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Blutrosen – 4 – Der Kartäuser

Blutrosen
Schauererzählungen
frei nach dem Französischen des Eugène Sue, Alexandre Dumas d. Ä, Honoré Balzac, Victor Hugo und andere
Verlags-Comptoir. Breslau. 1837
Druck von M. Friedländer in Breslau
Erster Teil

Der Kartäuser

Nachdem wir das ganze Kloster der Kartäuser von St. Laurent durchschritten hatten, fragte mich mein Führer, ob ich auch den Kirchhof mir ansehen wollte; freilich wäre es schon sehr spät am Abend, meinte er. Doch was er für ein Hindernis hielt, das war gerade für mich ein besonderer Reiz, und mit Vergnügen nahm ich sein Anerbieten an. Als er die Tür des Kirchhofes geöffnet hatte, sahen wir auf demselben einen Kartäuser, der sich sein Grab grub. Einen Augenblick blieb ich bei diesem Anblick unbeweglich, dann fragte ich meinen Führer, ob ich wohl mit diesem Mönch sprechen dürfe. Er meinte, dies wäre mir nicht verboten. Ich bat also meinen Führer, sich zurückzuziehen. Diese Bitte schien ihm sehr lieb zu sein, er war zum Umsinken müde, und so blieb ich allein.

Ich wusste nicht recht, wie ich mein Gespräch mit dem Mönch beginnen sollte. Ich ging näher, er wendete sich um, stützte sich auf seine Hacke und erwartete meine Anrede.

Ich begann: »Mein Vater! Sie haben da sehr spät eine traurige Arbeit vor! Bedürfen Sie nach Ihren Kasteiungen nicht während der wenigen Stunden, die das Gebet Ihnen übrig lässt, der Ruhe?« Da ich bemerkte, dass der Mönch noch ein junger Mann war, und setzte hinzu: »Auch scheint die Arbeit, welche Sie hier machen, eben nicht dringend zu sein.«

»O mein Sohn«, antwortete der Mönch in einem väterlichen und traurigen Ton, »hier sterben nicht die Ältesten zuerst, nicht nach der Zahl der Jahre steigt man hier ins Grab, und wenn ich mir das meine gegraben habe, dann erlaubt mir der allbarmherzige Gott vielleicht bald mich hinein zu legen.«

»Ihre Wünsche mein Vater sind sehr trauriger Art. Sie haben wohl viel gelitten?«

»Ich leide täglich.«

»Ich glaubte, dass in diesen Mauern nur Ruhe wohne.«

»Gewissensbisse dringen überall ein.«

Ich betrachtete den Mönch genauer und erkannte nun in ihm denjenigen, welchen ich beim Besuch der Kirche schluchzend vor dem Altar hatte liegen sehen.

Auch er erkannte mich. Er sagte: »Sie waren diese Nacht in der Frühmette?«

»Ja ich stand neben Ihnen. Ich sah Sie weinen und dachte, das Gott Mitleid mit Ihnen habe, weil er Ihnen Tränen schenkte.«

»Ja, o ja, seit er mir diese gab, hoffe ich auch, dass sein Zorn nachlassen werde.«

»Versuchten Sie nie durch Mitteilung an einen Ihrer Brüder Ihren Kummer zu lindern?«

»Hier trägt jeder die eigene schwere Bürde!«

»Es müsste Ihnen aber Erleichterung verschafft haben.«

»Ich glaubte das auch.«

»Man gewinnt doch immer, wenn ein Herz uns beklagt; eine Hand die unsere drückt.«

Hier ergriff ich seine Hand und drückte sie. Er zog sie langsam zurück, kreuzte seine Arme über der Brust und blickte mir fest ins Gesicht, um in meinen Augen zu lesen, was in meinem Herzen vorging.

»Ist dies Teilnahme oder nur Neugier?«, fragte er bedeutsam.

Wehmut erfüllte meine Brust. Ich antwortete: »Ihre Hand, mein Vater, leben Sie wohl!«

Ich wollte gehen. Er ergriff meine Hand und sprach: »Ja, Gott hat Sie zu mir gesandt, ich will nicht den Trost von mir weisen, ich will Ihnen vertrauen. Sie sind der Erste, der meine Hand gedrückt hat seit sechs Jahren, ich danke Ihnen. Doch hören Sie meine Erzählung, ohne mich zu unterbrechen, hören Sie alles, was auf meinem Herzen lastet. Und wenn ich am Ende bin, dann gehen Sie bald, ohne nach meinem Namen zu fragen, ohne dass ich den Ihren weiß; dies ist das Einzige, um welches ich Sie bitte.«

Nachdem ich dies feierlich versprochen hatte, setzten wir uns auf das eingefallene Grab eines der Ordensgeneräle.

Er stützte einen Augenblick den Kopf auf beide Hände, dann erhob er ihn wieder und begann: »Mein Vaterland und meinen Wohnort zu nennen, ist unnötig. Sieben Jahre sind seit der Begebenheit vergangen, die ich Ihnen nun erzählen will. Ich war damals 24 Jahr alt, reich und von vornehmer Familie. Von der hohen Schule gekommen, trat ich in die große Welt, mit einem festen entschlossenen Charakter, feurigen Kopf und einem Herz voller Leidenschaft; ich hegte die Überzeugung, dass Ausdauer und Gold nie lange Widerstand finden. Meine ersten Abenteuer bestärkten mich in meiner Meinung.

Anfang Frühling 1823 war ein Landgut zu verkaufen, nahe gelegen dem meiner Mutter.

General M… kaufte es. Ich hatte den General gekannt, als er noch unvermählt war. Es war ein ernster, strenger Mann, den der Anblick vieler Schlachten daran gewöhnt hatte, die Männer als Einheiten und die Frauen als Nullen zu betrachten. Ich freute mich nicht sonderlich auf das Vergnügen, welches eine solche Nachbarschaft versprach.

Der General machte uns den Antrittsbesuch und stellte dabei seine junge Frau meiner Mutter vor.

Mein Herr, Sie kennen sicher die Welt, ihre sonderbare Moral, ihre Grundsätze von Ehre, die das Vermögen des Nachbars respektieren, und ihm seine Frau zu rauben gestatten, das sein ganzes Glück ist. Seit dem Augenblick, wo ich die Frau des Generals gesehen hatte, vergaß ich den würdigen Charakter ihres Gemahls, seine so Jahre, den Ruhm, den er so schwer, so teuer erkauft, seine Wunden, die Verzweiflung seiner alten Tage, ich vergaß alles und dachte nur an das eine: Carolines Besitz! Denn Caroline war eines der reizendsten, bezauberndsten Wesen, welche jemals die Natur hervorgebracht hatte.

Die Güter meiner Mutter und die des Generalsgrenzten aneinander, dies gab einen Vorwand zu öfteren Besuchen; der General fühlte väterliche Freundschaft für mich, und ich Undankbarer! Ich sah in der Freundschaft dieses Mannes nur ein Mittel, ihm das Herz seiner Frau zu rauben.

Caroline war schwanger; der General war stolzer auf seinen künftigen Erben als auf alle seine gewonnenen Schlachten. Seine Liebe zu seiner Gattin hatte einen höheren, mehr väterlichen Charakter angenommen. Caroline war gegen ihn grade so, wie eine Frau es sein muss, die, wenn sie ihren Gatten auch nicht liebt und glücklich macht, ihm doch keinen Grund zur Unzufriedenheit gibt. Ich hatte diese Stimmung genau beobachtet; ich war überzeugt, dass sie ihren Mann nicht liebte. Deshalb fiel mir sehr auf, dass sie meine Bewerbung zwar artig, aber so kalt aufnahm. Sie suchte nie meine Gesellschaft; ein Beweis, dass diese ihr kein Vergnügen mache; sie vermied mich auch nicht, ein Beweis, dass sie mich nicht fürchtete. Meine Augen, immer auf sie gerichtet, trafen öfter die ihren, wenn sie, zufällig von ihrer Arbeit oder von ihrem Piano aufsah. Es schien aber, als hätten meine Blicke den Zauber verloren, den doch früher mehrere Frauen in ihnen gefunden haben wollten.

So verging der Sommer; mein Verlangen hatte sich in wahre heiße Liebe verwandelt. Carolines Kälte war eine Aufforderung; ich nahm sie mit all dem Feuer an, das in meinem Charakter lag. Da sie das erste Geständnis meiner Liebe mit einem so ungläubigen sonderbaren Lächeln erwiderte, so war es mir unmöglich, ihr ein zweites mündliches Geständnis zu geben. Daher beschloss ich, ihr zu schreiben. Eines Abends wickelte ich einen Brief in ihre Stickerei, und als sie den folgenden Morgen diese aufrollte, beobachtete ich sie scharf, indem ich mit dem General plauderte. Ich sah, wie sie die Aufschrift ohne zu erröten betrachtete, und ohne Verlegenheit mein Billett in die Tasche steckte. Nur ein fast unmerkliches Lächeln bemerkte ich an ihren Lippen.

Den ganzen Tag über sah ich, dass sie die Absicht hatte, mit mir zu sprechen, allein ich wich ihr aus. Den folgenden Morgen weckte mich der General schon früh gegen sechs Uhr. Er war zur Jagd gekleidet und schlug mir eine Jagdpartie vor.

Sein Erscheinen, welches ich nicht erwartet hatte, machte mich anfangs verlegen, allein er war ruhig und sprach mit seiner gewöhnlichen Gutmütigkeit, sodass ich mich bald wieder fasste. Ich nahm seine Einladung an, und wir gingen.

Wir sprachen von gleichgültigen Dingen, bis wir anhielten, um unsere Gewehre zu laden. Während dies geschah, sah der General mich fest an. Sein Blick machte mich verlegen.

Nach einer kleinen Pause sagte er: ›Sie sind doch ein rechter Narr, sich in meine Frau zu verlieben.‹

Man kann denken, wie mir bei dieser Anrede zumute wurde.

›Ich General?‹, antwortete ich bestürzt.

›Ja, Sie. Leugnen Sie nicht, die Lüge schändet einen Mann von Ehre, und ich halte sie für einen solchen.‹

›Aber, wer hat Ihnen gesagt …?‹

›Wer? Nun wer sonst als meine Frau? Sehen Sie hier den Brief, den Sie ihr geschrieben haben.‹

Er hielt mir den Brief hin. Der Schweiß trat mir auf die Stirn. Da er sah, dass ich den Brief nicht bald nahm, drückte er ihn zusammen und machte einen Pfropf zu seiner Flinte daraus. Nachdem dies geschehen war, legte er mir die Hand auf die Schulter. ›Ist das auch wirklich wahr, was sie da geschrieben haben?‹, sprach er langsam und ernst. ›Leiden Sie wirklich so sehr, wie Sie es geschildert haben? Sagen Sie mir die reine Wahrheit!‹

›Würde ich wohl sonst Entschuldigung verdienen?‹, antwortete ich.

›Nun dann, Freund‹, sagte er in seinem gewöhnlichen Ton, ›dann müssen Sie fort, reisen, nach Italien oder nach Deutschland, und nicht eher wiederkommen, bis Sie geheilt sind.‹

Ich reichte ihm die Hand, und er drückte sie mir herzlich. ›General, ich reise morgen ab‹, sagte ich.

›Ich brauche Ihnen wohl nicht erst zu sagen, dass, wenn Sie Geld oder Empfehlungen nötig haben, ich gern …‹

›Ich danke Ihnen.‹

›Ich biete Ihnen das an als ein Vater; wenn Sie dessen nicht benötigt sind, gut. Jetzt wollen wir unsere Jagd vornehmen. Nichts weiter davon.‹

Wenige Schritte vor uns stieß ein Huhn auf. Der General schoss und ich sah meinen Brief im Gras glimmen.

Um fünf Uhr kamen wir ins Schloss zurück. Ich wollte nicht mit hineingehen, allein der General bestand darauf, dass ich ihn begleiten solle.

›Hier, unser junger Freund‹, sagte er zu seiner Frau, als wir in den Saal traten, ›will Abschied nehmen. Er reist morgen nach Italien.‹

›Ei, wirklich‹, sagte Caroline, von ihrer Stickerei aufblickend. Ihr Blick traf den meinen, sie hielt ruhig einige Sekunden diesem aus und fuhr dann in ihrer Arbeit fort. Man sprach nun von meiner Abreise. Niemand konnte die Ursache davon erraten. Die Generalin behandelte mich mit Artigkeit. Abends nahm ich von allen Abschied, der General begleitete mich bis ans Ende des Parkes. Ich war ungewiss, ob ich beim Abschied von seinem Schloss nicht mehr Hass als Liebe gegen seine Frau fühlte.

Ein ganzes Jahr reiste ich, besuchte Neapel, Rom, Venedig und wunderte mich, dass diese Leidenschaft, die ich für ewig hielt, jeden Tag mehr aus meinem Herzen wich. Endlich war ich dahin gekommen, sie nur als eines der gewöhnlichen Liebesabenteuer anzusehen, welche in dem Leben eines jungen Mannes so häufig vorkommen, und an die man sich von Zeit zu Zeit erinnert, bis man sie endlich ganz vergisst.

Ich kehrte über den Mont-Cenis nach Frankreich zurück. Als ich nach Grenoble kam, machte ich mit einem jungen Mann, den ich in Florenz getroffen hatte, eine Partie zu der Kartause. Ich sah dieses Kloster, in welchem ich nun sechs Jahre bin, und sagte lächelnd zu Imanuel (so nannte sich mein Reisegefährte) dass ich, wenn ich dieses Kloster gekannt hätte, da ich noch verliebt gewesen war, dort Mönch geworden wäre.

In Paris angekommen, fand ich daselbst alle meine alten Bekannten wieder, ich begann dasselbe Leben, wie ich es früher geführt hatte, bevor ich Madame M. kennen lernte. Meine Mutter hatte sich, nachdem ich meine Reise angetreten hatte, auf dem Land gelangweilt, ihr Landgut verkauft und war nach Paris gezogen. Auch der General war mit seiner Frau dort. Ich sprach ihn; er war mit meinem Betragen zufrieden und lud mich ein, seine Frau zu besuchen. Ich nahm es an, in der Überzeugung, sie sei mir ganz gleichgültig geworden.

Als ich in das Haus des Generals trat, empfand ich zwar eine kleine Beklemmung, doch die Bewegung in die ich geriet, war von so geringer Bedeutung, dass sie mich gar nicht beunruhigte. Madame M. war ausgegangen.

Einige Tage darauf ritt ich ins Gehölz von Boulogne. Dort traf ich den General und seine Gemahlin. Ich fand Caroline schöner, als ich sie verlassen. Als ich sie kennen lernte, hatte der Anfang ihrer Schwangerschaft sie angegriffen, nun aber war mit ihrer Gesundheit auch ihre frische Farbe zurückgekehrt.

Mit einem teilnehmenderen Ton als sonst, redete sie mich an, und als ich ihre dargebotene Hand nahm, fühlte ich sie in der meinen zittern. Ein Schauer durchbebte mich; ich sah sie an, sie schlug die Augen nieder. Ich ließ mein Pferd im Schritt gehen und ritt neben ihr her. Der General lud mich ein, ihn auf seinem Gut zu besuchen, wohin er in einigen Tagen mit seiner Frau gehen würde.

Er drang umso stärker darauf, weil wir das unsrige nicht mehr besaßen. Ich entschuldigte mich, aber Caroline wandte sich zu mir und sagte: ›Wir rechnen bestimmt auf Ihren Besuch.‹ Ich antwortete nichts und verfiel in tiefe Träumereien. Es war nicht mehr dieselbe Frau, die ich vor einem Jahr gesehen hatte. Sie sagte zu ihrem Mann: ›Der Herr fürchtet sich bei uns zu langweilen. Gestatten Sie ihm doch, ein paar gute Freunde mitzubringen, vielleicht kommt er dann.‹

›Potz Tausend! Das steht ihm frei‹, entgegnete der General.

›Ich danke, Herr General‹, erwiderte ich, etwas zerstreut, ›ich habe Verbindungen …‹

›Die Sie unserer Gesellschaft vorziehen‹, fiel Caroline ein, ›wirklich das ist sehr artig.‹ Sie begleitete diese Worte mit einem jener Blicke, für die ich vor einem Jahr mein Leben gegeben hätte. Ich versprach zu kommen.

In Paris hatte ich die Bekanntschaft mit dem jungen Mann, den ich in Florenz kennen lernte, fortgesetzt. Den Abend vorher, ehe ich reisen wollte, kam er zu mir und fragte, wohin ich reise. Ich sagte es ihm.

›Ach‹, versetzte er, ›das ist doch sonderbar, bald hätte ich Sie dort getroffen. Einer meiner Freunde wollte mich dem General vorstellen. Aber mein Freund musste jetzt in die Normandie reisen, um die Erbschaft eines verstorbenen Oheims zu erheben. Das ist mir umso unangenehmer, wie es für mich ein wahres Vergnügen gewesen wäre, mit Ihnen dort zusammen zu sein.‹

Nun fiel mir ein, dass mir der General das Anerbieten gemacht hatte, einen guten Freund mitzubringen. Ich bot Imanuel an, ihn beim General einzuführen, und er nahm es freudig an.

Gegen ein Uhr des Nachmittags kamen wir auf dem Schloss des Generals an. Die Damen waren im Park; dort suchten wir sie auf. Als sie uns sahen, schien es mir, als ob Madame M. erblasse. Sie redete mich mit einer Bewegung an, die mir nicht unbemerkt bleiben konnte. Der General empfing Imanuel mit Herzlichkeit, doch seine Gemahlin empfing ihn mit Kälte.

›Sie sehen‹, sagte sie zu ihrem Mann, indem sie auf Imanuel zeigte, der uns eben den Rücken zugekehrt hatte, ›dass der Herr Ihrer Erlaubnis, einen guten Freund mitzubringen, bedurfte, um uns seinen Besuch zu machen.‹

Ehe ich antworten konnte, wandte sie sich ab von mir und sprach mit einer andern Person. Bei Tisch bekam ich einen Platz neben ihr; keine Spur übler Laune war mehr an ihr zu merken. Sie war höchst liebenswürdig. Nach dem Kaffee schlug der General einen Spaziergang in dem Park vor. Ich bot Caroline den Arm, und sie nahm ihn an. Ich schwamm in Entzücken. Eines ganzen Jahres hatte ich bedurft, um meine Leidenschaft verschwinden zu sehen, nun reichte ein einziger Tag hin, um sie mit verdoppelter Stärke wieder erwachen zu lassen. Nie hatte ich Caroline so geliebt, wie ich sie nun liebte. Die folgenden Tage war ihr Betragen gegen mich ganz ebenso, nur vermied sie jedes Alleinsein mit mir. Darin fand ich einen Beweis, dass sie ihre Schwäche gegen mich fürchte, und meine Liebe zu ihr wurde wo möglich noch heftiger.

Dringende Geschäfte riefen den General nach Paris. Als er seiner Frau dies mitteilte, schien es mir, als ob ein Strahl von Freude in ihren Augen glänzte, und ich sagte zu mir selbst: Dank dir, heiß geliebte Caroline! Die Abreise des Gatten macht dir nur Freude, weil sie dir mehr Freiheit schenkt. O, wie wollen wir beide alle Stunden und Minuten dieser Abwesenheit benutzen!

Der General fuhr am Nachmittag ab. Wir begleiteten ihn bis an das Ende der Allee. Caroline hatte wie gewöhnlich auf dem Rückweg meinen Arm genommen. Sie schien mir so heftig bewegt zu sein, ihr Atem war heiß, ich fühlte ein leises Zittern ihres Körpers. Ich sprach von meiner Liebe, und sie wurde nicht böse, und als sie mir endlich zu schweigen gebot, war ihr Blick so wenig ernst, so schmachtend, dass er ganz ihren Worten wiedersprach.

Wie ein Traum verging der Abend. Wir spielten, ich weiß nicht mehr was, aber ich saß neben ihr, bei jeder ihrer Bewegungen streiften ihre Haare mein Gesicht, wie oft berührte ich ihre Hand, ihre Arme … wie Feuer brannte es in meinen Adern.

Es war spät geworden, wir mussten uns trennen. Zu meinem Glück fehlte weiter nichts, als dass Caroline mir wiederholte, was ich ihr so oft zugeflüstert hatte: ›Ich liebe dich!‹ Glücklich, froh und stolz wie ein König ging ich auf mein Zimmer. Morgen wird die schönste Blume der Welt, der unschätzbarste Diamant, ja morgen, wird Caroline mein. Mein! In diesem Wort lag für mich die ganze Seligkeit.

Wie ein Wahnsinniger lief ich im Zimmer auf und ab. Es war mir, als sollte ich ersticken. Endlich legte ich mich nieder, aber ich konnte nicht schlafen, ich war zu glücklich. Ich stand wieder auf, trat an das Fenster und öffnete es. Das Wetter war herrlich; am Himmel glänzte hell ein zahlloses Heer von Sternen, die Luft war so lau, so würzig. Vor mir lag der Park, in dem wir so oft lustwandelten, ich konnte ja im Sand die Spuren ihrer Füße neben den meinen sehen. Ich konnte das Plätzchen aussuchen, wo ich neben ihr saß, wo ich so unendlich selig war; ich stürzte hinaus.

Nur zwei Fenster der ganzen Front des Schlosses waren erleuchtet. Es war ihr Zimmer. Ich lehnte mich an einen Baum und richtete meine Augen auf ihre Vorhänge. Ich sah einen Schatten, sie hatte sich noch nicht zu Bett gelegt; sie wachte, vielleicht wie ich, voll Gedanken und Wünschen der Liebe … Caroline, o Caroline!

Sie blieb unbeweglich und schien zu horchen. Plötzlich wendete sie sich nach der Tür, die nahe am Fenster war. Ein anderer Schatten erschien neben dem ihren …

die beiden Schatten berührten sich … sie schmolzen ineinander … das Licht erlosch … ich stieß einen Schrei aus … mein Atem stockte.

Hah! Es war nur ein Traum, ein böser Traum, ich hatte nicht recht gesehen … mein Auge starrte zu den dunklen Vorhängen, durch die mein Blick nicht dringen konnte.«

Der Kartäuser ergriff meine Hand und drückte sie konvulsivisch. »O mein Herr«, fragte er, »waren Sie je eifersüchtig?«

»Sie töteten ihn also!«, versetzte ich.

Er lachte krampfhaft und Schluchzen unterbrach sein Lachen. »O, wie liebte ich diese Frau so sehr«, fuhr er fort, »den letzten Hauch meines Lebens hatte ich mit Freuden für sie geopfert, jeden Tropfen meines Blutes, meine ganze Seele! Diese Frau hat mich elend gemacht, verloren für diese und für jene Welt! Ich werde sterben, und sie, nicht Gott, wird mein letzter Gedanke sein.

Seit 6 Jahren bin ich hier lebendig begraben, ich hoffte, der Tod, der hier seine Wohnung hat, wird auch meine Liebe töten. Es ist kein Tag vergangen, an dem ich mich nicht in meiner Zelle im Staub wälzte, keine Nacht, wo ihre Mauern nicht von meinem Stöhnen widerhallten. Ach, die Schmerzen des Körpers vermochten nicht diesen Wahnsinn der Seele zu überwinden.«

»Also Sie haben ihn niedergestoßen?«

»O! Das war mir zu wenig«, erwiderte er. »Es gab nur sein Mittel, Gewissheit zu erlangen. Ich musste den Tag erwarten, ich musste an dem Gang, der zu ihrem Zimmer führte, harren, um zu sehen, wer es verlassen würde.

Wie lange ich wartete, ich weiß es nicht; Freude und Verzweiflung berechnen die Zeit nicht. Der Morgen fing zu dämmern an, als die Tür sich öffnete. Ich hörte Carolines Stimme. Und ob sie gleich leise sprach, vernahm ich doch: ›Lebe wohl, mein Imanuel, mein innigst Geliebter! Lebe wohl bis morgen!‹

Die Tür schloss sich wieder. Imanuel ging an mir vorüber; er hätte das Pochen meines Herzens hören können.

In mein Zimmer zurückgeeilt, warf ich mich in Verzweiflung auf den Boden, sann auf Mittel, mich zu rächen, rief die Hölle um Beistand bei dieser Wahl an und er wurde mir gegeben. Ich fasse einen Vorsatz, bei dem ich stehen blieb, und wurde nun ruhiger. Ich ging zum Frühstück hinunter. Caroline stand am Spiegel und ordnete ihr Haar. Ich trat hinter sie, sie erblickte mein Bild im Spiegel. Ich mochte wohl sehr blass, sehr verstört aussehen, denn sie erschrak und kehrte sich mit der Frage zu mir: ›Was fehlt Ihnen?‹

›Nichts, gnädige Frau, ich schlief nicht gut.‹

›Und was hat denn Ihre Ruhe gestört?‹, fragte sie lächelnd.

›Als ich gestern Abend von Ihnen ging, erhielt ich einen Brief, der mich nach Paris ruft.‹

›Wollen Sie lange bleiben?‹

›Nur einen Tag.‹

›Nun, ein Tag vergeht schnell.‹

›Es ist ein Jahr oder eine Stunde.‹

›Und wozu rechnen Sie den gestrigen?‹

›Für den Glücklichsten, gnädige Frau; einen solchen Tag hat man nur einmal im Leben. Hat man den Gipfel des Glückes erreicht, dann kann es nicht höher steigen, es muss fallen.‹

›Ei, ei, Sie sehen Gespenster‹, sagte sie, nahm meinen Arm und wir gingen in den Speisesaal. Ich sah mich nach Imanuel um. Er war schon früh auf die Jagd gegangen.

O, ihre Maßregeln waren so gut getroffen, dass man sie auch nicht auf einem Blick ertappen konnte.

Nach dem Frühstück bat ich Caroline um die Adresse ihres Musikalienhändlers, weil ich einige Romanzen kaufen wolle. Sie nahm ein Stückchen Papier, schrieb die Adresse darauf und gab es mir. Das war eben, was ich haben wollte.

Ich hatte mein Pferd satteln lassen, statt meinen Tilbury zu nehmen; es musste rasch gehen. Caroline trat an die Stufen des Hauses und sah mich fortreiten. Solange Sie mich erblicken konnte, ritt ich im Schritt. Als der Weg sich aber wandte, ließ ich mein Pferd im gestreckten Galopp gehen, und nach ein paar Stunden war ich in Paris.

Dort angekommen, ging ich sogleich zu meinem Bankier und ließ mir 30.000 Franc geben. Von da eilte ich zu Imanuels Wohnung und fragte nach seinem Bedienten.

Man rief ihn. Ich schloss hinter ihm die Tür zu und fragte ihn: ›Jakob, willst du 20.000 Franc verdienen?‹

Jakob machte große Augen. ›Zwanzigtausend Franc?‹, fragte er erstaunt.

›Ja, 20,000 Franken. Wenn ich mich nicht in dir irre, so tätest du für solchen Preis etwas viel Schlimmeres, als ich von dir verlangen werde.‹

›Zwanzigtausend Franken!‹, wiederholte Jakob. ›Da bin ich geborgen für immer. Sprechen Sie mein Herr, ›ich stehe ganz zu Ihrem Befehl!‹

›Höre!« Ich zog die Adresse, welche Caroline mir gegeben hatte, aus der Tasche und zeigt sie ihm. ›Dein Herr empfängt Briefe von dieser Hand, nicht wahr?‹

›Ja, mein Herr.‹

›Wo tut er sie hin?‹

›In jenen Schreibtisch.‹

›All diese Briefe muss ich haben. Hier sind 1000 Franc Handgeld, und wenn du mir die Briefe bringst, bekommst Du die übrigen 19.000!«

Jakob besann sich, dann sagte er entschlossen: ›Wo wollen Sie mich erwarten.‹

›In meiner Wohnung.‹

Kaum war eine Stunde verflossen, so kam Jakob zu mir und brachte mir ein starkes Paket Briefe. Sie waren von Caroline geschrieben. Ich gab ihm sein Geld, und vergnügt ging er fort. Nun schloss ich mich ein. Mit Gold habe ich diese Briefe aufgewogen, mein Blut würde ich darum gegeben haben, wären sie an mich gerichtet gewesen.

Imanuel war seit zwei Jahren Carolines Geliebter. Er kannte sie schon als Mädchen. Als sie sich verheiratete, verreiste er. Das Kind, auf welches der General M. so stolz war, es war das seine. Seit dieser Zeit kamen sie, der Schwierigkeiten wegen, die es machte, sich dem General vorstellen zu lassen, auch nicht zusammen. Man war sehr vorsichtig. Als ich aber damals den General mir seiner Frau im Gehölz von Boulogne traf, hatte sie und ihr Freund mich zum Deckmantel ausersehen. Ich musste ihr den Geliebten in die Arme führen! Alle Artigkeit, alle Freundlichkeit, selbst die Zärtlichkeit, die sie gegen mich blicken ließ, dies alles geschah nur, um den Argwohn des Generals irre zu leiten, der mich nicht fürchten konnte, nachdem, was seine Frau ihm früher von mir gesagt hatte.

Sie sehen, der Plan war vortrefflich, und ich so einfältig! … Nun aber war die Reihe an mir!

Ich schrieb an Caroline:

Madame! Ich war gestern Abend 11 Uhr im Garten. Ich sah Imanuel bei Ihnen eintreten. Diesen Morgen befand ich mich im Korridor, als er aus Ihrem Schlafzimmer kam. Vor einer Stunde kaufte ich von Jakob die Briefe, welche Sie an seinen Herrn schrieben.

Der General wurde erst in zwei Tagen auf dem Schloss erwartet, daher war ich sicher, dass dieser Brief nicht in seine Hände fallen würde.

Den folgenden Morgen trat Imanuel in mein Zimmer. Er war bleich und mit Staub bedeckt. Er fand mich auf meinem Bett, so wie ich am Abend mich darauf geworfen hatte, ich hatte die ganze Nacht kein Auge geschlossen.

Er trat an mich heran. ›Sicher wissen Sie, was mich herführt‹, sagte er.

›Ich vermute es.‹

›Sie haben Briefe, die an mich gerichtet sind?‹

›Ja, mein Herr.‹

›Sie werden sie mir zurückgeben!‹

›Nein, mein Herr.‹

›Und was wollen Sie denn damit machen?‹

›Es ist nicht nötig, dass Sie es wissen.‹

›Mein Herr, zwingen Sie mich nicht, Ihnen zu sagen, wer Sie sind.‹

›Ein Spion, ein Dieb! Das habe ich mir selbst schon gesagt, ehe Sie es tun können.‹

›Nun, und wenn ich Ihnen dies wiederhole?‹

›Ei, Sie sind zu artig dazu.‹

›Nun gut, so werden Sie mir auch ohne dies Genugtuung geben.‹

›Allerdings! Sogleich.‹

›Doch der Zweikampf ist ernstlich, auf Tod und Leben!‹

›Natürlich. Doch werden Sie mir erlauben, dass ich erst mein Testament mache, und das wird bald getan sein.‹

Ich klingelte. Mein Diener trat herein. Es war ein Mensch, auf den ich mich unbedingt verlassen konnte.

›Joseph‹, sagte ich zu ihm, ›ich werde mich jetzt mit dem Herrn schlagen. Vielleicht tötet er mich.« Ich ging zu meinem Schreibtisch und schloss ihn auf. ›Sobald du hörst, dass ich tot bin, so nimm diese Briefe und trage sie zum General M. Du gibst sie nur in seine Hände. Die 10.000 Franc in jener Schublade sind dann dein. Hier ist der Schlüssel.‹

Ich schloss den Sekretar wieder, gab Joseph den Schlüssel und winkte ihm, sich zu entfernen. Dann wandte ich mich zu Imanuel und sprach: ›Jetzt, mein Herr, stehe ich ganz zu Ihren Diensten.‹

Imanuel war bleich geworden wie eine Leiche. Schweißtropfen standen auf seiner Stirn, hingen in seinen Haaren. Er knirschte mit den Zähnen. ›Es ist schändlich, was Sie tun.‹ Er trat mir näher. ›Und wenn Sie mich getötet haben, dann geben Sie doch die Briefe an Caroline zurück?‹

›Das hängt von ihr ab.‹

›Was muss sie tun, um diese Briefe zu erhalten?‹

›Sie muss sie selbst von mir holen.‹

›Doch in meiner Begleitung!‹

Ich lachte höhnisch: ›O nein, allein muss sie kommen.‹

›Das wird sie nimmermehr tun.‹

›Nun vielleicht doch. Gehen Sie jetzt nur aufs Schloss zurück und überlegen Sie es mit ihr. Drei Tage gebe ich Ihnen Bedenkzeit.‹

Er sann einen Augenblick nach, dann stürzte er aus dem Zimmer.

Am dritten Tag meldete mir Joseph eine verschleierte Dame, welche mich allein zu sprechen wünsche.

Ich befahl Sie hereinzuführen; es war Caroline. Ich zeigte auf einen Sessel, sie setzte sich, ich blieb vor ihr stehen.

›Sie sehen mein Herr, dass ich gekommen bin.‹

›Es wäre ja unklug von Ihnen gewesen, wenn Sie nicht gekommen wären.‹

›Ich tat es, weil ich Ihrem Zartgefühl vertraue.‹

›Da haben Sie sich geirrt, gnädige Frau.‹

›Wollen Sie mir diese unglücklichen Briefe nicht wiedergeben!‹

»O ja, recht gern, doch nur unter der Bedingung, dass Sie mir Ihre Gunst schenken, wie sie Imanuel genoss.‹

Sie verbarg ihr Gesicht, rang die Hände und schluchzte laut. Der kalte Ton meiner Stimme ließ sie erkennen, dass ich unerbittlich bleiben würde.

›Gnädige Frau‹, sprach ich mit fester ruhiger Stimme, ›wir haben beide ein sonderbares Spiel gespielt; Sie sehr fein, ich sehr hoch. Ich habe die Partie gewonnen, Sie müssen sich in Ihren Verlust zu finden suchen. Ihre Verzweiflung, Ihre Tränen, sie helfen zu nichts. Sie haben mich gefühllos gemacht, todeskalt. Sie wollten mein Herz ausdörren, und es ist Ihnen ganz gelungen.‹

›Doch wenn ich Ihnen schwöre, vor dem Altar schwöre, Imanuel nie wieder zu sehen?‹

›Sie schworen auch vor dem Altar, dem Gemahl treu zu bleiben!‹

›Wie! Also um keinen anderen Preis erhalte ich diese Briefe! … nicht für Gold, nicht für Blut!«

›Es bleibt bei dem, was ich gesagt habe.‹

›O! Mein Herr‹, versetzte sie mit zusammengebissenen Zähnen, ›Ihr Betragen ist scheußlich!‹

›Und welchen Namen geben Sie dem Ihren? … In jahrelanger Abwesenheit war es mir gelungen, meine Liebe zu bezwingen. Ich kam nach Frankreich zurück, voll Hochachtung und Verehrung für Sie. Meine Marter war überstanden, ich suchte eine andere Liebe, da traf ich Sie wieder. Ich suchte Sie nicht, Sie kamen mir entgegen. Sie wühlten die verglimmende Asche in meinem Herzen auf, Sie bliesen den Funken dieses alten Feuers wieder an. Nun, da es von Neuem brannte, da Sie es fühlten an meiner Stimme, sahen in meinen Augen, in meinem ganzen Wesen, wozu brauchten Sie mich! Ich musste den Mann in Ihre Arme führen, den Sie liebten, und ich musste zum Deckmantel dienen für Ihre Buhlerei. O, wie blind war ich! Aber wehe Ihnen, dass Sie mich diese Rolle spielen ließen. Jetzt sind Sie in meiner Gewalt, ich kann Sie in Ihrer ganzen Blöße zeigen. Nun Madame, entscheiden Sie, soll ich das tun?‹

›Aber, mein Herr, ich liebe Sie ja nicht!‹

›Ich will auch Ihre Liebe nicht!‹

›Es wäre ja Gewalt, bedenken Sie!‹

›Nennen Sie es, wie Sie wollen.‹

›O, Sie sind so grausam nicht, Sie können nicht so fürchterlich sein, wie Sie sich stellen. Sie werden Mitleid haben mit einer Frau, die zu Ihren Füßen fleht …‹ Und sie fiel vor mir auf die Knie.

›Hatten Sie Mitleid mit mir, als ich zu Ihren Füßen lag?‹

›Aber ich bin eine Frau und Sie ein Mann.‹

›Leide ich deshalb weniger?‹

›O mein Herr, ich flehe Sie an, geben Sie mir meine Briefe, um Gottes Willen!‹

›Ich glaube nicht mehr an Gott.‹

›Um der Liebe willen, die Sie einst für mich empfanden.‹

›Sie ist erloschen.‹

›Ich beschwöre Sie bei dem, was Ihnen auf der Welt das Liebste ist.‹

›Ich liebe nichts mehr.‹

›Nun, so tun Sie mit den Briefen, was Sie wollen«, sprach sie entschlossen, indem sie aufstand, ›aber was Sie verlangen wird nie geschehen.‹ Und sie eilte aus dem Zimmer.

›Madame, Sie haben Zeit bis morgen zehn Uhr‹, rief ich ihr nach. ›Fünf Minuten später ist es nicht mehr Zeit.‹

Am anderen Morgen um halb zehn Uhr trat Caroline in mein Zimmer und näherte sich dem Sofa, auf dem ich lag.

›Da bin ich‹, hauchte Sie. ›Tun Sie, was Sie wollen.‹

Eine Viertelstunde darauf ging ich an meinen Schreibtisch, nahm den ersten besten ihrer Briefe heraus und reichte ihr ihn hin.

›Wie! Nur diesen einen!‹, sprach sie erblassend.

›Die anderen stehen Ihnen auf dieselbe Art zu Diensten. Sie dürfen Sie nur abholen.‹«

»Und sie kam wieder!«, rief ich, den Mönch unterbrechend.

Der Mönch hatte das Haupt sinken lassen, dumpf antwortete er: »Den anderen Morgen fand man sie mit Imanuel erstickt.

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