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Abenteuer des Captains Bonneville 34

Washington Irving
Abenteuer des Captains Bonneville
oder: Szenen jenseits der Felsengebirge des fernen Westens
Verlag von J. D. Sauerländer. Frankfurt am Main, 1837

Dreiunddreißigstes Kapitel

Schilderung der Gegend um den Way-lee-way. Ein Surrogat für den Tabak. Herrliche Naturszenen am Snake River. Der schwatzhafte alte Häuptling und sein Vetter. Eine Zusammenkunft der Nez Percé. Ein gestohlenes Fell. Der Sündenbock. Geheime Beratungen. Der kleine Häuptling. Seine Gastfreundschaft. Des Captains Nachrichten von den Vereinigten Staaten. Seine Heilkunde.

Als Captain Bonneville seine Reise wieder fortsetzte, wurde er von dem nämlichen Scout der Nez Percé begleitet, dessen Kenntnis von seinem Land, bezüglich der Wahl der Routen und Lagerplätze, wichtig war. Auch begleitete ihn noch immer der würdige alte Häuptling mit dem langen Namen, der geneigt zu sein schien, die Honneurs seines Landes zu machen und ihn bei jedem Zweig seines Stammes einzuführen. Der Way-lee-way, an dessen Ufern der Captain Bonneville mit seinen Pferden nun hinab zog, ist ein beträchtlicher Strom, der an einer Reihe erhabener und schöner Naturszenen vorüberfließt. Bisweilen erhob sich die Landschaft zu kühnen Gebirgshöhen, von großartigem Charakter; zu anderen Zeiten zog sie sich im lächelnden Grün der Wiesen und anmutig wallenden Tälern längs des Wassers hin.

Sie trafen häufig auf ihrem Weg kleine Partien der Nez Percé an, bei denen sie sich ohne Ausnahme aufhielten, um ihnen die Hände zu drücken, und die alle über sie und ihre Abenteuer eine große Neugierde zeigten; eine Neugierde, die unfehlbar immer durch die Antworten des würdigen Yo-mus-ro-y-e-cut, der sich dienstfertig zum Sprecher der Partie aufwarf, befriedigt wurde.

Das unaufhörliche Pfeifenrauchen bei den langen Gesprächen dieses vortrefflichen, aber etwas geschwätzigen alten Häuptlings erschöpfte endlich seinen Vorrat von Tabak so, dass er nicht eine Pfeife mehr hatte, womit er seinen weißen Gefährten aushelfen konnte. In dieser Not zerschnitt er die Röhre seiner Pfeife in dünne Späne, vermischte sie mit gewissen Kräutern und bereitete sich so ein aushilfliches Surrogat, um seine langen Unterredungen mit dem wohlriechenden Dampf begleiten zu können.

Wenn die Gegend des Way-lee-way die Reisenden durch ihre vermischte Anmut und Größe entzückt hatte, so erfüllte sie jene, deren sie ansichtig wurden, als sie noch einmal den Snake River erreichten, mit Verwunderung und Erstaunen. Bisweilen ragten finstere und ungeheure Felsen, die sich gleich gigantischen Wänden und Zinnen erhoben, über den Fluss hinüber. Sie waren durch weite, gähnende Klüfte getrennt, die für vergangene Erdrevolutionen zu zeugen schienen. Bisweilen zeigte der Fluss eine anmutige Spiegelfläche, zu anderen toste er ungestüm in reißenden Strömungen und schäumenden Kaskaden. Hier bildeten die aufgetürmten Felsstücke die wundersamsten Klippen und Abgründe, dort folgten ihnen anmutige, mit dem grünen Wiesenteppich bekleidete Täler.

Diese ganze wilde und abwechselnde Gegend wurde von ungeheuren Gebirgen beherrscht, deren ferne Kuppen in die Wolken ragten.

»Die Größe und Originalität der Aussicht, die sich mir von allen Seiten darbot«, sagte Captain Bonneville, »kann weder mit dem Pinsel noch mit der Feder geschildert werden. Nichts, das wir je in anderen Regionen erblickt hatten, konnte sich einen Augenblick in wilder Majestät und eindrucksvollem Ernst mit der Reihe der Szenen vergleichen, die unsere Sinnen hier bei jeder Wendung erstaunten und uns mit Ehrfurcht und Entzücken erfüllten.«

Wirklich müssen wir nach allem, was wir aus dem vor uns liegenden Journal und den Nachrichten anderer Reisenden schöpfen können, die in der denkwürdigen Unternehmung von Astoria in diese Gegend kamen, uns zu der Meinung hinneigen, dass der Snake River einer der merkwürdigsten von allen Flüssen dieses Festlandes ist, wegen der Mannigfaltigkeit seiner merkwürdigen Naturszenen. Von seinen Quellen in den Felsgebirgen bis zu seiner Vereinigung mit dem Columbia River schlängelt er sich über sechshundert Meilen weit durch die abwechselnden Gegenden. In einer vulkanischen Region, mitten unter erloschenen Kratern und Gebirgen entspringend, deren Spuren von ehemaligen Feuern Grauen erregen, nimmt er seinen Weg durch sich weit ausdehnende Lava-Ebenen und Sandwüsten, dringt in große, von romantischen und öfters furchtbaren Abgründen unterbrochene und mit ewigem Schnee bekrönte Sierra oder Gebirgsketten ein und strömt zu anderen Zeiten durch grüne und lächelnde Wiesengründe und große Landschaften von italienischer Anmut und Schönheit. Die wilde Erhabenheit scheint jedoch sein vorherrschender Charakter zu sein.

Captain Bonneville und seine Gefährten hatten ihre Reise, den Strom des Schlangenflusses hinab, ziemlich weit fortgesetzt, als der alte Häuptling am Ufer anhielt, vom Pferd stieg und ihnen empfahl, ihre Pferde hier grasen zu lassen, während er einen seiner Vetter von einer Gruppe Baracken, die auf der anderen Seite des Flusses lag, herbei rief.

Seiner Aufforderung wurde schnell Folge geleistet. Ein munterer Indianer von kräftiger Gestalt sprang in einen leichten Kahn von einem Baumwollholzbaum, setzte herzhaft die Ruder in Bewegung und kam bald den Strom herüber. Als er an das Ufer sprang, ging er mit fröhlicher Miene und offenem Benehmen auf alle zu und reichte ihnen die Hand im Kreis herum.

Der alte Häuptling, dessen Namen wir nicht wiederholen wollen, stellte nun dem Captain Bonneville förmlich seinen Vetter vor, dessen Name, wie wir mit Bedauern sagen müssen, nicht weniger schwierig auszusprechen war, da er Hay-she-in-cow-cow hieß. Der Letztere zeigte die gewöhnliche Neugierde, von den Fremden alles in Erfahrung bringen zu wollen, woher sie kämen, wohin sie gingen, den Zweck ihrer Reise und die Abenteuer, die sie bestanden hätten. Dies alles wurde nun von dem mitteilenden alten Häuptling sehr weitläufig und beredt auseinandergesetzt. Sein Vetter horchte auf diese pathetischen Mitteilungen über den kahlköpfigen Häuptling und seine Landsleute, die hochherzigen Männern des Ostens, mit großer Aufmerksamkeit und erwiderte in dem gewöhnlichen Stil eines indianischen Willkommens. Er bat dann die Partie, bis zu seiner Rückkehr zu warten, sprang in seinen Kahn und schiffte über den Fluss.

Nach einer Weile kehrte er zurück und brachte einen, ihnen sehr angenehmen Vorrat an Tabak und einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln für die Reise mit. Da er kein Pferd bei sich hatte, so stieg er hinter einem der Leute auf und bemerkte, dass er sich an dem folgenden Tag eins verschaffen werde.

Sie trabten nun sehr vergnügt und gesellig miteinander weiter. Nach einigen wenigen Meilen begegneten sie anderen von demselben Stamm, unter denen sich einer befand, den Captain Bonneville und seine Gefährten während ihres Aufenthaltes unter den Upper Nez Percé, kennen gelernt hatten, der sie mit offenen Armen empfing. In dieser Gegend befand sich die Heimat ihres Scouts, der, unter vielen Glückwünschen auf den Weg, Abschied von ihnen nahm. In der Nacht kehrten sie in der Hütte eines Nez Percé ein, wo sie Besuch von mehreren Kriegern von der anderen Seite des Flusses erhielten, Freunde des alten Häuptlings und seines Vetters, welche kamen, um mit den weißen Männern zu sprechen und zu rauchen.

Das Herz des guten alten Häuptlings floss von Wohlwollen über, als er sich so von seinen neuen und alten Freunden umgeben sah. Er sprach mit mehr Einsicht und Lebhaftigkeit als je. Der Abend wurde in vollkommener Harmonie und guter Laune hingebracht und erst spät am Abend nahmen die Gäste Abschied und kehrten über den Fluss zurück.

Nachdem, was wir bisher immer nur von der Würdigkeit und den Tugenden der Nez Percé anführen konnten, tut es uns leid, einen Umstand erzählen zu müssen, der berechnet ist, einen augenblicklichen Schatten auf ihren Character zu werfen. In dem Laufe dieses geselligen und vergnügten Abends, den wir eben erwähnt haben, brachte einer von den Leuten des Captains, der etwas Kenner in diesem Fach war und gern Seltenheiten sammelte, ein kleines Fell hervor, das in den Augen von Leuten, die mit dem Pelzhandel bekannt sind, eine große Seltenheit ist. Es zog die Aufmerksamkeit der Gäste jenseits des Flusses, die es einer dem anderen mitteilten, es mit Blicken der lebhaftesten Bewunderung betrachteten und für eine große Medizin erklärten, außerordentlich auf sich.

Am nächsten Morgen, als der Captain und seine Leute im Begriff standen, abzureisen, wurde das köstliche Fell vermisst. Es wurde Nachsuchung danach in der Hütte gehalten, war aber nirgendwo zu finden, und es wurde stark gemutmaßt, dass es von einem der Kenner jenseits des Stromes entwendet worden sei.

Der alte Häuptling und sein Vetter waren über das vermutete Verbrechen ihrer Freunde jenseits des Wassers sehr ungehalten und riefen ihnen zu, herüberzukommen, um sich, wegen ihrer schändlichen Aufführung, zu verantworten. Die anderen entsprachen der Aufforderung mit aller Schnelle der Unschuld und wiesen die Idee, sich eines solchen Vergehens an einem der großherzigen Nation schuldig gemacht zu haben, mit Verachtung von sich. Alle waren verlegen, wem sie das Verbrechen der Entwendung des unschätzbaren Felles zuschreiben sollten, als zufällig die Blicke der Ehrenmänner jenseits des Wassers auf einen unglücklichen Hund fielen, der dem Eigentümer der Hütte gehörte. Es war ein diebisch aussehender Hund, allein nicht mehr, wie die meisten indianischen Hunde, die, in der Masse genommen, wenig besser als eine Vipernbrut sind. Dem sei, wie es wolle; er wurde sogleich beschuldigt, das fragliche Fell gefressen zu haben.

Ein beschuldigter Hund ist gewöhnlich ein verdammter Hund, und ein verdammter Hund gewöhnlich ein hingerichteter. Dies war gegenwärtig der Fall. Der unglückliche Hund wurde vor Gericht gestellt, seine diebischen Blicke überwiesen ihn seiner Schuld und er wurde von seinen Richtern jenseits des Flusses verdammt, aufgehangen zu werden. Vergeblich, dass die Indianer der Hütte, deren großer Liebling er war, Bitten für ihn einlegten; vergeblich, dass Captain Bonneville und seine Gefährten, ihm das Leben zu schenken baten, seine Richter waren unerbittlich. Er war zwiefach schuldig: erstlich, dass er ihre guten Freunde, die großherzigen Männer des Ostens bestohlen, zweitens, dass er die Ehre des Stammes der Nez Percé in ein zweifelhaftes Licht gestellt hatte. Er musste demnach baumeln und wurde vollends mit Steinen tot geworfen.

Nachdem das Todesurteil der Richter so vollzogen worden war, wurde eine post mortem Untersuchung mit dem Körper des Hingerichteten vorgenommen, um sein Verbrechen außer allen Zweifel zu setzen, damit auch kein Schatten von Argwohn auf der Ehre der Nez Percé haften bliebe.

Alle Anwesenden waren daher während dieser Operation auf das Höchste gespannt. Der Leichnam des Hundes wurde geöffnet, die Eingeweide streng untersucht, allein zum Schrecken aller Beteiligten wurde auch nicht ein Fetzchen von dem Fell gefunden. Der Hund war unschuldig hingerichtet worden.

Es erhob sich nun ein großes Geschrei, die am meisten Lärmenden waren aber jene vom jenseitigen Ufer, deren Eifersucht auf ihren guten Namen sie nun antrieb, durch Schreien ihre Unschuld zu rechtfertigen. Es war mit der äußersten Schwierigkeit, dass der Captain und seine Gefährten ihre Empfindlichkeit beschwichtigen konnten, indem sie das Verschwinden des Felles auf mannigfache Art zu erklären suchten, bis gar keine Rede mehr davon war, dass das Fell gestohlen worden sei.

Die Versammlung brach nun auf. Die Krieger kehrten über den Fluss zurück, der Captain und seine Gefährten setzten ihre Reise fort. Allein dem gesprächigen Alten Ao-mus-ro-y-e-cut war eine Zeitlang aller Mut benommen. Er fühlte sich über das, was eben vorgefallen war, tief gekränkt. Er ritt schweigend weiter, außer dass er dann und wann einem Ausbruch seines Unwillens Luft machte, den Kopf schüttelte, mit der Hand zum anderen Ufer hinwies und ausrief: »Schlechte Menschen! Das sind sehr schlechte Menschen dort drüben!«, welchen kurzen Ausbrüchen sein würdiger Vetter Hay-she-in-cow-cow im tief brummenden Ton seine Beistimmung gab, die so viel sagen wollte, wie Amen.

Nach einiger Zeit klärte sich das Gesicht des alten Häuptlings wieder auf und er hielt verschiedene leise Beratungen mit seinem Vetter, welche mit der Abreise des Letzteren endeten, der seinem Pferd die Peitsche gab, davon sprengte und bald außer Sichtweite war. In der Tat näherten sie sich nun dem Dorf eines anderen Häuptlings, der sich ebenfalls durch einen etwas langen Namen auszeichnete, nämlich: O-push-y-e-cut, gewöhnlich aber der große Häuptling genannt. Der Vetter war vorausgeschickt worden, um ihn von ihrer Annäherung zu benachrichtigen. Wie zuvor erschien ein Herold, der ein Pulverhorn trug, um sie in den Stand zu setzen, die beabsichtigte Salutierung zu beantworten.

Es bot sich ihnen, bei ihrer Annäherung zu dem Dorf ein ähnliches Schauspiel dar, wie solches in dem Dorf des kleinen Häuptling stattgefunden hatte. Die ganze Bevölkerung schien auf den Beinen zu sein, in Linien gereiht und mit der gewöhnlichen Rücksicht auf Rang und Würde geschmückt. Sodann kam das Abfeuern der Gewehre und das Schütteln der Hände, an welcher letzten Zeremonie jeder einzelne Mann, Frau oder Kind mit teilnahm, denn die Indianer haben die Idee, dass die es unter den Weißen zur Eröffnung einer Freundschaft ebenso unumgänglich notwendig sei, wie das Pfeifenrauchen unter den roten Menschen.

Die Reisenden wurden nun zum Bankett eingeführt, wo die erlesensten Speisen, die das Dorf aufbringen konnte, in reichem Maße aufgetragen waren.

Man unterhielt sie nachher mit geschickten Leibesübungen und Pferderennen. In der Tat schien ihr Besuch in dem Dorf das Signal eines förmlichen Festes zu sein. In der Zwischenzeit war ein Zelt von Fellen zu ihrer Unterbringung aufgeschlagen worden. Ihre Pferde und ihr Gepäck wurden in Verwahrung genommen und sie mit Holz und Wasser im Überfluss versehen. Sie begaben sich daher abends in ihr Quartier, in der Hoffnung, die Ruhe genießen zu können, deren sie so sehr bedurften. Diese wurde ihnen jedoch nicht vergönnt. Es warteten hier eine Menge Gäste auf sie, alle begierig, eine Pfeife mit ihnen zu rauchen und sich in ein Gespräch mit ihnen einzulassen. Es wurde sogleich eine Pfeife angezündet, beständig wieder gestopft und bis tief in die Nacht brennend erhalten. Wie gewöhnlich zeigten sie sich äußerst begierig von ihren Gästen alles, ihren Begriffen Angemessene, über die Amerikaner zu erfahren, gegen welche sie die brüderlichste Rücksicht bezeigten.

Der Captain bediente sich in seinen Antworten fasslicher Beispiele, um Eindruck auf sie zu machen und ihnen eine Idee von der Macht seiner Nation beizubringen, die sie veranlassen könnte, mit Wohlwollen und Achtung alle einzeln Verirrte zu behandeln, die ihnen in den Weg kommen möchten.

Auf ihre Frage, wie zahlreich das Volk der Vereinigten Staaten sei, versicherte er sie, dass sie ebenso unzählbar, wie die Grashälmchen in den Prärien seien, und dass, so groß der Snake River auch wäre, sie ihn in einem einzigen Tag austrinken würden, wenn sie an seinen Ufern gelagert wären. Auf diese und ähnliche statistischen Bemerkungen horchten sie mit gespannter Aufmerksamkeit und anscheinendem, unbedingtem Glauben.

Es war in der Tat eine auffallende Szene. Der Captain saß, in seiner Jägerkleidung mit seinem kahlen Kopf, vortragend in der Mitte und sein Auditorium von Wilden, deren bemalte Gesichter und muskulöse Gestalten die Flamme beleuchtete, alle starr und bewegungslos wie ebenso viele Statuen um ihn herum; mit Ausnahme, wenn die Pfeife umging, eine Frage gestellt wurde oder eine auffallende geographische Nachricht mit der Bewegung des Erstaunens und dem halb unterdrückten Ausruf der Verwunderung und des Vergnügens aufgenommen wurde.

Der Ruf des Captains, dass er Krankheiten heilen könne, war ihm bis zu diesem Dorf gefolgt. Der große Häuptling O-push-y-e-cut bat ihn nun, seine Kunst an seiner Tochter zu versuchen, die seit drei Tagen an Schmerzen litte, für welche die Medizinmänner der Nez Percé kein Linderungsmittel finden könnten. Der Captain fand sie in den peinlichsten Schmerzen auf einem Lager von Matten hingestreckt. Ihr Vater bezeigte ihr die väterlichste Liebe und versicherte den Captain, dass, wenn er sie heilen würde, ihm die Amerikaner am Herzen liegen sollten.

Der würdige Captain bedurfte keiner solchen Aufforderung. Sein wohlwollendes Herz war bereits durch die Leiden des armen Mädchens gerührt worden und sein Mitleid vermehrte sich bei ihrem Anblick, denn sie war erst sechszehn Jahre alt und ungewöhnlich schön an Gestalt und Zügen. Die einzige Schwierigkeit des Captains bestand darin, dass er ihre Krankheit nicht kannte und dass seine medizinischen Kenntnisse von der gewagtesten Art waren.

Nachdem er einige Zeit darüber nachgedacht hatte, griff er, wie ein Mann, der von einer Menge Zweifel bestürmt wird, endlich zu einem verzweifelten Mittel. Auf seine Anordnung wurde das Mädchen in eine Art von Dampfbad gesetzt, dessen sich die Nez Percé häufig bedienen. Hierin wurde sie gehalten, bis es ihr beinahe schwach wurde. Er gab ihr sodann eine Dosis Schießpulver in kaltem Wasser ein und befahl, sie in Büffelhäute einzuwickeln und mit Pelzen und wollenen Tüchern bedeckt, schlafen zu legen.

Das Mittel glückte. Am nächsten Morgen war sie von Schmerzen befreit, aber außerordentlich schwach, worauf ihr der Captain verordnete, einen Napf Füllenkopfbrühe zu trinken und einige Zeit Diät zu halten.

Der große Häuptling war in den Ausdrücken seines Dankes für die Wiederherstellung seiner Tochter unbegrenzt. Er würde den Captain noch lange als Gast bei sich behalten haben, allein die Zeit seiner Abreise war gekommen.

Als dem Captain sein Pferd zum Aufsteigen gebracht wurde, erklärte der Häuptling, dass sein Hengst seiner nicht würdig sei, und ließ eines seiner besten Pferde herbeibringen, das er ihm an seiner Stelle zum Geschenk machte und dabei erklärte, dass es sein Herz erfreue, ihn so wohl beritten zu sehen. Er erwählte hierauf einen jungen Nez Percé, um seine Gäste zum nächsten Dorf zu begleiten und seinen Auftrag, rücksichtlich ihrer, zu überbringen, worauf sich, beide Teile unter Ausdrücken gegenseitiger Freundschaft und Gefühle des Wohlwollens trennten.

Das Dampfbad, dessen wir erwähnt haben, ist bei den Nez Percé häufig im Gebrauch, hauptsächlich der Reinlichkeit wegen. Ihre Schwitzhäuser, wie sie diese nennen, sind kleine und enge Baracken und der Dampf wird durch Wasser hervorgebracht, das sie langsam aufglühende Steine gießen.

Als sie über die Grenze von O-push-y-e-cuts Gebiet kamen, verließen die Reisenden das erhabene Tafelland und alle jene wilden und romantischen Szenen, die eben beschrieben worden sind. Sie kamen nun über ein sanft wogichtes Land von solcher Fruchtbarkeit, dass es die entzückende Bewunderung von zwei der Begleiter des Captains erregte, einem Kentuckier und einem Eingeborenen des Ohio-Staates. Sie erklärten, dass es jedes Land überträfe, das sie je gesehen hätten, und riefen oft, was es für ein Vergnügen sein würde, einen so fruchtbaren Boden zu pflügen und den Schoß seiner Fülle sich unter der Pflugschar öffnen zu sehen.

Man übernachtete abermals im Dorf eines Häuptlings, Namens He-mim-el-pilp, wo die nämlichen Zeremonien stattfanden und ihnen die nämliche Freundschaft wie in dem vorhergehenden Dorf erwiesen wurde.

Sie nahmen nun ihren Lauf nach West-Süd-West durch ein schönes, fruchtbares Land, das reicher an Gehölzen als die meisten Striche war, durch die sie gekommen waren. Sie trafen auf ihrem Weg mehrere Gruppen der Nez Percé, von welchen sie immer mit dem höchsten Wohlwollen behandelt wurden. Innerhalb sieben Tage, nachdem sie das Gebiet von He-mim-el-pilp verlassen hatten, erreichten sie den Columbia River beim Fort Wallah-Wallah, wo sie am 4. März 1834 ankamen.

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