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Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben Teil 5

Abenteuer und Wanderungen der sieben Schwaben
als des Blitz-, Spiegel-, Nestel-, Knöpfle-Schwab, Seehaases, Gelbfüßler und Allgäuer.

George Jaquet’s Verlagsbuchhandlung. Augsburg, 1855.

Der allzeit sauft und allzeit schlemmt,
behalt zuletzt nicht ein gutes Hemd!

Abenteuer von den sieben Schwaben

Als sie nun von Augsburg aus marschierten, sang jeder der sieben Helden sein Leiblied.

Der Allgäuer:

Im Oberland! da ist gut …
Sincele, sencele, bim bam busele, tausele dö!
Im Oberland, da ist gut sein;
Da führ’n die Mädla die Buobe zum …
Sincele, sencele, bim bam busele, tausele dö!
Da führn die Mädla die Buobe zum Wein.
Im Oberland, da ist etc.
etc. etc.
Da führ’n etc.
etc. etc.
Da führ’n die Mädla die Buobe zum Tanz etc.

Der Spiegelschwab sang:

Es geht ein Butzelmann
Im ganzen Reich herum, didl dum;

Der Nestelschwab:

O Müetterli mi, o Müetterl mit
O könnte i nur by dir sy!

Der Blitzschwab:

Dia und dia nußbrau (n)
Dia kann i gar it lau (n),
Die mit dem roada Latz,
Die isch mei Schatz!

Der Seehas knupperte an einem Gangfisch, der Gelbfüßler an einem Würstli, dass er sich in Augsburg gekauft hatte, und der Knöpfleschwab schlug mit seinem Bratspieß an der Pfanne den Takt.

Alle sieben aber trugen zusammen den Speer und sahen aus wie ein Wiedle gespießter Lerchen. Der Allgäuer ging voran.

Sie hatten aber beschlossen, als brave Männer geradeaus zu gehen, gingen zwischen Göggingen und Pfersee durch und wateten durch die Wertach, weil ihnen die Brücke 15 Schritte abseits gelegen wäre. Auf dem Wege lag oder saß vielmehr eine Zigeunerin, welche sie ihrem Grundsatze zufolge zur Seite rannten. Das Weib raffte sich wieder auf, rief ihnen mit schätternder Stimme Verwünschungen nach und entflog in Gestalt einer Elster, daher dieser Vogel heutiges Tages noch in Schwaben Schätterhexe genannt wird.

Fünf Stunden hinter von Augsburg trafen sie in einem Hohlweg einen gewaltig großen Bären, über dessen Kopf der voranschreitende Allgäuer stolperte. Als er zu Boden schaute und das grimmige Thier erblickte, schrie er: »Ein Bär! Ein Bär!«, was die Lunge, und stieß mit dem Spieß nach selbem, was des Armes Kraft vermochte.

Der Bär aber machte nicht die geringste Anstalt, sich zu verteidigen oder zu wehren, und das aus 99 Gründen. Denn:

1.) war er bereits seit 36 Stunden tot und

2.) …

Doch die anderen 98 Gründe zu nennen, werden meine geneigten Leser mir wohl billig erlassen.

Indem nun der Allgäuer sich triumphierend umschaute, sah er seine sechs Gefährten ausgestreckt und reglos im Graben liegen, meinte daher im Ausholen sie rücklings mit der Speer durchstoßen zu haben und begann laut zu klagen.

Als die sechs aber hörten, dass der Bär tot sei, standen sie frisch und gesund auf und hatten so wenig Scheu vor der gefährlichen Bestie, dass sie selbigen am Pelz rupften, zerrten und derlei Kurzweil trieben.

Daher kommt es, dass wenn jemand gehöhnt und geneckt wird, man sagt, »sie treiben Schindluder mit ihm«, was auf Französisch (wie die vornehmen Leute reden) mystifizieren heißt, weil nämlich der verreckte Bär eigentlich auf den Mist gehört hätte, statt in den Weg.

Die sieben Schwaben standen nun um den Bären her und hielten über dessen Zustand Rat, was demselben ebenso viel half, wie den meisten Kranken ein ärztliches Konsilium.

Der Knöpfleschwabe meinte sehr bezeichnend: Der Bär könne an nichts anderem gestorben sein, denn am Hunger.

Der Nestelschwab: Am Heimweh.

Der Gelbfüßler meinte: An der Kälte.

Der Seehas: Er habe Schüblinge gefressen und keinen Seewein dazu getrunken.

Der Blitzschwab: Es habe ihn der Blitz erschlagen.

Der Spiegelschwab: Aus Verwunderung über die Schönheit der Stadt Memmingen, durch welche der Bär vielleicht kürzlich wanderte, habe ihn der Schlag gerührt.

Der Allgäuer aber meinte, der Bär sei am Tode gestorben.

Diese Einigkeit der beratenden Gemüter, deren jedes anderer Meinung war, machte den Rat der sieben Schwaben abermals einem ärztlichen Konsilium täuschend ähnlich.

Nachdem sie ihm hierauf den Pelz abgezogen hatten, den sie jenem zum Preis bestimmten, welcher sich bei dem bevorstehenden Abenteuer am tapfersten halten würde, ließen sie das Aas liegen.

Der Gelbfüßler sagte im Fortgehen: »So! Jetzt mögen ihn die Schafe fressen, wie zuvor er die Schafe gefressen hat.«