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Arno Strobel – Offline

Arno Strobel
Offline

Psycho-Thriller, Paperback, Fischer Verlag, Frankfurt am Main, September 2019, 368 Seiten, 14,99 €, ISBN: 9783596703944

In einer Zeit, in der man sein Smartphone kaum noch aus der Hand legt, ist es doch sicher mal reizvoll, zu schauen, wie es sich ohne die digitale Welt so anfühlt. Das denkt sich auch die kleine Reisegruppe, die zu einer Wanderung aufbricht, um ein paar Tage in einem abgelegen Hotel der Welt der E-Mails und Apps zu entfliehen.

Da ist Jennifer König mit ihrem dreiköpfigen Arbeitsteam Thomas, Florian und Anna: Sie alle arbeiten in der Telekommunikationsbranche und sind für die Entwicklung von Apps zuständig. Ihrer Firma wurde die Reise vergünstigt angeboten, um die Tour abseits der Zivilisation als Erste zu testen. Mit dazu gehören außerdem Annika und Matthias Baustert, Sandra Weber und David Weiss. Begleitet werden sie von dem Reiseleiter Johanne, dem Bergsteiger Nico und Ellen.

Der Aufstieg zum Berghotel von Schönau aus gestaltet sich anstrengend, aber die Gruppe kommt noch vor dem einsetzenden Schneefall an. Das Hotel entpuppt sich als mitten in der Renovierung steckendes düsteres Gebäude und wirkt nicht sehr einladend, aber die Gruppe freut sich darauf, dort einzukehren. Die Handys wurden vorher eingesammelt und in Schönau gelassen, aber diese hätten hier oben auf dem Berg sowieso keinen Empfang gehabt.

Beim gemeinsamen Abendessen kommt sich die Gruppe auch etwas näher und lernt gleich die beiden Hausmeister Timo und Horst kennen.

Ansonsten gibt es keine Angestellten, da das Hotel erst in wenigen Monaten eröffnet werden soll.

Gut gelaunt verabschiedet man sich später ins Bett und trifft sich erst beim gemeinsamen Frühstück wieder. Dabei bemerkt Jennifer, dass ihr Kollege Thomas fehlt. Nach ein paar Stunden macht sich die Gruppe dann doch Sorgen, zumal draußen ein so starker Schneesturm tobt, das an einen Spaziergang nicht zu denken ist. Die Suche in dem verwinkelten Hotel mit vielen dunklen Nebengebäuden gestaltet sich sehr schwierig, aber als sie Thomas finden, könnte der Schock nicht tiefer sitzen. Thomas wurde auf unfassbar grausame Art gefoltert und ist dem Tod näher als dem Leben. Nachdem er notdürftig verarztet wurde, wird der geschockten Gruppe langsam klar, dass der Täter noch unter ihnen sein muss. Leider wurde auch das Funkgerät, der einzige Kontakt zur Außenwelt, zerstört, und durch den starken Schneefall ist an einen Abstieg nicht zu denken. Kann es sein, dass sich in dem großen leeren Gebäude doch noch Fremde aufhalten oder ist einer aus der Gruppe der Täter?

Langsam wächst das Misstrauen und die Verzweiflung. Abends geht die Gruppe mit viel Unbehagen auf ihre Zimmer und am nächsten Morgen kommt der neue Schock: Noch ein Mitglied wurde mindestens genauso grausam zugerichtet. Nun gibt es nur noch Verdächtigungen und Angst, was die Mitglieder des Experiments auseinander reißt und plötzlich jeder gegen jeden zu sein scheint. Wem kann man noch trauen und wann hört endlich der verdammte Schneesturm auf? Aber das Morden geht weiter und Hilfe scheint nicht in Sicht …

 

Zugegeben, die Idee der einsamen Hütte und des Täters in einer Gruppe ist nicht neu, aber Arno Strobel versteht es sehr gut, die Spannung aufzubauen und den Täter (für mich) geheim zu halten. Ich war ständig hin und hergerissen, wer es ein könnte, und konnte das Ende kaum abwarten. Allerdings hätte ich es nicht im Nachtdienst lesen sollen, denn plötzlich hört man doch Geräusche, die einem so im Dunkeln einen Schauer über den Rücken jagen. Deswegen habe ich das Buch um Mitternacht aus der Hand gelegt und erst am nächsten Vormittag beendet.

Die Handlung baut aufeinander auf, es gibt keine nervigen Rückblenden und es kommen keine langatmigen Passagen. Durch die gewählte Schriftgröße war der Text angenehm zu lesen, auch nachts. Mit seinen 364 Seiten ist das Buch auch nicht zu lang.

Dass der Titel offline hier wie die Faust aufs Auge passt, wird einem spätestens dann klar, als man liest, wie die Opfer verstümmelt wurden und welch grausame Folter sich der Täter für die Opfer ausgedacht hat; aber das herauszufinden, überlasse ich jedem selbst.

Mich hat der Roman bestens unterhalten und ich freue mich auf weitere Werke des Autors.

(ssch)