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Dreizehn Jahre im Wilden Westen – Kapitel IV

Dreizehn Jahre im Wilden Westen
Oder: Abenteuer des Häuptlings Sombrero
Nürnberg, 1877

IV. Abenteuer und Kämpfe mit Negern

Da wir nie weniger als ein Fass Bier im Hause hatten, so ging es oft sehr lebhaft zu, besonders da Miller, wenn etwas angeraucht, Feuer auf friedliche Neger eröffnete, welche uns oft, obwohl niemals getroffen, beim General verklagten, was uns aber keinen Schaden brachte.

Eines Tages saß ich in einer Scheune der Farm mit einer alten Reiterpistole spielend, welche gewöhnlich drei bis viermal abgedrückt sein wollte, ehe sie losging. Ein Neger, der da beschäftigt war, hatte die Unverschämtheit, mir zu sagen, dass die Pistole nichts tauge. Um ihn zu erschrecken, ließ ich den Hahn schnappen. Zum allgemeinen Erstaunen ging der Schuss dieses Mal los. Die Kugel ging durch den Hut des Negers und nahm ein klein wenig Kopfhaut mit, was den Neger veranlasste, zu tanzen und zu brüllen wie ein afrikanischer Löwe.

Als ich eines Tages einige Neger, die seit Wochen von der Farm gestohlen hatten, fangen wollte und gerade ein junger Mann namens Rose bei mir war, so gab ich ihm dieselbe Pistole, um mich zu unterstützen.

Wir trafen auf einen der Marodeure, der Fersengeld gab. Da kam es zu einem sehr interessanten Wettrennen. Rose, der gut laufen konnte, war dem Neger dicht auf den Fersen. Als dieser nicht anhalten wollte, probierte er die Pistole. Da er aber kein Zündhütchen darauf hatte, so ging sie natürlich nicht los. Er wurde aufgeregt und steckte fortwährend im Laufen die Pistole dem Neger hinter das Ohr und drückte ab, natürlich ohne Erfolg. Der Afrikaner wurde vor Angst beinahe weiß. Der Geschichte doch nicht recht trauend, blieb er stehen und ließ sich zum Gefangenen machen. Wir brachten ihn zur Farm, wo ich ihm die Hände auf den Rücken band und ihn an einen Baum befestigte; worauf wir noch vier andere arretierten und auf gleiche Weise festmachten. Da Rose zur Stadt ging, gab ich ihm einen Brief an den Kommandanten mit, worin ich ihm das Vorgefallene meldete und um Wache ersuchte, um die Sträflinge zur Stadt zu bringen. Als ich auf die Ankunft der Soldaten wartete, fingen die Hände der Neger an, etwas anzuschwellen, da sie sehr festgebunden waren. Sie baten mich, die Stricke zu lösen. Da ich aber ganz allein war und wohl wusste, dass die fünf Gefangenen mit mir kurzen Prozess machen würden, wenn sie die Hände frei hätten, so blieb mir nichts weiter übrig, als sie fest zu lassen. Sobald aber zwölf Mann Infanterie anmarschiert kamen, ließ ich sie los. Nachdem sich die Wache mit etwas Bier gelabt hatte, wurden sie zur Stadt geschafft.

Auf der Plantage waren einige Hütten, die früher von Sklaven bewohnt, aber seit diese frei geworden waren, von einer Bande Neger, die nur von Diebstahl lebten, in Besitz genommen worden. Es lag dem Besitzer etwas daran, diese Leute loszuwerden. Er versprach ein Fass Bier zu traktieren, wenn wir die Hütten räumten. Miller und ich machten uns sogleich daran. Als wir aber die erste Hütte betraten, wurden wir von einer Schar alter Negerinnen, mit Feuerzangen und Farmgerätschaften bewaffnet, angegriffen, sodass wir es für gut befanden, uns zurückzuziehen. Am nächsten Tag nahmen wir Wagen und einige Neger, um in einem verlassenen Fort Bretter zu holen. Es waren etliche Meilen. Da es sehr heiß war, wurden wir furchtbar vom Durst geplagt, konnten aber kein Wasser bekommen, bis wir im Fort ankamen. Dort fanden wir einen alten Brunnen und gingen sogleich an die Arbeit, Wasser heraufzuziehen. Nachdem wir eine tüchtige Portion getrunken hatten, bemerkte Miller, dass das Wasser schlecht sei. Ich stimmte ihm bei. Wir warfen brennendes Stroh in den Brunnen und siehe – da schwammen zwei tote Neger und ein Hund darin, worauf wir den Appetit nach Wasser verloren. Es standen noch einige kleine Kanonen herum, die das Militär zurückgelassen hatte. Da kam mir eine Idee in den Kopf. Während die Neger anfingen zu laden, gingen Miller und ich auf Entdeckungsreise durch das Fort. Ich stieg in einen Keller unter den Sandwällen und befand mich bis an die Knie in einem Medium, welches ich für losen Sand hielt. Da es zu finster war, um etwas sehen zu können, strich ich ein Zündholz an und hielt es gegen den Boden, sodass es den vermeintlichen Sand beinahe berührte. Auf einmal verschluckte ich Zündholz, Feuer und alles und machte, dass ich ins Freie kam. Ich hatte in grobem Kanonenpulver gestanden und es fehlte höchstens eine Haarbreite, so hätte ich mich in die Luft gesprengt und das halbe Fort mit. Miller kam und sagte, er hätte einen Haufen gefüllter Bomben entdeckt. So gingen wir daran und suchten eine Kanone aus. An alten Ladestöcken fehlte es nicht. Wir füllten eine Kiste mit Pulver, eine größere mit Bomben und Kanonenkugeln. Nachdem wir mit großer Anstrengung die Kanone auf den Wagen geladen hatten, traten wir den Heimweg an.

Zu Hause wurde die Kanone in den Hof gestellt und tüchtig geladen. Während Miller beschäftigt war, eine Feuerzange glühend zu machen, richtete ich das Geschütz auf die Hütte der kampflustigen Neger. Als alles in Ordnung war, stürzte Miller mit dem glühenden Eisen herbei und hielt es aufs Zündloch. Ein furchtbarer Knall folgte, dann ein Spektakel und Geschrei von der Hütte. Sämtliche Neger stürzten heraus und baten uns um Gotteswillen, ihr Leben zu schonen. Die Kugel hatte das halbe Dach fortgerissen. Während ich wieder lud, sagte ich ihnen ganz kurz, dass sie gerade zehn Minuten hätten, um mit Sack und Pack die Gegend zu verlassen. Die Zange lag bereits im Feuer, aber schon in acht Minuten waren die Flüchtlinge über die Grenze. Wir feuerten daher ein Salut in die Luft und meldeten uns bei Herrn Geil um unser wohlverdientes Fass Bier, was wir auch sogleich erhielten. Kurz darauf wurden wir zum Regiment kommandiert, welches Befehl hatte, nach Augusta zu marschieren. Das Wetter war furchtbar heiß; wir hatten im Schatten dreiundvierzig Grad. Kaum marschierten wir eine halbe Stunde, als die Leute massenhaft vom Sonnenstich zu Grunde gingen. Dies gefiel mir durchaus nicht; ichsetzte mich auch bald im Schatten eines Baumes nieder und ging am Abend wieder nach Savannah zurück, wo ich mich als von Ermüdung zurückgeblieben meldete und ins alte Kompaniegebäude geschickt wurde. Am Morgen war beinahe ein Drittel des Regiments wieder da, die es alle mir nachgemacht hatten. Nun lebten wir drei Wochen lang lustig und vergnügt, bis das Regiment wieder zurückkam. Der Krieg war beendet.

Wir schifften uns wieder ein und wurden nach Hildenhead im Staat North Carolina gebracht, wo wir fünf Tage zu warten hatten, bis wir unsere Abschiedspapiere bekamen. Während der Zeit gingen wir in den Sumpf, um Beeren zu suchen, wo ich mich auf ein Krokodil stellte, welches sich so in Schlamm gehüllt hatte, dass ich es für einen alten Baumstamm hielt. Sobald es aber anfing, sich zu bewegen, machte ich, dass ich fortkam.