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Aus dem Wigwam – Mount Hood und Mount St. Helens

Karl Knortz
Aus dem Wigwam
Uralte und neue Märchen und Sagen der nordamerikanischen Indianer
Otto Spamer Verlag. Leipzig. 1880

Vierzig Sagen
Mitgeteilt von Chingorikhoor

Mount Hood und Mount St. Helens

ie Schildwachen, aus der Ebene bis über das Wolkengewimmel in den Himmel emporragend, stehen Mount Hood (11.236,88 Fuß) und Mount St. Helens (8539,052 Fuß) etwa dreißig englische Meilen rechts und links am Eingang des Felsentales des Kaskadegebirges da, durch welches der Columbia River dem Meer entgegenströmt. Einen schrecklich schönen Anblick muss diese Gegend gewährt haben, als noch anstatt des friedlichen Columbia Mount Hood und Mount St. Helens ihre rauchenden Lavaströme durch dieses Tal wälzten und die alten Bergriesen wie zwei ungeheure Fackeln flammend und drohend am Eingang jener Höllenschlucht dastanden.

Unter den Indianern Oregons lebt noch eine alte Sage, wonach die Stelle, an welcher der Columbia gegenwärtig die Berge durchbricht und eine Reihe von Stromschnellen und Wasserfällen bildet, ehedem von einer kolossalen natür­lichen Felsbrücke überspannt war. Mount Hood und Mount St. Helens waren Mann und Frau, lebten im besten Einvernehmen in ihren beiderseitigen Bergschlössern und pflegten sich über die Brücke hin gegenseitig Besuche zu machen, während ihre Kinder, die roten Männer, in ihren Kanus unter der Brücke im friedlichen Columbia River Lachse fingen. Aber der eheliche Friede hatte keinen Bestand. Mann und Frau erzürnten sich, schleuderten sich gegenseitig Felsblöcke an den Kopf und machten ihrem Zorn mit göttlichen Donnerworten Luft. Die Brücke brach von den drüber hin und her rollenden gewaltigen Felsblöcken zusammen und füllte das Bett des Stromes mit ihren Trümmern, über welche die sonst so friedlichen Gewässer sich nun brausend einen Weg suchen mussten. Mann und Frau haben sich seit jener Zeit nie wieder ver­tragen und stehen nun stumm grollend einander gegenüber.

Diese Sage ist unter den verschiedenen Indianerstämmen von Oregon und Washington so allgemein verbreitet, dass man sich des Gedankens kaum erwehren kann, es lägen naturhistorische Tatsachen zu Grunde. Wahrscheinlich ist unter dem Zank der Berge eine gewaltige vulkanische Erdrevolution zu verstehen, welche das Bett des Stromes mit Trümmern und Felsblöcken bedeckte und alles drunter und drüber warf.

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