit der Gegend und deshalb sprangen ihm die vielen Hufspuren auch sofort ins Auge.

Mit einem leisen Fluch hängte Jim die Wasserflasche über das Sattelhorn, steckte das Taschentuch wieder zurück in die Hosentasche und glitt vom Rücken seines Pferdes, um sich die Fährten etwas genauer anzusehen.

Die Abdrücke, die sich deutlich auf dem hart gebackenen Sandboden abzeichneten, waren keine vierundzwanzig Stunden alt.

Den Spuren nach zu urteilen handelte es sich dabei um sechs oder sieben Reiter.

Beunruhigt schwang sich Jim wieder in den Sattel, obwohl im Moment dazu eigentlich kein ersichtlicher Grund bestand.

Sein Kopf sagte ihm, dass diese Fährte überhaupt nichts bedeuten musste, die Reiter, die sie hinterlassen hatten, konnten völlig harmlos sein.

Aber sein Instinkt sagte ihm etwas anderes.

Es war sein Instinkt als Marshal …


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