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Der Fluch von Capistrano – Kapitel 20

Johnston McCulley
Der Fluch von Capistrano
New York. Frank A. Munsey Company. 1919
Ursprünglich in fünf Teilen in der All-Story Weekly ab der Ausgabe vom 9. August 1919 als Serie veröffentlicht.
Kapitel 20

Don Diego bekundet Interesse

Der angekündigte Regen kam weder an diesem Tag noch in dieser Nacht, und am nächsten Morgen schien die Sonne hell, der Himmel war blau und der Duft von Blüten lag in der Luft.

Bald nach dem Morgenmahl wurde die Carreta der Pulidos von Don Diegos Dienern vor das Haus gefahren, und Don Carlos bereitete sich mit seiner Frau und seiner Tochter auf die Abreise zu seiner eigenen Hazienda vor.

»Es betrübt mich«, sagte Don Diego de la Vega an der Tür, »dass es keine Verbindung zwischen der Señorita und mir geben kann. Was soll ich meinem Vater sagen?«

»Gebt die Hoffnung nicht auf, Caballero«, riet ihm Don Carlos. »Wenn wir wieder zu Hause sind und Lolita unsere bescheidene Behausung mit Ihrer Pracht hier vergleicht, wird sie vielleicht ihre Meinung ändern. Eine Frau ändert ihre Meinung, Caballero, so oft, wie sie die Art und Weise, sich die Haare zu frisieren, ändert.«

»Ich hatte gedacht, es wäre schon alles arrangiert«, meinte Don Diego. »Sie glauben, es besteht noch Hoffnung?«

»Ich hoffe es«, sagte Don Carlos, aber er zweifelte daran, denn er erinnerte sich an den Ausdruck, der im Gesicht der Señorita zu sehen gewesen war. Er hatte jedoch die Absicht, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen, sobald sie zu Hause waren, und würde sich möglicherweise entschließen, auch in dieser Angelegenheit auf Gehorsam zu bestehen.

So wurde die übliche Höflichkeit erwiesen, die schwerfällige Carreta setzte sich in Bewegung und Don Diego de la Vega kehrte in sein Haus zurück, den Kopf auf der Brust hängend, wie er ihn immer zu hängen pflegte, wenn er sich die Mühe machte, nachzudenken.

Er war der Meinung, dass er für den Moment Zerstreuung brauchte, und verließ das Haus, um über den Platz zu gehen und die Taverne aufzusuchen. Der dicke Wirt beeilte sich, ihn zu empfangen, führte ihn zu einem erlesenen Platz in der Nähe eines Fensters und holte ihm unaufgefordert Wein.

Don Diego verbrachte den größten Teil einer Stunde damit, durch das Fenster auf die Plaza zu schauen, Männer und Frauen kommen und gehen zu sehen, die arbeitenden Einheimischen zu beobachten und ab und zu einen Blick auf den Weg zu werfen, der zur Straße nach San Gabriel führte.

Dabei beobachtete er, wie sich auf diesem zwei berittene Männer näherten. Zwischen ihren Pferden ging ein dritter Mann, und Don Diego konnte sehen, dass Seile von der Taille dieses Mannes zu den Sätteln der Reiter führten.

»Was, im Namen der Heiligen, haben wir hier?«, rief er aus, stand von der Bank auf und ging näher zum Fenster.

»Ha!«, sagte der Wirt über seine Schulter hinweg. »Das wird der Gefangene sein, der da kommt.«

»Ein Gefangener?«, sprach Don Diego und sah ihn mit einem fragenden Blick an.

»Ein Einheimischer brachte vor Kurzem die Nachricht, Caballero. Es ist wieder einmal ein Machtkampf im Gange.«

»Erklär es mir, Fettwanst!«

»Der Mann soll sofort dem Magistrado vorgeführt werden, um ihm den Prozess zu machen. Es heißt, er habe einen Händler mit Fellen betrogen und müsse nun die Strafe zahlen. Er wollte seinen Prozess in San Gabriel, aber das wurde nicht erlaubt, da dort alle für die Missionen und die Armen sind.«

»Wer ist der Mann?«, fragte Don Diego.

»Es wird gemunkelt, dass es sich um den Pater Felipe handeln würde, Caballero.«

»Was soll das heißen?«, fragte Don Diego. »Pater Felipe ist ein alter Mann und ein guter Freund von mir. Ich habe die vorletzte Nacht mit ihm auf der Hazienda verbracht, die er verwaltet.«

»Zweifellos hat er sich Ihnen aufgedrängt, Caballero, wie auch anderen«, meinte der Wirt.

Don Diego zeigte nun ein leichtes Interesse. Er ging zügig aus der Taverne und begab sich zum Büro des Magistrado, in einem kleinen Lehmgebäude auf der gegenüberliegenden Seite der Plaza gelegen. Die Reiter, zwei Soldaten aus San Gabriel, kamen gerade mit ihrem Gefangenen an.

Es war tatsächlich der Mönch Felipe. Er war gezwungen gewesen, die gesamte Strecke an den Sätteln seiner Wachen befestigt zu gehen. Es gab Anzeichen dafür, dass die Reiter ab und zu galoppiert waren, um die Ausdauer des Gefangenen zu testen.

Das Gewand von Pater Felipe war nahezu zerfetzt und mit Staub und Schweiß bedeckt. Diejenigen, die sich nun um ihn drängten, warfen ihm Hohn und grobe Spötteleien an den Kopf, aber der Gefangene hielt stolz seinen Kopf empor und tat so, als ob er sie weder sehen noch hören würde.

Die Soldaten stiegen ab und stießen ihn in das Büro des Magistrado. Herumtreiber und einige Einwohner drängten sich vor und durch die Tür. Don Diego zögerte einen Moment, dann schritt er auf den Eingang zu. »Platz da, Gesindel!«, rief er, und die Einheimischen wichen vor ihm zurück.

Er trat ein und drängte sich durch das Getümmel. Der Magistrado sah ihn und winkte ihn zu, auf einen vorderen Stühle Platz zu nehmen. Aber Don Diego verspürte keine Lust, sich zu setzen.

»Wer ist das, den wir hier haben?«, fragte der Richter.

»Das ist Pater Felipe, ein gottesfürchtiger Mann und mein Freund.«

»Er ist ein Betrüger«, entgegnete einer der Soldaten.

»Wenn das so ist, dann können wir niemandem mehr vertrauen«, bemerkte Don Diego.

»Das alles ist völlig vorschriftswidrig, Caballero«, beharrte der Magistrado und trat vor. »Die Anklage wurde erhoben, und der Mann ist hier, um vor Gericht gestellt zu werden.« Daraufhin setzte sich Don Diego, und das Gericht wurde einberufen. Der Mann, der die Anzeige gemacht hatte, war ein bösartig aussehender Kerl, welcher erklärte, ein Händler von Fellen und Stoffen zu sein und ein Lagerhaus in San Gabriel zu besitzen.

»Ich bin zu der Hazienda gegangen, die dieser Bruder verwaltet, und habe zehn Häute von ihm gekauft«, sagte er aus. »Nachdem ich ihm die Münzen in Zahlung gegeben und sie in mein Lagerhaus gebracht hatte, stellte ich fest, dass die Häute nicht richtig behandelt worden waren. In der Tat waren sie ruiniert. Ich kehrte zur Hazienda zurück und teilte dem Betrüger dies mit und verlangte, dass er das Geld zurückgibt, was er nicht tat.«

»Die Häute waren gut«, fügte Bruder Felipe hinzu. »Ich sagte ihm, ich würde das Geld zurückgeben, wenn er die Häute zurückgäbe.«

»Sie waren verdorben«, erklärte der Händler. »Mein Partner hier wird das bezeugen. Sie verursachten einen Gestank, und ich ließ sie sofort verbrennen.« Der Assistent bestätigte dies.

»Haben Sie etwas zu sagen, Pater?«, fragte der Magistrado.

»Es wird mir nichts nützen«, sagte der Mönch Felipe. »Ich bin bereits für schuldig befunden und verurteilt worden. Wäre ich ein Gefolgsmann eines zügellosen Gouverneurs statt eines gewandeten Franziskaners, wären die Häute gut gewesen.«

»Ihr sprecht von Verrat?«, rief der Magistrado.

»Ich sage die Wahrheit.«

Der Magistrado schürzte die Lippen und runzelte die Stirn. »Es wurde schon viel zu viel betrogen«, sagte er schließlich. »Nur weil ein Mann eine Robe trägt, kann er nicht ungestraft gegen bestehendes Recht verstoßen. In diesem Fall halte ich es für angemessen, ein Exempel zu statuieren, damit die Brüder sehen, dass sie ihre Berufung nicht ausnutzen können. Der Betrüger muss dem Mann den Preis für die Felle zurückzahlen. Und für den Betrug soll er zehn Peitschenhiebe auf seinen nackten Rücken bekommen. Für die Worte von Verrat, die er ausgesprochen hat, soll er zusätzlich fünf Peitschenhiebe erhalten. So lautet das Urteil.«

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