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Dämonische Reisen in alle Welt – Kapitel V, Teil 3

Johann Konrad Friederich
Dämonische Reisen in alle Welt
Nach einem französischen Manuskript bearbeitet, 1847.

Kapitel V, Teil 3

Beide ließen sich nun unbemerkt in den Weinbergen in der Nähe des Bopser nieder und begaben sich durch die Charlottenstraße, über die Planie und den Schlossplatz gehend, an den Ort, wo die neugierige Menge dem Abbruch der Häuser zusah.

»Was gibt es denn da zu sehen?«, fragte Michel einen neben ihm stehenden ältlichen Mann.

»Wir passen hier auf einen Schatz auf«, erwiderte der Mann lächelnd.

»Wieso?«

»Man sagt, dass in den Mauern oder Kellern dieses Hauses an Gold und Kleinodien ein Wert von mehr als ein paarmal hunderttausend Gulden verborgen sei.«

»Über eine Million«, fiel eine neben ihm stehende Dame dem Mann ins Wort, »über eine Million, Herr Oberkommerzienrat.«

»Wo denken Sie hin, Frau Gevatterin, so viel ist es gewiss nicht. Es wird schon viel sein, wenn sich ein Wert von hunderttausend Gulden vorfindet.«

»O ganget Se, i wais ganz gwies, hab’s aus der beschte Quell.«

»Nun, wenn das so ist, so erzählen Sie es dem fremden Herrn.«

»Reächt gern. Sehet Se, meine Herra , vor viel hundert Johr ischt do a Kloschter oder so a geischtlich Gebäu gwesa, und do hent die geischtliche Herra fort g’müsst, weil alles luthrisch g’worde ischt, und do hent se ihre Koschbarkeita in des Gebäu vermauert oder vergrabe, das nu an weltliche Leut verkauft worda isch. A mol, am a n’Abed, vor viel Johr ischt so a alter Kapaziner mit aund lauga langa Bart zu der Frau vom Haus komma, und hat er gesagt: Sehet Se, in ihrem Haus ischt a großer Schatz versteckt, und dabei ischt unterm andere an a schöes goldes Kreuz mit Diamanta und Brillanta besetzt. I will Er des Gcheimnis, wo der Schatz leit, offabara, wenn Se mer verspricht, dass Se mer des Kreuz lassa witl, Alles andre soll Ihra gchöra, nnd sell ischt no a Million werth. Aber dia Frau war so klug und hat dem Kapaziner zur Autwort geba: ›O gang er mer mit so Zuigs, an so was glaub i halt net, und hab den Pfaffa fortgeschickt. Aber da anderaTag hat se lassa Maurer und Zimmerleut komma, und hat no des Gebäu vom Dach bis in da Keller nunter durchsucha lasse; se hänt aber älleweil nix finda könne. I glaub’s wohl, wann mer a Haus net abreißt, kan ma nix finda.  Seit dera Zeit ischt ällemol, wenn des Haus verkauft wird, in Kaufbrief nei g’schriebe worda, dass wenn der Käufer den Schatz find, er en dem Verkäufer ausliefere oder mit ihm teile müss, und selt hat au Sein königliche Hoheit der Kronprinz se müsse g^falla lasse, wenn er scho des Haus recht honett zahlt hat. Und jetzt sind mer ebe do und passet scho drei Tag auf de Schatz, se hänt aber immer no nix g’funde. Seht, meine Herre, sell ischt die G’schickt.«

Michel dankte der gesprächigen Dame für die gefällige Mitteilung und sagte, seinem Begleiter einen Wink gebend: »Jetzt will auch ich so lange hier bleiben, bis dass der Schatz gefunden ist.«

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als es auf einmal aus den noch stehenden Trümmern ertönte: »Der Schatz! Der Schatz!«

Nun gab es einen gewaltigen Lärm und ein furchtbares Gedränge. Einige Arbeiter brachten in der Tat ein kleines, sehr reich mit wunderbar künstlicher Schnitzarbeit im älteren Stil verziertes Kistchen herbei, das sie vorgaben, so eben in einer Wand eingemauert gefunden zu haben. Dasselbe wurde nun sogleich im Beisein der Menge, deren Neugierde aufs Höchste gespannt war, geöffnet. Und o Wunder! Man entdeckte zwei trefflich gemalte Doppelbilder, wahre Meisterwerke der Kunst, in demselben, von denen das eine ganz unverkennbar ähnlich den König Wilhelm und seine Gemahlin und das andere den Kronprinzen und eine allen unbekannte wunderliebliche Schönheit darstellte, die jedoch von einem hinzukommenden Fremden für das treue Konterfeit der Großfürstin Olga erkannt wurde. Dabei lag eine mit goldener Schrift auf Pergament geschriebene Tafel, die besagte: Dies, Württemberger, sind eure größten Schätze!

Erstaunt sah man sich einander an. Es war nur eine Stimme, dass die Schrift die Wahrheit sage, nur konnte man nicht begreifen, wie dieselbe in diesem Gebäude gefunden worden war.

Endlich sagte einer der Anwesenden: »O! Das ist ein Stückchen von unserem Herrn Bürgermeister. Das ist so ein schlauer Vogel, der hat uns auf eine verblümte Weise die Wahrheit sagen wollen.« Die Menge zerstreute sich nun zufrieden, auf keinen weiteren Schatz mehr wartend, bis auf wenige Narren, die immer noch auf ein goldenes Kreuz passten.

Michel und Asmodi aber, nachdem beide noch Marquardts Kaffeehaus auf dem Schlossplatz besucht, sich dort für den weiteren Flug gestärkt und dasselbe so vortrefflich eingerichtet und die Bedienung und Erfrischungen so vorzüglich gefunden hatten, dass es auch mit der ersten Pariser Anstalt dieser Art noch konkurrieren könnte, empfahlen sich dem gewandten Wirt und begaben sich in die reizenden Anlagen hinter dem Schloss in die große Rosenlaube, aus der sie sich unbemerkt wieder emporschwangen, nach einigen Minuten darauf an einem abgelegenen Ort im Prater zu Wien niederließen, und unter dessen schattigen Bäumen lustwandelten. Kaum hatten sie einige Schritte gemacht, als sie in einem ziemlich einsamen Gang einem nicht mehr ganz jungen Mann begegneten, der mit einem kummervollen, ja Verzweiflung ausdrückenden Gesicht der Donau zueilte, die beiden Fremden nicht bemerkend.

»Was mag der haben?«, fragte Michel.

»Ein unglücklicher Börsenspekulant, den ebenfalls die französische Nordeisenbahn ruiniert hat. Er soll morgen zehntausend Gulden Differenz zahlen und hat keine hundert mehr in seinem Vermögen, wesshalb er mit dem Gedanken umgeht, sich der Nymphe der Donau in die Arme zu werfen. er hinterlässt ein braves Weib mit fünf unerzogenen Kindern und ist sonst immer ein rechtlicher Mann gewesen; aber das verdammte Börsenspiel!«

»Ha, man eifert so gegen die Spielbänke und Hasardspiele in den Bädern, und die ärgsten und verderblichsten Spielhäuser sind die abscheulichen Börsen. Man sollte sie alle niederreißen.«

»Das lasse bleiben, Freund, die Börsenhäuser selbst sind ganz unschuldig, und wären sie es nicht, würde dennoch ebenso geschwindelt. Das Übel sitzt tiefer. Die Habgier der Geldseelen, die nie genug haben können, volle Säcke auf Säcke häufen wollen, um am Ende des Lebens eine prächtige Höllenfahrt zu machen, denn das ist doch das Ende des Liedes, kennt keine Grenzen. Ich, als Teufel kann mich nicht genug über die Kurzsichtigkeit dieser zusammenscharrenden und zusammenkratzenden dummen Teufel wundern, die dabei nie einen reellen Genuss von ihrem Mammon haben, ihr spannenlanges Leben in Angst, Sorgen und Quälereien  dahin bringen, damit ein überlustiger Erbe, Sohn, Schwiegersohn oder Neffe die der Armut und dem Elend eskroquierten Taler in liederlicher Gesellschaft lustig wieder in alle Welt laufen lässt. Denn dies ist meistens das Los eines solchen Mammons.«

»Aber der arme Teufel, dem wir soeben begegneten, dem müssen wir aus der Klemme helfen.«

»Nach Belieben.«

»Doch so, dass es auch zu gleicher Zeit einen Spaß für die ehrlichen Wiener und ihre vorsichtige Polizei gibt.«

»Erdenke etwas.«

»Ha, ich habe es!«, sagte Michel nacheinigen Augenblicken des Besinnens.

»Und das wäre?«

»Holen wir zuerst den Mann zurück.«

Dies war in wenig Minuten geschehen.

Michel sprach ihn an, erfuhr von ihm nach einigen dringenden Fragen, was wir schon wissen, und dass er ein geborener Rheinbayer aus Speier sei, worauf er ihm endlich sagte: »Mein Herr, es soll Ihnen geholfen werden, wenn Sie auf meinen Vorschlag eingehen. Sie sollen nicht nur die Ihnen fehlende Summe, sondern das Doppelte und Dreifache erhalten.«

Mit einem Hoffnungsstrahl im Gesicht sagte der Unglückliche: »O, sprechen Sie, mein Herr. Alles, was ich möglich machen kann, um meine unglückliche Familie dem Mangel und Elend zu entreißen, werde ich mit Freuden tun, sei es auch noch so schwierig und selbst gefährlich.«

»Keines von beiden. Alle Schwierigkeiten und Gefahr nehme ich auf mich. Sie werden nur den guten Wienern einen Gegenstand fürs Geld sehen lassen, den sie glauben werden, noch nie gesehen zu haben, und den sie doch alle Tage sehen.«

»Ich verstehe Sie nicht, mein Herr.«

»Sie werden Wien einen Maulesel zeigen, der dew Schweif da hat, wo die Pferde gewöhnlich den Kopf haben.«

»Sie scherzen.«

»Ganz und gar nicht.«

»Haben Sie denn so ein Wundertier?«

»Allerdings.«

»Aber bis morgen habe ich die Zahlung zu machen.«

»Das Geld dafür werden Sie diesen Abend noch erhalten.«

»Es sind ja noch gar keine Anstalten gemacht, vor allem gehört die Erlaubnis der kaiserlich-königlichen hohen Polizei dazu, sodann ein Raum, eine Hütte, die Zuschauer aufzunehmen, Bekanntmachungen, Anschlagzettel.«

»Das ist alles meine Sache. Es ist jetzt zwei Uhr Nachmittag. Ich werde sogleich die Umzäunung eines hinlänglich geräumigen Platzes, wozu ich alles vorbereitet habe, hier im Prater besorgen, die Sehenswürdigkeit in ganz Wien bekannt machen, mich mit der Polizei verständigen. Um vier Uhr wird die Kasse geöffnet und das Wundertier zu sehen sein. Finden Sie sich dann wieder hier ein, um die Gelder einzunehmen.«

Der arme Mann entfernte sich kopfschüttelnd und meinte, dass ihn der Unbekannte entweder zum Besten habe oder es mit dessen Verstand nicht ganz richtig sei.

Michel, der seine Zweifel bemerkte, rief ihm noch zu: »Vergessen Sie ja nicht zu rechter Zeit wieder zu kommen, um Ihr Geld in Empfang zu nehmen.«

Als der Mann in die Stadt zurückkam, war das Erste, was er bemerkte, ein auf schwarzem Papier mit roten Lettern angeschlagener Riesenzettel, auf dem geschrieben stand:

Einwohner der Kaiserstadt Wien, vom höchsten Adel bis zum geringsten verehrten Publikum! Mit gnädigster Erlaubnis einer hohen kaiserlich-königlichen Polizei wird heute Nachmittag um vier Uhr in dem zu diesem Zweck im Prater abgeschlagenen Amphitheater ein Naturwunder gezeigt, dergleichen Wien und die ganze Welt noch nie gesehen, nämlich ein Maulesel spanischer Rasse, der da den Kopf hat, wo gewöhnlich die Esel und Maulesel den Schweif haben.

Eintrittspreise:

Erster Platz, fünf Gulden Konventionsmünze

Zweiter Platz, zwei Gulden Konventionsmünze

Dritter Platz, einen Gulden Konventionsmünze

Dieses Wunder ist nur heute und nur dies einzige Mal zu sehen.

Michel und Asmodäi,

Inhaber des Naturwunders

Schnell war die hohe Polizei davon in Kenntnis gesetzt, dass in allen Straßen, an allen Plätzen und Ecken Wiens sich solche Anschlagzettel befänden und befahl nun ihren dienstbaren Geistern, dieselben augenblicklich allenthalben, wo sie sich vorfänden, abzureißen, indem dies nichts anders als ein schlechter Spaß, vielleicht gar von Saphir sein könne, in jedem Fall aber sie von keiner hierzu gegebenen Erlaubnis etwas wisse und sich vorbehalte, den Urheber dieser Unverschämtheit, sobald sie ihn ausfindig gemacht, in Untersuchung zu nehmen und auf das Strengste zu bestrafen.

Die Agenten der hochlöblichen Polizei zeigten den größten Eifer im Herabreißen der schmählichen Zettel, aber kaum hatten sie einen mit unsäglicher Mühe herabgekratzt, denn die Dinger klebten, als seien sie mit dem zähesten Pech an die Mauern geheftet, und hatten einige Schritte weiter getan, so war dicht neben dem abgerissenen schon wieder ein neuer Zettel der Art angeheftet. Je mehr die Polizei herabriss, desto mehr schienen sich die heillosen Wische zu vervielfältigen, sodass, als man dem Polizeipräsidenten hierüber Bericht erstattete und von allen Teilen der Kaiserstadt gleichlautende Rapporte einliefen, diesem der Verstand still stand und er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Gleicher Meinung waren auch die bei der hohen Polizei angestellten Herren Hofräte etc. Man hatte auch sogleich nach dem Prater geschickt, um sich nach dem bretternen Amphitheater umzusehen, jedoch keine Spur von demselben entdecken können. Nur dieselben Zettel fanden sich in allen Alleen vor.

Das ist ein Streich von dem Teufelskerl, dem Saphir, war die Meinung der hohen Polizei mit rührender Einstimmigkeit.

»Das soll er uns schwer büßen«, meinte der Präsident. Unterdessen war ganz Wien in Aufruhr über diese Ankündigungen geraten. Gegen vier Uhr strömte alles zum Prater, und o Wunder! Das Amphitheater, recht geschmackvoll erbaut, mit den österreichischen Nationalfarben angestrichen, eben solche Fahnen auf demselben wehend, fand sich vor. Man drängte sich an die Kasse, löste Fünf-, Zwei- und Ein-Gulden-Billets, für die man das Geld mit Freuden hinwarf, und beeilte sich, Platz in dem ungeheuren Raum zu nehmen, in dessen Mitte man eine Art Zelt von kostbarem schwarz- und goldstreifigem Stoff aufgeschlagen sah, welches das Wundertier barg.

Als endlich alle Räume bis zum Erdrücken gefüllt und mehr denn 20.000 Plätze besetzt waren, während noch Tausende von Zuschauern vor der Tür harrten und a tout prix Dukaten blicken lassend, Einlass begehrten, man sie jedoch auf die in wenig Momenten statthabende zweite Vorstellung vertröstete, fielen auf ein gegebenes Zeichen die das Zelt bildenden Draperien von drei Seiten herab. An der vierten sah man einen prächtigen spanischen Maulesel, der mit dem Schweif an die mit Hafer gefüllte Krippe gebunden war, der er, statt des Kopfes, sein prächtiges Hinterteil zuwandte, während er die Zuschauer wiehernd und ungeduldig stampfend anblickte. Ein in andalusischer Tracht reich gekleideter Stallknecht stand neben dem Tier und sprach mit starker von jedermann vernehmbarer Stimme: »Höchste und hohe Herrschaften, sie werden gnädigst zu bemerken belieben, dass dieser Maulesel den Schweif da hat, wo die Esel gewöhnlich den Kopf haben, nämlich an der Krippe!«

Das ganze Publikum war starr vor Erstaunen. Man sperrte Mäuler, Augen, Nasen und Ohren auf, sah sich einige Minuten lang gegenseitig voll Verwunderung an und wusste nicht was man hierzu sagen sollte. Einige wollten Lärm schlagen, und den, der sie so gefoppt hatte, sogar erschlagen. Andere dagegen lachten und meinten, man müsse hier zu bösem Spiel gute Miene machen, sonst würde man noch obendrein ausgelacht, denn der Mann habe allerdings gezeigt, was er versprochen hatte, nämlich einen Maulesel, welcher da den Schweif habe, wo die Esel gewöhnlich den Kopf haben. Dieser Meinung war aber nicht die hohe Polizei, welche die Sache weit ernstlicher zu nehmen vorhatte, und vor allen Dingen den Mann, der das Geld an der Kasse eingenommen hatte, samt dem Geld verhaften wollte. Aber dieser war mit der Kasse verschwunden und trotz allem Spüren und Suchen der gewandtesten Polizeidiener Wiens nirgends zu finden. Der Gerettete hatte sich auf den Rat Asmodis, noch ehe man die Draperien von dem Pferd weggezogen hatte, aus dem Staub gemacht und war mit des Teufels Hilfe, der ihn schon vorher an der Kasse für die Zeit, die er daselbst verweilte, mit einem anderen Gesicht versehen hatte, entwischt. Dagegen hielt man sich nun an den Teufel und an Michel selbst, welcher die Frechheit gehabt hatten, den Maulesel zu zeigen und das hochgeehrte Publikum zum Narren zu haben. Beide ließen sich auch geduldig, von einer unabsehbaren Menge gefolgt, verhaften und auf das Polizeibüro bringen.

Hier angekommen, nahm man sie sogleich in ein scharfes Verhör.

»Wer seid ihr?«

»Habt’s denn keine Augen, mer sind’s halt ein paar Menschen«, antwortete Asmodi.

»Woas, wollte gleich vernünftig antworten, oder man wird aus aim andern Ton mit euch sprechen. Wo seyd’s her?«

»Wo mer halt auf d’Welt kommen sind.«

»Euch soll ja der Donner, i glob gar, ihr wollt’s d’hohe Polizei noh foppen. Wo sind’s eure Pässe?«

»Mer hoben halt keine.«

»Eure Heimatsscheine.«

»Wos sind das vor Dinger?«

»Wo wohnt’s?«

»In Paris.«

»Aha, in der Teufelsstadt. Aber, wo seid’s hier abgestiegen?«

»Im Prater.«

»In kain’m Gasthaus?«

»Nein, unter freiem Himmel.«

»Das macht’s den Teufel weiß, wir werdens schon raus kriegen, in was für em Loch ihr steckt. Aber von was lebt’s?«

»Von Essen und Trinken, wie der Herr ah.«

»Wart, ihr sollt’s schon kriegen. Kennt’s niemand hier, habt’s kain Banquier, kain angsehene Mann von Gwicht, der euch kennt oder vor euch gut steh’n mag.«

»Mer kennens kain so a Ding.«

»Seyd’s also so herglaufenes Bagabundengsindel.«

Der Tenfel schwieg.

»Wisst’s denn nit, dass mer in den kaiserlich-königlichen Staaten nit rasen darf, ohne die gehörige Ausweiß, Pässe, Heimatscheine, Empfehlung und Kreditbriefe oder bar Geld, alles in der besten Ordnung z’haben, wie?«

»Wissen halt gar nix davon.«

»Und die Frechheit z’haben, sogar nach Wien z’gehn und der ganzen Stadt, samt der Polizei so an Spuck vor z’machen. Mahnt’s gwiß, ‘s ging hier zu wie in der Teufelsstadt, dem Höllennest Paris, wo mer nur so nein laufen kann und treiben, was mer will. Na! Ihr kennt’s euch g’freun, i wxlls nit mit euch teilen. Wo is der Kerl g’bliehen, der’s Geld einkassiert hat.«

»Ja, den müsst’s halt suchen, wir wissen nix von ihm.«

»Was ist er denn?«

»Wahrscheinlich a ä Mensch.«

»H… r jetzt hob ihs g’nug, ihr verdammte S…. z wollt’s noch grob sein und mi vorn Narrn halten, wart’s, i will euch sag’n.«

Der Inquirent, dem der Zorn das Gestcht kupferrot färbte, eilte in ein Seitenkabinett, aus dem er nach wenigen Minute wieder zurückkam und ausrief:  »So ist’s recht, jetzt wird mer euch schon red’n machen, ihr infamiges Gsindel, das ihr seid. Jeder von ench erhält einstweilen fünfzig wohlzugemessen auf Abschlag.«

»Was, Kaisergulden?«, fragte höhnisch Asmodi.

»Jo, man wird’s euch malea, fünfzig A…prügel, und dann, wann ihr gehörig bekennt und eure Strafe ordentlich ausgehalten, werdt’s auf’m Schub über de’Grenzn g’bracht.«

Es wurde nun sogleich Anstalt gemacht, um die soeben gemachten Versprechungen zu erfüllen. Man führte die beiden Arrestanten in ein Gemach, wo sich außer einigen Bänken sonst kein Mobiliar befand, und befahl ihnen, sich auf zwei derselben, das Gesicht nach dem Boden gekehrt, der Länge nach auszustrecken, was sie auch gehorsamst und ganz gutwillig, ohne einen Laut von sich zu geben, taten. Man visitierte sodann das Hinterteil ihrer Beinkleider, um sich zu versichern, dass diese nicht etwa ausgestopft seien, worauf man das Zeichen zum Losschlagen gab. Aber so kräftig man auch auf die beiden Patienten loshieb, so gaben diese doch keinen Laut von sich und rührten sich nicht, obwohl die Exekutanten ihre Kraft so sehr verstärkten, dass sie sich bei dem fünfzigsten Hieb ganz lahm fühlten. Nun befahl man den armen Geschlagenen, aufzustehen, diese blieben jedoch bewegungslos liegen, keiner rührte sich. Als sich die Polizeischergen nun näherten und ihnen aufhelfen wollten, da fanden sie solche stocksteif und kalt.

»Mer hoben’s halt z’tod g’schlagen!«, rief der eine aus.

»No, dann werden’s begraben«, sagte der andere.

Als man aber die beiden vermeintlichen Leichen von der Bank heben wollte, um zu versuchen, ob noch Leben in ihnen sei, siehe da, o Wunder, hatte man zwei Bund Stroh in den Armen, das sich, ein zweites Wunder, plötzlich entzündete und einen so gewaltigen Rauch und pestilenzialischen Gestank um sich her verbreitete, dass die ganze löbliche Polizei sich im Dunst und in dem übelsten Geruch befand, den sie gar nicht los werden konnte.

»Das waren ein paar Hexenmeister, verdammte Taschenspieler«, hieß es da wieder, »warum loßt ma fo an G’sindl über d’Grenzn, mer sind’s noch viel z’gut.«

Unterdessen hatten sich Asmodi und Michel in ein paar englische Gentlemen verwandelt und waren ins Burgtheater gewandert, wo man an diesem Abend den Wilhelm Tell gab, den man jedoch dahin abgeändert hatte, dass Gessler nicht tödlich verwundet, dem Tell großmütig verzieh und das gute Volk ausrief: »Vivat, der brave Gessler!«, womit sich das Stück schloss, dem das Publikum ebenfalls sein Bravo zollte.

Nachdem Michel und Asmodi noch ein gutes Mahl, aus gebackenen Hähndeln und anderen Wiener Leckerbissen bestehend, eingenommen und reichlich mit Ungarwein hinabgespült hatten, kehrte der Erstere nach Paris und der andere in die Hölle zurück, mit dem Besprechen, sich den kommenden Tag, es war der Fastnachtsdienstag, zeitig einzufinden, da dieses Mal der Karneval ganz besonders durch allerlei Prachtzüge und Maskeraden gefeiert werden sollte, von denen sich Stürmer viel Vergnügen versprach und sich vornahm, das sein zu der allgemeinen Belustigung und der Verherrlichung des Triumphzuges des fetten Ochsen beizutragen.