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Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben Teil 7

Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben
als des Blitz-, Spiegel-, Nestel-, Knöpfle-Schwab, Seehaases, Gelbfüßler und Allgäuer.

George Jaquet’s Verlagsbuchhandlung. Augsburg, 1855.

Der allzeit sauft und allzeit schlemmt,
behalt zuletzt nicht ein gutes Hemd!

Abenteuer von den sieben Schwaben

Als die Gefährten nach bestandenem Strauß weiter schritten, ging eben der Mond auf.

»Heißa!«, rief da der Spiegelschwabe, »jetzt sind wir nicht mehr weit von Memmingen.«

»Woher weißt und erkennst du das?«, fragte der Blitzschwabe, welchem jener erwiderte: »Werde ja doch den Memminger Mau(n) kennen!«

»Potz Blitz! Wie blitzdumm!« rief der Blitzschwabe, hatte es aber kaum gesagt, so packte ihn der Spiegelschwabe beim Kragen, denn er mochte alles leiden, glauben und hören – nur nicht, dass er dumm sei. Die beiden rauften nun wie zwei Metzgerhunde, bis der Allgäuer sich ins Mittel nicht legte, sondern stellte, und mit dem Donnerruf Ich will euch dunnerschlachtige Strohlkerli Hores Mores lehre, den einen bei dem Hosenbändel in die Luft, den anderen bei der Gurgel zu Boden hielt, bis sie einander das Wort gegeben hatten, dass sie wieder gut Freund sein wollten; und das sind sie denn auch von der Zeit an geblieben bis in den Tod.

 

*

 

»Durch Memmingen gehen wir nicht«, sagte der Spiegelschwab, »obwohl dort gute digene1 Würst zu haben sind!« Und als man ihn fragte, warum, antwortete er in ziemlich barschem Ton: »Darum!«

»Sei’s«, sagte der Nestelschwab, »so gehen wir um die Stadt herum und dann zum anderen Tor hinaus.«

Demnach wanderten sie außerhalb der Stadtmauern durch die Hopfengärten. Aber der Mensch kann seinem Schicksal nicht entrinnen! Ehe sich’s der Spiegelschwab versehen hatte, rannte sein Weib, eine wahre Runkunkel, auf ihn zu und schrie: »Bist du endlich wieder da, du Schlingel, du hambertiger Kog, du öder!«

Der gute Spiegelschwab wäre nun lieber durch die Stadt gegangen und durchgegangen, da seine Allerörgschte sich außer derselben befand – aber vergebens. Er witschte daher schnell in einen anderen Gang des Hopfengartens hinein, sein Weib fuhr ihm nach, er wieder heraus, und so spielten sie eine gute Weile Dätteles2, bis es dem Spiegelschwaben gelang, in den Bärenpelz zu schlüpfen, worauf er brummend auf sie losging, die nun schreiend ins weite Feld Reißaus nahm.

Seit der Zeit nennen die Memminger Frauen ihre bösen Männer Brummbären.

 

*

 

Die sechs anderen Schwaben wanderten indessen unverdrossen fort und eingedenk des Spruches unter Eheleuten ist sich nicht gut mischen. Endlich standen sie vor einem Tor, welches man ihnen auf Befragen das Leutkirchertor nannte.

»Da müssen wir also durch«, sagte der Nestelschwab.

Die anderen folgten ihm, sie schritten durch das Tor und kamen also in die Stadt, ohne es zu wissen und zu wollen. Wie aber selten ein Unglück ohne Glück ist, hat es sich auch hier begeben. Denn das erste Haus, welches ihnen auffiel, war ein Wirtshaus, vor welchem ein Maibaum stand und geschrieben: Hier schenkt man Märzbier aus. In der Meinung, man kriege solches da umsonst, schritten sie in das Wirtshaus, dessen Besitzer ihnen, da er sie mit einem großen Spieß kommen sah, ganz bestürzt entgegenkam und nach ihrem Befehle fragte.

»Gebt Bier her!«, rief der Allgäuer.

Der Wirt, in der Meinung, sie seien vom schwäbischen Kreis ausgesandte Bierbeschauer, setzte ihnen sein allerbestes aus dem Schergenfässlein auf, das aber immer noch herzlich schlecht war.

 

*

 

Wenn es sein muss, trinkt ein wackerer Schwabe seine fünf Mäßle Bier auf einem Sitz (ein Bayer 15, gibt auch deren, die es zu einemhalben Eimer gebracht haben) und findet noch Weg und Steg. Unsere Kameraden aber hatten zu tief in den Krug geguckt, und, weil sie kürzlich einem Münchner Brauer obgesiegt, sich für nagelfester gedünkt, als sie waren. Daher verloren sie die Landstraße, verirrten sich in den Hopfengärten und der Spiegelschwab trottelte ihnen vergebens nach auf dem Wege nach Leutkirch, als er den gefährlichen Liebkosungen seiner Ehehälfte glücklich entronnen war.

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  1. geräucherte
  2. Fangemännchen

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