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Der Welt-Detektiv Band 6

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Die Blume der Prärie – Die nächtliche Jagd

Gabriel Ferry
Die Blume der Prärie
oder die deutschen Kolonisten an den Ufern des Colorado
Grimme und Leipzig, Druck und Verlag des Verlags-Comptoirs, 1852

Siebentes Kapitel

Die nächtliche Jagd

Die hohe und holde Erscheinung Louises hatte die ernste Seele des indianischen Häuptlings beim ersten Erblicken mit einer Leidenschaft erfüllt, die nach einem dreimaligen längeren Zusammensein zu einer Höhe gestiegen war, zu deren konventioneller Zurückhaltung er der ganzen Selbstbeherrschung des Indianers
bedurfte.

Erhaben über seinen Stamm, durfte er nicht hoffen, unter den indianischen Mädchen eine Lebensgefährtin zu finden, geeignet für seine Ansprüche, fähig, seine großartigen Reformationspläne zu begreifen und zu unterstützen. Auf der anderen Seite: Welches Los hatte er der verwöhnten Tochter des begüterten Weißen zu bieten? Die Einsamkeit eines indianischen Dorfes, die wilden Szenen des indianischen Lebens! Wie durfte er hoffen, trotz seiner patriarchalischen Fürstenwürde, trotz der gleichstellenden Bildung, die Vorurteile der weißen Rasse gegen die rote zu besiegen? Aber wenn sie ihn lieben konnte, wenn ihre Liebe stark genug war, diese mächtigen Vorurteile zu überspringen, wenn er sie sich dachte an seiner Seite, seine Pläne in ihrer Sphäre unterstützend, wenn er sie im Geist als die Erzieherin des weiblichen Teils seiner Stammesgenossen mit mildem, hoheitlichem Ernst wirken sah, dann schwoll ihm das Herz und sein Geist richtete sich stolzer auf bei dem Gedanken, einst seine zerrissene Nation, das Urvolk dieses reichen und prächtigen Weltteils, als ein kräftiges Volk neben den Eindringlingen auf gleicher Kulturstufe fortschreiten zu sehen.

Die Rastlosigkeit seiner Rasse, wenn ihre geistige Tätigkeit einmal angeregt ist, hatte ihn nicht lange in dem einsamen Zimmer gelassen, das man ihm aus besonderer Rücksicht angewiesen hatte, während seine Gefährten in einem kleinen Saal auf Matratzen ihre Nachtruhe hielten.

Seine Büchse ergreifend, war er geräuschlos durch das Fenster in den Garten geschlüpft, hatte einen Augenblick sinnend vor dem Haus geweilt und war dann bei dem leisen Aufschrei Louises, die hohe Fenz mit Leichtigkeit übersteigend, hinausgeeilt, um unter dem hohen Dom des vertrauten Urwaldes die stürmische Flut seiner kreisenden Gedanken sich besänftigen zu lassen.

Er stieg nun mit langsamen Schritten die steile Anhöhe hinan, auf der von malerischen Baumgruppen umgeben das alte, aber wohlerhaltene Blockhaus des Trappers stand. Das Mondlicht brach sich in dem silbernen Wasser eines Quellchens, das murmelnd an der Wand des Felsens längs des Weges herniederrieselte und sich unten in einem natürlichen Bassin sammelte, woraus der alte Jäger für sich und seine Tiere schöpfte.

Tartaruga hielt seine Hand unter das rieselnde Wasser und trank mit Begierde von dem kühlen, erfrischenden Nass, mit dem er zu gleicher Zeit reichlich Stirn und Wangen benetzte.

Dann setzte er seinen Weg zu dem Gipfel des Hügels fort und klopfte drei Mal an die starke niedrige Tür.

Niemand antwortete. Der Alte war abwesend und nur das schwarze Ross steckte wiehernd den Kopf durch die Bäume der kleinen Fenz, in die es eingehegt war.

Job Jenkins musste auf der Jagd sein, denn auch die Hunde waren abwesend.

Der Häuptling bückte sich, um im feuchten Gras die Spuren des alten Freundes zu suchen und betrat dann, die Büchse im Arm, mit sicherem Schritte die Bahn, welche der Jäger kurze Zeit vor ihm eingeschlagen hatte.

Er mochte etwa eine Stunde, von Zeit zu Zeit sein Ohr lauschend zur Erde beugend, fortgeschritten sein, als er in kurzer Entfernung den wohlbekannten Knall der Büchse seines alten Freundes vernahm, dem eine Sekunde später der Knall eines Gewehres folgte, der ihm unbekannt war.

Die Männer der Wildnis erkennen mit wunderbarer Sicherheit fast den Knall eines jeden Gewehres, dass sie mehr als einmal gehört haben.

Er eilte schnell in der Richtung vorwärts, in welcher die Schüsse gefallen waren. Bald vernahm sein scharfes Ohr den Schall heftiger Worte, ein Geräusch miteinander ringender Männer, von dumpfem Stöhnen begleitet, folgte und wie er mit indianischer Vorsicht auf den Rand einer kleinen Waldblöße hinaustrat, bot sich seinen Augen eine jener wilden Szenen, deren Zeugen selten andere als die bemoosten Giganten des Urwalds sind.

Über den Leib eines starken Hirsches hingeworfen, dessen schlanke Beine noch im letzten Todeskampf zuckten, hielten sich zwei Männer ringend umfasst, deren einer die mit einem langen Messer bewehrte Rechte des anderen mit seiner linken von sich abzuwehren versuchte.

Nur ein dumpfes Stöhnen, von einzelnen Ausrufungen unterbrochen, begleitete die gewaltigen Anstrengungen der kämpfenden Männer.

»Waldrecht, du Schurke«, keuchte der alte Jäger, denn er war es, indem er mit einer mächtigen Anstrengung die bewaffnete Rechte seines Gegners niederzudrücken versuchte. »Mein Schuss war der erste und ich habe niemals auf eine solche Entfernung gefehlt.«

»Waldrecht? Ich will dir mit meinem Messer in deinen Eingeweiden eine Vorlesung über das Waldrecht halten … alter Otternjäger!«, brüllte der andere.

»Heran, ihr Bestien! … Waldmann … Jano! Heran!«, rief nun der alte Jäger seinen Hunden zu, die gut geschult, bisher heulend den Befehl ihres Herrn erwartet hatten und sich nun wütend von hinten auf seinen Gegner stürzten.

In diesem Augenblick ließ der Alte das Arm­gelenk des Fremden fahren und versetzte ihm blitz­schnell einen mächtigen Faustschlag ins Gesicht.

Der Fremde taumelte zurück und das Messer entfiel seiner Hand, aber bevor noch der Alte es aufzuheben vermochte, hatte der Erstere sich schnell erholend, eine Pistole aus seinem Gürtel gerissen und es nach dem Kopf des alten Jägers abge­feuert.

Job Jenkins, nur leicht an der Schulter ver­wundet, hatte nun das Messer aufgerafft und, sich mit einem gewaltigen Ruck auf seinen Gegner werfend, stieß er es ihm bis an das Heft in die Brust.

»Hier, mörderische Bestie!«, rief er keuchend, »das ist Waldrecht!« Und sich auf die Knie auf­richtend, zog er das Messer wieder zurück, dem ein Strom dicken, schwarzen Blutes nachquoll.

Tartaruga war wenige Sekunden vor diesem tragischen Schluss an dem Saum der Waldblöße angekommen und war eben im Begriff, seinem alten Freund zur Hilfe zu eilen, als ein dritter fürchterlicher Feind seinen Fuß an den Boden fesselte.

Etwa zehn Schritte von den Kämpfenden entfernt lag verwundert, dem Kampf seiner beiden Feinde zuschauend, die großen, grünen Augen rollend und mit dem Schweif den Boden schlagend, ein mächtiger Jaguar zum Sprung bereit, der wahrscheinlich ebenfalls auf den streitigen Hirsch Jagd gemacht hatte.

Die Situation war kritisch, denn der Jaguar, der Tiger der westlichen Hemisphäre, lag dem Häuptling so gegenüber, dass das Haupt seines alten Freundes direkt in der Schusslinie lag.

Er trat einige Schritte zur Seite, aber hier hinderten ihn die vorspringenden Gebüsche an dem freien Gebrauch seines langen Gewehres.

Der Jaguar, der bisher den neuen Feind nicht bemerkt zu haben schien, wendete nun plötzlich die Augen und warf sich mit einem wütenden Sprung über die Kämpfenden hinweg etwa eine Elle vor den Füßen des Häuptlings nieder.

Einen Augenblick sahen sich beide mit festen, unversöhnlichen Blicken an.

angekommen und war eben im Begriff, seinem alten Freund zur Hilfe zu eilen, als ein dritter fürchterlicher Feind seinen Fuß an den Boden fesselte.

Etwa zehn Schritte von den Kämpfenden entfernt lag verwundert, dem Kampf seiner beiden Feinde zuschauend, die großen, grünen Augen rollend und mit dem Schweif den Boden schlagend, ein mächtiger Jaguar zum Sprung bereit, der wahrscheinlich ebenfalls auf den streitigen Hirsch Jagd gemacht hatte.

Die Situation war kritisch, denn der Jaguar, der Tiger der westlichen Hemisphäre, lag dem Häuptling so gegenüber, dass das Haupt seines alten Freundes direkt in der Schusslinie lag.

Er trat einige Schritte zur Seite, aber hier hinderten ihn die vorspringenden Gebüsche an dem freien Gebrauch seines langen Gewehres.

Der Jaguar, der bisher den neuen Feind nicht bemerkt zu haben schien, wendete nun plötzlich die Augen und warf sich mit einem wütenden Sprung über die Kämpfenden hinweg etwa eine Elle vor den Füßen des Häuptlings nieder.

Einen Augenblick sahen sich beide mit festen, unversöhnlichen Blicken an.

Einen Augenblick ruhten die Blicke des Häuptlings triumphierend auf den letzten Zuckungen des verendenden Königs der Wälder und wendeten sich dann zu seinem alten Freund, der sich eben von der Erde erhob und verächtlich das Messer neben den Sterbenden niederwarf.

»Zu spät, Señor Tartaruga«, sagte der alte Jäger so ruhig, als ob er einem Fuchs den Garaus gemacht hatte, »die Tür war verschlossen und Ihr folgtet meiner Spur … eine mächtige Jagd, das, Häuptling«, fuhr er, auf den Leichnam des Hirsches und des Verwundeten zeigend, fort, »ein Schuft, der mich das Waldrecht lehren und mein Lebenslicht eines Hirsches wegen ausblasen wollte …«

»Und ein Jaguar«, fügte der Häuptling hinzu.

»Ein Jaguar?«

»Ein Jaguar, der Euch höchstwahrscheinlich zum Nachtessen verspeist haben würde, der Wilddieb, nachdem Ihr Euch glücklich von seinem Kollegen dort befreit habt.«

»Ein Jaguar? Habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in der Hitze des Kampfes einen Schuss überhört! … Ich werde alt, Tartaruga.«

Einen Augenblick ruhten die Blicke des Häuptlings triumphierend auf den letzten Zuckungen des verendenden Königs der Wälder und wendeten sich dann zu seinem alten Freund, der sich eben von der Erde erhob und verächtlich das Messer neben den Sterbenden niederwarf.

»Zu spät, Señor Tartaruga«, sagte der alte Jäger so ruhig, als ob er einem Fuchs den Garaus gemacht hatte, »die Tür war verschlossen und Ihr folgtet meiner Spur … eine mächtige Jagd, das, Häuptling«, fuhr er, auf den Leichnam des Hirsches und des Verwundeten zeigend, fort, »ein Schuft, der mich das Waldrecht lehren und mein Lebenslicht eines Hirsches wegen ausblasen wollte …«

»Und ein Jaguar«, fügte der Häuptling hinzu.

»Ein Jaguar?«

»Ein Jaguar, der Euch höchstwahrscheinlich zum Nachtessen verspeist haben würde, der Wilddieb, nachdem Ihr Euch glücklich von seinem Kollegen dort befreit habt.«

»Ein Jaguar? Habe ich zum ersten Mal in meinem Leben in der Hitze des Kampfes einen Schuss überhört! … Ich werde alt, Tartaruga.«

»Wie steht es mit Euch, Mann?«, fragte mit rauer Teilnahme der Jäger, den Sterbenden mit Haupt und Schultern an die mit weichem Moos bedeckten Wurzeln eines Baumstammes lehnend. » Es war Eure Schuld … Ihr hattet unrecht und …«

»Lasst es gut sein«, antwortete der Sterbende mühsam, »früher oder später … Messer oder Gal­gen … Alles gleich …«

»Kann ich sonst noch etwas für Euch tun?«

»Nichts! … Ich habe gelebt wie der Panther im Urwald und sterbe, wie dort der Panther … ich habe gemordet … und bin ermordet …«

»Nicht ermordet, Mann, nicht ermordet … ehrlicher Kampf! Beim heiligen Anton, es war ein ehr­licher Kampf!«, rief eifrig der Jäger.

»Einerlei! … Alles … Schicksal!«

In diesem Augenblick beugte sich Tartaruga, der bisher teilnahmslos in tiefem Sinnen verloren, zum nächtlichen Himmel emporgeschaut hatte, zum Antlitz des Sterbenden nieder.

Eine Erinnerung, eine furchtbare Erinnerung schien in der Seele des Häuptlings aufzutauchen, als sein Blick forschend auf den entstellten Zügen des Verwundeten ruhte, dessen letzte Augenblick herannahten.

»Tartaruga!«, murmelte der Sterbende leise.

»Ja, ich bin es, Verfluchter!«, schrie der Häuptling, während seine Stirn sich verfinsterte und alle die wilden Leidenschaften, der unversöhnliche Hass und die finstere Rachsucht des Indianers, welche die europäische Erziehung nicht ganz hatte vernichten können, sich in seinen Zügen malten. Seine Hand fuhr unwillkürlich zur Streitaxt.

»Spart … Eure … Mühe, ich bin ein tot…«

»Wo ist er … wo ist dein Herr …?«, fragte der Häuptling mit einer Stimme, halb erstickt von den Leidenschaften, die in seiner Seele kochten.

Der Sterbende bewegte die Lippen und erhob mühsam die erstarrende Hand, als hätte er die Worte unterstützen wollen, die seine Zunge nicht mehr auszusprechen vermochte.

Tartaruga beugte sich mit dem Ausdruck der gespanntesten Erwartung zu ihm nieder.

Es war umsonst. Die Hand des Sterbenden sank langsam herab, sein Blick brach … sein Geist war entflohen und das leblose Haupt glitt unter den Zuckungen des letzten Seufzers von der moosi­gen Wurzel zur Erde.

Während der Häuptling starr und regungslos dastand und seine verstörten Züge allmählich zu dem ruhigen Ernst zurückkehrten, welcher die rote Rasse charakterisiert, weidete der alte Job schnell und mit geübter Hand das erlegte Wild aus, nahm dann die Waffen des Getöteten, hieb mit seinem Messer einige Zweige von den Bäumen, mit denen er den Leichnam bedeckte, warf den Hirsch über seine kräftigen Schultern und schlug schweigend den Rückweg zu seiner Blockhütte ein.

Als der Jäger sich ungefähr zwanzig Schritte entfernt hatte, schob der Häuptling die Zweige von dem Leichnam zurück und begann mit eifriger Hast die Taschen des Getöteten zu durchsuchen. Als er nichts gefunden hatte als eine mäßig gefüllte Börse, die er verächtlich neben sich niederfallen ließ, bedeckte er nachlässig wieder den toten Kör­per und folgte, ohne sich weiter um den getöteten Jaguar zu bekümmern, eiligen Schrittes dem vor­angegangenen Jäger.

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