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Der Fluch von Capistrano – Kapitel 17

Johnston McCulley
Der Fluch von Capistrano
New York. Frank A. Munsey Company. 1919
Ursprünglich in fünf Teilen in der All-Story Weekly ab der Ausgabe vom 9. August 1919 als Serie veröffentlicht.
Kapitel 17

Sargento Gonzales trifft einen Freund

Durch die Fenster drang Licht, und nach einer Weile wurde die Tür aufgestoßen. Pater Felipe stand mit einer Kerze in der Hand darin – ein Riese von einem Mann, der inzwischen über sechzig Jahre zählte, aber zu seiner Zeit eine Größe gewesen war.

»Was ist das für ein Lärm?«, fragte er mit seiner tiefen Stimme. »Und warum reitest du, Sohn des Teufels, mit deinem Pferd auf meiner Veranda?«

»Wir jagen diesen hübschen Señor Zorro, Pater, diesen Mann, den man den Fluch von Capistrano nennt«, sagte Gonzales.

»Und du glaubst, ihn in diesem ärmlichen Haus zu finden?«

»Es sind schon seltsamere Dinge passiert. Antworte mir, Pater! Hast du in letzter Zeit einen Reiter vorbeigaloppieren hören?«

»Habe ich nicht.«

»Und hat dieser Zorro dir kürzlich einen Besuch abgestattet?«

»Ich kenne den Mann nicht, den du meinst, mein Sohn.«

»Du hast zweifellos von ihm gehört?«

»Ich habe gehört, dass er den Unterdrückten hilft, dass er diejenigen bestraft hat, die ein Frevel begangen haben, und dass er die Bestien ausgepeitscht hat, die Indios verprügelt haben.«

»Du bist kühn mit deinen Worten, Pater.«

»Es ist meine Natur, die Wahrheit zu sagen, Soldat.«

»Du wirst dich in Schwierigkeiten mit den Obrigkeiten bringen, mein gewandeter Franziskaner.

»Ich fürchte keinen Politiker, Soldat.«

»Mir gefällt der Ton deiner Worte nicht, Pater. Ich hätte fast Lust, abzusteigen und dich meine Peitsche spüren zu lassen!«

»Señor!«, schrie Pater Felipe. »Nimm zehn Jahre von meinen Schultern und ich werde dich in den Dreck schleifen!«

»Das ist eine Frage, über die man streiten kann. Doch kommen wir zum Thema dieses Besuchs. Hast du nicht einen maskierten Unhold gesehen, der sich Zorro nennt?«

»Habe ich nicht, Soldat.«

»Ich lasse meine Männer dein Haus durchsuchen.«

»Du beschuldigst mich der Lüge?«, entgegnete Pater Felipe empört.

»Meine Männer müssen sich die Zeit vertreiben, und sie können das Haus durchsuchen. Du hast doch nichts zu verbergen?«

»Da ich die Herkunft meiner Gäste kenne, wäre es vielleicht gut, die Weinkrüge zu verstecken«, sagte Pater Felipe.

Gonzales ließ sich einen Fluch entlocken und stieg von seinem Pferd ab. Die anderen stiegen ebenfalls ab, und das Reittier des Sargento wurde von der Veranda genommen und am Hitch Rack zurückgelassen.

Dann zog Gonzales seine Handschuhe aus, steckte seinen Säbel in die Scheide und stürmte durch die Tür, die anderen auf den Fersen, während Pater Felipe vor ihm zurückwich und gegen das Eindringen protestierte.

Von einer Couch in einer entfernten Ecke des Raumes erhob sich ein Mann, der in den Lichtkreis des Kerzenleuchters trat.

»So wahr ich noch deutlich sehen kann, es ist mein toller Freund!«, rief er.

»Don Diego! Sie hier?«, keuchte Gonzales.

»Ich war auf meiner Hazienda, um mich um geschäftliche Angelegenheiten zu kümmern, und ich bin herübergeritten, um die Nacht mit Pater Felipe zu verbringen, der mich seit meiner Kindheit kennt. Diese turbulenten Zeiten! Ich dachte, dass ich hier auf dieser Hazienda, die etwas abseits liegt und von einem Priester verwaltet wird, wenigstens eine Zeit lang in Frieden ausruhen könnte, ohne von Gewalt und Blutvergießen zu hören. Aber es scheint, dass ich das nicht kann. Gibt es in diesem Land keinen Ort, wo ein Mann meditieren und sich mit Musikern und Dichtern beraten kann?«

»Mehlbrei und Ziegenmilch!«, rief Gonzales. »Don Diego, Ihr seid mein guter Freund und ein wahrer Caballero. Sagt mir, habt Ihr heute Abend diesen Zorro gesehen?«

»Nein, Sargento.«

»Sie haben ihn nicht an der Hazienda vorbeireiten hören?«

»Nein, habe ich nicht. Aber ein Mann könnte vorbeireiten und hier im Haus nicht gehört werden. Pater Felipe und ich haben uns unterhalten und wollten uns gerade zurückziehen, als Sie kamen.«

»Dann ist der Schurke weitergeritten und hat den Weg zum Pueblo genommen!«, erklärte der Sargento.

»Sie hatten ihn in Sichtweite?«, fragte Don Diego.

»Ha! Wir waren ihm auf den Fersen, Caballero! Aber an einer Biegung der Landstraße schloss er sich mit etwa zwanzig Männern seiner Bande zusammen. Sie ritten auf uns zu und versuchten, uns zu verjagen, aber wir trieben sie zur Seite und jagten weiter hinter Zorro her. Es gelang uns, ihn von seinen Kameraden zu trennen und zu verfolgen.«

»Sie sagen, er hat eine ganze Reihe von Männern?«

»Eine ganze Menge, wie meine Männer bezeugen werden. Er ist den Soldaten ein Dorn im Auge, aber ich habe geschworen, ihn zu erwischen! Und wenn wir einmal von Angesicht zu Angesicht stehen …«

»Werden Sie mir danach davon erzählen?«, fragte Don Diego und rieb sich die Hände. »Sie werden erzählen, wie Sie ihn verspotteten, als er kämpfte, wie Sie mit ihm spielten, ihn zurückdrängten und ihn durchbohrten …«

»Bei den Heiligen! Ihr verspottet mich, Caballero?«

»Das ist nur ein Scherz, Sargento. Jetzt, wo wir uns verstehen, wird Pater Felipe Euch und Euren Männern vielleicht Wein geben. Nach so einer Jagd müsst ihr müde sein.«

»Der Wein würde gut schmecken«, sagte der Sargento.

Sein Korporal kam herein und berichtete, dass die Hütten und Scheunen durchsucht worden seien, auch der Korral, und dass man keine Spur von Zorro oder seinem Pferd gefunden habe.

Pater Felipe schenkte den Wein aus, obwohl er es nur widerwillig zu tun schien. Es war klar, dass er nur Don Diegos Bitte nachkam.

»Und was wollt Ihr nun tun, Sergento?«, fragte Don Diego, nachdem der Wein an den Tisch gebracht worden war. »Wollt Ihr immer noch durch das Land jagen und einen Aufruhr verursachen?«

»Der Schurke hat sich offenbar nach Reina de Los Angeles zurückgezogen, Caballero«, antwortete der Sargento. »Er hält sich für schlau, kein Zweifel, aber ich habe seinen Plan durchschaut.«

»Ha! Und wie lautet er?«

»Er wird um Reina de Los Angeles herumreiten und den Weg nach San Luis Rey nehmen. Dort wird er zweifellos eine Zeit lang rasten, um alle Verfolger abzuschütteln, dann wird er in die Nähe von San Juan Capistrano weiterreiten. Dort begann sein wilder Plan, und deshalb nennt man ihn auch den Fluch von Capistrano. Ja, er wird nach Capistrano gehen.«

»Und die Soldaten?«, fragte Don Diego.

»Wir werden ihm in aller Ruhe folgen. Wir werden uns zu dem Ort vorarbeiten. Wenn die Nachricht von seinem nächsten Frevel bekannt wird, werden wir in seiner Nähe sein, anstatt im Presidio beim Pueblo. Wir finden eine neue Spur und nehmen die Verfolgung auf. Wir werden nicht eher ruhen, bis der Schurke entweder erschlagen oder gefangen genommen ist.«

»Und Ihr habt die Belohnung«, fügte Don Diego hinzu.

»Ihr sprecht wahre Worte, Caballero. Die Belohnung wird sich als nützlich erweisen. Aber ich will auch Rache. Der Schurke hat mich einmal entwaffnet.«

»Ah! Das war das eine Mal, als er Ihnen eine Pistole ins Gesicht hielt und Sie zwang, nicht besonders gut dazustehen?«

»Das war das eine Mal, mein guter Freund. Oh, ich habe noch eine Rechnung mit ihm offen.«

»Diese turbulenten Zeiten.« Don Diego seufzte. »Ich wünschte, sie wären zu Ende. Ein Mann hat keine Chance zur Besinnung. Es gibt Momente, da denke ich, ich sollte weit in die Berge reiten, wo es außer Klapperschlangen und Kojoten kein Leben gibt, und dort ein paar Tage verbringen. Nur auf diese Weise kann ein Mann meditieren.«

»Warum meditieren?«, sprach Gonzales. »Warum nicht mit dem Denken aufhören und zur Tat schreiten? Was für ein Mann würden Sie sein, Caballero, wenn Sie ab und zu Ihr Auge blitzen ließen, ein wenig zankten und hin und wieder Ihre Zähne zeigten. Was Sie brauchen, sind ein paar erbitterte Feinde.«

»Mögen die Heiligen uns bewahren!«, rief Don Diego.

»Es ist die Wahrheit, Caballero! Kämpft ein bisschen, macht Liebe mit einer Señorita, betrinkt Euch! Wachen Sie auf und seien Sie ein Mann!«

»Bei meiner Seele! Sie haben mich fast überredet, Sargento. Aber nein, ich könnte die Strapazen nicht ertragen.«

Gonzales knurrte etwas in seinen üppigen Schnurrbart und erhob sich vom Tisch.

»Ich habe keine besondere Vorliebe für Sie, Pater, aber ich danke Ihnen für den Wein, der ausgezeichnet war«, sagte er. »Wir müssen unsere Reise fortsetzen. Die Pflicht eines Soldaten ist nie zu Ende, solange er lebt.«

»Sprechen Sie nicht von Reisen!«, sprach Don Diego genervt. »Ich muss morgen selbst eine machen. Meine Arbeit auf der Hazienda ist getan und ich gehe zurück ins Pueblo.«

»Lassen Sie mich die Hoffnung aussprechen, mein guter Freund, dass Sie die Strapazen überleben«, sagte Sargento Gonzales.

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