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Der Welt-Detektiv Band 6

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Nick Carter – Inez Navarro, der weibliche Dämon – Kapitel 3

Nick Carter
Amerikas größter Detektiv
Inez Navarro, der weibliche Dämon
Ein Detektivroman

Ein Besuch beim Kriminalinspektor

Sobald sein Vetter sich entfernt hatte, begab sich Nick Carter zu seinem Ankleidezimmer, um sich zum Ausgehen fertig zu machen. Er gedachte unverzüglich seinen Freund, Inspektor McClusky, den Chef der Kriminalpolizei von New York, aufzusuchen. Da er es aber tunlichst vermeiden wollte, von etwaigen Spionen des Entflohenen belauert zu werden, beschloss er, sich in einer Art und Weise zu verkleiden, dass auch seine besten Freunde ihn nicht wiedererkennen konnten.

Als er im Begriff stand, sein Haus durch den Souterraineingang unauffällig zu verlassen, wurde er von seiner ältlichen Wirtschafterin angesprochen. Aals er sich nach ihr umwendete, da entdeckte er zu seiner inneren Erheiterung, dass sie den anscheinend fremden, stutzerhaft gekleideten Mann mit ersichtlichem Misstrauen betrachtete und ihn wegen seines unbefugten Eindringens in das Haus zur Rede stellen wollte.

Als er sich ihr zu erkennen gab, fiel die würdige Matrone vor Erstaunen beinahe auf den Rücken. »Nein, so was, Mr. Carter!«, rief sie und schlug die Hände zusammen. »Würde ich Sie nicht an der Stimme erkennen, ich riefe einen Policeman und ließe Sie festnehmen … Sie sehen wie der reinste Paletotmarder aus … natürlich aber im feinen Stil!«, fügte sie begütigend hinzu.

Lachend verließ Nick Carter das Haus. Er freute sich, dass seine Maske so gut gelungen war, um selbst seine langjährige Haushälterin irreführen zu können. Sie hatte scharfe Augen im Kopf, und er hielt etwas auf ihr Urteil. Er glich etwa einem reich gewordenen Schlächter, der in harter Arbeit das Schwabenalter erreicht und nun sich entschlossen hatte, all das nachzuholen, was er in seiner Jugend mit blutendem Herzen hatte verabsäumen müssen, aber im Laufe der Zeit zu geizig geworden war, um für die äußere Erscheinung entsprechende Aufwendungen zu machen – einem Mann also, der die von einem besseren Herrn abgelegte Kleidung kauft und sich nun einbildet, selbst als feiner Mann sich aufspielen zu können, aber in dem ihm viel zu ungewohnten modischen Anzug denkbar lächerlich erscheint.

Es war ihm klar, dass Morris Carruthers und dessen Spießgesellen von seiner Erholungsreise unterrichtet worden waren, sonst hätten sie den allzu dreisten Coup im Gerichtssaal nicht gewagt, denn des Detektivs Anwesenheit würde ihnen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht haben.

Getreu seiner Rolle betrat Nick Carter auch das weiße Gebäude an der Mulberrystreet, in welchem sich das Polizeihauptquartier befindet, zögernd, wie einer, der nicht Bescheid weiß. Er wendete sich an den die Türwache versehenden Policeman mit der höflich schüchternen Frage nach den Amtsräumlichkeiten des Inspektors McClusky.

»Ganz hinten im Korridor, letzte Tür links.«

Im Vorzimmer angelangt, wurde Nick Carter von dem wachhabenden Sergeanten mit spöttischem Blick gemessen, doch weiter von ihm keine Notiz genommen. Als der Detektiv sich bemerkbar machte, wurde er in einer Weise brummig angeschnauzt, die verdächtig nach »Maul halten!« klang.

»Aber ich muss mit Inspektor McClusky sprechen«, entgegnete Nick in bittendem Ton.

»Was wollen Sie beim Inspektor?«, fuhr ihn der Sergeant in übler Laune an.

»Etwas, was Sie durchaus nichts angeht, sondern nur Ihren Vorgesetzten«, meinte Nick leichthin.

Der Sergeant starrte ihn wie ein brüllender Löwe an, aber es lag plötzlich etwas im Blick dieses lächerlichen Landonkels, was den Beamten zur Mäßigung mahnte. »Er ist jetzt beschäftigt!«, knurrte er. »Hinsetzen und abwarten!«

Doch Nick Carter legte eine Karte vor den Sergeanten. »Können Sie lesen?«, fragte er höflich.

Der Pultgewaltige war sprachlos. Hatte er auch recht gehört? Fragte dieser Hanswurst, ob er lesen könnte?

Er hatte Lust, dem frechen Kerl die Karte an den Kopf zu werfen. Doch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht gerade zu seinem Vorteil, als er eine Besuchskarte seines Vorgesetzten erkannte und auf ihr in dessen ihm nur zu wohlbekannter Handschrift den Vermerk entzifferte: »Inhaber dieses Ausweises ist zu jeder Tag- oder Nachtstunde sofort bei mir vorzulassen.«

Schweigend erhob sich der Sergeant, um die Karte selbst in das Privatoffice seines Chefs zu tragen. Als er die Sekunde darauf wieder zurückkam, schien er ein ganz anderer geworden zu sein, so höflich war er plötzlich gegen den frechen Kerl geworden.

Inspektor McClusky empfing den Freund mit lautem Auflachen. »Gut, dass du mir die Karte hereinschicktest«, meinte er unter einem herzlichen Händedruck. »Mensch, du siehst ja schauderhaft blödsinnig aus. Ich weiß, dass du es bist – und doch erkenne ich dich jetzt noch nicht … doch setze dich, Nick. Chick wird dir schon alles gesagt haben?«

»Well, so viel er selbst wusste … also dürre Tatsachen«, meine Nick, sich niederlassend.

»Nun, das ist so viel, als wir alle wissen … es ist zum Verzweifeln mit diesem Carruthers!«

»Du warst nicht im Gerichtssaal, George, als der ganze Vorgang sich abspielte?«

»Wollte der Himmel, ich wäre dort gewesen! Doch ich war dienstlich verhindert!«

»Wie kam es, dass keiner deiner Leute dort war?«, erkundigte sich Nick kopfschüttelnd.

»Natürlich war einer dort – oder sollte wenigstens dort sein. Doch das Heupferd ging frühstücken und war noch nicht zurückgekehrt, als der so raffiniert ausgeklügelte Plan in Szene gesetzt wurde.

Ich habe ihm eine Monatslöhnung abgezogen und auf einen weiteren Monat vom Dienst suspendiert … doch das bringt diesen vermaledeiten Carruthers nicht zurück!«

»Sehr wahr gesprochen«, sprach der Detektiv. »Na, habt ihr schon einen Schlachtplan fertig?«

»Lass mich in Ruhe«, stöhnte der Inspektor. »Ich bin wieder einmal mit meinem Latein am Ende. Mein einziger Schlachtplan ist, dir die Sache in die Hand zu geben!«

Nun musste der Detektiv lächeln. »Hm«, brummte er, »ich habe die Sache nun schon zweimal gedeichselt, und es ist äußerst wenig Vergnügen dabei, kann ich dir lebhaft versichern.«

»Alle guten Dinge sind drei, Nick!«, scherzte McClusky.

»Well, wenn ich ihn nun wirklich zum dritten Mal fange, wollt Ihr ihn dann wenigstens festhalten, George? Auf die Dauer wird der Spaß langweilig.«

»Du siehst mich zerknirscht, Nick, und ich gelobe dir, wir wollen unser Bestes tun …«

»Wenn es auch schwer fällt«, fiel der Detektiv sarkastisch ein.

»Doch du musst selbst sagen, dass mich diesmal keine Schuld trifft, auch nicht meine Leute, denn der Gefangene unterstand der Obhut der Distriktanwaltschaft.«

»Alles sehr schön und gut, George, doch damit ist der Vogel trotzdem aus dem Käfig.« Er lachte kurz auf und änderte dann plötzlich das Gesprächsthema. »In unserem Fall heißt es, wie in so vielen anderen, Cherchez la femme, wo steckt die Frau? … Also schieße los, George, was weißt du von dem Frauenzimmer?«

»Frauenzimmer?«, meinte der Inspektor kopfschüttelnd. »Von welcher Frau sprichst du?«

»Nun, von der wunderbaren Schönheit, die während der Verhandlung neben Morris Carruthers saß und dann so prompt in Ohnmacht fiel, als sie dessen Nachfolger auf dem Stuhl erblickte.«

»Ach so, diese junge Lady – ja, deren Name ist mir bekannt.«

»Na, das ist wenigstens etwas«, scherzte Nick Carter. »Wie heißt die Holde?«

»Inez Navarro.«

»Ein schöner Name … und die Fee wohnt an der 75th Street, nahe Madison Avenue, ja?«

»Das stimmt auffallend«, bestätigte der Inspektor.

»Well, was ist der Weisheit der hiesigen Kriminalzentrale über die schöne Sirene sonst noch bekanntgeworden?«, erkundigte sich der Detektiv. Er hatte sich rittlings auf einen Stuhl gesetzt, eine Zigarre angezündet und starrte den Inspektor qualmend an.

»Nick, tu mir den einzigen Gefallen und stiere mich nicht so an – du siehst gerade blödsinnig dumm aus!«, keuchte McClusky, nachdem er sich von einem unbändigen Lachanfall erholt hatte. »Du bist und bleibst einzig … diese Maske … einfach großartig! Wir unterhalten uns doch nun schon eine Zeitlang, und doch suche ich immer noch vergeblich in deinen Zügen nach irgendeiner Ähnlichkeit.«

»Well, es soll mich freuen, wenn dies auch anderen Personen so geht«, bemerkte Nick Carter gelassen. »Doch du wolltest mir von Senorita Inez Navarro erzählen.«

»Erzählen? Das hast du dir nur eingebildet … Alles, was ich sagen kann, ist: Sie ist das entzückendste, liebreizendste und schönste Geschöpf, das …«

»Ach, du lieber Himmel!«, unterbrach ihn der Detektiv auflachend. »Nun fängst du alter Sünder auch noch zu schwärmen an … wenn das deine Frau hörte! … Doch im Ernst gesprochen, George, wenn die Geschichte so weiter geht, dann fange auch ich an diese wunderbare Schönheit zu glauben an … es mag sogar sein, dass ich mich in sie verliebe, bevor ich sie überhaupt gesehen habe!«

»Well, Nick, du bist ein unverbesserlicher Spötter«, meinte Inspektor McClusky, »doch in diesem Fall mit Unrecht … Miss Navarro ist wirklich eine seltene, hinreißende Schönheit, und du wirst meinem Urteil beipflichten, sobald du sie gesehen haben wirst.«

»Möglich«, brummte Nick trocken. »Doch sie kann nicht nur in Schönheit prangen, wie etwa der Morgenstern … sie muss doch sonst noch etwas sein …«

»Sie ist zwanzig Jahre alt …«

»Kunststück, das war ich auch einmal«, gab der Detektiv lachend von sich.

»So höre doch! Sie lebt mit Vater und Stiefmutter in dem bewussten Haus. Ihr Vater ist invalide und ans Zimmer gefesselt, wenn auch nicht gerade bettlägerig. Ihre Mutter dagegen scheint eine Weltdame zu sein, welche den größten Teil des Jahres mit dem Besuchen hochstehender Freunde verbringt und sich kaum im Haushalt ihres bedeutend älteren Gatten sehen lässt … gegenwärtig soll sie in Europa weilen und auf Besuch bei einer englischen Peersfamilie sein.«

»Und das Mädchen – Inez?«

»Steht erhaben über jeglichem Verdacht, soweit ich es wenigstens zu beurteilen vermag«, versetzte der Inspektor. »Ihre Freundschaft mit Carruthers und ihr Ausharren an seiner Seite während der Gerichtsverhandlung ist der einzige Schatten, der auf sie fallen könnte … Sie muss mit leidenschaftlicher Liebe an ihm hängen. Ich habe Richter Pool, welcher dem Gerichtshof präsidierte, gesprochen. Ihm sagte sie, dass sie heimlich verlobt mit Carruthers sei. Er wollte ihre Bitte, neben dem Angeklagten sitzen zu dürfen, rundweg abweisen … doch sie wusste so lange und innig in ihn zu dringen, bis er ihrem Flehen und ihren Tränen nicht länger widerstehen konnte und ihren Wunsch erfüllte.«

»Er hätte auch was Besseres tun können!«, brummte Nick spöttisch. »Well, du hast trotzdem diesen Ausbund an weiblicher Schönheit und Tugend beobachten lassen?«

»Selbstverständlich, Nick.«

»Nun, was hat dein Mann herausgebracht?«

»Nichts«, gestand der Inspektor unter einem Achselzucken.

»Well, das ist wenig«, erwiderte Nick. »Sie muss doch mal irgendwohin gegangen sein oder …«

»Nichts von alledem. Seit ihrer Freilassung hat sie das Haus nicht ein einziges Mal verlassen … also seit etwa 40 Stunden, denn vorgestern Abend wurde sie aus der Haft entlassen.«

»Du nimmst natürlich an, dass sie bei der Befreiung dieses Carruthers die Hand im Spiel hat?«

Inspektor McClusky schüttelte mit dem Kopf. »Ich nahm es zuerst an – doch offen gestanden, ich glaube nicht mehr daran … Miss Navarro ist schuldlos.«

»Für was hältst du sie dann?«

»Für ein liebenswürdiges, romantisch veranlagtes, schwärmerisches Mädchen, das in Morris Carruthers den Herrlichsten von allen erblickt und rettungslos in ihn verliebt ist … dass sie darauf bestand, in öffentlicher Gerichtsverhandlung neben ihm zu sitzen, beweist am besten ihre Überspanntheit und den geradezu rührenden Glauben an die Unschuld des geliebten Mannes.«

»Na ja, das klingt alles sehr einleuchtend, nur schade, dass ich es nicht glauben kann!«, bemerkte Nick Carter trocken, indem er seine Zigarre weglegte.

»Aber warum nicht, Nick … ich habe doch auch Augen im Kopf und versichere dir …«

»Well, das unschuldige Lamm war damals ziemlich schnell mit ihrem Revolver zur Hand.«

»Was soll das heißen?«, entgegnete der Inspektor erstaunt. »Von welchem Revolver sprichst du …?«

»Ach so, davon sagte ich dir wohl gar nichts«, rief der Detektiv lachend. »Well, ich verhaftete neulich doch diesen Carruthers, und zwar gerade auf der Fronttreppe des Navarroschen Hauses und mit dem Glockenschlag 11 Uhr nachts. Ich sah mich genötigt, Carruthers einen kunstgerechten Linkshänder unter das Kinn zu versetzen … und im selben Moment schoss jemand durch die angelegte Tür auf mich. Die Kugel ging haarscharf an meinem Kopf vorüber. Ich konnte gerade noch ein Frauenzimmer stehen sehen. Im selben Moment wurde auch schon die Tür zugeschlagen und von innen verriegelt. Ich legte auf den damaligen Vorfall kein Gewicht. Nun, wo dieselbe Donna so führend treu neben Morris Carruthers im Gesichtssaal saß und dieser zu flüchten vermochte, erscheint mir mein damaliges Abenteuer in ungleich bedenklicherem Licht.«

Inspektor McClusky schaute betroffen drein. »Das ist allerdings merkwürdig!«, versetzte er. »Es will sich mit meinen Beobachtungen absolut nicht vereinbaren lassen … und du kannst dich wirklich nicht irren, Nick?«, erkundigte er sich von Neuem. »Inez Navarro schoss wirklich auf dich, als Ihr Morris Carruthers gefangen nahmt … und sie schoss mit der Absicht, dich zu töten?«

»Da kannst du dein gesegnetes Leben darauf wetten«, bemerkte Nick in seiner trockenen Manier. »Wir waren doch in jener Nacht als Hindus verkleidet und trugen faltige Turbans … diesen fegte ihre Kugel mir vom Kopf, und mir waren die Haare versengt. Das genügt wohl, glaube ich.«

»Man täuscht sich in nichts mehr als in den Menschen!«, seufzte Inspektor McClusky, der gedankenvoll im Zimmer auf- und niedergeschritten und nun vor dem Freund wieder stehen geblieben war. »Das lässt fast darauf schließen, dass sie bei der Flucht aus dem Gerichtssaal doch die Hände im Spiel gehabt hat …«

»Well, ich behaupte sogar, sie hat den ganzen Fluchtplan ausgeheckt, und unter ihrer Oberleitung ist er auch ausgeführt worden.«

»Meinst du das wirklich?«, fragte der Inspektor, immer noch zweifelnd.

Der Detektiv lachte nur überlegen auf.

»Höre, mein lieber George, diese Schönheit scheint es mit ihrem seelenvollen Augenaufschlag wirklich verstanden zu haben, dich um deine Überlegung zu bringen«, bemerkte er sarkastisch. »Ich meine, die Tatsachen sprechen schon deutlich genug. Der Mann, welcher den Carruthersschen Stuhl einnahm, war – wie er klar nachgewiesen hat – ein einfacher Farmer, der nie zuvor in New York gewesen ist. Als diese unschuldige Inez ihn erblickte, schrie sie auf und wurde ohnmächtig. Das war für den Augenblick sehr wirksam, indem dies nämlich neue Verwirrung im Gerichtssaal hervorbrachte und diesem Carruthers einen weiteren Vorsprung verschaffte – aber es war nur eine Komödie. Dann waren drei Ärzte zur Stelle, welche der Frau mit dem epileptischen Anfall zu Hilfe eilten und im Korridor solange an ihr herumarbeiteten, bis niemand mehr auf sie und ihre Patientin achtete. Dann verschwanden sie prompt mit dieser und wurden nicht wieder gesehen. Also auch Helfershelfer, die sich ihrer Aufgabe geschickt entledigten. Ebenso spurlos verschwanden auch die Händelsucher, welche die Prügelei im Gerichtssaal veranstalteten. Als man sie verhaften wollte, da waren sie über alle Berge. Kurzum, all diese Vorkommnisse beweisen, dass es sich durchaus nicht um eine zufällige Ruhestörung handelte, welche der Gefangene zu seiner Flucht geistesgegenwärtig ausnutzte, sondern um einen aus langer Hand vorbereiteten und auf das Sorgfältigste einstudierten und zur Ausführung gebrachten Befreiungsputsch, der denn auch vortrefflich gelungen ist.«

Nick Carter sprang auf und reichte dem Inspektor die Hand.

»Nanu?«, meinte dieser erstaunt. »So plötzlich willst du aufbrechen?«

»Allerdings, George, denn mir kribbelt es in den Händen, und ich brenne darauf, diese Miss Inez Navarro von Angesicht zu sehen. Sie und nur sie ist die Urheberin des ganzen Putsches – und überdies erinnere ich mich nun eines Briefes, den ich in einem unbewachten Augenblick aus der Brieftasche dieses Morris Carruthers entwenden konnte – er stammte von ihm und war an Inez Navarro berichtet – und sein Inhalt war ein solch vertraulicher und nahm derartig unbefangen auf die von ihm verübten Verbrechen Bezug, dass ich mit meiner Behauptung nicht zu weit gehe: Dieses schöne Mädchen ist nicht, wofür sie sich ausgibt – sie ist nicht nur die Geliebte, sondern auch die Helfershelferin dieses Morris Carruthers bei seinen schändlichen Verbrechen – und das will und muss ich herausbekommen, ehe ich noch um viele Stunden älter geworden bin!«, setzte er mit blitzenden Augen hinzu, während er entschlossen mit dem Fuß aufstampfte.

»Well, Nick, alles was ich sagen kann, ist: Verbrenne dir die Finger nicht«, brummte Inspektor McClusky. »Diese junge Frau scheint mir nicht nur verführerisch schön, sondern auch höchst gefährlich zu sein.«

Doch der Detektiv schüttelte nur mit wildem Lachen den Kopf.

»Ob schön oder hässlich, ob Mann oder Frau, das gilt mir gleich – für mich existieren nur zwei Menschenklassen: Verbrecher und anständige Leute. Ist sie tatsächlich schuldig, was ich sehr bald ergründet haben werde, dann soll all ihre Schönheit sie nicht vor dem Schicksal bewahren, erbarmungslos zur Strecke gebracht und vor aller Welt entlarvt zu werden. Ich bin es satt geworden, mich mit Carruthers immer wieder abärgern zu müssen – und ich gehe nun mit dem Vorsatz, ein für alle Mal der fatalen Angelegenheit ein Ende zu machen. Good bye, George!«

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