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Der Welt-Detektiv Band 6

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Bau und Einrichtung von Burgen im Mittelalter – Teil V

Der Palas

Unter den Wohngebäuden der eigentlichen Burg ist vor allen der Palas zu nennen. Er wurde auch das Herrenhaus oder Ritterhaus genannt und war sowohl dem Gebrauch als auch dem Umfang nach das Hauptgebäude, nahm in der Regel die eine Seite des Burghofes ein, stand in der Nähe der Pforte und war je nach dem Vermögen und Stand des Burgherrn mehr oder weniger geräumig und schön ein­gerichtet.

Äußere Beschaffenheit des Palas

Der Palas war unter allen Gebäuden der Burg mit Ausnahme des Bergfriedes der höchste Bau und ganz aus Stein. Wo das Terrain nicht eng und unregelmäßig war, zeigte er, an die Ringmauer angelehnt oder vielmehr auf ihr ruhend, einen oblongen, rechteckigen Grundriss oder auch die Hufeisenform und bestand aus dem in der Regel gewölbten Erdgeschoss und aus zwei bis drei Stockwerken. Der Zugang war verschieden. Im westlichen Deutschland, auch in der Wartburg und in Eger, führte eine steinerne Freitreppe, die Gräde, selten eine Rampe an der Hofseite des Hauses zur Tür des Palas, aber nicht immer unmittelbar. Hin und wieder musste man von der Plattform der Treppe eine kleine Zugbrücke zum Eingang in den Palas überschreiten. In der Donaugegend, in Bayern und Österreich, kommt gewöhnlich statt der Gräde die in einem Türmchen befindliche Wendeltreppe (Neuhaus) oder auch der ebenerdige Eingang vor. An demselben befand sich ein Stein zur Erleichterung des Auf- und Absitzens vom Pferd.

Im Erdgeschoss befanden sich nur wenige enge Schlitze für den Bogen und die Armbrust. Die Fenster nach der Landseite oder nach außen zu waren der besseren Verteidigung wegen nur in den höheren Stockwerken angebracht und längs den obersten zog sich häufig eine hölzerne Galerie hin. Hinter den Fenstern, nach der Hofseite zu, befand sich ihrer ganzen Länge nach jedoch nur selten ein Gang. Hin und wieder kamen Balkone oder Erker mit Maßwerk und heraldischem Figurenschmuck vor. In der Höhe wurde der Palas mit Friesbögen oder Zinnen oder Ecktürmchen mit Zeltdächern gekrönt.

Die älteste Dachbedeckung des ganzen Hauses bestand aus mehreren Giebeldächern. Später wurde nur ein Dach, bisweilen mit vielen Dachtürmchen oder Erkern geziert, errichtet. Es war hin und wieder von abgetreppten Giebeln auf beiden Seiten begrenzt und mit Schindeln von hellglänzenden Färbungen, manchmal sogar mit Zinn- oder Bleischindeln oder mit glasierten Ziegeln gedeckt, deren blendender Glanz von weiter Ferne den Blick an sich zog. Ein weithin in das Land schimmerndes Dach galt als eine der schönsten Zierden des Palas. In Oberösterreich war das Palasdach gewöhnlich einfach und mit kleinen, schmalen oder Spitz-, Schuppen- und Hohl­ziegeln gedeckt. Der Gipfel des Daches wurde mit Wetterfahnen geschmückt. Nur der Adel hatte das Recht, sich derselben zu bedienen. Ihre Form zeigte die Würde des Burgbesitzers an. Viereckig geschnittene Wetterfahnen durften nur die Bannerherren führen; der übrige Adel hatte lange, zweispitzige Wetterfähnchen. Sie wurden auch mit dem Wappen des Burgherrn geziert.

Der Palas hatte einen weißen oder verschieden gefärbten Anwurf. Die Anwendung verschieden gefärbten, teils rauen, teils ganz feinen Mörtels, besonders an den Mauerecken und Sockeln, zur Nachahmung der Quadern, an Gesimsen und zu Streifen zwischen den Fenstern usw. finden wir häufig. Geschichtliche, biblische und ähnliche Darstellungen an der Außenwand des Hauses wurden oft bloß in mehrfarbigen Mörtel, namentlich durch Einritzung in die obere Mörtellage und daher streifweise Bloßlegung der unteren ausgeführt.

An die Ausschmückung des Palas und seiner Wohnräume wurde alles gewendet, was der Burgbesitzer nur auftreiben konnte. Mochten andere Partien der Burg darunter leiden, das Ritterhaus, in dem er seine Gäste empfing, musste von seinem Stand und Reichtum zeugen.

Dies war besonders seit dem 13. Jahrhundert der Fall, wo man durch die Kreuzzüge mit schönen byzantinischen Formen und mit manchen Einrichtungen orientalischer Pracht und Bequemlich­keit bekannt geworden war.

Bestandteile des Palas

Der Palas bestand aus einem großen Saal, dem Rittersaal, zu dessen Seiten einige kleine Gemächer angebracht waren. Andere befanden sich in dem höheren Stockwerk, wo auch nach der Hofseite hin die Pechpfannen hingen.

Rittersaal

Zum Rittersaal gelangte man durch die Eingangstür des Palas. Nicht immer war noch ein anderer Raum dazwischen.

Die Decke des Saales

Die Decke des Saales war in manchen Burgen gewölbt, gewöhnlich aber besonders im früheren Mittelalter bestand sie aus hölzernem Sparrenwerk. Im ersten Fall wurde, wenn der zu überspannende Raum zu groß war, das Gewölbe durch Säulen und Pfeiler unterstützt. Bei der Holzdecke waren die Flächen der Durchzugsbalken mit Schnitzwerk, Wappen, Sprüchen, Jahreszahlen und Figuren der Heiligen geziert oder durch einen Leimanstrich getüncht. Später machten die einfachen Balkendecken den aus Tafeln gefügten, oft kunstvollen Plafonds Platz.

Fußboden

Die Fußböden bestanden aus Lehm-Estrich oder Tennenboden – gestampften, durch Schafhaare verhärtetem Lehm – aus Stein-Estrich, Bretterlage oder schmuckvollen Tonfliesen. Geschlagene Ziegel und Estrich aus Ziegeltrümmern wurden erst später angewendet.

Fliesen

Die Fliesen bestanden aus gebrannten, gleich­förmigen, vorherrschend quadratischen Plättchen, von rötlicher, dunkel roter, lichtgelblicher, grauer und schwärzlicher Tonerde. Sie waren etwa ein Zoll dick und wurden auf einer Unterlage von Kalk und Sand genau zusammengefügt, sodass sie mit ihren Ornamenten gleichsam ein Teppichmuster bildeten. Ihre Verzierungen wurden teils durch Pressung in einer Form, teils durch Glasierung bewerkstelligt; Letztere wieder durch einfache Salz- oder Bleilösung oder durch eigentümliches Email, d. h. färbige Glasflüsse. In Deutschland war die Pressung die vorherrschende Methode, zu der dann ein- oder mehrfarbige Glasur hinzutrat. Die Verzierung war entweder flach erhaben auf glat­tem Grund oder auch eingetieft und trat durch den Staub oder Lage der meisten Burggebäude, die Stürme, denen sie preisgegeben waren und die mangelhafte Verwahrung der im Mittelalter durch lange Zeit glaslosen Fenster, die der kalten Luft Eingang gewährten. Erwägt man, dass bei strenger Kälte die Erwärmung durch Kamine unzulänglich war, so wird man leicht begreifen, wie die Fußböden in winterlicher Jahreszeit beständig kalt sein mussten. Diesem Übelstand abzuhelfen, bedeckte man sie mit Schichten von Stroh und trockenen Binsen oder Heu und legte darüber Matten, bei feierlichen Gelegenheiten auch Teppiche, besonders dort, wo Tische, Stühle und Bänke standen. Es kam aber auch vor, dass die Teppiche das ganze Zimmer bedeckten. Im Sommer, wo die warme, schwere Luft in den mit engen und nicht zahlreichen Fenstern versehenen Zimmern stockte, streute man frischgeschnittene Binsen, grünes Gras, tauiges Laub und in der Blütezeit Blumen, namentlich Rosen, auf den Fußboden. Die Kamine, deren man in der warmen Zeit nicht bedurfte, füllte man in gleicher Weise an und befestigte auch an den Wänden grüne Zweige. Bei Festlichkeiten wurden Teppiche gelegt und über dieselben grüne Binsen und Blumen dünn hingestreut. Auf diese Weise suchte man, duftige Frische und Kühlung zu verbreiten und das Gefühl wohliger Behaglichkeit zu erwecken.

Wände und ihre Ausschmückung

Die Wände waren meistens nur einfach, aber sorgfältig abgeputzt, gewöhnlich weiß und mit dem glänzenden, marmorähnlichen, glatten Mörtel der Alten überzogen. Wandmalereien kamen wenig vor, weil damals noch die Maler selten und teuer waren. Hingegen geschah es hin und wieder, dass die Wände des Saales mit Holzvertäfelungen überkleidet wurden, welche mit Maßwerkverzierungen oder Laubornamenten versehen waren. Woll- und Seidentapeten findet man erst im 16. Jahrhundert. Ferner wurden an den Wänden des Saales Rüstungen und Waffen, wo möglich kriegsberühmter Ritter, dann Trophäen der Jagd, meistens Hirschgeweihe angebracht. Auch ein Heiligenbild durfte nicht fehlen. Bei Festlichkeiten hing man große Teppiche – Sperlachen, Rücklacken – an den Wänden auf, welche am oberen Rand mit Ringen versehen waren und mit diesen an hölzernen Stellagen – Rücken – befestigt wurden. Am unteren Rand waren sie oft mit kleinen Schellen, dieser Lieblings­spielerei des 12. und 13. Jahrhunderts, die man auch an Kleidern und am Reitzeug anbrachte, behängt.

In der ersten Hälfte des Mittelalters war nur die Maschenrüstung üblich. Sie bestand aus dem beringelten, beketteten oder beschildeten d. h. geschuppten Panzerhemd. Mit Beginn des 13. Jahrhunderts wurden auch die Rüsthosen, Ärmel und Kapuzen aus solchen Metall­maschen verfertiget. Die Schienenrüstung (aus Eisen oder Stahl) kam in Deutschland zuerst im 14. Jahrhundert, und zwar nur in einzelnen Bestandteilen vor, indem man dem verkürzten Panzerhemd Bein- und Armschienen beifügte. Die vollständige Metallplattenrüstung wurde erst im 15. Jahrhundert allgemein gebräuchlich. Die gerippten Rüstungen mit gewölbtem Brustharnisch und stark vorragenden Rändern gehören schon dem 16. Jahrhundert an.

Teppiche

Die Teppiche spielten im Mittelalter eine große Rolle bei jeder Festlichkeit. Sie waren entweder aus Wolle gewirkt oder auf Leinen- und Seidenstoff gestickt. Letztere kamen jedoch zur Ausschmückung von Profanzimmern selten vor.

Schon im 13. Jahrhundert wurde in Deutschland neben der Weberei des glatten, einfarbigen, rohen Tuches auch die Teppichwirkerei geübt. Sie kam aus den Niederlanden, wo, sowie auch in Burgund, Teppiche gewirkt wurden, welche hinsichtlich der Zartheit der Zeichnungen und der Feinheit der Ausführung die deutschen Erzeugnisse übertrafen. Die aus Wolle gewirkten, oft parfümierten Teppiche hatten entweder bald geometrische, bald Pflanzen-, später Granatapfelmuster auf gewöhnlich rotem, gelbem, blauem Grund, oder Wappen, Darstellungen von Tiergruppen, Gesellschaften und Hochzeiten, Szenen aus der Jagd und Fischerei, des Kampfspieles und Krieges, der Heiligen Schrift und Legende, mit Blumen und Bäumen, Burgen und Klöstern. Die in der Wollweberei schwierig zu behandelnden Köpfe der menschlichen Figuren wurden zuweilen gar nicht eingewebt, sondern aus feiner Leinwand ausgeschnitten und von einem Künstler gezeichnet, aufgeklebt und aufgenäht.

Die ersten vorhandenen Stickereien reichen in das 12. Jahrhundert und werden im 13. zahlreicher. Sie wurden in weißen und bunten Leinen- und Seidenfaden auf Leinen- oder Seidenstoff, auch mit Goldfäden, die man mit Seide auf den Grund niedernähte, ausgeführt. Die Zeichnung wurde auf den Grundstoff von geübter Hand aufgetragen und nachher mit Nadel und Faden ausgefüllt. Es kommt aber auch manchmal vor, dass kleinere Fältchen der Zeichnung folgend, aus dem Grundstoff selbst gelegt und festgenäht sind. Die Darstellungen waren wie bei den Teppichen, doch bezogen sie sich vorherrschend auf religiöse Momente, da sie meistens für kirchliche Zwecke gestickt wurden. Auch waren die Stickereien mehr den Kleidern und Messgewändern gewidmet.

Fenster

Die Burgfenster waren bis in das XI. Jahrhundert klein und schmal, bildeten ein längliches Viereck und wurden nach innen abgeschrägt und erweitert, um sie möglichst lichtbringend zu machen. Später wurden sie größer und horizontal überdeckt. Selten setzte man einen Rundbogen darauf.

Im 12. Jahrhundert kamen die romanischen, rundbogigen Doppelfenster, durch dicke Säulchen mit Würfelkapitälchen geteilt, in Gebrauch. Wenn die Säulchen dünn sind, so deuten sie auf den Beginn des 13. Jahrhunderts hin, und wenn sie ohne Kapitäle in einen weit vorgekragten Kämpfer (Aufsatz zur Aufnahme des Bogens) übergehen, so erinnert dies an den Schluss der romanischen Bauweise gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts.

In der darauffolgenden gotischen Bauzeit wurden solid konstruierte Fenster mit Steinrahmen und zur Scheidung größerer Fenster in kleinere Abteilungen mit Steinkreuzen vorherrschend. Man deckte sie gewöhnlich mit einem geraden Sturz, der bei ansehn­lichen Gebäuden reich mit Laubwerk dekoriert wurde. Der Spitzbogen kam bei den Fenstern der Wohnungen seltener zur Anwendung, gewöhnlich nur bei Burgkapellen und Türmen. Im ersteren Fall brachte man zwischen den Spitzbogen zierliche, stets wechselnde, von künstlicher Steinmetzarbeit gebildete Rosen an. Größere Fenster mit gedrückter Wölbung oder horizontaler Überdeckung waren zu Ende des 15. Jahrhunderts üblich.

Fensterverschluss

Die Fenster waren bis auf spätere Zeiten nicht verglast, sondern mit feinen Darmhäuten, Blasenhaut, dünn geschabten Hornplatten, geöltem Papier und Pergament, Wachstuch, Leinwand oder irgendeinem anderen gewebten Stoffe bezogen. Das Horn konnte aber nur kleine Scheiben gewähren und kam seltener vor. Die übrigen durchscheinenden Stoffe waren wohl leichter zu haben, aber doch wenig imstande, Kälte oder Luftzug abzuhalten. Dies war ein genügender Grund, ihre Anwendung zu beschränken, indem man mit ihnen nicht die ganzen Fensteröffnungen, sondern nur einen Teil derselben ausfüllte; entweder so, dass man die in den Holzläden eingeschnittenen Löcher oder ein größeres Stück, zum Beispiel ein Drittel mit ihnen überspannte oder sie in der Fensteröffnung selbst befestigte. Letzteres geschah anfangs wohl immer in einer unbeweglichen Weise, nicht in einem beweglichen Rahmen, der geöffnet werden konnte. Der größere, nicht überspannte Teil des Fensters hatte bewegliche Holzklappen, welche, wenn offen, die volle Luft und das volle Licht hereinließen. Zu den angegebenen Methoden tritt noch eine andere, ein netzartiges, durchbrochenes Holzgitter. Zuerst vielleicht ein Flechtwerk von Weiden, wurde es dann zu einem Netzgitter von Stäben ausgearbeitet und gewöhnlich mit Papier oder Leinwand überspannt. Es hat gewiss zum Mustern der späteren rautenförmigen Verbleiung gedient.

Die hölzernen Laden und Klappen hingen entweder seitwärts drehbar auf Angeln, sowohl doppelt als Flügel oder einfach, oder sie waren bloß angelehnt und mit Schubriegeln geschlossen oder zu beiden Seiten in die Mauer zurückzuschieben oder sie waren oben in Scharnieren befestigt und wurden von unten hinausgestoßen. Mit Stangen in die Höhe gehalten, dienten sie so als schräge Schirmdächer für etwaige Papier- oder Tuchfenster, später auch für die kostspieligen Glasfenster, um von ihnen den gefährlichen Regen oder Hagel fern zu halten. Die Fensterladen wurden mit brauner Farbe in verschiedenen Abstufungen und mit Beimischung von Gelb angestrichen oder mit ästigen Andreaskreuzen nach den Wappenfarben der Erbauer oder Besitzer bemalt. Dasselbe gilt für Fensterrahmen und Türen. Die Beschläge an Fenster und Türen wurden nie gleichfarbig mit dem Holzwerk angestrichen, sondern man verzinnte sie oder ließ sie blau oder schwarz anlaufen.

Die Fensterscheiben aus Glas waren damals sehr kostspielig und selten und wurden in den Privatwohnungen erst viel später eingeführt. Zwar war die Benutzung des Glases zum Fensterverschluss schon den Römern in der Zeit der ersten Kaiser bekannt, was durch bestimmte Aussagen der Schriftsteller und durch die zu Herkulanum gefundenen Scherben von Glasplatten und eine unversehrte Scheibe zu Pompeji bezeugt wird. Allein der teure Preis gestattete nicht den allgemeinen Gebrauch. Während der gewaltigen und vernichtenden Stürme der Völkerwanderung rettete die oströmische Hauptstadt Byzanz die Kenntnis der Glasfabrikation. Von dort aus verbreitete sich dieselbe zum Abendland, als die Völkerstürme sich gelegt hatten. Zum Fensterverschluss wurde das Glas zuerst nur bei Kirchen verwendet. Am Ende des I. Jahrtausends unserer Zeitrechnung dürften so ziemlich alle größeren Kirchen Glasfenster gehabt haben. Bis zum 12. Jahrhundert kam die Verglasung auch in den Speise- und Arbeitssälen und in den Zellen der Mönche vielfach vor, und mit dem 13. Jahrhundert beginnen die Nachrichten von der Verwendung des Glases in den Privatwohnungen. Es wird jedoch von der Sache immer noch als von etwas Außergewöhnlichen gesprochen. Erst im Laufe des 15. Jahrhunderts fand die Verglasung in Deutschland so weit Verbreitung, dass sie für die Wohnung eines wohlhabenden Mannes als notwendig galt, aber auch für diese Zeit noch mit Sparsamkeit. Viele Fenster hatten bloß zur Hälfte Glas, zur anderen Hälfte Holzklappen. Im 16 Jahrhundert wurden die Glasfenster völlig allgemein. Zuerst kamen runde oder sechs- und achteckige sogenannte Pfennigscheiben in Gebrauch, sie waren weiß oder grünlich. Farbige Scheiben, wie sie nun üblich sind, kannte man damals nicht, wohl aber fand man, abgesehen von den Glasgemälden auf den Fenstern der Kirchen und Kapellen, in den Fenstern der Burgen in vornehmeren Gemächern einzelne gemalte Scheiben mit Wappen, Sprüchen, Jahreszahlen. Dies bezeichnete immer einen höheren Grad der Prachtliebe oder Wohlhabenheit des Besitzers.

Fensternischen

Da die Mauer des Palas sehr dick zu sein pflegte, so entstanden da, wo die Fenster angebracht waren, Mauervertiefungen oder Fensternischen mit an den Wänden angebrachten steinernen Sitzen oder Bänken, die mit Kissen und Rücklehnen wohl bedeckt waren. Diese Plätze in den Fenstern waren der Ehrenplatz der Frauen, wenn sie im Saal erschienen. Wen sie auszeichnen wollten, den ließen sie auf diesen Fenstersitzen zu traulichem Gespräch Platz nehmen. Solche kleine Gemächer bildeten auch die Erker, welche manchmal am Saalbau angebracht waren.