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Professor Zamorra Band 1200 – Tanz des Satyrs

Thilo Schwichtenberg
Professor Zamorra Band 1200
Tanz des Satyrs

Grusel & Horror, Heftroman, Bastei Lübbe AG, 51063 Köln, 26. Mai 2020, 68 Seiten, € 1,90, Titelbild: Nestor Taylor/Bassols

Handlung

Mit aller weiblichen Überredungskunst gelingt es Nicole endlich, auch Zamorra das geplante Mittelalter-Fest schmackhaft zu machen. Im Dorf Saint-Cyriac laufen die Vorbereitungen unter der Regie von Pascal Lafitte und Mostache bereits auf Hochtouren. Das Fest soll im Schlosshof von Château Montagne stattfinden. Als Höhepunkt hat die bekannte Band FAUN bereits ihren Auftritt zugesagt.

Doch plötzlich geschehen rund um das Château herum, mysteriöse und unheimliche Ereignisse. Pascals Sohn Joaquin bringt sichtlich schockiert seine Freundin Claudette ins Château zurück. Während eines gemeinsamen Picknicks saß Claudette direkt auf dem Boden, als ihr plötzlich die Lebenskraft entzogen wurde. Auch Tiere sterben und Pflanzen aller Art verdorren. Was geschieht im Umkreis von Château Montagne? Warum verändert sich Faolan immer mehr, seit er versucht ein Buch zu übersetzen, das Pascal gefunden hatte?

Leseprobe

Nicole schnappte nach Luft. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die Melodie mittlerweile ziemlich schnell geworden war.

Stärker schlug Pan mit den Hufen auf das Pflaster. Erst stoben Funken in alle Richtungen davon, dann breiteten sich magische Stoßwellen aus. Sie leuchteten in zartem Blau, Violett und Grün.

Da quoll das Dunkle aus den Fugen! Ja, selbst aus dem Brunnen schob sich das Gallert.

Die ölige Masse bedeckte alsbald den gesamten Schlosshof. Die Dörfler wurden von William und Claire, die von Pascal, dem Türmer, gerufen worden waren, an der Zugbrücke zurückgehalten.

Die dunkle Masse wogte hin und her. Mit ihnen das Heer der Stuhlreihen und mittendrin, als graziler Fels, der Satyr.

Wilder wurde sein Spiel, und obwohl sich das Schwarz an ihm hochschieben wollte, entzog er sich dem bleiernen Wogen immer wieder.

Dumpf hallten seine Hufe in der Masse. Und jedes Mal glomm dabei die Schwärze auf.

Der Satyr vollführte einen ausgelassenen Tanz. Die Panflöte klang mittlerweile wie ein ganzes Orchester, doch auch die Faune blieben hervorragend hörbar. Es schien, als würde die Melodie zwischen den sechs Musikern und Pan hin- und hergeworfen, und jedes Mal wurde sie eine Nuance schneller.

Es wurde ein infernalischer Tanz, den der Satyr nun aufführte.

Bald schon erhoben sich zuckende Blasen, die mannshoch versuchten Pan zu attackieren. Doch der Satyr ließ sich weder in seinem Tanz noch in seinem Spiel aus der Ruhe bringen. Zusätzlich setzte er nun auch die Panflöte als magische Waffe ein.

Die Melodie wurde nun tatsächlich sichtbar. Als schillernder Reigen umtoste sie die Blasen, schnürte und drückte sie ein, sodass sie sich zurückziehen mussten.

Immer wieder warf sich das Dunkle in der einen oder anderen Form gegen Pan, der jedoch alle Angriffe abzuwehren schien.

Nicole blinzelte mehrmals. Die schwarze Masse schien zu schrumpfen!

Plötzlich zog sie sich von Pan zurück. Im nächsten Moment verstummte die Melodie der Faune. Das Dunkle hatte sich auf die Bühne geschoben, attackierte nun die Musiker!

Schon begann sich die Masse an Niel und Rüdiger hochzuschieben!

Nicole griff an den Dhyarra. Sie musste sich nur gedanklich vorstellen, wie die schwarze Masse komprimiert wurde …

„Nein!“, schrie Pan in ihre Richtung, und stapfte auf die Faune zu.

Tapfer spielten Oliver und Fiona weiter, obwohl auch sie die Schwärze zu bedecken begann.

Mit der einen Hand hielt sich Pan seine Flöte weiterhin an den Mund, die andere Hand wurde zur Klaue, die in die Schwärze griff und sie immer wieder von den Musikern wegzog.

Ein schrilles Pfeifen erklang, das wohl nur das Dunkle ausgestoßen haben konnte.

Wie ein Berserker wütete Pan, während er weiterhin die Melodie hielt. Und noch immer schienen seine Bewegungen an einen Tanz zu erinnern, wenn sie auch schwächer geworden waren.

Bald schon waren die Musiker wieder frei und konnten, wenn auch etwas ramponiert, die Melodie erneut zu voller Blüte aufleben lassen.

Die Schwärze auf dem Pflaster hatte abgenommen. Freie Inseln waren entstanden, die größer und größer wurden.

Doch auch der Satyr strauchelte immer mehr.

„Er wird es nicht schaffen“, flüsterte Nicole. Schon griff ihre Hand erneut an den Sternenstein.

„Warte“, bat Zamorra. „Wir dürfen ihn nicht bloßstellen.“

Der Gehörnte taumelte durch die Masse, und dann war es doch passiert!

Das Dunkle schob sich an ihm nach oben, und diesmal konnte er es nicht mehr abschütteln.

Die Faune spielten lauter, dringender, doch ihre Kraft reichte nicht aus, den großen Pan vollends zu stützen.

Unmerklich verschob Zamorra einige der Hieroglyphen auf der Silberscheibe.

Taran, sprach er das Amulett-Bewusstsein in Gedanken an. Sende Pan die Energie im nicht sichtbaren und für die anderen nicht spürbaren Bereich!

Im nächsten Moment entzog ihm das Medaillon bereits Energie. Er spürte ein Ziehen in der Brust, ganz so, als ob ihm etwas herausgerissen wurde. Und dem war ja auch so.

Meinung

Der kleine Jubiläums-Roman wurde geschrieben von Thilo Schwichtenberg. Thilo ist es durchaus gelungen, hiermit einen nicht alltäglichen Zamorra-Roman zu schreiben, der sowohl spannend als auch unterhaltsam ist. Einmal mehr ist es Zamorras unseliger Vorfahr Leonardo, der durch sein Wirken im Jahre 1104 etwas schuf, das nun auch seine Spuren in der Gegenwart hinterlässt. Auch LEGION darf nicht fehlen. Ein Zwist zwischen Merlins Geist und dem von Leonardo sorgt schließlich dafür, dass LEGION durch Mithilfe von Asmodis und den sibirischen Elementaren, wortwörtlich kaltgestellt wird. Ich hatte einmal die gewagte Theorie entworfen, das Merlin die 999 Amulett-Kopien geschaffen hat, um LEGION vernichten zu können. Da diese Amulette aber durchweg böse sind, scheint mir dieses nicht die Lösung zu sein. Dass meine Theorie ein kompletter Irrtum war, wurde dann endgültig im Epilog geklärt, als verraten wurde, wer der Schöpfer der 999 Amulette war.

Das Besondere und der Höhepunkt des Romans ist unzweifelhaft das Mitwirken der Gruppe FAUN. Mir war diese Gruppe bisher nicht bekannt. Daher habe ich diese Bildungslücke durch das Anschauen ihrer Videos im Internet geschlossen. Ich muss sagen: Was ich gesehen und gehört habe, hat mir gefallen und mich durchaus beeindruckt, auch wenn ich sonst eher ein Fan der Gruppe Santiano bin. Der Gastauftritt der Gruppe FAUN war auf jeden Fall eine tolle Idee und passt hervorragend zum Roman. Was den Schreibstil betrifft, ist dieser bedeutend besser als beim vorhergegangenen Band 1199. Wortfehler in nahe schon inflationärer Häufigkeit, gab es hier nicht. Allerdings hat auch Thilo in seinem Roman ein wenig gepatzt. Auf den Seiten 12 und 13 konnte er sich beim Kapitel aus dem Jahre 1104 nicht entscheiden, ob der Sohn von Girard nun Fulbert oder Flaubert heißen sollte. Auf Seite 20 hat er dann den notgeilen Jean und sein Opfer Jacques miteinander verwechselt. Ansonsten hat mich der Roman sehr gut unterhalten. Gefallen hat mir auch die Rolle von Faolan. Getrieben von Pascals Sticheleien und seinem eigenen Ehrgeiz, lässt er sich auf ein riskantes Spiel ein, in dem er, das von Pascal erhaltene Buch, mithilfe der schwarzen Magie übersetzen will. Was natürlich nicht folgenlos bleibt.

Ein tolles Cover, das eine entscheidende Szene im Roman zeigt und eine ungewöhnliche Auflösung runden einen gelungenen Roman ab, der dann am Ende ein würdiger Jubiläums-Roman ist. Fanden doch die großen Themen der letzten Jahre, LEGION und die 999 Amulette, auch hier ihren Platz.

Insgesamt gebe ich Thilo die Note = Sehr gut und damit 5 von 5 Amuletten.

(km)