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Heinrich I. verweigert den Magyaren den Tribut (933)

Historische Denkwürdigkeiten

Der König lässt den magyarischen Abgesandten statt des abgeforderten Tributs einen räudigen Hund zum Schimpf vor die Füße werfen.

Eine glücklichere Wahl hätten die ostfränkischen Fürsten nach dem Tod Konrad des I. kaum treffen können, als jene des Herzogs Heinrich von Sachsen, eines jungen, kräftigen und mutigen Mannes, der seine Tapferkeit bereits gegen die Sorben und Wenden, welche an sein Herzogtum grenzten und dasselbe oft beunruhigten, in mehreren glücklichen Treffen an den Tag gelegt hatte.

Nach seiner Erhebung zur Königswürde suchte er, wie sein Vorfahre Konrad, zuerst die unter sich selbst unruhigen und uneinigen Adligen zu beruhigen und besonders die ihm abgeneigten Herzöge zu demütigen.

Er hatte kaum Fritzlar, wo die große Krönungsfeierlichkeit vor sich ging, verlassen, so eilte er schon nach Schwaben gegen den Herzog Burkhard, welcher seiner Wahl nicht beigepflichtet hatte, und zwang ihn zur Anerkennung, obwohl dieser Herzog damals für den tapfersten Krieger des ostfränkischen Reiches galt. Von hier zog er gegen den Herzog Arnulf nach Bayern, belagerte Regensburg und brachte einen Vergleich zustande, der für beide Teile ehrenvoll war, denn jeder achtete des anderen Macht. Arnulf erkannte Heinrich als allgemeinen König von Ostfranken an und erhielt dafür als Herzog von Bayern eine noch ausgedehntere Gewalt, als er früher gehabt hatte, da ihm unter den neuen Befugnissen auch ungehinderte Verfügung über die Besitzungen der Geistlichen zugestanden wurde, die er so streng handhabte, dass ihm diese den Beinamen des Bösen gaben.

Noch war Lothringen übrig, welches Heinrich gerne wieder in seine alte Verbindung mit dem Ostfrankenreich gebracht hätte, und wirklich bewirkte er durch Überredungskunst, dass der Herzog dieses Landes, der unglückliche Karl der Einfältige, der noch von einer Seitenlinie des karolingischen Hauses abstammte, ihm sein Recht auf Lothringen abtrat.

In demselben Jahr (924) wo Heinrich Lothringen dem ostfränkischen Staatskörper einverleibte, machten auch die Magyaren einen ihrer gewöhnlichen furchtbaren Einfälle bis nach Thüringen hinein.

Heinrich, zum offenen Kampf zu schwach, schloss sich gerüstet in die Stadt Werla, im Hildesheimischen ein, lieferte ihnen kleine Gefechte, konnte sie aber nicht anders als durch einen neunjährigen Waffenstillstand, den er mit einem Tribut erkaufte, zum Rückzug bringen.

Diese Zwischenzeit wollte nun Heinrich dazu benutzen, das ostfränkische Reich von diesen wilden Gästen für immer zu befreien, und fing damit an, die Kriegszucht seiner Untertanen zu verbessern. Er lehrte sie, geschlossener und planmäßiger zu kämpfen, und bemühte sich besonders eine kühne und geübte Reiterei zu bilden, da er bemerkt hatte, dass hier vorzüglich die Magyaren den seinen weit überlegen waren. Ebenso sah Heinrich den Übelstand ein, dass bei dem Mangel an befestigten Plätzen die geschlagenen und zerstreuten ostfränkischen Kriegsvölker keinen oder doch nur wenige Anhaltspunkte hatten, um sich wieder sammeln oder erholen zu können. Er bewog daher in dieser Angelegenheit die Großen des Reichs, dass sie in ihren Landesgebieten an bequem gelegenen Orten feste Burgen anlegten, und befahl den Landbewohnern, dass sie die benachbarten Städte mit Ringmauern versahen, wohin er jeden neunten Dienstmann vom Land verlegte.

Damit noch nicht zufrieden, übte Heinrich selbst seine Soldaten zu Hause im Kriegswesen, gab ihnen aber auch Gelegenheit, von ihrer erlernten Kunst gegen auswärtige Feinde Gebrauch zu machen.

Er wandte sich nämlich zuerst gegen die Heveller und eroberte ihren Hauptort Brennaburg (Brandenburg) unter Zuhilfenahme der zugefrorenen Havel. Dieser Ort wurde zwar befestigt, doch konnten die über die Elbe erfolgten Eroberungen noch nicht behauptet werden.

Bald darauf wurden auch die Daleminzier, welche an der oberen Elbe bis gegen die böhmischen Gebirge hin wohnten, mit Nachdruck angegriffen und die Redarier, ein mehr nordwärts wohnender Stamm, von Heinrichs Feldherrn bei Lenzen entschieden geschlagen. Um aber die nördlichen Wenden zu beobachten und der ostfränkischen Herrschaft zu unterwerfen, wurde allmählich in der heutigen Altmark die sogenannte nordsächsische Mark gebildet. Eine ähnliche Markgrafschaft entstand späterhin gegen die Daleminzier und erhielt ihren Namen von der Burg Meißen, welche als eine Hauptfestung gegen die slawischen Einfälle schon von Heinrich erbaut wurde.

So wurde das Land der Sorben im Laufe der Zeit eine Provinz des Reiches der Ostfranken. Von hier aus wurde in der Folge Bautzen, der größte Ort der Milzener, unterworfen. Darauf eroberte Heinrich auch Prag, die Hauptstadt der Böhmen, und zwang ihren Herzog zur Unterwürfigkeit. Seit dieser Zeit forderten auch die ostfränkischen Könige von den böhmischen Fürsten Lehenstreue und Heeresfolge. Auch gegen die Dänen unternahm er einen Feldzug, eroberte Schleswig, stellte die alte Markgrafschaft Karl des Großen in diesen Gegenden wieder her und bewog einen dänischen Fürsten zur Taufe. Die übrigen Dänen mussten aber versprechen, die furchtbaren Menschenopfer, die noch bei ihnen gebräuchlich waren, abzuschaffen.

Während all dies geschah, war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Magyaren abgelaufen, welche nun eine Gesandtschaft an Heinrich schickten, um die gewöhnlichen Geschenke als Tribut abzuholen, die sie schon früher Ludwig dem Kind und Konrad dem I. abgetrotzt hatten, und die ihnen auch Heinrich bei seinem Regierungsantritt leistete, da er damals noch nicht hinlänglich gerüstet war, um ihren Einfällen zu widerstehen.

Aber bisher hatten sich die früheren Umstände verändert, da Heinrich auf einer Versammlung schon früher sich die Zustimmung des Volkes zu einer allgemeinen Hilfeleistung versichert hatte.

Er veränderte also, da er diese Feinde nicht mehr zu fürchten glaubte, seine Sprache, empfing die magyarischen Abgesandten mit Hohn und ließ ihnen statt des geforderten Tributs einen alten räudigen Hund, dessen Ohren und Schweif abgeschnitten waren, vor die Füße werfen.

Über diese angetane Beschimpfung höchst ergrimmt, entfernten sich die magyarischen Abgeordneten, meldeten ihren Landsleuten die erlittene Schmach und forderten sie zur Rache auf.

Wirklich drang ein fürchterlicher Heereszug im März 933 wie ein Heuschreckenschwarm in das ostfränkische Reich ein, verwüstete auf dem Weg dahin alles mit Feuer und Schwert und teilte sich bei der Ankunft in Thüringen in zwei Haufen, von denen der eine gegen Westen zog, um von dieser Seite in Sachsen einzufallen, während der andere sich an der Saale festsetzte. Aber die Ostfranken waren dieses Mal auf sie gefasst, wozu noch der große Vorteil kam, dass in die vielen befestigten Plätze und Städte bei der Ankunft dieses wütenden Feindes sich das Landvolk flüchten konnte und hier gesichert blieb, da die in der Belagerungskunst noch unerfahrenen Herden wenig auszurichten imstande waren.

Den ersten Haufen der in Sachsen eingefallenen Magyaren griffen einige sächsische und thüringische Fürsten an und zerstreuten diese wilden Scharen glücklich. Auf den anderen Haufen, der sich bei Merseburg festsetzte, ging Heinrich selbst los und erfocht mit seinen deutschen Kriegsvölkern in wenigen Stunden den glänzendsten Sieg, der mit der Niederlage des römischen Feldherrn Varus im Teutoburger Wald zu vergleichen ist. Diesem König gebührt also der Ruhm, der Erste gewesen zu sein, welcher die wilde Macht der Magyaren gebrochen und ihrem furchtbaren Namen das Schreckvolle genommen hat.

Heinrich baute aus Dankbarkeit gegen Gott viele Kirchen und Klöster wieder auf, welche die Magyaren zerstört hatten, und suchte die Wunden des Landes nach Kräften zu heilen.

Heinrich wollte nun einen Zug nach Italien unternehmen, um sich zu Rom als Kaiser krönen zu lassen, allein der Tod vereitelte seine Plan.

Dieser unvergessliche Mann starb im sechzigsten Lebensjahr auf seinem Hof Memleben an der Unstrut (Juli 936) und wurde zu Quedlinburg, das er gegründet hatte, in der Kirche des heiligen Petrus beigesetzt.

Noch zu Lebzeiten hatte er auf einer Reichsversammlung zu Erfurt von den dort anwesenden Fürsten seinem ältesten Sohn Otto die Nachfolge zusichern lassen, und dieser, der alle großen Eigenschaften seines Vaters besaß, setzte auch glücklich fort, was der Vater begonnen hatte.

Heinrich war unstreitig einer der besten Regenten, die das ostfränkische Reich jemals gehabt hat, denn er war stets bedacht, die Ruhe des Reichs im Inneren zu erhalten, und lehrte den seinen ihre Kräfte gegen die auswärtigen Feinde zu gebrauchen.

Sein sanfter und redlicher Charakter sowie seine Leutseligkeit bewirkten, dass ihn jedermann liebte, und wer einmal sein Freund war, der blieb es auch für immer. Selbst die Franken, die alte Feinde des sächsischen Stammes waren, hatten ihn lieb und bemühten sich um die Wette, ihn bewirten und erfreuen zu können.

Mit Heinrich, welcher der erste König des Ostfrankenreiches aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Liudolfinger war, begann eine Reihe von sächsischen Regenten, die jederzeit der Stolz des sich entwickelnden Heiligen Römischen Reiches waren.

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